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Hallo Community,

erstmal kurz zu mir: Ich bin Männlich, 35 Jahre alt, seit 2 Monaten wieder Single. Und ich habe das Gefühl, mein Leben zu verpassen, weil ich mich von meiner Vergangenheit beherrschen lassen. Ich werde jetzt zuerst eine kleine Abhandlung über mein Leben schreiben, danach (oder vielleicht auch dazwischen) werde ich dann einiges dazu sagen dass mir schon länger bewusst ist, oder erst in den letzten Tagen/Wochen bewusst geworden ist. Aber genug der Vorrede.

Ich bin geboren in einer Kleinen Stadt mit ca. 40.000 Einwohnern, wo ich mit meinen Eltern bis zu meinem 1. Lebensjahr lebte. Meine Eltern zogen dann in ein in der Nähe liegendes Dorf mit 700 Einwohnern, wo sie ein Haus gekauft hatten. Damit fing alles an. Meine Familie war von Anfang an nicht willkommen. Ausländisch klingender Nachname, man war die zugezogenen, nicht dazugehörig. Man fand nicht wirklich Anschluss, wollte das vielleicht auch irgendwann garnicht mehr. Für mich fing die Problematik dann im Kindergarten an, denn so wie die Eltern der Kinder nicht mit meinen Eltern verkehren wollten, so taten es die Kinder Ihnen mit mir gleich, was dazu führte dass ich auch recht schnell garnicht mehr dorthin wollte. Die Anzahl der KGbesuche könnte ich mir wahrscheinlich an 2 Händen abzählen.

In der Grundschule wurde es dann nicht besser, ich wurde aufgrund meines Nachnamens gehänselt und auch weiterhin ausgegrenzt, Freunde hatte ich keine. In der Zeit war meine Familie mein ganzer Halt, dort war ich behütet, mir ging es gut und ich wurde von meinen Eltern geliebt. Später kamen dann noch Geschwister (insgesamt 3 an der Zahl) dazu. Eine besonders enge Bindung hatte ich zu meinem Opa, der quasi wie ein Vater für mich war (Mein Vater war sehr oft auf Montage und daher nicht viel zuhause).

Kurz bevor ich in die Realschule kam, kurz vor meinem 11. Geburtstag, starb mein Großvater plötzlich. Ich war bei ihm zu Besuch zusammen mit meinem ältesten Bruder (4 Jahre jünger als ich), und mein Opa ging morgens zu der Zeit noch Zeitungen austragen (er war 65 und Rentner, wollte aber dazu verdienen). Er kam an diesem Morgen nicht mehr davon zurück. Als ich dann am Abend von meiner Mutter erfuhr was passiert ist (was ich vermutet hatte), brach eine Welt für mich zusammen. Ich stand den Beschreibungen meiner Mutter nach wochenlang wie unter Schock, ich selbst erinnere mich an die Zeit kaum bis garnicht: Ich war wohl apathisch, mit kurzen Momenten der Klarheit in denen ich wohl weinte, nur um kurz darauf wieder ins apathische zurück zu fallen. Dieses Ereignis hat mein Leben sehr nachhaltig beeinflusst, dazu später mehr.

In der Realschule wurde aus den Hänseleien ausgewachsenes Mobbing. Die Beleidigungen wurden immer mehr, und es kam auch vermehrt zu körperlicher Gewalt gegen mich. In meiner Klasse oder Stufe hatte ich absolut niemanden, ich fand dann zwar ein paar Freunde, aber diese waren dann auch meist 1-2 Klassen unter mir. Dies wurde von Jahr zu Jahr schlimmer, und gipfelte dann in der 9. Klasse. In der Zeit hatte ich teilweise wirklich Todesangst, besonderes wenn Sport auf dem Stundenplan stand. Dies war auch die erste Zeit im Leben in der ich dachte, es wäre besser tot zu sein als zu leben. Die Lehrer taten nicht viel, und wenn sie was taten hielt das vielleicht für ein paar Tage an, bevor es wieder von vorne losging. Meine Eltern taten zwar was sie konnten, aber da eine andere Schule nicht vorhanden war, blieb nichts anderes übrig als da durch zu müssen.

Als ich dann mein Fachabi machte, lernte ich meine erste Freundin kennen. Wir trafen uns in der Bücherei und haben uns öfters unterhalten, und irgendwann gestand sie mir dass sie sich wohl in mich verguggt habe. Ich bin ehrlich, ich hatte bis zu der Zeit (ich war 17) noch nie eine Freundin gehabt, geschweige denn eine Frau die mir sagte das sie Gefühle für mich hätte, also ließ ich mich drauf ein. Ich fand es dann auch echt schön und habe auch Gefühle entwickelt, bis der Tag kam an dem sie das erste mal mit zu mir nach Hause kommen wollte. An dem Tag lief sie einfach an mir vorbei als ich in an unserem allmittäglichen Treffpunkt auf sie wartete, als ob sie mich nicht kennen würde. Kurz darauf war sie auch garnicht mehr in der Schule, und ich fühlte mich wie weggeworfen.

Kurz darauf war auch der Zeitpunkt, an dem ich meine (Heute bewusste) erste depressive Episode hatte: Ich hatte mich vom Wesen her komplett verändert, nichts was ich gern machte bereitete mir noch Freude, ich zog mich von allem und jedem komplett zurück. Mit 19 hatte ich dann den Abschluss in der Tasche, und wurde zum, Wehrdienst berufen, ich entschied mich aber dann für den Zivildienst. Ich fing in einer Behindertenwerkstatt an, der Job machte mir auch Spaß, und nach dem Zivi beschloss ich noch eine Art FSJ dort zu machen, da mir für danach eine Asubildung in Aussicht gestellt wurde, nur um dann kurz vor dem Ende des Jahres mir mitzuteilen, dass die Stelle bereits an wen anders vergeben wurde. Ich suchte danach dann nach einer Ausbildungsstelle als Fachinformatiker gesucht, und als ich nach 1 Jahr immer noch keine gefunden hatte, meinten meine eltern ich müsse nun irgendeine machen, Hauptsache ich habe eine. Hab dann in dem Handwerksbetrieb in dem mein Vater arbeitete angefangen. Großer Fehler, da ich eh nie Handwerkliches Geschick hatte. Außerdem noch eine Allergie gegen das dort verwendete Epoxidharz entwickelt habe. Ende vom Lied, habe nach 2 Jahren abgebrrochen und mich von dort an einfach mit Jobs versorgt.

In der Zeit lernte ich meine 2. Freundin kennen, wir wohnten allerdings 300km auseinander und konnten uns daher nur sehr wenig sehen. Die Beziehung hielt 3 Jahre, wovon allerdings 2 sehr von Streit, Eifersucht, Misstrauen und Lügen geprägt waren. Sie lernte auf einer Convention einen anderen Typen kennen, mit dem sie sehr intensiven Kontakt hatte. Auch legte sie sich irgendwann ein zweites Handy zu damit die telefonate nicht mehr auffielen, Zweitaccounts auf Social Media mit anderen Namen, etc. Flog natürlich wie das so ist mit der Zeit alles so ist, und nach 3 Jahren hat sies dann beendet. Heute weiß ich, dass sie zu der Zeit nicht nur mit dem besagten Typ, sondern auch mit meinem damals besten Freund eine Affäre hatte. Ich verlor dadurch nicht nur meine Beziehung, sondern auch meinen fast kompletten Freundeskreis, da ich dort wo sie wohnte auch viele Freunde gefunden hatte.

Es dauerte Jahre bis darüber hinweg war, und 7 Jahre bis ich wieder in eine Beziehung kam. Hielt allerdings nur 2 Monate, weil sie auch von weiter weg kam und extrem eifersüchtig war, mich von morgens bis abends in Beschlag genommen hatte, mir verbieten wollte mit meinen Weiblichen Freunden was zu machen. Habs dann zum ersten mal selbst beendet. Ein Jahr später lernte ich dann wieder eine Frau kennen, und das war so anders als jemals zuvor: Es war quasi wie die Liebe auf den ersten Blick, und wir beide hatten noch nie direkt so stark uns zu jemand anderem hingezogen gefühlt gehabt. Hielt dann aber im Endeffekt nur 3 Monate, teilte mir an Heiligabend mit dass sie Schluss macht aus dem Grund wie ich mit ihrem Sohn umgehe. Hab den kleinen (3 Jahre alt zu der Zeit) in der Zeit vielleicht insgesamt 10 Stunden gesehen, weil ich ja meist erst kommen sollte wenn er bereits im Bett war. War hart für mich. Das war auc hdie Zeit in der ich aufgrund der C-Impfung meinen aktuellen Job verlor (der AG war sowieso ein A-Loch), meine laufenden Kosten net mehr decken konnte und Privatinsolvenz anmelden musste.

Im Juni 2022 lernte ich dann nun meine (bisher) letzte Freundin kennen. Wir trafen uns auf der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin, haben uns auf Anhieb echt gut verstanden und quasi den ganzen Abend zusammen dort verbracht. Hab sie dann eine Woche später nach einem Date gefragt dem sie auch zustimmte. Wir trafen uns ein paar mal, und kamen zusammen. Nach etwas einem dreiviertel Jahr zog sie von dort wo sie wohnte zu uns.
Hier muss ich erwähnen, ich wohne im gleichen Haus wie meine Eltern und meine Familie. Meine Oma und meine Brüder leben auch dort, und bevor mir jetzt jemand mit Hotel Mama kommt, es könnte nicht weiter davon entfernt sein.
Wie dem auch sei, war das nur als Übergang gedacht und wir wollten und dann eine eigene Wohnung suchen. Zu der Zeit hatte ich einen Job der mir sehr viel Spaß gemacht hat und auch von unserem beiden Einkommen hätten wir uns auf jeden Fall was schönes leisten können.

Es kam wies kommen musste, Arbeitgeber bekam Zahlungsschwierigkeiten, und aus war der Traum von der eigenen Wohnung für den Moment. Betrieb wurde verkleinert, ich war noch der einzige Angestellte, und da die Jobsituation in der Gegend hier nicht dolle ist und ich einen unbefristeten Vertrag hatte, dazu noch einen Job dem ich gerne nachging, entschied ich mich dort zu bleiben. roßer Fehler. Die Zahlungsschwierigkeiten wurden wider erwarten nicht besser, dazu kam immer mehr Leistungsdruck. Ich musste nun die Arbeit erledigen, die sich vorher 4 Angestellte geteilt hatten. Auch der chef wälzte nach und nach immer mehr seiner Aufgaben auf mich ab, und da ich ja ein guter Angestellter sein wollte, machte ich mit. Ich kam immer mehr in eine tiefe Depression. Als ich dann im März 24 erfuhr, dass er mich auch noch püber die Überwachungskameres beobachtete und abhörte, war es endgültig vorbei. Ich erlitt einen Nervenzusammenbruch, mein Arzt diagnostizierte Burnout und Depressionen. Ich stellte einen Reha Antrag, der auch bewilligt wurde. 26.11. sollte es losgehen.

In der Zwischenzeit wurde es in der Beziehung schlechter. Wir hatten kaum noch sex, durch mein fehlendes Einkommen konnten wir auch nicht mehr viel unternehmen was wir vorher gerne und viel gemacht hatten, und ihre Laune wurde auch nicht besser da ich sagte das im moment keine gute Zeit sei sich ne Wohnung zu suchen, da wir nur ein Einkommen haben, ich durch meine Privatinsolvenz ne mega schlechte Schufa und ich ja auch mit ihr eine schöne Wohnung oder evtl ein kleines Häuschen haben wollte. Sie wollte nur weg, weil sie mit meiner Mutter und oma häufig im Clinch lag, da sie ein sehr unordentlicher Mensch ist. Ich habe meine Freundin natürlich verteidigt, auch wenn ich insgeheim meiner Familie teils durchaus recht geben musste. Im September eröffnete sie mir dann plötzlich ,dass sie sich nun in der Stadt nebenan alleine eine Wohnung sucht weil sie es nicht mehr aushalten würde. Ich erlitt erneut einen Zusammenbruch, und daraufhin blieb sie dann um mich nicht weiter zu verletzen. Wir machten fest aus, uns im neuen Jahr etwas zu suchen.

Am 26.11. war es dann soweit, und die Reha begann. Ich hatte zu der Zeit wirklich den Gedanken, mein Leben ist vorbei. Es kommt nichts mehr, es wird ohnehin net besser, ich könnte genauso gut einfach sterben. Durch die Reha ging es mir wirklich soviel besser, ich habe wirklich Hoffnung geschöpft und ging mit dem Gefühl nach hause, 2025 wird mein Jahr. Wurde es nicht. Kurz nach Silvester eröffnete mir meine Freundin, dass sie in der Zeit in der ich weg war wieder Kontakt zu ihrem Ex hatte. Ich habe mir dann die Chatverläufe angesehen, wo auch Sachen fielen wie sie hätte in letzter Zeit häufig von ihm geträumt, habe im Hinterkopf das es vielleicht wieder was werden könnte. Sie haben über die Weihnachtstage als sie bei ihren Eltern war bis tief in die Nacht über Discord telefoniert, sie hatte sich auch extra auf unsichtbar gestellt um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Mit dem ganzen konfontiert meine sie dann, sie wüsste nicht mehr was sie für mich empfindet, dass sie Zeit zum nachdenken braucht. Nach 3 tagen sagte sie mir, sie habe noch Gefühle für mich, möchte mit mir auch zusammenbleiben, aber wieder in Ihre alte Heimat zurückziehen. Ich machte dann den Vorschlag, uns dort was zusammen zu suchen. Ich wollte sie nicht aufgeben und verlieren. Damit war sie auch einverstanden, auch mit meinem Vorschlag einer Paartherapie. Den Kontakt zu ihrem Ex habe sie abgebrochen. Ich verstand das sowieso nicht, da ich wusste das ihr ex seit der Trennung nach wie vor hinter ihr her war, ihr Briefe schrieb, Geschenke schickte, sie aber von alledem nichts wissen wollte.

Ein paar Tage später ging ich in unser Hobbyzimmer weil ich sie zum gemeinsamen Film schauen abholen wollte, sie war aber nicht da. Ihr Computer lief, Discord war offen. Ich schaute auf den Monitor und sah dass sie wieder mit ihrem ex schrieb, das er ihr grad seine Telefonnummer gegeben hatte und sie fragte, weil er sonst nicht schlafen könnte ob ihre Beziehung nun vorbei war oder nicht. In dem Moment kam sie grade zur Tür rein und starrte mich an. Ich konforntiere sie damit, was das ganze hier solle, und sie fing wieder damit an das sie nicht wisse was sie für mich fühle. ich gab ihr wieder Zeit, nach knapp einer Woche redeten wir miteinander, sie sagte sie wolle keine Paartherapie machen, alleine in ihre Heimat ziehen. Ich war am Boden zerstört. Ich sagte ihr dann was denn nun mit uns sei, ihre antwort sie wüsse es nicht. Ich Sagte ihr dass ich sie liebe, mit ihr zusammensein möchjte, aber nichjt um jeden Preis, und das ich erwarte dass sie den Kopntakt zu dem Typen komplett abbricht, sich das mit der Paartherapie wenigstens mal anschaut und wir eine offenere Kommunikation pflegen, eine Sache die uns im letzten Jahr abhanden gekommen war. Sie war mit allem einverstanden, bis auf den Kontaktabbruch. Den wollte sie sporadisch Weiterführen. Dem habe ich nicht zugestimmt da eindeutig da mehr war, und ich sagte ihr dass sie sich entscheiden müsste. Sie entschied sich gegen mich. 4 Wochen später zog sie aus.

Seitdem bestand auch kein Kontakt mehr, und es war schrecklich für mich, aber nach ein paar Wochen fing es an mir besser zu gehen. Ich fing die Reha-NAchsorge an, quasi eine Gruppentherapie, fand eine Selbstzhilfegruppe und eine normale Gruppentherapie die im April startet. Ich fand auch wieder eine Arbeit, ich übernahm quasi den Arbeitsplatz meiner Ex in einem Lokalen Baumarkt für eine externe Firma. Nichts besonderes, aber Geld ist Geld. Es ging wieder Aufwärts. Bis ich letzte Woche erfuhr dass sie nun Regionalleiterin werden soll. Und das ich meine einarbeitung (diese Woche Mo die und nächste woche auch) zusammen mit ihr haben würde. Alles in mir zersprang, ich hatte regelrecht eine Panikattacke und wäre am liebsten garnicht hingegangen. Der Vetrag war allerdings schon unterschrieben, also musste ich wohl durch. Die Woche war die Hölle. Als ich sie am Montag zum ersten Mal seit über einem Monat wieder sah, brach in mir etwas und es fühlte sich wieder genauso an wie an dem Tag an dem sie Schluss gemacht hatte. Als ich aus der Arbeit nach Hause ging heulte ich den ganzen Tag. Ich konnte Tagelang garnicht schlafen, danach auch nur mehr schlecht als Recht. Ich habe bereits jetzt wieder Panik vor Montag. Ich dachte wirklich ich schaffe das, aber ich kann es nicht.

Nun zu der Problematik: Ich habe in den letzten Wochen und Monaten sehr viel gelesen, viele Gespräche geführt, und viele Videos geschaut. Ich habe erkannt dass ich mich Selbst hasse und verabscheue. Das sich tief in mir die Glaubenssätze gebildet haben, dass ich nicht liebenswert bin, ich nicht gut genug bin, ich falsch und schlecht bin, mich sowieso niemand will und wenn doch, dass ich dann ohnehin wieder wie ein kaputtes Spielzeug weggeworfen werde.
Ich habe durch das Mobbing keinerlei Selbstwertgefühl oder Selbstliebe. Ich habe durch den Verlust meines Opas schreckliche Verlustängste, dass der mensch der mich liebt einfach von heute auf morgen nicht mehr da ist (Selbsterfüllende Prophezeiung?). Ich suche im AUßen das, was mir innen fehlt: Jemanden, der mich liebt, nimmt und akzeptiert wie ich bin, weil ich es selbst nicht suche. Weswegen ich mich in Beziehungen stürze, sobald mir jemand zeigt das er interesse an mir hat. Wie ein Dro..
Ich weiß das alles, aber ich habe keine Ahnung wie ich daran etwas ändern soll. Coachings? Viel zu teuer und kommen mir generell fragwürdig rüber. Einzeltherapie? Unmöglich zu finden, ich habs die letzten Monate bei jedem Therapeuten im 100km Umkreis versucht, keine Chance. Bücher? Welche? Gibt es vielleicht Empfehlungen?

Falls sich jemand wirklich die Mühe gemacht hat das alles zu lesen, wäre ich für jeden Tipp, jeden Hinweis dankbar.

Liebe Grüße

Wulfie

08.03.2025 07:23 • 10.03.2025 #1


7 Antworten ↓


Bei der Krankenkasse anrufen und darum beten das dir bei der Hilfe nach einem Therapeuten geholfen wird. So kam ich zu meiner Therapeutin… Ich habe online Therapie aber das ist mir relativ Wurst- ob ich sie über den Pc sehe oder „persönlich“

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Ich möchte kein Opfer meiner Vergangenheit sein, aber wie?

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@Wulfie

Hey Wulfie,

erstmal Respekt, dass du so offen über deine Geschichte sprichst. Es ist offensichtlich, dass du viel reflektierst und deine Muster erkennst – das ist schon mehr, als viele je schaffen. Aber Erkennen allein reicht nicht, du brauchst Wege raus aus der Spirale.

Dein Selbsthass und das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, sind kein „Fakt“, sondern das, was dir dein Umfeld in deiner Kindheit und Jugend beigebracht hat. Mobbing und emotionale Verluste prägen einen, aber sie sind nicht das, was du bist. Das Problem ist, dass du dein eigenes Wertgefühl davon abhängig machst, ob jemand anderes dich „nimmt und akzeptiert“. Dadurch stürzt du dich in Beziehungen, die dir letztlich nicht gut tun, weil du Bestätigung suchst, anstatt selbst fest in dir zu stehen.

Die Ex-Situation bei der Arbeit ist natürlich maximal beschissen. Dass das so triggert, zeigt aber nur, dass da noch viel Schmerz und Unsicherheit in dir sitzt. Und ja, du hast jetzt zwei Optionen: Entweder du vermeidest das (Job wechseln, krankmelden – kurzfristig vielleicht eine Erleichterung, aber keine Lösung), oder du nutzt es als Training, um dich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen. Heißt: Nicht weglaufen, sondern lernen, dich trotz Panik da reinzustellen und durchzuhalten, ohne dich emotional von ihr abhängig zu machen. Du bist nicht ihr Spielzeug.

Wie kommst du da raus?
• Gedankenkontrolle trainieren: Dein Kopf erzählt dir jeden Tag, dass du nicht gut genug bist. Schreib dir jeden negativen Gedanken auf und entlarve ihn. Ist das wirklich wahr? Oder ist das nur dein altes Muster?
• Statt Bestätigung von außen – Bestätigung von innen: Finde Dinge, in denen DU gut bist, völlig unabhängig von anderen Menschen. Hobbys, Sport, persönliche Erfolge – alles, was dich stärkt.
• Körperliche Routine für psychische Stabilität: Klingt banal, aber regelmäßiger Sport, geregelter Schlaf und eine vernünftige Ernährung haben einen riesigen Einfluss auf deine mentale Stabilität.
• Konkrete Selbstwert-Übungen: Such dir Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie, die dein Selbstbild verbessern. Zum Beispiel das „Erfolgstagebuch“: Schreib dir jeden Abend drei Dinge auf, die du gut gemacht hast – egal, wie klein sie sind.
• Setz dir ein größeres Ziel als Beziehung Job: Gerade wenn man sich leer fühlt, ist es wichtig, sich einen Sinn zu setzen, der NICHT von anderen Menschen abhängt. Was willst du in fünf Jahren über dich sagen können? Wo willst du hin?

Therapieplätze sind rar, klar. Aber du hast ja schon Alternativen: Reha-Nachsorge, Gruppentherapie, Selbsthilfegruppe. Die Frage ist, ob du die wirklich nutzt, um tief an deinen Themen zu arbeiten – oder ob sie nur ein Pflaster sind. Falls du Bücher suchst: „Verlustangst und Bindungsangst“ von Stefanie Stahl könnte helfen, genau wie „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Und falls du mit klassischen Selbsthilfe-Ansätzen nichts anfangen kannst, schau mal in „Die sechs Säulen des Selbstwertgefühls“ von Nathaniel Branden.

Kurz gesagt: Du hast verdammt viel erlebt, aber du bist nicht deine Vergangenheit. Der Weg da raus ist nicht leicht, aber du hast die Wahl, ob du dich weiter von alten Wunden steuern lässt – oder ob du endlich lernst, dir selbst zu geben, was du so dringend suchst.

Lieber Wulfie

Ein sehr offenes Statement das sehr viele positive Aspekte Deines Lebens beleuchtet.
Allem voran Dein Intellekt mit dem Du, trotz aller Widrigkeiten, schon viel erreicht hast (Fachabi etc. pp.) Nur mit der Liebe will es wohl nicht so recht klappen.

Heuete ist es schon spät, bzw. früh.

Daher will ich Morgen, bzw. später versuchen Dir ein paar Anregungen zu geben über die es sich vielleicht lohnt mal nachzudenken.

Zumindest schon mal so viel:

Wir können unsere Vergangenheit nicht ausblenden. Sie ist ein Teil von uns. Sie ist die Summe unserer Erfahrungen. Wir sind bis zu diesem Moment, im Hier und Jetzt, immer unsere Vergangenheit.
Die Frage ist nur, was wir daraus machen. Ob wir darin stecken bleiben, in unseren (negativen) Glaubenssätzen, oder uns darauf besinnen zukünftig etwas anders zu machen als zuvor. Sprich einen Blick in die Zukunft wagen wie diese aussehen soll.

Dazu ist es wichtig zu wissen
1. was DU willst!
2. und, ebenso wichtig, was DU nicht mehr willst!

Du bist klug genug, um zu erkennen wo Dein Engpass liegt. Das hast Du ja eindrücklich beschrieben. Das Problem erkannt. Im Problem steckt allerdings ja schon immer auch die Lösung.
Entweder etwas sein zu lassen oder etwas anders zu machen, um zu anderen Ergebnissen zu gelangen als die, die Du schon zur Genüge kennst. Was könnte das sein? Ist es sinnvoll immer wieder das Gleiche zu tun?

Meine diesbezügliche Frage: Was hindert Dich daran Dich dafür zu entscheiden, Dich selbst als den Menschen anzunehmen, als den zu lieben der Du bist?

In diesem Sinne schon mal ganz herzliche Grüsse
Achtsamkeit

Lieber Wulfie,

wie versprochen noch ein paar Gedanken die ich Dir mitteilen möchte.

Dein Grossvater den Du so abrupt verloren hast, war ein Mensch der Dich wahrhaft, wie ein Vater geliebt hat.
Den Vater ersetzte, den Du nicht hattest, weil Dein Papa immer auf Achse war.
Dazu hat Dich das, neben all den andern Widrigkeiten, Mobbing und Ausgrenzung in Schule und Gemeinde etc. pp., in einer Phase getroffen, in der Du neben der Liebe der Mutter auch den Vater gebraucht hättest.
Dieser tragische Verlust hat Dich in eine schwere innere wie existenzielle Krise gestürzt, die Du, mutmasslich, bis heute nicht wirklich überwunden hast. Diese Verlustangst die sich in der Folge manifestierte, hat Dich scheinbar bis heute fest im Griff.

Warum ich darauf komme? Weil Du, aus meiner persönlichen Sicht auf Deine Vita, die Tendenz hast an Beziehungen festzuhalten, die Dir mehr schaden als sie Dir Erfüllung geben. Sie unter keinen Umständen wieder verlieren willst, so wie Deinen Grossvater.
Besser eine schwierige bis hin zu einer schlechten Beziehung als gar keine?! Hältst ggf. zwanghaft an Menschen fest, die keine intensive wahrhaft, weil bedingungslos, liebende Beziehung zu Dir aufbauen konnten.

Es besteht u.U. die Möglichkeit, dass Du mit diesem spürbaren Zwang festzuhalten den anderen auch schwer machst Dich zu lieben, weil Du eben Dich selbst nicht liebst. Deine Selbstzweifel, Dein Selbst-Hass bleiben dem Umfeld ja nicht verborgen. Das erzeugt natürlich auch ein Gefühl der Unsicherheit gerade beim Partner, ob er oder sie mit einem, bzgl. Gefühlen, fragilen, selbst-unsicheren Partner ein Zukunft haben, bzw. aufbauen möchte. Fühlt sich vielleicht als Vehikel das nur dazu da ist Dich zu lieben ohne wahre Liebe zurück zu bekommen.

Fritz Riemann schrieb einmal:
Vielleicht ist die reifste Form der Liebe, der Sinn allen Liebens: Einander wohlzutun.....
Aus Die Fähigkeit zu lieben

Dein Grossvater hat Dir wohlgetan. Er hat Dich sehr geliebt und ebenso sehr Du ihn. Der Schmerz und die Trauer über diesen für Dich unfassbaren Verlust war in diesem Alter und Deiner Situation einfach übergross und unerträglich. Und niemand war da der Dich und Deine noch kindliche Seele, über diesen Verlust hätte hinwegtrösten können. Nicht einmal die Eltern wie ich annehme.
So könnte, völlig allein und verlassen vorkommend, In Dir ggf. der stille und ggf unbewusste Vorwurf aufgekommen sein:

Wie konnte das nur passieren?
Wie konnte er mich einfach so alleine zurück, ja im Stich lassen?
Warum passieren solche Dinge immer nur mir?

Hast Dir ggf. sogar Mitschuld am Tod des Grossvaters gegeben.....

Doch das war vor langer Zeit. Heute bist Du erwachsen, klug und so wie ich Deinen Ausführungen entnehme, selbständig lebensfähig. Es ist Dir heute also durchaus möglich zu erkennen, was für eine Kostbarkeit, das Grösste auf der Welt, Dir Dein Grossvater gegeben hat. Wahre weil bedingungslose Liebe!

Du könntest Dich eigentlich nur umdrehen und nicht mehr auf den/die Verlust/e, gestern wie heute, schauen, sondern auf das was damals oder auch heute in Deinen Beziehungen so unglaublich beglückend und schön war. Dieses unbezahlbare Geschenk, das besonders Dein Grossvater Dir mit seiner Liebe gegeben hat. Ganz im Sinne des wunderschönen Fazits von Fritz Riemann oben.

Du alleine hast es in der Hand eine andere Haltung einzunehmen gegenüber den schlimmen Dingen die passiert sind, neben denen all die schönen Dinge, Erlebnisse, Erfahrungen und all' Deine Erfolge leider und tragischerweise völlig verblassen.
Du kannst all das nicht mehr rückgängig machen, aber Du kannst Dich mit Deiner Vergangenheit versöhnen.

Auch ich habe Dinge getan auf die ich ganz und gar nicht stolz bin und die mir heute aber Mahnung sind, die gleichen Dinge nicht wieder zu tun.
Auch ich habe, wie alle anderen Menschen auch, Erfahrungen gemacht, auf die ich lieber verzichtet hätte, bzw. nicht unbedingt noch einmal erleben will.
Auch ich habe bereits einige geliebte Menschen verloren, die ich sehr vermisse. Doch dieses Vermissen ist ja, wenn man genau darüber nachdenkt, gerade das schöne! Sich an einen Menschen erinnern den man deshalb geliebt hat, weil er eben war wie er war und für das was er uns gegeben hat.

Doch bin ich heute froh darüber auch und gerade diese unschönen Erfahrungen früh gemacht zu haben, da sie mir letztendlich geholfen haben ein besserer, ein anständiger Mensch zu werden. (Wenn ich zumindest dem Feedback meiner Mitmenschen und meiner Klienten Glauben schenken darf ).

Habe früh gelernt das Gute, den oft von unseren Gefühlen und Affekten überdeckten verborgenen Sinn, im Schlechten zu sehen und mein Denken und Handeln gemäss dem Lerngewinn aus diesen Erfahrungen zu richten.
Erfahrung lehrt uns ja nicht was wir tun sollen, sondern immer nur, was wir besser nicht mehr tun sollten
Immer wieder neu. Das macht mein Leben spannend, inspirierend und erfüllend.

Meine Buchempfehlungen für Dich:

Erich Fromm: Die Kunst des Liebens
Fritz Riemann: Die Fähigkeit zu lieben siehe oben
Viktor Frankl: Über den Sinn des Lebens

Und wenn Du auch mal etwas schwerere, philosophische Kost vertragen kannst:
(Du und mit Dir jeder Mensch ist ein Philosoph. Wir alle sind ja ein Leben lang auf der Suche nach Wahrheit )

Baruch de Spinoza: Die Ethik

Vielen lieben Dank im Voraus, dass Du meinen Ausführungen gefolgt bist und ich wünsche Dir von Herzen nur das Beste!
Auf dass Du Deinen bisherigen Blick nur auf die Schattenseiten Deines Lebens auf die Seite des Lichtes, des Guten in Deinem Leben und in der Welt hinwenden kannst.
Ich zumindest glaube an Dich! Du bist ein guter Mensch! Du wirst Deinen Weg aus dem Tal finden. Da bin ich mir sicher

In diesem Sinne ganz ganz liebe Grüsse
Achtsamkeit

Zitat von Wulfie:
Und ich habe das Gefühl, mein Leben zu verpassen, weil ich mich von meiner Vergangenheit beherrschen lassen.


Nimmer lang. Du bist doch schon in der Selbstreflektion, jetzt dauert es eben noch ein wenig, bist du begreifst, dass Jetzt jetzt ist und gestern ist vorbei.

Natürlich sind wir alle von unserer Vergangenheit geprägt und was solls, es war damals eben so. Und Heute, wenn es einem bewusst wird, kann man vieles ändern. Jeden Tag darf man daran arbeiten und bewusste Entscheidungen treffen.

Merk dir eines: Du alleine hältst dich von Veränderungen ab.

Und da du keinen Coach hast, nenne ich dir die Vera Birkenbihl. Sie ist leider schon tot, alles ist auch etwas älter, aber die ist einfach klasse:

https://www.google.com/url?sa=trct=jq...i=89978449

Im Inet findest du viele ihrer Beiträge, sofern du ihre Art magst. Man kann unheimlich dabei lernen. Sie war keine Psychologin, sie war Managertrainerin. Aber meiner Meinung nach genial.

@Achtsamkeit

Stellvertretend auch für die anderen die hier geantwortet haben, möchte ich mich für all die lieben Worte herzlich bedanken!
Als ich deinen Beitrag eben gelesen habe, konnte ich quasi die ganze Zeit nur mit dem Kopf nicken, du hast mir wortwörtlich mit allem aus der Seele gesprochen, vielleicht sogar besser als ich es selbst könnte und das obwohl wir uns überhaupt garnicht kennen. Auch gerade im Bezug darauf an Beziehungen festzuhalten nach dem Motto lieber eine schlechte als garkein.
Ich dachte eigentlich immer, ich muss meinen Partner glücklich machen, habe alles dafür getan, investiert, gemacht und getan. Aber ich weiß jetzt, dass ich zuallererst mich selbst glücklich machen muss wenn ich möchte dass mir in Zukunft nicht mehr das gleiche passiert.
Deine Buchempfehlungen habe ich mir direkt notiert

@WayOut

Auch dir nochmal ein extra dankeschön für deine ausführliche Antwort! Von deinen Buchempfehlungen habe ich mir vor kurzem Tatsächlich das Kind in dir muss Heimat finden samt Arbeitsbuch zugelegt und bin da auch bereits dabei, das andere scheint mir aber auch sehr interessant und wurde auch direkt notiert!
Zusammenfassend möchte ich euch für die Anregungen, Tipps und auch das Lob danken, ich werde es nach und nach umsetzen und hoffe dass ich mit mir selbst bald ins reine komme
LG Wulfie

@Wulfie :Therapie : Seit Covid hat sich auch die Onlinetherapie etabliert. Die wird auch von der Kasse bezahlt. Wenn das in deinem Land auch so ist , dann spielt es keine Rolle , wo der Therapeut wohnt. Online-Therapie wirkt nicht schlechter als eine Therapie mit Anwesenheit.




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