Eine gute Bekannte (Die Mutter eines Mitschülers meines Sohnes, die in der Schule die beste Freunde waren ) sieht mich, kommt freudestrahlend auf mich zu. Hallo, lange nicht gesehen! Oje, ich möchte nicht reden, denn sie fragt und fragt immer. Ich kenne sie, sie ist ein lieber Mensch, aber auch einer von den vielen, die sich mit psychischen Erkrankungen nicht auskennen und deshalb nichts verstehen..
Wohin soll ich so schnell, muss noch was einkaufen, Ausrede? Hmm, mir fällt nichts ein, wenig Zeit zieht nicht, bin doch Frührentnerin und hab Zeit.
Dann gehts los (beim rumschieben mit dem Einkaufswagen) sie erzählt vom Umbau ihres Hauses, das es jetzt so toll aussieht, von dem neuen Auto, von dem neuen Rasentraktor, von ihrem geplanten Urlaub in Danemark, wo sie jedes Jahr hinfahren. Und ihre Söhne, läuft alles so toll, haben Famile und Kinder, Eigenheim, alles glücklich und zufrieden.
Nicht dass ich jetzt neidisch wäre, ich gönne es ihr, aber jetzt kommts, die gefürchteten Fragen: Wie gehts Euch?
Lüge . Super, alles gut (schwitzen) Wie gehts Männe? Antwort: Soweit wieder gut Erschrocken: Wieso was war? .
Nun gut erzählt, so langsam macht sich ein flaues Gefühl in denMagengegend breit, ich glaube mir wird schwindelig, ich möchte am liebsten raus aus dem Laden, ich merke wie die Wärme in meine Wangen steigt, sieht sie das ?
Was wollte ich denn jetzt noch einkaufen, hab fast alles vergessen.
Aber weiter gehts: Wie gehts Dir? Du siehst aber nicht gut aus, so blass und die Augen verquollen Ich sage, naja, mir fehlt wohl ein bischen Vitamin D
Wieso gehst Du denn nicht raus an die frische Luft? Ich darauf: Mir gehts im Moment nicht zu gut, hab wieder etwass mehr unter Ängsten und PA zu leiden
Wovor hast Du denn Angst? Und Panik? Warum denn? Ich: Das wüsste ich selber gern, aber ich habe die Erkrankung ja schon sehr lange (Ich bin sicher, ich habe es schon mal erwähnt)
ch versuche es zu erklären,auch dass Depressionen zum Krankheitsbild gehören. Sei total verständnislos: Wieso hast Du denn Depressionen? Du musst doch keine Depressionen haben.
Mir fällt nichts mehr ein, so langsam kriege ich Watte im Kopf, warum hört sie nicht auf, wie komme ich weg? Ich sagen dann: ich bekomme ja jetzt Medis, das wird bestimmt wieder besser
Weiter gehts, hast Du immer noch den .....(jüngster Sohn) zu Hause? Arbeitet der immer noch nicht?
Ich sage, nein, er kann nicht arbeiten auf Grund seiner psycsichen Erkrankung Wie was? Deswegen kann man doch arbeiten gehen?
Wieder Erklärung (schwitze inzwischen wie ein Schwein, mein Gesicht ist jetzt bestimmt jetzt hochrot .)
Er ist Erwerbsunfähig, er kann nicht arbeiten Aber wieso denn nicht? Ich wieder: Er hat ADS im Erwachsenenalter, eine Sozialphobie, udn leidet unter Depressionen. Verständnislose Blicke. Dann hast Du den den ganzen Tag zu Hause? Was macht der denn den ganzen Tag? Aber der kann doch weinigsten ein bischen arbeiten? Selbst die behinderte Tochter von Blablabkla geht in die Behindertenwerkstätte und arbeitet
Ich mag nicht mehr. warum hört sie nicht auf, aber ich antworte dann. wie ich sagte, er hat eine Sozialphobie, er kann nicht gut mit anderen Menschen
Waeum lüge ich nicht und sage, er arbeitet am PC von zu Hause aus? Ist ja nicht so, als wenn er nichts hat, er hat Fachabi, aber leider gings dann einfach nicht mehr weiter, weil ihm seine Ängste im Weg standen
Und mit der Arbeit zu Hause ist nicht mal gelogen, auch wenns kein Geld gibt für einen Modjjob in einem Livestream, und als Betatester.
Dann gehts los, mitleidige Blicke und dann: Da bin ich aber froh, dass meine Jungs soweit ok sind, einen guten Job haben und gutes Geld verdienen
Wieso fühle ich mich so schlecht? Ich kann doch nichs dafür , dass mein Junge diese Erkrankung hat, oder doch? Aber die anderen drei sind doch ok.
Ein Blick von ihr auf die Uhr: Jetzt muss ich aber langsam los, muss gleich noch zur Arbeit.Komm doch mal auf einen Kaffee vorbei, ist ja nicht so weit....fährst Du immer noch kein Auto? ( Nein verdammt....ich hab Angst!)
Ich sage: Nein, ich mag keine Kombis, ausserdem fahr ich gern Fahrrad, frische Luft ist immer gut
Ja dann komm doch vorbei, bis dann, Tschüss! (Ja Tschüss und ich komme sicher nicht vorbei )
Gottseidank, ich bin erlöst, schnell zur Kasse, nur raus aus dem Laden, bevor ich doch noch eine PA kriege, die hatte ich seit Dez. nicht mehr, bloss nicht mitten im Laden. Frische Luft, ich habs geschafft, schnell nach Hause.
Dieses Szenario war für mich der Horror, musste mir das einfach mal von der Seele schreiben, auch als Beispiel für dass Unverständnis, was psychische Erkrankungen angeht, das war nur eins davon . Ich habe ja Gottseidank nicht viele Bekannte im Dorf, will ich auch nicht, und Freunde brauche ich auch nicht, wozu, wenn ich immer dass Gefühl habe, ich muss mich immer irgendwie verteidigen, oder meinen Sohn.
Ich hab meine Famile, meine Tiere, meine Hobbys, das reicht mir, aber anderen anscheinend nicht, denn dann würden sie einem nicht immer einreden wollen, dass es ihnen so toll geht, sind materielle Besitztümer denn so wichtig?
Sollten sie nicht lieber froh sein, dass sie gesund sind?
LG Angor
27.02.2017 07:05 • • 23.08.2020 x 9 #1