Nun hat sie in den letzten zwei Jahren aber einen extremen, für uns wahnsinnig pathologischen Charakterwandel hingelegt bzw. sich in eine Richtung entwickelt, die keiner, wirklich keiner nachvollziehen kann. Sie war damals in einer langjährigen Beziehung mit einem jungen Mechatroniker, der außerhalb seiner Arbeit kaum soziale Kontakte pflegte, aber meines Erachtens soweit umgänglich war. Nachdem dieser Gefühle für sie und alles um sich herum verlor – Diagnose Depressionen – und sie sich dadurch sehr gekränkt fühlte, trennte sie sich schleichend bzw. nichtssagend, während sie in diesem seichten Prozess/Übergang schon einen neuen Typen datete. Schon in den Monaten vor der Trennung gab’s immer wieder Streitigkeiten zwischen ihr und ihrem Ex, teils laute und eifersüchtige Gespräche am Telefon, während ich dabei war. Auch mit ihren Eltern gab’s zunehmend Stress, doch habe ich anfangs geglaubt, dass sie sich einfach etwas emanzipieren möchte und ihren Freiraum braucht – mit Anfang/ Mitte 20 auch nicht ungewöhnlich.
Letztes Jahr habe ich selbst eine sehr schlimme Phase, auch familiär bedingt durch eine Krise zwischen meinen Eltern, durchgemacht, erlitt das Jahr davor eine Belastungsdepression. Meine Cousine war für mich persönlich da und unterstützte mich auch soweit. Ich unterstützte sie im Gegenzug bei ihrem Fachabi, habe ihr im Studium geholfen,…
Ihren Eltern gegenüber wurde sie immer undankbarer. Meine Tante und mein Onkel verdienten nie übermäßig viel, haben sich den Traum vom Haus erfüllt, damit jedes Kind sein eigenes Zimmer haben konnte und müssen dies finanziell immer noch irgendwie stemmen. Vor knapp zwei Jahren ist mein Onkel schwer erkrankt, Prognose nicht so gut. Aber meine Cousine haut weiter drauf, beschwert sich, dass er, inzwischen von der Arbeit freigestellt und in seiner ambulanten Chemo, die für sie gewaschene Wäsche „nur“ auf ihr Bett schmeiße und nicht in den Schrank sortiere. Sie beschwert sich darüber, dass es immer dasselbe zu essen gäbe, auf der anderen Seite sie aber ihr Essen selbst bezahlen müsse. Ihr neuer Freund kennt ihre Eltern nicht; sie sind ihr peinlich, zu ungebildet und „dumm“ (Wortlaut). Noch schlimmer treffen mich und auch meine Eltern und meinen Opa Aussagen wie „Wann stirbst du endlich?“, „Mir egal, ob er stirbt.“ (auf ihren schwerkranken Vater bezogen). Immer wieder lässt sie verlauten, mit ihren Eltern brechen zu wollen, sobald sie ausgezogen ist (die Schwester einer Freundin habe dies schließlich auch gemacht). Und sie HASSE ihre Eltern.
Ich habe schon öfter ruhig das Gespräch gesucht, bin selbst eher harmoniebedürftig und habe ihr lange den Rücken gestärkt. Meine Tante, die nun anstelle meines Onkels Vollzeit im Aldi, auch samstags, tätig ist, sich dort mit Kollegen herumschlägt, ein sehr introvertierter Typ ist und gar nicht weiß, was sie falsch gemacht hat, sucht immer wieder den Zugang zu ihr, hat aber selbst Angst vor der impulsiven Art ihrer Tochter und geht Konfrontationen aus dem Weg oder schweigt nur. Leider hat auch meine Oma vor ihrem Tod im November die Misere noch miterleben müssen. Mein (nun alleine stehender und ziemlich fitter) Opa hat sie sich schon vorgeknöpft, häufiger schon das Gespräch gesucht. Sie hat sich auch von ihm distanziert. Zum Tod unserer Oma kam nur, dass sie damit „voll klar“ sei und sie gar nicht so vermisse. Das tat mir sehr weh, auch wenn ich den Tod für mich akzeptieren konnte. Über die Gefühle ihrer jüngeren Schwester, die sehr litt und viel geweint hat, hat sie sich lustig gemacht. Sie verstünde nicht, warum diese so emotional sei.
Ihre jüngere Schwester hat den Kontakt zu ihr stark reduziert, ebenso meine Eltern, zu denen sie früher einen echt guten Draht hatte. Ihre ältere Schwester, ähnlich introvertiert und unsicher wie die Mutter, wurde vom Sandwichkind praktisch untergebuttert und pfiff die letzten Jahre ganz stark nach ihrer Pfeife. Die Älteste will es allen Recht machen und keinen Stress mit ihrer Schwester – also sagt auch sie kaum etwas. Das Verhältnis zum Vater scheint so schlimm wie nie zu sein. Von ihm kommen sporadisch noch ironische Sprüche, zuletzt bezüglich der Tatsache, dass sie sich aus dem Urlaub mit ihrem neuen Freund und dessen Familie (die so viel cooler und normaler sei als ihre) nicht einmal gemeldet hat.
Seit der neuen Beziehung bewegt sie sich in neuen Kreisen bzw. fast ausschließlich in seinem Freundeskreis, betrinkt sich mit besagten am Wochenende, geht bei ihm – er lebt ebenfalls noch zu Hause bei den Eltern – aus und ein. Sie scheint sich schnell in diese Familie etabliert zu haben und gibt sich charakterlich sympathisch, scheint hilfbereit zu sein, dem Vater des Freundes bei Streicharbeiten und der Mutter beim Kochen zu helfen.
Ich kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen, habe schon öfter nachgehakt, ob sie erklären könne, was ihr Problem mit ihren Eltern sei, was diese ihr getan hätten. Ihr Vater hätte sie als Kind öfter angeschrien und manchmal fest an den Armen gegriffen, lautete einmal eine Aussage. Mein Onkel ist vieles, aber NICHT gewaltsam. Sie habe nie Liebe von ihren Eltern bekommen. Mein Onkel und meine Tante sind beide eher zurückhaltend, auch mit großen Kuscheleien und Umarmungen. Aber: Sie tun alles für meine Cousinen. Meine Tante war schon immer sehr besorgt, z.B., als sich meine Cousine den Arm gebrochen oder mit Blinddarmschmerzen im KH lag. Mein Onkel unterstützte finanziell, soweit es ging und geht. Meine Cousine hat keine Abgaben zu Hause, schmeißt ihr Ausbildungsgehalt für Klamotten und Abendgarderobe raus, jetzt wo sie immer auf irgendwelchen Hochzeiten eingeladen ist. Sie verschließt sich, keine weiß, was los ist. Ich mag nicht via Google diagnostizieren, bin aber auf den Begriff der antisozialen Persönlichkeitsstörung gestoßen. Ich weiß aber nicht, wie man, auch meine Tante und mein Onkel, in ihrem Fall (therapeutisch etc.) vorgehen könnten. Ihre beiden Schwester helfen gerade meinem Onkel wo es nur geht und haben beide sehr große Angst um ihn, besonders die jüngere. Früher hat meine Cousine übrigens immer wieder betont, dass unsere Familie ja so sehr zusammenhalte (war und ist ja auch so) und sich vor wenigen Jahren noch über den Freund der jüngeren Schwester aufgeregt, der sich ja gar nicht in „unsere Familie“ integriere…. widersprüche Aussage zu dem, was sie jetzt abzieht.
06.08.2024 23:24 • • 07.08.2024 x 1 #1