Zitat von Quasinemo:Hier zeigt sich nämlich die Kehrseite der Medaille: Sobald Vergebung nur dazu dient, Tätern eine Absolution zu erteilen, um so ganz nebenbei der Umwelt das Wegschauen zu erleichtern und den Weg des geringsten Widerstands zu wählen, bleibt das Pech am Opfer kleben!
Das sehe ich absolut genau so.
Ich kann viel vergeben, aber bei mir kommt auch bei aller Erklärbarkeit irgendwann der Punkt wo ich es schlicht weg nicht mehr will.
Der kam früher viel zu schnell, aber auch kein Wunder bei dem was ich habe miterleben müssen. Inzwischen kann ich da gut differenzieren.
Bei dem was ich als entschuldbar definiere sind einige Variablen von Bedeutung:
- Die Tat an sich. Also auch ob ich nur seelischen, körperlichen oder finanziellen Schaden davon getragen habe.
- Schwere der Folgen
- ob ein Vorsatz bestand und damit auch was dahinter für eine Motivation stand oder ob es ein Impuls war.
- Dauer des Ereignisses
- Lebensumstände des Täters.
- Charakter des Täters.
- Tateinsicht, Motivation den Schaden bei mir zu begreifen.
- Wille zur Wiedergutmachung oder Kompensation.
- Reue, Einsicht, Lehren und Konsequenzen daraus ziehen.
- Ob er es nur einmal getan hat oder so was zu seinem Charakter gehört.
- Wie weit es zurück liegt und wie sein Lebenswandel danach war.
Mein Vater beispielsweise war pathologisch schizophren inkl. Persönklichkeitsspaltung, meine Mutter nicht. Opferrolle hin oder her, sie hat uns Kinder nicht vor Schaden bewahrt. Und zwar bis wie alle aus dem Elternhaus geflüchtet sind.
Meinem Vater habe ich vergeben können, die Taten jedoch nicht vergessen. D.h. Kontakt nur vielleicht 1x im Jahr bis er verstorben war. So bald wieder Stress zwischen ihm und meiner Mutter war, bin ich gegangen.
Meine Mutter wurde gebeten mit einem Psychiaterteam einer Klinik zu sprechen um wichtige Dinge aus meiner Kindheit in Erfahrung zu bringen. Sie wollten meine Therapie anpassen. Sie leugnete den Familien-Holocaust und weigerte sich. Danach habe ich den Kontakt komplett abgebrochen.
Bei mir ist nun der Punkt erreicht wo ich ihr nicht mehr vergeben will. Absolution kann sie sich bei ihre Trullafreundinnen holen.