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Hallo Zusammen,

ich weiß nicht mehr weiter. Seit 2020 habe ich phasenweise viele Herzstolperer. Momentan seit Herbst 2023 mit ein paar Wochen Pause zwischendurch. Mitunter jeder 3. Schlag für mehrere Stunden. Die sind untersucht und es heißt, dass sie harmlos sind. Das bringt mir aber nichts, weil ich sie intensiv spüre und deshalb massive Schlafprobleme habe. Inzwischen habe ich tatsächlich Angst vor den Nächten.

Da scheinbar keine Probleme am Organ vorliegen, wird es womöglich psychischer Natur sein. Ich verstehe allerdings nicht wie ich die in Griff bekommen kann. Wenn ich z.B. raus gehe Spazieren oder Fahrrad fahre sind sie weg. Komplett weg. Im Sitzen und im Liegen kommen sie dann wieder. Hatte schon dran gedacht, dass da irgendetwas aufs Herz drückt. Die Lunge (bin Asthmatiker)? Der Magen (habe momentan viele Sorgen)? Oder schlucke ich zu viel Luft? Habe ich dauerhaft zu viel Gas im Darm?

Ich mein, ich hab die vereinzelt seit ich Kind bin. Und es gab auch schon mal so zwischendurch mal einen Tag mit vielen Stolperern in jüngeren Jahren. Aber ja, seit 2020 habe ich erheblich größeren beruflichen Druck und empfinde den ganzen aktuellen Krams zusätzlich belastend (Pandemie, Kriege, Politik).

Und dann kam 2022 die Krebsdiagnose vom Schwiegervater. Ich wohne mit meiner Frau und den Kindern im Haus meiner Schwiegereltern und wir sind sehr eng miteinander. Mein Schwiegervater hat zwar nie verstanden wie ich Geld verdiene. Er war Handwerker, ich bin Software-Entwickler. Aber im Gegensatz zu meinen Eltern war er immer für mich da und hat mich nie verurteilt. Und er hat mir die Zeit gegeben zu reifen ohne mich unter Druck zu setzen.

Parallel dazu spitzt sich die berufliche Situation sukzessive zu. Keiner redet miteinander. Keiner hat eine Übersicht. Jeder macht nur noch seinen Kram. Die Kunden sind zunehmend unzufrieden und einige sind schon gegangen (was ich gut nachvollziehen kann). Die Unzulänglichkeiten des Projekt Managements werden auf die Software-Entwicklung geschoben, die mal gar nichts dafür kann. Aufgaben werden immer schlechter kommuniziert. Und weil in der nicht wirklich statt findenden Planung so viel schief läuft, rennen die Entwickler den Notfällen hinterher. Ein Alptraum.

Im Herbst 2023 verschlechtert sich der Zustand meines Schwiegervaters und parallel die berufliche Situation. Unter der emotionalen Last bekomme ich wieder diese blöden Herzstolperer die ich zuletzt 2021 so massiv hatte (aus beruflichen Gründen). Ich versuche es mit einem niedrig dosiertem Antidepressivum und kann damit zum Glück wieder ausreichend schlafen. Und bis Dezember verschwinden dann auch die Herzstolperer.

Im Januar ging es noch. Aber sowohl der Zustand meines Schwiegervaters als auch die berufliche Situation haben sich weiter verschlechtert. Das Antidepressivum half nicht mehr. Dann habe ich erst wieder meine Bierchen getrunken, dann für 4 Wochen wieder aufgehört. Dann ging es mit dem Schwiegervater im März langsam zu Ende. Der war nur noch Haut und Knochen. Und so schwach. Und er wollte schon nicht mehr. Es hat mir das Herz zerrissen. Sprichwörtlich. Eigentlich sollte ich im März einen Tag beruflich nach Berlin. Aber ich konnte nicht. Ich hatte keine Kraft mehr.

Parallel sind mir die beruflichen Projekte über den Kopf gewachsen. Zudem hat mir der steigende Druck zugesetzt und ich bin in einer Art dauerhaften Anspannung womöglich. Ich konnte zwar noch arbeiten, aber ich regierte zunehmend emotional auf den Dauerstress und das Durcheinander.

Ende März ist uns der Schwiegervater denn fast gestorben, weil er nicht mehr genug getrunken hat und die Nieren kurz vorm Kollaps waren. Die Ärzte haben ihn dann noch einmal aufgepepellt damit er zu Ostern noch mal zu Hause sein konnte. Eigentlich wollte er auch zu Hause sterben. Aber er bekam dann schlechter Luft und wir mussten 112 anrufen, weil er Wasser in der Lunge hatte. Er wollte nicht wieder ins Krankenhaus. Aber zu Hause wäre er qualvoll erstickt. Als wir dann ins Krankenhaus sind war er schon im Sterbeprozess. Wir waren dann noch den ganzen Tag bei ihm. Erst ist dann aber erst gegangen als wir nicht mehr da waren. Zum Glück friedlich und schmerzfrei.

Wie soll das gehen? Anspruch auf einen Tag Urlaub in einem Trauerfall? Ich verstehe es nicht. Ja, natürlich find ich das schön wenn Kollegen kondolieren. Aber ich stand / stehe komplett neben mir. Wie ich meine Aufgaben weiter erledigen konnte ist mir ein Rätsel. Aber dann kam es noch dicker. Ich spreche mit meinem Chef, dass ich gerade nicht auf der Spur bin und ich eine Pause brauche. Parallel wird mein Kollege bedroht, zusammengeschlagen und die Reifen durchgestochen. Also musste ich notgedrungen seine Aufgaben mit übernehmen.

Und dazu jeden Tag diese blöden Herzstolperer und diese grausamen Nächte in denen ich nicht genug Schlaf bekomme weil ich wegen der Stolperer spät und nicht lange zum Schlafen komme.

Aber ich muss. Ich muss das Geld für die Familie verdienen. Die Kinder studieren. Die Frau kann leider nur einen 500 Euro Job dazu steuern. Alles wird teuer. Aber ich hab so vieles, was ich los werden möchte. Mal drüber reden. Und nicht immer nur: Ja, tut mir leider aber wir brauchen noch dieses und jenes von Dir. Und es ist leider sehr dringend. Andauernd ist alles sehr dringend.

Man, ich vermisse meinen Schwiegervater. Es hat mir so weh getan ihn so leiden zu sehen. Der konnte am Ende nicht mal mehr am Tisch sitzen. Und diese großen starken Hände. Sie waren am Ende so schwach. Es zerreist mir das Herz. Womöglich sprichwörtlich? Ich hab keine Ahnung. Ich kann einfach nicht mehr.

Jetzt habe ich drei Wochen Urlaub und habe Angst vor der Zeit danach. Die Nerven liegen blank. Wie soll ich das denn alles schaffen? Irgendwie, ja. Es geht ja immer weiter. Aber ich hab einfach nicht gedacht, dass mir das alles so den Boden unter den Füßen weg zieht.

Sorry für rumheulen.

19.04.2024 22:45 • 20.04.2024 #1


14 Antworten ↓


Das ist sehr traurig und du hast mein Mitgefühl, was dein Schwiegervater betrifft.

Wenn du schreibst, du kannst nicht mehr, wie stellst du dir vor, wie es weitergehen soll, wenn du keine Kraft mehr hast?

Idee aus meiner Sicht wäre: krankschreiben lassen und evtl. in eine Klinik. Denn wenn du nicht mehr kannst, kannst du auch irgendwann deine Familie nicht mehr unterstützen. Deshalb wäre es doch erst einmal sinnvoll, dass du dich selbst wieder auf die Beine bringst und Kraft schöpfst, um wieder mit guter Energie weiter zu machen.

In einer Therapie kann man lernen, wie man mit dem ganzen Stress, den du beschrieben hast, besser und gesünder für dich umgehen kannst.

Eigentlich gibt es immer Wege, welcher der richtige ist, ist natürlich deine Entscheidung. Aber was würde es nützen, wenn du irgendwann langfristig krank werden würdest?

Ich denke, da sind die Herzstolperer kein Wunder. In meiner schlimmsten Phase hatte ich auch dauernd irgendwelche Herzbeschwerden, aber mein Herz ist gesund nach etlichen Untersuchungen. Erst, als ich meine eigenen Stress reduziert und mehr Gelassenheit gelernt habe, wurde es immer besser.

Ich denke, es ist heute wirklich nicht einfach, eine Familie zu ernähren. Früher hatte ein Elternteil 1 Job und gut, heutzutage manchmal 2, weil es nicht anderes geht finanziell, je nachdem welche Ansprüche der Mensch hat. Manchmal kann weniger auch mehr sein. Viel wichtiger ist doch, dass man mit sich in Balance ist, somit kann der innere Frieden wachsen und allen geht es gut.

Eine weitere Idee meinerseits ist:
Du könntest du z. B. vielleicht an einem Retreat im Shaolin Kloster teilnehmen, da kannst du wählen zwischen einem Wochenendretreat oder länger, um für dich selbst eine Auszeit zu nehmen. Dort gibt es verschiedene Angebote, um den Geist sowie den Körper wieder in Einklang zu bringen.
(Wenn ich nicht eingeschränkt und jünger wäre, hätte ich das schon längst mal gemacht).
Habe mir schon viele verschiedene Infos darüber angesehen.

Ich wünsche dir alles Gute auf deinem eigenen Weg.

A


Erschöpft und verzweifelt wegen Herzstolperer

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Vielen Dank für Deine Antwort!
Es tut gerade gut zu Lesen, dass auch andere Herzgesunde mit Herzbeschwerden zu kämpfen hatten.

Wie es weiter gehen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Stationär behandelt wurde ich bereits mit 18 (Psychiatrie) und 34 (Psychosomatik).
Einen erneuten Klinikaufenthalt möchte ich eigentlich vermeiden.

Aber ja, an einer Krankschreibung komme ich wohl nicht mehr vorbei.
Das Blöde ist halt, dass mein Arbeitgeber ein ernstes Problem hat, wenn ich ausfalle.
Es hängen zu Viele Sachen von mir ab, die so kein Kollege ersetzen kann.
Das heißt auch, dass wenn ich länger ausfallen sollte mein Arbeitsplatz in Gefahr ist.

Außerdem will ich unbedingt mein Motorrad behalten.
Das ist mein einziges Hobby und Möglichkeit hier mal raus zu kommen.
Also nicht aktuell mit dem blöden Herzgestolpere.
Aber danach ... hoffe ich ... irgendwie.
Also brauche ich das Geld.

Ja, aber Du hast vollkommen recht. Womöglich erwarte ich zu viel von mir.
Wäre nicht das erste Mal.

Guten Morgen @l4rs erstmal möchte ich dir mein Beileid aussprechen, eine schwere Zeit, die du da durch machst. Wie wäre es denn mit einer Tagesklinik, da kann man nachmittags ja wieder nach Hause. Oder eine Arbeitskollegin von mir geht immer für zwei Stunden in die Klinik und arbeitet sonst normal, vielleicht gibt's ja derartige Angebote auch in deiner Nähe? Du bist momentan nicht in Therapie? Falls du mal in Therapie warst vielleicht einfach den alten Therapeuten mal kontaktieren.
Du spürst die Alarmsignale, geb auf dich acht.

Zitat von l4rs:
Das Blöde ist halt, dass mein Arbeitgeber ein ernstes Problem hat, wenn ich ausfalle.
Es hängen zu Viele Sachen von mir ab, die so kein Kollege ersetzen kann.
Das heißt auch, dass wenn ich länger ausfallen sollte mein Arbeitsplatz in Gefahr ist.

Vielleicht könntest du einen Teil deiner Arbeit im Home Office erledigen? Oder die Stunden reduzieren?

Das ist ein pragmatischer Ansatz. Im HomeOffice sitze ich zwar eh schon. Aber ich könnte mal mit meinem Chef sprechen ob ich vorrübergehend meine Stunden reduzieren kann. Der will nach meinem Urlaub eh mit mir essen gehen. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Danke Dir!

Zitat von l4rs:
Hallo Zusammen, ich weiß nicht mehr weiter. Seit 2020 habe ich phasenweise viele Herzstolperer. Momentan seit Herbst 2023 mit ein paar Wochen Pause ...

Vieleicht ist das Herz einfach unterfordert und möchte Dir mitteilen mehr Sport zu machen

Zitat von Kermit:
Vieleicht ist das Herz einfach unterfordert und möchte Dir mitteilen mehr Sport zu machen

Hab ich auch schon dran gedacht. Spazieren und Fahrrad fahren reicht womöglich nicht um mich auszupowern. Vielleicht würde es meinen Zustand verbessern wenn ich den durch das viele Sitzen passiven Oberkörper trainiere. Weil kann es möglich sein, dass es neben der psychischen Komponente auch gut wäre das viszerale Fettgewebe mal gezielt zu reduzieren? Weil wenn ich an die Mitter der 2000er denke. Da bin ich viel gelaufen. Da ging es mir um Welten besser. Dafür müsste ich zwar 10-15 kg abnehmen. Aber schlimmstenfalls hilft es, ja.

Zitat von l4rs:
Hab ich auch schon dran gedacht. Spazieren und Fahrrad fahren reicht womöglich nicht um mich auszupowern. Vielleicht würde es meinen Zustand verbessern wenn ich den durch das viele Sitzen passiven Oberkörper trainiere. Weil kann es möglich sein, dass es neben der psychischen Komponente auch gut wäre das viszerale ...

Habe vorletztes Jahr meine Ernährung umgestellt, Mountenbike gefahren Ergometer jeden Tag und habe innerhalb von 6 Monaten 15kg abgenommen. Keine Probleme mehr.

Hallo, tut mir leid, dass es dir so schlecht geht damit. Es gibt mehrere hier, die komplett ihren Frieden mit den Herzstolperern gemacht haben, und nicht mehr unter ihnen leiden einer davon bin ich, Herr Angsthase ist ein weiterer, Vendetta noch ein anderer. Vielleicht ist in meinen oder deren Threads etwas für dich dabei. Bei mir hat eine Verhaltenstherapie ganz entscheidend dabei geholfen, dass mir die Stolperer egal sind. Nur Mut, man kann viel daran verändern, ob sie einen stören.

LG, Amyg.

Zitat von Kermit:
Habe vorletztes Jahr meine Ernährung umgestellt, Mountenbike gefahren Ergometer jeden Tag und habe innerhalb von 6 Monaten 15kg abgenommen. Keine Probleme mehr.

Interessant. Ich muss auch sagen, dass ich mich in Krisen instinktiv mehr bewegen möchte. Sonst bin ich vielleicht 1-2 Mal pro Tag an der frischen Luft. Momentan eher 3-4 Mal und einmal davon mit dem Fahrrad die Pumpe etwas mehr fordern. Lustiger Weise hat sich damit meine Fitness trotz der Schlafstörungen schon etwas verbessert. Aber ja, abnehmen glaube ich auch, dass das was bringt.

Zitat von Amyg.Dala:
Hallo, tut mir leid, dass es dir so schlecht geht damit. Es gibt mehrere hier, die komplett ihren Frieden mit den Herzstolperern gemacht haben, und nicht mehr unter ihnen leiden einer davon bin ich, Herr Angsthase ist ein weiterer, Vendetta noch ein anderer. Vielleicht ist in meinen oder deren Threads etwas für dich ...

Vielen lieben Dank. Einmal, dass es auch andere Extrasystoliker gibt und sie damit zu leben gelernt haben. Das macht mir Hoffnung! Ich werd mir die Threads dazu raussuchen und lesen. Danke!

Zitat von l4rs:
Interessant. Ich muss auch sagen, dass ich mich in Krisen instinktiv mehr bewegen möchte. Sonst bin ich vielleicht 1-2 Mal pro Tag an der frischen Luft. Momentan eher 3-4 Mal und einmal davon mit dem Fahrrad die Pumpe etwas mehr fordern. Lustiger Weise hat sich damit meine Fitness trotz der Schlafstörungen schon ...

Und die Ernährung umzustellen ist gar nicht so teuer. Ich zahle gerade mal 50 Euro im Monat mehr um gesünder zu Leben dafür. Andere verrauchen das locker.

Zitat von Kermit:
Und die Ernährung umzustellen ist gar nicht so teuer. Ich zahle gerade mal 50 Euro im Monat mehr um gesünder zu Leben dafür. Andere verrauchen das locker.

Absolut, ja. Was kostet Rauchen heutzutage? Ich bin froh, dass ich seit 25 Jahren nicht mehr rauche. Und das mit der Ernährung ist halt auch nicht wirklich wild. Einfach mal die Gifte (Alk. Zucker) stark reduzieren, weniger Fleisch, dafür mehr Gemüse, ausreichend Wasser und Tee trinken und täglich 1-2 Stunden an der frischen Luft. In meinem Fall Wandern im Wald. Und den Stress reduzieren. So ungefähr.

@-IchBins- , @Loki0305 , @Kermit , @amyg.Dala
Ich bin unendlich dankbar für Eure Antworten. Sie helfen mir sehr in meiner Situation. Vielen lieben Dank. Es ist toll, dass es Euch gibt. Wollt ich nur noch mal loswerden.

A


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