Triggerwarnung!
Habs gerne geordnet und auf ein Thema zentriert, wenn es groß genug ist. Habe in letzter Zeit auch einen unglaublichen Redebedarf.
Es geht um meine Schuldgefühle. Ich habe sie den ganzen Tag, sie fressen mich auf. Es tut so weh, so Vieles zu bereuen und sich sehnlichst zu wünschen, man hätte anders gehandelt. Und sich auszumalen, was Menschen heute von einem denken. Als wäre ich in meiner Materie beschmutzt durch meine Vergangenheit und könne niemals davon loskommen.
Heute möchte ich über eine Beziehung reden, die nun fast genau zwei Jahre zurückliegt. Sie ging ungefähr 9 Monate lang. Ich möchte die Dinge so objektiv wie möglich beschreiben, auch um das Alles für mich zu ordnen.
Also, vor dieser Beziehung war ich zwei Jahre lang mit einem anderem Mann zusammen. Die Beziehung ging unnötig lange, denn ich war sehr lange vor dem Ende unglücklich. Kurz davor habe ich den anderen Mann kennengelernt. Er wollte mir offensichtlich den Hof machen, obwohl er wusste ich war noch in einer Beziehung. Er schenkte mir alles, was ich mir in meiner Beziehung gewünscht hätte. Vor allem Aufmerksamkeit.
Fremdgegangen bin ich in der Form nie. Aber ich lies zu, dass der Neue mir sehr kitschig und nahezu schleimig Honig ums Maul schmierte. Er wusste, ich war unglücklich. Glaube, er hatte das auch für sich genutzt.
Ich machte letztendlich Schluss. Kurze Zeit später begann ich, den Neuen also zu daten. Aber nicht aus vermeintlich romantischen Gründen. In meiner ehemaligen Freundesgruppe wurde er belächelt und ich habe mich davon mitreißen lassen. Beleidigt habe ich ihn nie oder so, aber schon deutlich gemacht, dass er eigentlich nicht mein Typ ist. War er auch nie, wird er auch nie sein. Aber der Ton macht die Musik.
Ich bekam Schuldgefühle, weil ich so arrogant gewesen sei unter meinen Freunden. Obwohl er ja offensichtlich was von mir wollte und ich es ja auch zuließ. Selbst habe ich nicht sonderlich viel dazu beigetragen, aber ich ließ ihn eben mein Ego streicheln. Dann bekam ich M i t l e i d, weil er noch nie eine Freundin hatte usw.
Irgendwann bekam ich dann ein Gefühl, mich verpflichtet zu haben. Ich lies es zu, also muss ich das auch durchziehen. Ich redete mir ein, Gefühle für ihn zu entwickeln. Ich hab mich selbst manipuliert. Ich mochte die Aufmerksamkeit, nie ihn. Er mochte mich zu erobern, die, die so anders war als er. (Das bestätigte er sogar mal, aber nicht mit den Worten).
So wie fast alle meiner Beziehungspartner, hatte aber auch er Grenzen überschritten. Direkt zu Beginn, bevor es noch eine Beziehung war und wir uns nur trafen. Ich erlaubte bestimmte Dinge, andere nicht. Er übertrat die Grenze und hörte auch nicht auf, als ich am Körper vor Angst und Schock zitterte. Meine Fanatasiewelt brach wieder einmal zusammen.
Ich vergab ihm. Das musste funktionieren. Ich hatte ja schon angefangen. Sowieso, bin ich selbst Schuld. Ein paar Monate später kamen wir zusammen. Ich hatte sexuelles, also den Akt an sich, immer vor mir hergeschoben. Wollte ich eigentlich nicht. Weil ich keine Anziehung zu ihm verspürte und sowieso aus vergangenen Traumata kein besonderes Verlangen danach hatte. Ich konnte ihn nie ansehen. Es musste fast immer dunkel sein. Ich hab mich dafür gehasst, es war meine Pflicht und ich habs mir ja ausgesucht, also durchziehen. Für dieses Pflichtgefühl fühle ich mich auch schuldig. Das hatte er nicht verdient. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich es nicht wirklich besser. Ich habe mir nicht erlaubt, es zu beenden.
Seine Mutter wohnte im selben Haus. Sie hat sich nie für mich interessiert. Hätte ich es ihr nicht erzählt, wüsste sie bis heute nicht was mein angehender Beruf ist. Es war immer so kalt wie sie sich mir ggü. verhielt. Sprach auch nur von sich selbst. Ich habe Stunden um Stunden investiert, dass sie mich mag. Das hatte mich damals fertig gemacht.
Sie müsse bestimmt denken, ich nutze ihn aus. Sie müsse bestimmt denken, ich niste mich bei ihm ein. Auf eine Weise tat ich das auch. Mein Elternhaus war zu katastrophal um dort zu leben. Bin geflüchtet, war also immer bei ihm. Hatte damals nur ein paar Hundert Euro Bafög im Monat. Bot ihm an, was zu beizugeben, wollte er aber nicht. Er verdiente gut.
Meine Angststörung flammte wieder auf, schlimme Monate. Er fuhr mich zu meiner Therapeutin etc. War auch sehr dankbar darum. Aber es war nur Materielles, was ich von ihm bekam. Eher Dienstleistungen.
Es gab keine Gespräche, nichts tieferes und nichts was uns verband. Keine Initiative von ihm und wenn ich mit ihm über die Beziehungsprobleme reden wollte, schwieg er. Also es gab nie ein Wort dazu. Ich bin daran verzweifelt und lauter geworden, wollte eine Reaktion.
Gekocht habe immer ich, weil er das nicht konnte. Habe auch öfter mal geputzt, aber um Längen nicht so viel wie ich hätte gekonnt. In meiner Familie hat sich bei mir eingeprägt, quasi am besten nicht anwesend zu sein. Wie Luft. Das zeigte sich dort. Es fühlte sich komisch an für mich, die Mittel einer anderen Person zu nehmen und die Wohnung einer anderen Person zu reinigen. Ich mache es eh nur falsch. Eine Erklärung, keine Entschuldigung. Es tut mir leid und zerreißt mich. Hätte ich nur mehr gemacht.
Irgendwann kam raus, dass er mich bzgl. seiner Mutter belog. Es hatte mich wie o.g. kaputt gemacht, wie es mit ihr war. Er sprach mir sein Verständnis aus, das war gelogen. Sie war höchstwahrscheinlich eifersüchtig auf mich, hatte auch versucht typische Mutteraufgaben bzgl. Ihn auf mich zu übertragen (Essen für die Arbeit machen, bestimmte Sachen kochen etc.).
Es gab auch Versprechen von seiner Seite aus, für die ich damals einiges an Geld ausgab, aber nie eingehalten wurden.
Wir stritten uns sehr oft. Oder eher, ich hab mich an ihm ausgelassen. Ich war so on Edge von allem, besonders, dass er nie reagierte. Das tut mir leid. Ich drohte sogar mehrmals mit ihm Schluss zu machen, wenn sich nichts ändert. Ganz eklig von mir, finde ich. Er versprach und versprach, nichts änderte sich. Wieder drohte ich, auch, um eine Reaktion zu bekommen. Ich bettelte darum, dass er was macht. Das Schuldgefühl zerreist mich.
Einmal hatte ich mich mal wieder selbst gezwungen, mit ihm zu verkehren. Ich nahm keine Pille oder so, war auch von Anfang klar. Verhütungsmittel gerissen weil falsche Größe genommen, bin zusammengebrochen. Habe geschrien und geheult vor Angst. Habe ihn angeschrien und ihm ins Gesicht gepfeffert, ich würde ihn dafür hassen. Das tut mir so leid. Habe mich damals entschuldigt, aber dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich fühle mich schäbig. Die letzten zwei Tage hab ich von ihm geträumt. Ich habe den Wunsch, mich ihm zu erklären. Mich zu entschuldigen. Aber finde nicht den Mut oder die richtigen Worte. Wie soll man auch ein bereue, dass ich die Beziehung eingegangen bin, weil ich eklige Person mich verpflichtet gefühlt habe gut verpacken? Es ist mehr als das, aber trotzdem.
Es gibt noch mehr, aber der Rahmen ist schon 30 Mal gesprengt.
Danke an alle Lesenden.
Ich wünsche mir so sehr, diese Beziehung hätte niemals stattgefunden. Für uns Beide.
13.10.2024 01:05 • • 13.10.2024 #1