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Hallo zusammen,

nachdem ich heute in verschiedenen Foren den ganzen Tag mitgelesen und gestöbert habe, wollte ich mich nun auch mal zu Wort melden.

Ich befürchte ich leide an Boreout und hoffe, dass ich hier damit auch richtig bin. Das erste Mal davon gehört habe ich in einer ZDF-Dokumentation, zuvor wusste ich gar nicht, dass es existiert oder dass es mich erwischt haben könnte.
Ich habe seit viereinhalb Monaten einen neuen Job und im Gegensatz zu anderen Boreout-Betroffenen habe ich nicht überhaupt nichts zu tun, sondern mich macht die Monotonie meiner Arbeit fertig. Grob ausgedrückt muss ich jeden Tag Excel-Listen bearbeiten und ergänzen, eine Aufgabe, die jeder Schülerpraktikant mit ein bisschen Übung hinbekommt. Dafür habe ich sicher nicht studiert.

Ich habe den Prozess mittlerweile so weit optimiert, dass ich langsam arbeiten kann und meine Chefin dennoch hochzufrieden ist, wie schnell das doch geht. Sie gibt mir Deadlines für einzelne Listen, die ich Tage eher fertig haben kann. Ich lasse mir dann aber Zeit, damit ich immer ein bisschen was zu tun habe. Nebenbei surfe ich im Internet, beantworte private E-Mails usw.
Es ist ein einziges Zeittotschlagen, jeden Tag warte ich nur darauf, dass Feierabend ist. Oftmals mache ich meine Aufgaben extra nicht fertig, damit ich weiß, dass ich am nächsten Tag etwas zu tun habe.
Dabei wären ja sogar genug Listen da, die ich die nächsten Wochen bearbeiten könnte, selbst wenn ich schnell arbeite. Aber das ist für mich unmöglich. Acht Stunden am Stück in diese Listen starren und immer und immer wieder die gleichen Arbeitsschritte erledigen...das geht nicht.

Es ist bei mir also offenbar nicht die Quantität der Arbeit, die mich fertig macht, sondern die Qualität. Das zieht mich so sehr runter, dass ich abends, wenn ich nach Hause komme, zu platt und antriebslos bin, um noch etwas zu machen. Am liebsten würde ich dann direkt in's Bett gehen, selbst so banale Dinge wie einkaufen oder Essen machen sind mir zu viel.
Dazu kommt, dass mich die Situation dermaßen belastet, dass ich auf der Arbeit teilweise auf die Toilette gehe, um mich fünf Minuten auszuheulen. Das passiert meistens dann, wenn ich mal wieder zu viel Zeit habe und dadurch in Erinnerungen schwelge. Ich denke an Zeiten zurück, in denen ich noch glücklich war, und diese Erinnerungen machen mich dann so fertig, weil die aktuelle Situation eben so schlimm ist.

Ich habe genau in diesen Situationen schon häufig drüber nachgedacht, einfach zu kündigen. Wenn ich daran denke, spüre ich auch eine riesige Erleichterung in mir, als würde eine riesen Last abfallen. Aber ich scheue diesen Schritt, da ich massive Angst vor den Konsequenzen habe. Ich wäre arbeitslos und habe es selber schon erlebt, wie es ist, keinen Job zu finden und immer nur Absagen zu bekommen. Außerdem würde ich bei eigener Kündigung ja noch nicht einmal Arbeitslosengeld bekommen.
Dennoch habe ich innerlich glaube ich schon abgeschlossen mit dem Job und will nur noch raus da.

Das Problem ist aber auch, dass ich mittlerweile überlege, ob nicht der Job das Problem ist, sondern ich. Immer öfter frage ich mich: Stellst du dich vielleicht einfach nur an? Ist der Job vielleicht gar nicht so monoton, sondern einfach ein ganz normaler Bürojob?
In diesen Situationen weiß ich dann gar keinen Ausweg mehr. Was ist, wenn ich mich wirklich nur anstelle und der Job eigentlich gar nicht so schlimm ist? Dann würde ja auch ein Jobwechsel (sofern ich einen anderen Job finden würde) höchstwahrscheinlich nichts bewirken, oder?

Jedenfalls weiß ich im Moment nicht wirklich, was ich machen soll. Ich lebe von Tag zu Tag, versuche nur die einzelnen Arbeitstage irgendwie rumzubekommen, mich irgendwie über Wasser zu halten. Aber auf Dauer kann das keine Lösung sein, doch ist mir bisher auch noch keine bessere Lösung eingefallen.

Vielleicht hat ja hier irgendjemand einen Rat für mich oder es gibt Leidensgenossen, mir fehlt aktuell glaube ich der rationale Blick auf das Ganze, da ich in diesem Trott gefangen bin.

Ich würde mich jedenfalls über alle Kommentare welcher Art auch immer freuen.

22.09.2016 14:04 • 27.09.2016 #1


15 Antworten ↓


So ging es mir bei meiner letzten Arbeit auch. Acht Stunden jeden Tag abgesessen und dann unglücklich und totmüde heim. Ein Jahr lang ging das so und ich musste regelrecht nach Arbeit betteln. In der Zeit kamen auch meine Angststörung und die Panikattacken.

Hast du deine Chefin mal darauf angesprochen?

A


Leide ich an Boreout?!

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Hi Dina,

vielen Dank für deine Antwort

Mit meiner Chefin zu reden wird nichts bringen, da bin ich mir zu 100% sicher. Sie hat mir schon im Vorhinein gesagt, dass der Job stumpf ist. Dass er allerdings so stumpf und monoton ist, hatte ich natürlich nicht erwartet. Es gibt hier aktuell nichts anderes, was ich machen könnte, mal abgesehen davon, dass die Arbeit, die ich verrichte, eben auch gemacht werden muss.

Es ist ja auch nicht so, dass ich überhaupt nichts zu tun habe, sondern so, dass die Arbeit, die ich mache, einfach so langweilig und monoton ist, dass man nur abstumpfen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die das wirklich acht Stunden am Tag machen können.

Darf ich fragen, wie du aus der Situation herausgekommen bist?

Ja das darfst du. Mein Vertrag ist letztendlich ausgelaufen.
Suchst du dir denn parallel etwas anderes?

Und ist es dann prompt besser geworden?

Ich suche parallel nach Stellen und schicke auch Bewerbungen raus. Durch diese unfassbare Müdig- und Antriebslosigkeit ist es aber ziemlich schwierig, sich aufzuraffen.

Nein es ist nur etwas besser geworden aber in dieser Zeit fing alles an. Du weißt ja selbst wie das ist wenn sich der Körper irgendwann wehrt wenn mann zur Arbeit geht. Jetzt brauche ich eine Fach Zeit und Beschäftigung. Wenn ich den Tag über ausgelastet bin, geht's mir gut.

Zitat von Mezzo:

Das Problem ist aber auch, dass ich mittlerweile überlege, ob nicht der Job das Problem ist, sondern ich. Immer öfter frage ich mich: Stellst du dich vielleicht einfach nur an? Ist der Job vielleicht gar nicht so monoton, sondern einfach ein ganz normaler Bürojob?
In diesen Situationen weiß ich dann gar keinen Ausweg mehr. Was ist, wenn ich mich wirklich nur anstelle und der Job eigentlich gar nicht so schlimm ist? Dann würde ja auch ein Jobwechsel (sofern ich einen anderen Job finden würde) höchstwahrscheinlich nichts bewirken, oder?


Ich glaube nicht, dass Du Dich nur anstellst, sondern dass Deine Eigendiagnose Boreout zutrifft. Soweit ich weiß, sollen die Folgen in etwa die gleichen sein wie beim Burnout, nämlich Erschöpfung, Depression etc.
Dir fehlen die geistigen Anregungen, bist total unterfordert, hast jeden Tag den gleichen monotonen Arbeitsablauf. Das kann krank machen.
Und Du kannst Dir durch die Erschöpfung und Müdigkeit anscheinend auch in der Freizeit nicht den nötigen Ausgleich verschaffen.

Ich weiß nicht, was ich Dir raten soll, da Du ja auch Angst hast, arbeitslos zu sein. Ich würde an Deiner Stelle jedenfalls alles dran setzen so schnell wie möglich da weg zu kommen und einen für Dich passenderen, anspruchsvolleren Job zu finden. Denn das ist auf Dauer kein erträglicher Zustand und es besteht die Gefahr, dass Du immer depressiver wirst.

Dass es sich vermutlich um Boreout handelt und es also eine Begrifflichkeit dafür gibt, hat mich schon erleichtert, als ich das erste Mal davon gehört habe. Vorher war ich völlig irritiert, weil ich absolut keine Ahnung hatte, was mit mir los war. Es auf den neuen Job zu beziehen war für mich ursprünglich auch weit hergeholt, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass man so fertig und platt von einem Job sein kann, der einen eigentlich kaum bis gar nicht fordert. Die Ursache gefunden zu haben war daher schon mal eine Erleichterung.

Die Angst, arbeitslos zu sein, ist aktuell tatsächlich größer als die Aussicht auf Besserung bei Kündigung. Ich weiß zwar zu 100%, dass es mir schlagartig besser gehen wird, sobald ich aus dem Job raus bin und es würde definitiv eine riesen Last abfallen, wenn ich die Kündigung einreichen würde. Aber der Schritt dahin ist aktuell wohl zu groß, ich kann mich einfach nicht überwinden, auch wenn mein Umfeld mir ausnahmslos dazu rät, sofort zu kündigen und obwohl ich weiß, dass ich danach quasi frei wäre.

Die Angst keine Einnahmen mehr zu haben (ALG-Sperre bei eigener Kündigung) und meiner Partnerin auf der Tasche zu liegen, ist einfach zu groß. Trotzdem ist es auch kein Zustand, sich jeden Tag zur Arbeit zu quälen und dort nur irgendwie die Zeit rumzubekommen.

Zitat von Mezzo:
Die Angst keine Einnahmen mehr zu haben (ALG-Sperre bei eigener Kündigung) und meiner Partnerin auf der Tasche zu liegen, ist einfach zu groß. Trotzdem ist es auch kein Zustand, sich jeden Tag zur Arbeit zu quälen und dort nur irgendwie die Zeit rumzubekommen.


Wenn du dich krank schreiben lässt und dir nach einigen Wochen gekündigt wird, bekommst du keine Sperre.

Ich würde nebenher nach einem anderen Arbeitgeber und anderer Beschäftigung suchen, damit du erst gar nicht eine Arbeitslosenzeit entstehen läßt. Das würde evtl. Probleme geben, denn das fließt im Lebenslauf immer mit ein. Wenn du was studiert hast, was in der Wirtschaft gern gesucht wird, dann stelle ich mir das nicht schwer vor, einen anderen Job zu machen.
Oder ist das, was du studiert hast das Problem? Sind die Tätigkeiten da alle so 'monoton sumpf'?

Wäre es möglich daraus eine halbe Stelle zu machen
und du suchst dir parallel noch was, was dich mehr erfüllt?
Quasi Trennung in Raten?

Verdienst du genug in dem Job?
Was hast du denn studiert?

Ich glaube in der Tat, dass eine Unterforderung schlimmer als eine Überforderung ist. Hat man viel Arbeit ist man abgelenkt und die Zeit vergeht wenigstens. Meinem Bekannten geht es gerade sehr schlecht. Er hat innerhalb der Firma den Job gewechselt und hat immer wieder mal Phasen, wo er nichts zu tun hat. Das belastet ihn sehr! Er hatte sogar seine ersten Panikattacken. Jetzt kann er mich ein bisschen besser verstehen Er kannte so etwas gar nicht...

@schlaflose:
Aber das kann für mich irgendwie auch nicht die Lösung sein. Da hätte ich ein massiv schlechtes Gewissen, gerade dem Kollegen gegenüber, der meine Aufgaben mitübernehmen müsste. Das ist für mich dann auch irgendwie nur Heuchelei, dann kann ich auch direkt kündigen, dann hätte meine Chefin wenigstens Klarheit und könnte sich nach Ersatz umsehen.
Es ist eben nur diese Ungewissheit da, was unmittelbar nach der etwaigen Kündigung passiert.

@reenchen:
Ich suche schon nach einem anderen Job, aber der ganze Prozess dauert ja auch immer eine Weile. Momentan ist es so, dass ich die Situation meistens so unerträglich finde, dass ich eigentlich nicht noch länger bleiben möchte.
Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und ich denke nicht, dass alle Tätigkeiten, die ich ausüben könnte, so monoton sind. In meinem vorherigen Job war es ja auch nicht so.

@eraserhead:
An eine halbe Stelle habe ich auch schon mal gedacht. Die Problematik dabei ist aber wohl, dass ich das Problem dann nur halbieren und nicht ganz beseitigen würde. Abgesehen davon, dass es dann eben auch nur halb so viel Geld geben würde. Für meine persönlichen Ansprüche verdiene ich aktuell genug, auch wenn etwas mehr natürlich immer schön wäre und wenn man bei anderen Unternehmen auch definitiv mehr verdienen könnte - vorausgesetzt man wird dort angestellt.

Es wäre aber ein Anfang.
Du hättest irgendwie so den Switch ganz gut.
Was neues..du halbierst das Langweilige..
aber nimmst dir die Angst, ohne was dazustehen und arbeitslos zu sein...

Du musst aus dem Trott raus.
Es bleiben nur zwei Möglichkeiten.
Raus aus diesem Job..
oder aufraffen das Private zu füllen.
Das kostet am Anfang Kraft.
Aber einmal drin....

Das Private ist eigentlich gut gefüllt. Ich gehe drei- bis viermal die Woche zum Sport, auch wenn ich mich dafür immer sehr aufraffen muss, und auch ansonsten steht aufgrund meiner Freundin und meines Freundeskreises immer genug an. Das sollte nicht das Problem sein, ich habe nur Angst, dass ich mich auf Dauer immer weniger und seltener aufraffen kann.

Hat sonst noch jemand irgendwelche Tipps oder Ratschläge für mich?

A


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