@alfred1992
Der eigentliche Kampf, den du da führst, ist nicht mit dem Verein oder der Vergangenheit, sondern mit deinem Bild von dir selbst. Du hast damals einen Fehler gemacht, ja – und du hast Verantwortung übernommen, aus eigener Überzeugung, nicht weil dich jemand dazu gezwungen hat. Du hast den Schaden behoben. Aber jetzt, wo du Vater bist, wird plötzlich alles größer, schwerer, bedeutsamer. Weil da jetzt ein kleiner Mensch ist, für den du alles richtig machen willst. Und gleichzeitig sitzt da dieses alte Schuldgefühl, das sagt: „Darf ich das überhaupt, mit meiner Geschichte?“
Aber ganz ehrlich: Du hast längst gezeigt, dass du Verantwortung übernehmen kannst. Dass du aus Mist was machen kannst. Dass du nicht stehen geblieben bist, sondern hingeschaut hast. Du zahlst doch längst – nicht in Geld, sondern seit Jahren mit Angst, Scham, innerem Druck. Und vielleicht glaubst du, du müsstest dich noch mehr „freikaufen“, indem du das Ganze jetzt öffentlich machst. Aber das ist keine Wiedergutmachung – das ist ein Ablasshandel mit deinem eigenen Gewissen. Und der Preis dafür wäre hoch, nicht für dich, sondern für deine Familie.
Was ich an deiner Stelle tun würde? Ich würde mich genau da sortieren, wo’s weh tut: im Inneren. Nicht noch mehr Außen. Nicht noch mehr Aktion. Ich würde mit jemandem reden, dem du vertraust – professionell. Jemand, der dir hilft zu verstehen, warum du glaubst, dass du immer noch Buße tun musst. Und dann würd ich mich entscheiden: Für deine Gegenwart. Für dein Kind. Für dein Leben jetzt.
Und ganz ehrlich – was genau versprichst du dir eigentlich davon, mit dem Vorstand zu sprechen? Klar, dann ist es offiziell. Aber was ist damit wirklich gewonnen? Du wirst nicht auf Null gestellt, sondern hast ab dann einfach den Stempel „der, bei dem man lieber zweimal hinguckt“. Nicht, weil du jetzt so bist – sondern weil Menschen nun mal so funktionieren. Die vergessen selten, sie flüstern, sie stempeln. Und dieser Stempel klebt dann nicht nur an dir, sondern auch irgendwie an deiner Familie. Dabei trägst du längst Verantwortung – jeden Tag, im Stillen, ohne dass jemand davon wissen muss. Und vielleicht ist genau das die ehrlichere Art, mit der Schuld umzugehen.
Du bist kein schlechter Mensch. Du bist ein Mensch, der einen Fehler gemacht hat – und daraus gewachsen ist. Das ist das Beste, was du deinem Kind mitgeben kannst: Nicht Schuld. Sondern die Kraft, aus Fehlern Verantwortung zu machen. Und weiterzugehen. Klar, aufrecht – und ohne dich ewig zu geißeln.
Heute 12:16 •
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