App im Playstore
Pfeil rechts
30

Hallo zusammen,

ich habe eine hypothetische Frage (vorzugsweise an Leute mit Kindern):

Wenn ihr herausfinden würdet, dass euer erwachsener Sohn, von dem ihr bis dato dachtet, er wäre mental vollkommen gesund, sich regelmäßig den Finger in den Hals steckt, wie würdet ihr reagieren?

Würdet ihr das schlimm finden?
Wärt ihr geschockt, traurig, wütend, enttäuscht?
Würdet ihr euch Vorwürfe machen?
Oder es als schlechte Angewohnheit ansehen?
Oder als etwas problematischeres?
Wie würdet ihr damit umgehen?

23.02.2021 12:18 • 26.02.2021 #1


21 Antworten ↓


Ich würde ihn vorsichtig drauf ansprechen, denn es scheint ja eine Baustelle in seinem Leben zu geben und er braucht Hilfe.

A


Erwachsener Sohn hat Bulimie - wie reagieren?

x 3


Ich kann aus der anderen Sicht sprechen : als meine Mutter herausfand, dass ich unter Bulimie leide, war sie sauer.
Und zwar richtig sauer. Ich habe eine ziemliche Ansage kassiert, die mir in dem Moment recht wenig geholfen hat.
Rückblickend kann ich verstehen, dass sie wütend wurde.
Aber das war trotzdem nicht die richtige Reaktion.
Als wenn eine Standpauke da helfen würde....
Sie hätte verständnissvoller sein können, mich fragen warum ich es tue und wie es mir überhaupt geht.
Nein, das hat sie nicht interessiert.
Ich habe ihr Bild von mir damals zerstört und das hat sie schwer getroffen.
Gut, heute, knapp 12 Jahre später, kann ich das besser nachvollziehen. Aber damals hätte ich mir mehr Liebe und Hilfe gewünscht.

Zitat von Lupin:
wie würdet ihr reagieren?

besorgt, enttäuscht und schockiert.

Und natürlich würde ich das schlimm finden. Das ist sicher kein Zustand wo man erfreut in die Hände klatscht. Ich würde das Gespräch suchen und einen Therapeuten organisieren. Das was man selbst monate- oder jahrelang betreibt trifft den anderen völlig unvorbereitet. Da ist schwer eine richtige Reaktion in der Sekunde zu erwarten. Denn das Gegenüber muss das erstmal sortieren und bevor das einsetzt gibt es eine intuitive Erstreaktion.

Ich frage mich schon lange, ob ich mit meinen Eltern reden soll. Weil ich naiverweise hoffe, das würde irgendetwas besser machen und sie könnten mir helfen und ich könnte endlich ehrlich mit ihnen sein.
Die Realität ist wohl, dass es alles nur komplizierter machen würde.
Für mich ist es inzwischen so normal, dass ich nicht einschätzen kann, wie Menschen normalerweise auf so ein Geständnis reagieren. Aber schockieren oder enttäuschen möchte ich meine Eltern nicht.

Ich hatte über viele viele Jahre Bulimie und meine Mutter hat mich nie direkt darauf angesprochen sondern gefragt ob bei mir alles gut ist und ich etwas habe worüber ich mit ihr reden möchte
Irgendwann habe ich es ihr dann gesagt und sie war nicht sauer und erst recht nicht enttäuscht denn für meine Erkrankung kann und konnte ich nichts
Ich habe mir dann auch Hilfe gesucht aber bin ziemlich schnell wieder rückfällig geworden
Als ich volljährig war und ausgezogen bin hab ich ihr gesagt das ich es immer noch mache und meine Mutter wusste es
Man sieht es einem irgendwann eh an wegen der wassereinlagerungen im Gesicht etc
Habe mir dann erneut Hilfe gesucht und bin bis auf einen kleinen Rückfall vom wenigen Wochen seit fast 6 Jahren stabil was das Ganze angeht

Ich bin Mama und ich würd meln Kind in den Arm nehmen. Mit ihm oder ihr reden und sagen das ich für sie da bin. Mit ihr zum Arzt und zum jugendpsychter gehen und gucken wie ich helfen kann: ich würde auch bei Facebook oder irgendwo anders eine Selbsthilfe Gruppe mich anschließen und gucken was andere Leute so schreiben. Ich würde Auf keinen Fall schimpfen oder sauer sein

Ich habe auch erwachsene Kinder und ich denke, ich würde mich schon fragen, wie mir das erstens bisher entgehen konnte und zweitens welche Mitschuld ich trage.

Würdet ihr das schlimm finden?
Ja, natürlich würde ich es schlimm finden, denn es ist eine behandlungsbedürftige Krankheit und kann den Körper wirklich auch schädigen.
Wärt ihr geschockt, traurig, wütend, enttäuscht?
In erster Linde eher besorgt, sich nicht wütend oder enttäuscht.
Würdet ihr euch Vorwürfe machen?
Ja, vermutlich schon.
Oder es als schlechte Angewohnheit ansehen?
Nein, sicher nicht.
Oder als etwas problematischeres?
Ja sicher. Allerdings habe ich ein gewisses Grundwissen darüber. Ist bei deinen Eltern vielleicht anders.
Wie würdet ihr damit umgehen?
Hilfe anbieten, Therapeuten suchen, mit hingehen zum Erstgespräch wenn gewünscht, nicht lockerlassen.

@Lupin Siehst Du Deine Eltern für Deine B. mitverantwortlich?
Falls ja, führt die Lösung sicher über Offenheit und Konfrontation.

Zitat von moo:
@Lupin Siehst Du Deine Eltern für Deine B. mitverantwortlich? Falls ja, führt die Lösung sicher über Offenheit und Konfrontation.


Sie haben definitiv keine Schuld daran, aber ich habe die Befürchtung, dass sie das denken könnten.

Ich weiß auch nicht, was ich schlimmer finden würde -
dass sie es ok finden und ich es übermäßig dramatisiert habe und mich dann wie der letzte Trottel fühle -
oder dass sie komplett ausrasten und mir oder sich selbst Vorwürfe machen.

Ich frage mich auch, wie sinnvoll es ist, in meinem Alter noch meine Eltern zu involvieren. Vielleicht sollte ich auch eher akzeptieren, dass ich meine Probleme selbst regeln muss und meine Eltern ihr eigenes Leben haben und sich nicht mehr um meinen Mist kümmern müssen.

Ich würde es erstmal für mich behalten, mich um meine Genesung kümmern. Wenn du in eine Therapie gehst, kannst du ja mit einem Fachmann beraten, wie und ob du es ihnen sagen sollst.
Das ist aber nur meine Meinung, ich bin in der Hinsicht eh ein Eigenbrötler.
Meine Eltern wissen von meinen psychischen Problemen nichts.
Allerdings kann ich sie einschätzen, wie sie reagieren würden.

Ich würde es schlimm finden. Aber nicht DAS mein Kind an Bulimie leidet sondern ich fände es schlimm das mein Sohn, aus welchem Grund auch immer, der Meinung ist sein Problem alleine lösen zu müssen und das ihm offensichtlich nicht klar ist dass er IMMER mit unserer Unterstützung rechnen kann.
Und ich würde mir wünschen dass mein Sohn seine Krankheit ernst genug nimmt um gegen sie zu kämpfen und dabei jede Unterstützung anzunehmen die er bekommen kann.

Zitat von Lupin:
Sie haben definitiv keine Schuld daran, aber ich habe die Befürchtung, dass sie das denken könnten.


Ich sprach nicht von Schuld, sondern von Mitverantwortung, also ein Teil der Ursache. Offener Umgang mit Bulimie ist ein wesentlicher Therapieaspekt. Geheimhaltung, Verschleiern etc. hingegen ein sicheres Anzeichen für bereits manifestierten Kontrollverlust.
Mir persönlich tat es sehr gut, dass ich seinerzeit mit meinen Eltern über meine Depression und deren Anteil gesprochen habe. Letztlich hat dies unsere Beziehung erwachsener gemacht und war für alle Beteiligten von Nutzen.
Durch Schweigen verändert sich nichts, durch Reden kann (!) sich etwas verändern.
Viel Glück

Für mich ist Bulemie und Magersucht auch eine Angsterkrankung. Wie bei fast jeder Angst steht auch da die Angst die Kontrolle zu verlieren im Vordergrund und bedarf professionelle Hilfe. Leider agiert man in der Hinsicht gegen den eigenen Körper und ist sehr ungesund. Wenn du denkst, dass du es nicht alleine schaffst, dann hole dir Hilfe bei deinen Eltern. Sicher werden sie nicht vor Freude in die Luft springen aber Eltern sind dafür da, dass sie ihren Kindern immer beistehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind schon groß ist. Allein, dass du darüber nachdenkst, deine Eltern zu informieren, erweckt für mich den Eindruck, dass du ihnen vertraust du sie aber nicht verletzen möchtest. Ich wäre verletzt, wenn meine Tochter nicht das Vertrauen zu mir hätte, mit mir darüber zu sprechen und ich es möglicherweise erst merke, wenn es zu spät ist.

Mich berührt das immer zu lesen, dass so viele zu ihren Kindern stehen würden.
Trigger

Mein Vater war damals der Meinung dass Schläge mein gehirn wieder grade rücken würde


Am Ende steht für mich immer die Frage: Würde es etwas besser machen?

Ich müsste nicht mehr lügen, okay... aber ich könnte auch nicht mehr lügen.
Ich könnte nicht so ein Geständnis ablegen und dann beim nächsten Besuch mal eben nach dem Abendessen heimlich kotzen gehen.
D.h. ich müsste definitiv aufhören und dann frage ich mich, ob ich das wirklich will.

Zitat von Lupin:
Am Ende steht für mich immer die Frage: Würde es etwas besser machen? Ich müsste nicht mehr lügen, okay... aber ich könnte auch nicht mehr lügen. Ich könnte nicht so ein Geständnis ablegen und dann beim nächsten Besuch mal ...


Mit wollen hat das nichts zu tun
Ich denke die Konsequenzen wenn eh so weiter machst sind dir bekannt und da meine ich nicht mal die Mangelernährung und die kaputten Zähne
Als ich deswegen in Behandlung war wollte ich das auch nicht weil das über Jahre ein Teil von mir war aber es geht halt nicht anders
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Lottaluft:
Mit wollen hat das nichts zu tun Ich denke die Konsequenzen wenn eh so weiter machst sind dir bekannt und da meine ich nicht mal die Mangelernährung und die kaputten Zähne Als ich deswegen in Behandlung war wollte ich das auch nicht weil das über Jahre ...


Meine Zähne sind super und mein Gewicht normal.
Ich habe aber keine Bulimie (der Titel wurde von der Moderation geändert), sondern kotze einfach mehr oder weniger regelmäßig.
Das hat nichts mit Bulimiker*innen zu tun, die das drei-, vier-, fünfmal täglich machen.

Zitat von Lupin:
Meine Zähne sind super und mein Gewicht normal. Ich habe aber keine Bulimie (der Titel wurde von der Moderation geändert), sondern kotze einfach mehr oder weniger regelmäßig. Das hat nichts mit Bulimiker*innen zu tun, die das drei-, vier-, fünfmal täglich machen.



Und aus welchem Grund machst du das ?

Zitat von Lottaluft:
Und aus welchem Grund machst du das ?


Weiß ich auch nicht so genau. Am Anfang war es vielleicht einfach die Kombi aus Überfressen + negative Gefühle. Leider habe ich dadurch gemerkt, dass es sich irgendwie gut anfühlt (so absurd das auch klingen mag) und hab es dann immer öfter gemacht.

A


x 4


Pfeil rechts



App im Playstore