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Hallo zusammen,

ich habe wieder ein Thema, was mich beschäftigt und ich nicht so wirklich weiß mit wem ich darüber reden kann. Die Person, die es betrifft, nimmt mich leider überhaupt nicht ernst.
Ich habe Angst vor meinem Freund, den ich seit über 2 Jahren kenne. Keine irrationale, sondern echte Angst inkl. Tränen und Zittern, weil er eine geringe (oder eher nicht vorhandene) Frustrationstoleranz hat und sofort aus der Haut fährt, wenn etwas nicht so läuft wie er es gern hätte oder er genervt ist. Er springt dann urplötzlich auf, macht aggressive hastige Bewegungen und hat einen Blick drauf, als würde er gleich jemanden töten.
Hauptsächlich kann ich das immer beobachten, wenn er an der Konsole ist und Misserfolge erlebt. Es dauert keine 5 Minuten, da geht er direkt hoch. Wenn er allein ist, dann ist es noch schlimmer. Er tobt regelrecht und schreit herum.
Diese Reaktionen (bis auf das schreien) bekomme ich auch in Diskussionen zu spüren. Er presst seine Worte dann mit unterdrückter Aggression heraus. Ich kann das schlecht beschreiben, wie das klingt.

Ich erschrecke mich dann immer, bin extrem verängstigt und das Gefühl, welches in dem Moment durch meinen Körper zieht kann ich auch nicht beschreiben. Ich weine dann einfach und möchte weg von ihm. Ich habe ständig Angst, dass er mich irgendwann schlagen könnte, da ich aus meiner Familie Gewalt kenne und vorbelastet bin.

Er weiß schon lange um meine Angst, aber nimmt sie nicht ernst. Erst am Wochenende kam diese Angst durch sein Verhalten wieder hoch, was ich gestern dann angesprochen habe. Anstatt darauf einzugehen und sich in meine Lage zu versetzen, übergeht er mich einfach und sucht andere Gründe für meine Angst.
Ich würde ihm ja nicht Vertrauen und sollte mir Gedanken machen, was mich bei ihm hält. Ich würde Dinge in sein Verhalten interpretieren, die nicht da sind. Er würde keinerlei Zeichen und Signale senden gewalttätig zu sein. Wut auf ein Spiel und einen Menschen wären für ihn zwei verschiedene Dinge. Und er schiebt alles auf meine momentane Situation geprägt von Frust und Unsicherheit.
Im Prinzip: Entweder liegt es nur an mir oder ich bilde mir alles ein. So stellt er mich hin.
Ich bin fassungslos und verletzt, dass er so auf meine Angst reagiert. Und diese Angst begleitet mich mittlerweile unterbewusst ständig. Deswegen kann ich mich ihm in gewissen Dingen einfach nicht mehr öffnen: Ich habe Angst vor Konflikten mit ihm (und ich bin keineswegs Konfliktscheu, das wisst ihr) und Intimität (da ich mich dann verletzlich mache und ihm öffne).
Er erinnert mich an meinen Opa, von dem ich seit meiner Kindheit nur kenne, dass er bei jeder Kleinigkeit explodiert und ständig meine Oma anschreit. Vor ihm hatte ich auch Angst.

Letztes Jahr standen wir mitten in einer Trennung und meine Bedingung für ein Fortführen war, dass er eine Therapie macht.
Diese hat er dann auch gesucht, nur leider empfand ihn die Therapeutin nicht als therapiebedürftig und das Ganze fiel wieder ins Wasser.
Er gibt noch andere Dinge, die aus seiner Kindheit und Pubertät herrühren, die sicher die Grundbausteine für seine psychischen Probleme sind. Aber das ist eine andere Geschichte und würde den Rahmen sprengen. Sonst haben wir nämlich kaum Probleme und harmonieren total in unseren Interessen und Bedürfnissen. Nur habe ich eben ständig Angst, dass er jederzeit plötzlich austickt, wenn wir Kontakt haben. Es läuft immer über Monate gut, bis die nächste große Bombe platzt und ich wieder vor der Entscheidung stehe ob ich mir das weiter antue oder gehe.

Das musste jetzt mal raus, danke fürs Lesen und eventuelle Ratschläge.

15.04.2020 08:00 • 16.04.2020 #1


12 Antworten ↓


Ob die Therapeutin anders denken würde, wenn sie ihn beim zocken sehen würde? Hast Du einen Beweis dafür das die Therapeutin das zu ihm gesagt hat?

Mal völlig ausser Acht wie stark seine Wutausbrüche sind. Sie scheinen dich deutlich zu triggern. Und wenn ich eines über Traumata/Angst gelernt habe, dann das man durch so was auch re-traumatisiert werden kann.
Du bemerkst selber das es too much ist. Und das solltest Du ernst nehmen.
Durch solche ständigen Triggerungen kann das Angstzentrum empfindlicher werden. Mit allen Konsequenzen.:
Zitat von Narandia:
Ich habe ständig Angst, dass er mich irgendwann schlagen könnte, da ich aus meiner Familie Gewalt kenne und vorbelastet bin.
...
Und diese Angst begleitet mich mittlerweile unterbewusst ständig


Wegen meiner Symtpmatik sind mir sind hektische Bewegungen auch unangenehm. Laut werden, Drohgebärden, Aggressivität geht bei mir gar nicht. Ich entziehe mich dem sofort.

Die Chance das dies irgendwann eskaliert, in dem Sinne das es zur Trennung kommt, halte ich für durchaus realistisch, wenn er nicht zur Therapie geht. Würde er zu einer Paartherapie?

Zitat von Narandia:
Er erinnert mich an meinen Opa, von dem ich seit meiner Kindheit nur kenne, dass er bei jeder Kleinigkeit explodiert und ständig meine Oma anschreit. Vor ihm hatte ich auch Angst.

Sagt dir der Begriff Traumawiederholung etwas?

A


Geringe Frustrationstoleranz - Angst

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@cube_melon
Ich kann natürlich nur davon ausgehen, was er mir erzählt hat. Laut seiner Aussage war es eine schon ältere Therapeutin, die vom Zocken, Discord usw. keine Ahnung hatte und er musste ihr erst erklären, was das ist.

Eine Paartherapie würde ich auch sehr gerne machen und er wäre sicher auch dazu bereit, wenn man das nicht aus eigener Tasche zahlen müsste. Ich sehe das irgendwie als einzige Möglichkeit und Lösung, die helfen könnte. Dann könnte ich nämlich Dinge schildern wie sie wirklich sind und die er verharmlosen oder ganz auslassen würde.

Traumawiederholung sagt mir nichts, nein.

Dann ist sie kein Nerd.

Also weißt Du es nicht 100%ig.
Manch SpDi bietet solche Gespräche auch kostenfrei an. Im Prinzip geht es ja nicht nur im Therapie, sondern auch um ein moderiertes Gespräch, wo Du dich sicher fühlen kannst und entsprechend auch weniger Sorgen hast dich zu äussern.
Wenn sie das nicht anbieten sollten, haben sie evtl. Stellen wo so etwas tun würden.

Eine Traumawiderholung ist (auch) das Nachstellen von traumatischen Situationen aus der Vergangenheit. Ich kenne genug Frauen (und Männer) die sich Partner gewählt haben, die selbe Verhaltensweisen haben wie Menschen aus deren Vergangenheit, wo Konflikte bestanden haben.
Man tut dies in der Hoffnung das es dieses Mal anders wird, sprich das Trauma aufgelöst.

Ich finde es selbst erschreckend, dass er sich überhaupt keine Gedanken macht über sein Verhalten und unfähig ist selbstständig nach Lösungen zu suchen. Stattdessen weise ich ihn auf Lösungen und Vorschläge hin, die er wiederum nicht oder nur halbherzig umsetzt. Und ich bin es einfach leid, dass ich immer der Antrieb für alles bin. Vorschläge für eine Paartherapie oder Bemühungen in die Richtung eine Beratungsstelle zu finden würde er nie machen.
Das Problem beobachte ich aber schon mein Leben lang. Ich kannte in meinem Leben noch nie einen Mann, der von sich aus Beziehungsproblemen auf den Grund gehen wollte.

Ich verstehe was Du sagst, das ändert aber leider nichts an der Situation an sich oder bietet eine Lösung.

Sicher, er sollte auch Motivation und Willen zeigen. Wenn er es nicht tut, solltest Du entscheiden ob Du die treibende Kraft sein willst für eine aktuelle Lösung oder nicht.
Aber diese Entscheidung kann und sollte dir keiner abnehmen. Zumal Du auch alles andere als Konfliktscheu bist.

Zitat von Narandia:
Ich kannte in meinem Leben noch nie einen Mann, der von sich aus Beziehungsproblemen auf den Grund gehen wollte.


Es gibt auch kostenlose Beratungsstellen, wie die meisten caritativen Einrichtungen

Dort wird nur um Spenden oder eine geringe Kostenbeteiligung gebeten. Die Paarberater sind meist Pädagogen, Psychologen oder Theologen und haben eine Ausbildung als Ehe-, Familien- und Lebensberater.

Caritas
https://www.katholische-beratung.de/ind...eratung.de
Hier zur kostenlosen Online Beratung
https://www.katholische-beratung.de/ind...eratung.de

Pro Familia
https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort.html

Diakonie
https://hilfe.diakonie.de/hilfe-vor-ort...icht=karte

Zitat von Narandia:
Nur habe ich eben ständig Angst, dass er jederzeit plötzlich austickt, wenn wir Kontakt haben. Es läuft immer über Monate gut, bis die nächste große Bombe platzt und ich wieder vor der Entscheidung stehe ob ich mir das weiter antue oder gehe.


Heißt: Es läuft gut, solange du alles dafür tust, dass du keinen Anlass für schlechte Stimmung lieferst?
Heißt: Du bist in der permanenten Notwendigkeit, deine eigenen Handlungen, Worte, Emotionen zu überprüfen, um zu verhindern, dass er austickt?
Heißt: Deine eigenen Bedürfnisse ordnen sich mittlerweile nahezu automatisch den Bemühungen unter, ihn nicht zu provozieren?
Heißt: Du beobachtest mit Sorge, wenn er Dinge tut, die seine Aussetzer triggern, wie beispielsweise Computerspiele?

Wenn meine Ideen in die richtige Richtung gehen, bedeutet das unterm Strich, dass du einen hohen Preis dafür zahlst, um phasenweise scheinbar in Harmonie und Glück zu leben. Scheinbar deswegen, weil du ja selbst in diesen Zeiten immer auf der Hut sein musst, sie nicht zu gefährden.

Das ist sehr anstrengend und wird auf Dauer vermutlich nicht gut gehen. Dein Freund zeigt keine Krankheitseinsicht, und du bist ihm offensichtlich auch nicht wert, eine Veränderung seines Verhaltens anzustreben. Beziehungen funktionieren niemals nur mit der Kraft und Zuwendungsenergie eines Partners. Es braucht immer beide.

Ich weiß nicht mal, wie ich ihm klar machen soll, wie es mir damit geht. Ich habe das Gefühl, normale Worte reichen da nicht aus und können nicht im entferntesten benennen, was sein Verhalten mit mir macht.
Ich verstehe nicht wie man so unreflektiert sein kann. Und wieso er mich nicht ernst nimmt.

Ich warte nun darauf, was er schreibt, wenn er von der Arbeit kommt. Aber ich kann es mir eigentlich denken: Uneinsichtigkeit und Schuldumkehr.

@Calima
Es ist nicht so, dass ich mich übermäßig anstrenge, dass keine schlechte Stimmung herrscht. Ich würde sagen, ich verhalte mich normal. Jedoch kommen seine Reaktionen aus dem nichts und mich trifft es dann völlig unvorbereitet, weswegen ich dann immer erschrecke und diese Angst wieder hoch kommt. Erst dann habe ich auch Angst davor, dass er richtig ausflippen könnte. Oft gehe ich ihm dann aber aus dem Weg und versuche ihn zu ignorieren. Eine Einsicht und eine Entschuldigung wünsche ich mir dann sehr, aber die kommt nicht immer und oft nur sehr spät.

Es ist für mich wie folgendes Beispiel:
Ich streichle einen Hund, der über einen langen Zeitraum völlig lieb und zutraulich ist, und plötzlich ohne Vorwarnung aus dem Nichts heraus zuschnappt. Und jedes Mal, wenn ich den Hund wieder streichle, erwarte ich jeden Moment voller Angst und Anspannung, dass es wieder passiert. Bis ich den Hund nicht mehr streicheln will und ihm aus dem Weg gehe.

Es kam jetzt nur Bis nächste Woche, da ich ihm heute morgen schrieb, dass ich den Rest der Woche nichts mehr von ihm hören möchte. Ich hab ihn jetzt blockiert. Ich ertrage das alles nicht.

Zitat von Narandia:
Es kam jetzt nur Bis nächste Woche,

Shakespeare würde Fremdscham bekommen bei dieser Liebesbekundung.

Anstelle von Schuldumkehr, habe ich Schubumkehr gelesen. Das war echt Freud'sch.

Gewisse Dinge gehen bei einem Menschen mit einer Angsterkrankung nicht, bzw. nicht auf Dauer. Egal ob das nun eine Primätdiagnose oder eine komorbide Symtomatik ist. Aber nach deiner Metapher mit dem Hund renne ich da glaube offene Türen ein.

Zitat von cube_melon:
Gewisse Dinge gehen bei einem Menschen mit einer Angsterkrankung nicht, bzw. nicht auf Dauer. Egal ob das nun eine Primätdiagnose oder eine komorbide Symtomatik ist. Aber nach deiner Metapher mit dem Hund renne ich da glaube offene Türen ein.

Könntest du das genauer erläutern? Ich verstehe nicht was du mir damit sagen willst.

Angst kann ja als Hauptdiagnose bestehen, wie z.B. bei einer generalisierter Angststörung oder eben als Nebendiagnose bei Persönlichkeitsstörungen beispielsweise.

Damit will ich sagen das Menschen mit Angstsymtomatik auf das eine oder andere einfach anders reagieren als ein symptomfreier Mensch. Da gibt es Trigger die sind völlig individuell, aber auch welche wo ich der Meinung bin das dies nicht zuträglich sein kann und auf Dauer eine Verschlechterung der eignenen Symptomatik bedeutet.

Eine davon ist Gewalt, in welcher Form auch immer. verbal, mental oder körperlich. Das tut keinem Menschen gut. Und eben denen mit Angstsymptomatik zwei mal nicht.

Und die Metapher mit dem Hund zeigt halt das es dich belastet. Und daher habe ich Sorge das es dir auf Dauer zusetzt.

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