ich sitze jetzt schon eine ganze Weile vor der leeren Textbox.
Vielleicht kennt mich der ein oder andere Leser hier. Und bislang bin ich hoffentlich mehr dadurch aufgefallen, dass ich versucht habe, andere zu ermutigen, z.B. durch Beiträge über Achtsamkeit, dass man sich seiner Geschenke, z.B. Gesundheit, bewusst sein soll.
Darum ist mir jetzt auch nich besonders wohl, jetzt einen wahrscheinlich sehr weinerlichen Text zu veröffentlichen.
Seit ein paar Wochen fühle ich mich in einer Krise, da gefühlt immer weniger zusammenpasst. Es ist als irrte ich immer weiter durch mein Leben, ohne jemals anzukommen. Und schau ich auf die Uhr mit der Lebenszeit, macht mir das Angst.
Es ist das Gefühl, niemals Wurzeln geschlagen zu haben und sich daher irgendwie entwurzelt zu fühlen.
Nun teile ich meine Situation mit Euch allen, ohne zu wissen, was ich eigentlich erwarte. Ich weiß, lösen kann ich die ganzen Baustellen am Ende nur alleine. Aber vielleicht sieht jemand von außen etwas, was ich derzeit gar nicht mehr erkennen kann, weil ich zu tief im Wald stehe.
Nun, wo fange ich am besten an? (ich fürchte, es wird länger - ist also nur was für die ganz harten Leser, fürchte ich ):
Ende 2013 ist mein zweiter Elternteil (Mutter) gestorben. Von da an hatte ich irgendwie den Drang, einfach weg zu wollen, nachdem ich vorher immer in der gleichen Stadt gewohnt hatte. Aber Begegnungen mit anderen Menschen, die ins Ausland gegangen sind, haben mich immer fasziniert.
Bereits zu diesem Zeitpunkt war ich unglücklich in meinem Job, da ich zwar von meinen Kollegen mehr als sehr geschätzt wurde, aber meine Vorgesetzten stets alle Ideen, Vorschläge ablehnten oder ignorierten.
Ende 2016 ergab sich dann die Gelegenheit quasi horizontal innterhalb der Firma zu wechseln: also keine Stufe höher, sondern nur innerhalb des Teams in ein anderes Land (USA).
Zu dem Zeitpunkt gab es auch mal wieder keine Partnerin, also wollte ich den Schritt wagen. Alleine.
Die erste Zeit war es sehr spannend, neu. Ich sage heute, ich habe es geschafft, hier Fuss zu fassen. Muß dabei sagen, dass ich nie der war, der viele Menschen, um sich rum mochte. Ich habe eine Handvoll gute Freunde hier, die wirklich oft da sind, wenn man jemanden braucht.
Mein größter Wunsch ist wie bei so vielen hier im Einsamkeitsforum, einmal im Leben noch, eine echte Partnerin zu finden, die da ist, mit der man lachen, weinen, trauern, feiern kann. Bedingungslos.
Sprung in die Gegenwart:
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Ich arbeite immer noch im gleichen Team für die gleiche Firma. Mit den gleichen Vorgesetzten.
Vorschläge werden immer noch ignoriert. Auf E-Mails bekomme ich oft gar keine Antwort. Die Unzufriedenheit ist groß.
Nette Menschen sind immer noch da. Aber die Angst, immer alleine zu bleiben was Partnerschaft angeht, ist groß. Versuche hier jemanden zu begegnen, sind bislang gescheitert. Es fühlt sich an, wie der falsche Platz für sowas für mich.
In der Firma gibts immer mehr Spannungen, weil die Teamleitung in Deutschland sitzt, aber keinerlei Aufgaben für uns hier koordiniert rüber schickt. Also sitze ich oft den ganzen Tag da, ohne irgendwas zu tun zu haben.
Wie gesagt, alle Vorschläge, wie ich mir Besserung vorstelle, werden ignoriert, abgelehnt oder abgemildert.
Die Spannungen werden immer mehr, weil ich morgens schon mit Bauchschmerzen wach werde, wenn ich ins Büro muß, und ich ewig brauche, bis ich mich mal dahin geschleppt habe morgens.
Ich hatte gehofft, die Rückkehr zu einem Hobby, welches ich den Großteil meines Lebens in Deutschland ausgeübt habe, würde mich ablenken, mir ein neues Ziel geben.
Aber irgendwie merke ich, dass mir die große Leidenschaft, wie ich sie einst hatte, allgemein abhanden gekommen zu sein scheint. So richtig entspannen kann ich mich während der Stunden dort mit den Leuten auch nicht. Obwohl es auch wieder tolle Menschen sind. Das mache ich für mich daran fest, als dass ich denke, dass mir der ein oder andere vielleicht sogar zuhören würde, wenn ich ihm oder ihr die Geschichte erzähle, wie ich sie euch hier gerade schreibe.
Gerade jetzt in diesem Moment fühlt es sich so an, als sei ich hier gestrandet. Verloren. Allein.
Vorgestern sagte eine Vorgesetzte mir es sei ja nur ein Job und dass ich das alles nicht auf mein sonstiges Leben übergreifen lassen solle.
Aber ich bin jemand, der sich gerne kümmert. Ich mag Leidenschaft in allen Bereichen meines Lebens. Ich merke, dass ich ohne die nicht kann. Aber wie soll ich die finden, wenn man dieser Leidenschaft an oberer Stelle ins Gesicht schlägt?
Ich bin auch jemand, der Feedback braucht und etwas Führung, wenn es über mir Chefs gibt.
Entschuldigt bitte!
Ich merke, der Text wird immer länger. Aber ich weiß nicht, ob es deutlich wird, wo mein Schuh mich drückt. Es ist ein ziemlicher Knoten in meinem Leben: Unzufriedenheit und Unterforderung im Job. Ein Hobby, was mich lange Zeit glücklich machte, aber jetzt plötzlich sich belastend anfühlt. Die Torschlusspanik mit den Fragen, wo es mir eher gelänge, noch jemanden zu finden, die mich mag, und vielleicht sogar noch die letzte Chance darauf, eigene Familie zu erleben.
Was ich weiß ist, dass ich irgendwas tun muss.
Aber genau das macht mir Angst. Ich sitze hier, weit weg von meinen Wurzeln und habe Angst, dass ich den falschen Stein zuerst aus dem Turm ziehe und alles einstürzt!
Vielleicht liest ja jemand bis hierher? Ich wäre sehr dankbar!
Vielleicht kennt jemand einen Teil von meiner Geschichte und wäre bereit sich mit mir auszutauschen.
Ich freue mich auch immer neue (Mail-)Bekanntschaften.
Gute Nacht nach Deutschland!
Grüße
Yannick
22.03.2019 22:34 • • 16.02.2020 x 5 #1