Zitat von Allerleirauh:Exessiv betrachte ich es, wenn ich gerade eine Tafel Schokolade gegessen habe und dann schon wieder losrenne und das Nächste suche.Und wenn ich nicht gerade Wasser trinke dann rauche ich oder schnappe mir die nächste Portion.Das findet immer statt, wenn ich eben wie gelähmt da sitze und mich nicht aufraffen kann in Aktion zu gehen.
Ein Therapeut hat mal was von oraler Befriedigung gesagt....
...
Für meine Essstörung wäre es sicher sehr gut einen normalen Umgang mit Nahrungsmitteln zu lernen.
Okay, finde ich zwar immer noch nicht exzessiv (darunter würde ich z.B. Binge-Eating-Fressanfälle verstehen), aber es ist offensichtlich nicht gesund... Hast du das mit Ernährungsprotokollen (was, wann, wie viel, Gefühl vor dem Essen, Gefühl danach) schon durch?
Ich halte es für kontraproduktiv, deiner Essstörung mit irgendwelchen Restriktions- und Kontrollversuchen zu begegnen. Von mir kenne ich es - ohne Essstörung, aber auch mit reichlich Übergewicht - so, dass meine Gedanken bei kontrollierter und erst recht bei restriktiver Ernährung quasi nur noch darum kreisen, was ich als nächstes esse. Wenn das Essen dann auch noch eine psychische Funktion hat, muss sich dieser Effekt doch potenzieren. Da du körperlich gesund bist, kannst du es dir leisten, auf diese Kontrolle (die ja ohnehin nur sehr bedingt funktioniert) zu verzichten. Vielleicht würde das schon einige Versagensgefühle und Selbstabwertungen mindern. Und vielleicht auch das Bedürfnis nach ständigem Essen reduzieren.
Kennst du Essen als Ersatz von Geneen Roth? Finde ich interessant und mit sehr guten Ansätzen. Sicher wird es deiner Geschichte nicht gerecht, es geht mehr um die verbreiteten, alltäglicheren Essen-als-Ersatz-Handlungen als um richtige Essstörungen, aber trotzdem... Was ich auch sehr gut finde, ist Mein Ich-Gewicht von Maja Storch. Sie ist Psychoanalytikerin und beschreibt darin Techniken, wie man Ziele findet und konsequent umsetzt, wenn man die eigenen unbewussten Regungen mit ins Boot holt. Es ist keine Anleitung zur Manipulation des Unbewussten (was eh nicht geht), sondern eine, mit sich selbst besser in Kontakt zu kommen.
Zitat von Allerleirauh:Leider klingelt hier nur das Telefon, wenn es für die Kinder ist (Ihr Vater,Freunde,Großeltern usw.) Für mich klingelt es, wenn meine Mutter etwas von mir möchte oder sie sonst irgendwie Hilfe braucht. OK es klingt vermessen zu schreiben... warum denkt nicht gerade mal jemand an mich.
Ich habe eine Schwägerin, die ab und an anruft. Dann fragen wir uns gegenseitig wie es uns geht und sprechen über unsere Familien. Sie weiß, wie alle anderen auch von meiner Angststörung und sagt aber offen, das sie es nicht verstehen kann.
Ich stelle gerade fest, das es sich alles wie gejammer anhört, was ich so schreibe.
.... Keiner versteht mich oder ist für mich da....
Bitte entschuldige diese Litanei. Scheint so, als ob ich gerade mal wieder im Selbstmitleid versinke.
Ich finde deine Wünsche nicht vermessen, sondern verständlich und legitim. Es ist nur eine andere Sache, ob es im Moment
realistisch ist, dass dir deine Wünsche erfüllt werden. Ich meine das
nicht in dem Sinne, dass du doch gefälligst nicht rumspinnen oder jammern sollst, sondern dass du dir nur selbst eine reinwürgst, wenn du Dinge erhoffst, die deine derzeitigen Kontakte nicht hergeben. Es ist, wie es ist. Das hat eine Vorgeschichte, die nichts mit Schuld deinerseits zu tun hat. Es ist besch....., wenn niemand für einen da ist, und eins deiner Therapieziele wird sicher sein, wieder kontaktfähig etc. zu werden und in Zukunft tragfähige und enge Beziehungen aufzubauen. Dass du die
jetzt nicht hast, liegt aber doch nicht daran, dass du zu faul oder zu blöd warst, sondern daran, dass du es wirklich schwer hattest und auch immer noch eine Verantwortung im Leben trägst, die jeden Gesunden komplett auslasten würde.
Zitat von Allerleirauh:... wie kommt es, das du hier mit Rat und Tat so vielen zur Seite stehst? Und wie geht es dir?
Ähm, weil's mich interessiert, weil ich gerne schreibe, weil ich heilfroh bin, wenn mir jemand auf Anfrage hilft, und weil es unverbindlich ist. Mir selbst geht es so weit ganz gut, ich habe weniger mit meiner Agoraphobie zu kämpfen, sondern damit, dass ich einige Therapieschäden davongetragen habe, die einen gewissen Flurschaden hinterlassen haben. Daher weiß ich, dass es hilft, wenn man akzeptieren kann, dass Dinge blöd oder richtig schlimm gelaufen sind und man u.U. mit Problemen da sitzt, die man selbst nicht zu verantworten hat, aber trotzdem lösen muss...
Liebe Grüße
Christina