App im Playstore
Pfeil rechts
8

Ich habe diesen Text bereits in einem anderen Thema gepostet, möchte es aber auch als eigenes Thema eröffnen. Weiß aber gar nicht so recht, wo das hineinpasst.

Also:

Die Frage nach dem Sinn, das Wozu!

Hat sicher wer geschrieben, ich habe nicht alles gelesen, Abhilfe schafft, wenn man mal in den Flow kommt, eine gewisse Form der Kreativität, auch Gartenarbeit oder Putzen. Wobei das mit dem Putzen schon schwierig wird, weil am Ende immer die Entropie gewinnt (und gegen die Entropie hilft lokal nur der Einsatz von Energie). Die Frage ist also, ist der Wille, der Geist stark genug, um die (bei mir noch(!?) schwache) Existenzdepression zu überwinden?

Wenn ich über mein Leben reflektiere (bin 57), bin ich zufrieden mit dem geschaffenen. Ich habe keine großen Ziele und Träume und könnte jeden Tag ohne Groll und Hader abtreten. Das verschafft mir einen gewissen inneren Frieden und Zufriedenheit.

Andererseits habe ich schon noch reichlich Pläne für ein zweites Leben, aber da steht nicht nur die (schwache?) existenzielle Depression entgegen, sondern auch familiäre Verpflichtungen (Pflege). Ich weiß also nicht, ob ich diese Pläne umsetzten würde, wenn die Pflege wegfallen würde. Doch das liegt vermutlich weit in der Zukunft. Aber andererseits kann sich das Leben von einer Sekunde auf die nächste auch komplett ändern, wie wir alle wissen. Sowohl bei mir als auch bei der gepflegten Person.

Wenn Details gefragt sind, bitte nachfragen! Ist so schon Text genug . Und richtige Frage habe ich gar keine, mochte nur mal was erzählen.

Habt einen angenehmen Sonntag!

Gestern 10:53 • 30.12.2024 x 1 #1


6 Antworten ↓


Die Frage nach dem Sinn finde ich prinzipiell sehr spannend und besonders in meiner tiefsten depressiven Phase wurde diese für mich sehr deutlich.

Ich lasse einfach mal ein paar meiner persönlichen Gedanken da.

Mit dem Sinn des Lebens beschäftigen sich ja ganz viele Leute. Philosophen, Gläubige, Wissenschaftler, eigentlich im Grunde auch ganz einfache Leute wie ich. Nicht abwertend gemeint, sondern einfach nur um einen Rahmen zu geben, im Sinne davon, dass ich mich damit nicht im Sinne einer Profession beschäftige.

Und da gibt es für mich immer verschiedene Ebenen, in dem man sich diesem Thema nähern kann. Zum Beispiel, ob der Sinn individuell oder kollektiv zu verstehen ist.

Da mir persönlich noch kein Wesen erschienen ist und mir klipp und klar gesagt hat Häkelini, das ist dein Sinn des Lebens, denke ich, dass ich selbst dazu angehalten bin, meinem Leben Sinn (ich sage bewusst nicht einen) zu geben. Denn der Sinn kann sich auch ändern und auch individuell auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden.

Das sind nur so ein paar ganz persönliche Gedanken dazu. Da kann man natürlich noch so viel mehr zu sagen.

Als ich ganz depressiv war, war mein Sinn ne zeitlang zum Beispiel, die Tage zu überstehen. Das hat sich dann gewandelt, als ich in eine Klinik kam. Nur so als Beispiel dafür, dass ich Sinn für mich persönlich als etwas Flexibles betrachte, was nicht einmal festgelegt und dann für immer in Stein gemeißelt ist. Ich schöpfe inzwischen Sinn aus ganz vielen verschiedenen einzelnen Teilaspekten meines Lebens. Familie, Freunde, Beruf zum Beispiel.

Zitat von User_0815_4711:
Wenn ich über mein Leben reflektiere (bin 57), bin ich zufrieden mit dem geschaffenen. Ich habe keine großen Ziele und Träume und könnte jeden Tag ohne Groll und Hader abtreten. Das verschafft mir einen gewissen inneren Frieden und Zufriedenheit.

Ganz ehrlich, genau das wünsche ich mir auch. Ich möchte irgendwann diese Art der gelassenen inneren Zufriedenheit erreichen, in der ich ohne Anhaftung abdanken kann, wenn meine Zeit gekommen ist. Das wäre zumindest schön nach meiner Vorstellung. Im Groll und Hader möchte ich nicht so gerne von der Welt gehen.

A


Existenzdepression und mein Leben

x 3


Zitat von Häkelini:
Als ich ganz depressiv war, war mein Sinn ne zeitlang zum Beispiel, die Tage zu überstehen. Das hat sich dann gewandelt, als ich in eine Klinik kam. Nur so als Beispiel dafür, dass ich Sinn für mich persönlich als etwas Flexibles betrachte, was nicht einmal festgelegt und dann für immer in Stein gemeißelt ist. Ich schöpfe inzwischen Sinn aus ganz vielen verschiedenen einzelnen Teilaspekten meines Lebens. Familie, Freunde, Beruf zum Beispiel.

Danke vielmals für deinen ganzen Text, von dem ich hier nur einen Teil zitiere.

Ja, Sinn ändert sich, war bei mir schon öfter so und es gibt nicht nur den einen Sinn.

Dennoch finde ich es persönlich angenehm, wenn man für etwas brennt. Habe ich lange gemacht, aber das ist jetzt Großteils weg. Obs intrinsisch ist oder durch die äußeren Umstände beeinflusst (Was ich nicht mehr kann, mag ich auch nicht mehr), weiß ich nicht. Vielleicht auch eine Kombination.

Aber ich jammere hier auf hohem Niveau! Bin (noch) gesund, habe keine finanziellen Sorgen. Vielleicht gehts mir einfach auch (noch) zu gut? Ein paar hundert Kilometer weiter haben sie andere Sorgen...

Zitat von User_0815_4711:
Dennoch finde ich es persönlich angenehm, wenn man für etwas brennt.

Auf jeden Fall, ich musste mir das in den letzten Jahren so Stück für Stück wieder zurück holen bzw. in einigen Teilen hat es sich auch gewandelt.
Ich stelle es mir zum Beispiel schwierig vor, wenn man beruflich wirklich für etwas sehr gebrannt hat, dann in Rente zu gehen oder gehen zu müssen oder aus anderweitigen Gründen nicht mehr tätig sein zu können. Da kommen dann auch so Fragen auf Wer bin ich denn ohne diese Tätigkeit, aus der ich den Sinn geschöpft habe? Das ist natürlich ganz vereinfacht gesagt.

Zitat von Häkelini:
Auf jeden Fall, ich musste mir das in den letzten Jahren so Stück für Stück wieder zurück holen bzw. in einigen Teilen hat es sich auch gewandelt.

Interessant. Bei mir hat es sich über den Sommer 2023 gewandelt, aber seit Winter 23/24 gabs eine Verschärfung in der Pflege und jetzt geht die gewandelte Sache auch nicht mehr.

Dafür habe ich heuer im Herbst eine sehr alte Leidenschaft wiederentdeckt, aber damit bin jetzt im Moment auch schon wieder durch. Und deshalb vielleicht hier gelandet...

Zitat von Häkelini:
Da mir persönlich noch kein Wesen erschienen ist und mir klipp und klar gesagt hat Häkelini, das ist dein Sinn des Lebens, denke ich, dass ich selbst dazu angehalten bin, meinem Leben Sinn (ich sage bewusst nicht einen) zu geben. Denn der Sinn kann sich auch ändern und auch individuell auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden.

Das sind nur so ein paar ganz persönliche Gedanken dazu. Da kann man natürlich noch so viel mehr zu sagen.

Als ich ganz depressiv war, war mein Sinn ne zeitlang zum Beispiel, die Tage zu überstehen. Das hat sich dann gewandelt, als ich in eine Klinik kam. Nur so als Beispiel dafür, dass ich Sinn für mich persönlich als etwas Flexibles betrachte, was nicht einmal festgelegt und dann für immer in Stein gemeißelt ist. Ich schöpfe inzwischen Sinn aus ganz vielen verschiedenen einzelnen Teilaspekten meines Lebens. Familie, Freunde, Beruf zum Beispiel.

Die Frage nach einem objektiven Lebenssinn ist eng mit den Grenzen unseres menschlichen Fassungsvermögens verbunden. Auf dem ersten Blick scheinen die Konzepte von Fortpflanzung und Selbsterhaltung, wie sie von der Evolutionstheorie vorgeschlagen werden, eine plausible Grundlage für den Sinn des Lebens zu liefern (war ja bereits im anderen Thread Thema). Doch diese Annahme setzt bereits einen objektiven Rahmen voraus, welcher sich auf universale Prinzipien stützt. Dabei ist die Idee eines Sinns möglicherweise nichts anderes als ein menschliches Konstrukt und zwar entstanden aus unserem Bedürfnis, Ordnung und Bedeutung in eine chaotische und scheinbar indifferent-materielle Realität einzubringen. Physikalisch betrachtet ist das Universum auf fundamentaler Ebene jedoch nicht zielgerichtet. Prozesse wie Entropie, Quantenfluktuationen oder die Expansion des Weltalls folgen mutmaßlich keiner Intention oder irgendeiner teleologischen Struktur. Der Mensch selbst ist nur ein Ergebnis dieser blinden natürlichen Prozesse, und unsere Fähigkeit, Bedeutung zu erzeugen, spiegelt mehr unsere kognitive Bwschaffenheit als ein objektives Prinzip wider. Sinn könnte insofern ein emergentes Phänomen sein, sprich ein Produkt unserer neuronalen Verarbeitung und der evolutionären Notwendigkeit, kohärente Narrative zu schaffen, um diese Ungewissheit irgendwie zu bewältigen.

Ein objektiver Lebenssinn, verstanden als etwas außerhalb der menschlichen Subjektivität Existierendes, wäre demnach möglicherweise sogar eine Illusion. Wir könnten halt stattdessen davon ausgehen, dass die Idee des Sinns nur innerhalb unseres menschlichen Wahrnehmungs- und Deutungsrahmens existiert, also eine Projektion ist, welche sich auf eine potentiell objektive Realität legt, ohne in dieser selbst verankert zu sein.

Den tieferen subjektiven Sinn meines Lebens habe ich bisher nicht gefunden. Stattdessen folge ich den Zielen, welche ich mir irgendwann einmal selbst gesetzt habe, und suche gleichzeitig in fast schon exzessiven Beschäftigungen Ablenkung von meinen gedanklichen Spiralen.

Zitat von Ja02:
Den tieferen subjektiven Sinn meines Lebens habe ich bisher nicht gefunden. Stattdessen folge ich den Zielen, welche ich mir irgendwann einmal selbst gesetzt habe, und suche gleichzeitig in fast schon exzessiven Beschäftigungen Ablenkung von meinen gedanklichen Spiralen.

Du bist noch jung, in deinem Alter gab es das bei mir noch nicht. Das erste Mal so ab Mitte 30, wo ich mich mit verschiedensten Philosophien beschäftigt habe. Es wurde wieder besser, jetzt bin ich 20 Jahre älter, die Umstände sind ganz andere und die Spiralen kommen wieder: Wozu?. Wobei, damals in den 30er, da kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich Wozu? gefragt habe. Aber es gab eine starke berufliche Veränderung, die das auslöste.




App im Playstore