Mein Freund (21) hatte vor 2 Wochen einen Unfall. Oberschenkelhalsbruch und sofort die Not-Op. Er entschied sich für eine PDA anstelle der Vollnarkose. Jetzt ist sein eigentlich gesundes Bein seit 2 Wochen noch immer taub, was eine richtige Therapie für sein operiertes Bein fast unmöglich macht. Zusätzlich ist er Diabetiker und hat somit ein höheres Risiko, dass das Gelenk nicht richtig verheilt und abstirbt. In dem Fall bräuchte er dann eine neue Hüfte. Die Ärzte haben ihn gestern ein weiteres Mal operiert, weil seine Entzündungswerte im Körper zu hoch waren. Die Ursache dafür wurde nicht gefunden. Nach wie vor kann sich auch kein Arzt erklären, warum er sein Bein nicht spürt. Wahrscheinlich wurde bei der PDA ein Nerv beschädigt.
Wenn das der Fall ist, wird er lange Zeit brauchen, laufen zu lernen und pflegebedürftig sein. Also, noch viel länger als er es wegen des Knochenbruches eh schon sein wird.
Nun zu dem Problem. Abgesehen davon, dass ich mir riesige Sorgen um ihn mache, kann ich mich nicht um ihn kümmern. Aufgrund von Corona haben seine Eltern ihm schon seit 2 Monaten verboten mich zu sehen. Wir telefonieren täglich, haben uns aber immer weniger zu sagen, bei ihm ist nicht viel los im Krankenhaus und auch ich habe aktuell leider keine Beschäftigung. Inzwischen ruft er mich nur noch an um mir zu sagen, wie sch. alles ist, dann flucht er 20 Minuten und das wars. Er sagt nicht mal mehr Ich liebe dich zum Abschied. Er ist schlecht gelaunt und aggressiv, was ich total verstehen kann und er darf das auch gerne an mir auslassen, wenn es ihm schlecht geht. Aber auf Dauer ist das doch nichts. Wir sind erst seit 6 Monaten zusammen, davon haben wir uns die ersten 3 Monate nur 2-3 Mal im Monat gesehen, weil wir eine Fernbeziehung führen und seitdem ist eher Funkstille. Und ich fühle mich schlecht, weil ich mit diesem Gedanken spiele, mich zu trennen, denn eine Person, die aufgrund einer Krankheit zunehmend abhängig von dir wird verlässt man nicht. Das könnte ich mir wahrscheinlich nicht verzeihen. Aber ich kann mir ein Leben so auch nicht vorstellen. Wären wir schon viel länger zusammen, wäre das was anderes, aber so wird das ganze nach so kurzer Zeit schon so unnötig kompliziert. Ich bin erst 19 und so blöd und egoistisch das auch klingt, ich kann mir keine Beziehung mit ihm vorstellen, wenn er für sehr lange Zeit nur liegen kann. Ich liebe ihn und so darüber zu reden tut mir wirklich weh, aber genauso tut mir auch diese Beziehung gerade weh. Keine Intimität, keine lieben Worte, nichts als Sorge und Niedergeschlagenheit.
Dazu kommt noch dass bei meinem Vater gestern die Lunge geröntgt wurde. Den Befund will er mir nicht mitteilen. Er ist seit Jahrzehnten Kettenraucher und ich gehe vom schlimmsten aus. Auch meine Katze kann seit einigen Tagen nicht mehr richtig laufen.
Meine Mutter schreit mich die ganze Zeit an, weil ich so aggressiv bin (womit sie sicher auch recht hat), aber seit Wochen ist da nur Angst um die liebsten Menschen in meinem Leben und keiner fragt mal, wie es mir geht. Ich drehe durch.
05.06.2020 09:21 • • 07.06.2020 #1