Hallo Hopeless,
es scheint, als säßen wir zwei im selben Boot. Bin jetzt 32 und auch (wieder) der einzige Single im (engeren) Freundeskreis. Habe mich im Mai von meinem jetzt-Ex-Freund getrennt und komme seitdem mal mehr, mal weniger gut zurecht. Muss mich erst wieder ans Alleinsein gewöhnen.
Anyway.
Zitat von Hopeless2:Wortlaut meiner Freunde: ich darf nicht mehr wählerisch sein und das nehmen, was da ist! Der Typ ist doch nett!. ich weiß, dass sie es gut meinen und mir helfen wollen.
So'n ähnliches Ding hab' ich auch erst kürzlich gehabt... und es kam von einer langjährigen Freundin, der ich sowas NIE zugetraut hätte! Sie hat es auch nicht böse gemeint, wir haben das mittlerweile auch aus der Welt geschafft, dennoch finde diese Aussage an sich ziemlich unverschämt und schmerzhaft.
Die Situation war folgende: Ihr bester Freund hat sich (unglücklicherweise) bereits vor drei Jahren unsterblich in mich verliebt; ich kam aber kurz nachdem wir uns (über sie) kennengelernt hatten, mit meinem Jetzt-Ex zusammen. Er hat nun nach meiner Trennung in diesem Jahr den Schritt gewagt und von mir eine freundliche, aber sehr bestimmte Abfuhr kassiert. Daraufhin empörte sie sich: Worauf ich noch warten würde, er sei SO lieb und nett und würde mich auf Händen tragen, es muss ja nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein, sie könne ohnehin nicht verstehen, warum SO viele Frauen sich in unglückliche Beziehungen stürzen, wo doch solche Prachtexemplare wie ER rumlaufen, bla bla, blub, blub...
MEIN erster Gedanke (nach
BRENNST du?!) war:
Dann nimm DU ihn doch!. Sie hat gut reden, sie ist frisch verheiratet, HATTE ihre großen Gefühle auf den ersten Blick. Warum muss
ich mich auf einmal beeilen und das Erstbeste nehmen, was kommt? Davon abgesehen: Sollte man sich wirklich für einen Freund oder eine Freundin wünschen, dass er/sie auf dieses große Glück, diese hormongesteuerten, wunderschönen ersten Monate verzichtet, nur um
nicht allein zu sein, bzw
auch jemanden zu haben?
Ist mir sch.eiss.egal, ob dich das unglücklich macht oder du das nicht willst, hauptsache du bist zu zweit. Geht ja mal
gar nicht.
Zitat von Hopeless2:Ich seh es nicht ein, jetzt jeden Singlemann, den ich zufällig kennenlerne, gleich eine Beziehung aufbauen. Es ist immer noch meine Entscheidung, ob ich ihn nett oder attraktiv finde oder nicht. Aber ich darf es laut meinen Freunden nicht mehr.
... und das ist genau der Punkt! Das siehst du meiner Meinung nach ganz richtig. Kein Mensch muss
nehmen, was da ist. Und schon gar nicht mit Anfang 30.
Jeder Mensch hat das Recht, sich die Leute auszusuchen, mit denen er/sie sich abgeben will. Überleg mal: Wir werden doch schließlich
auch ausgesucht. Oder eben nicht. Man kann nicht auf jeden abfahren und man muss auch gar nicht auf jeden abfahren und schon gar nicht muss man
versuchen, auf jeden abzufahren. Da hat einem niemand reinzureden. Man MUSS nicht in einer Beziehung sein, wenn man es (gerade) nicht will, und wenn die anderen das noch so unbequem finden.
Grundsätzlich offen sein halte ich für völlig richtig. Ansprechen, sich ansprechen lassen. Vielleicht auch mal
zweimal hingucken, bevor man jemanden sofort abschreibt. Aber zwingen sollte man sich zu
gar nichts. Das bringt doch nichts.
Ich gebe offen und ehrlich zu, ich selber
möchte gerne wieder eine Beziehung haben. Ich habe mich mittlerweile mit meiner Situation halbwegs arrangiert, bin auch relativ zufrieden (und brauche eh noch etwas Zeit, bis ich mich wieder jemandem wirklich öffnen kann) aber ich kann und will mir nicht vorstellen, ewig lange allein zu bleiben. Will ich einfach nicht. Ich persönlich find's zu zweit schöner. Es ist auch ganz oft fürchterlich deprimierend mit anzusehen, dass alle um mich herum heiraten und mit der Familienplanung anfangen, während ich selbst wieder
ganz von vorne anfangen darf. Das nimmt mich manchmal sehr mit. Selbst als jemand ohne akuten Kinderwunsch fühl' ich mich oft, als hätte ich... den Anschluss verpasst. Alle anderen befinden sich auf einmal auf dieser anderen Ebene. Diese Ebene ist nicht besser oder schlechter, eben einfach nur ganz
anders. Der Fokus der Freunde verschiebt sich; als Singlefreundin gerät man da schon mal außer Acht, ohne, dass es jemand böse meinen würde.
Ich fühle mich oft einsam und habe auch manchmal Angst, dass ich nie wieder jemanden finden werde.
Und dennoch würde es mir im Traum nicht einfallen, mir jemanden zu suchen, nur damit ich
jemanden habe. Ich hätte den Kumpel meiner Freundin ja haben können. Kann ich auch noch. Die Option ist
da. Ich
will ihn aber nicht. Es gibt mir nichts, mit jemandem auszugehen (oder gar zusammen zu sein), der NULL Gefühl in mir auslöst. Ich würde mich nicht wohl damit fühlen, mit ihm unter dem Aspekt einer Beziehungsfindung loszugehen, weil a) dieser Mann mich sowohl körperlich als auch charakterlich
überhaupt nicht reizt und b) weil ich ihm keine Hoffnungen auf eine mögliche Beziehung machen will.
Das Ganze wäre ziemlich
für'n Ar.sch, um es mal direkt auszudrücken. Macht doch wirklich niemanden glücklich. Jeder hat Glück und Glücklichsein verdient, was auch immer das für einen selbst bedeutet.
Zitat von Hopeless2:Ich weiß nicht ob ich ein Grund habe mich aufzuregen.
Ich denke, man
darf kurz (oder auch etwas länger, wie in meinem Fall) mal sauer sein, wenn man sowas Blödes von seinen eigenen Leuten hört. Ist einfach daneben. Im Endeffekt darf man aber wirklich nichts drauf geben; ganz egal ob man gerne Single ist oder nicht. Stress und Druck, ob von innen oder von außen, bringen nämlich rein GAR nichts.
Zitat von Hopeless2:Was meint ihr? Wie soll man damit umgehen?
Mittlerweile - nachdem die größte Trauer bei mir vorüber ist und ich wieder einigermaßen klar sehen kann - kann ich nur sagen: Ich glaube, dass es für uns (unfreiwillige) Singles einfach gilt zu leben, es sich gutgehen zu lassen, sich zu verabreden, wenn man Lust darauf hat und das Ganze wieder zu beenden, wenn man merkt, dass man sich nicht wohlfühlt. Solange niemand anderes wissentlich und absichtlich verletzt wird, darf man nach meiner Meinung aus- und anprobieren wie man möchte. Und wirklich, wirklich, WIRKLICH nichts auf das Gerede anderer geben. Freundlich, aber bestimmt sagen, dass man so etwas nicht hören möchte. Sich nicht beeinflussen lassen und sich selbst treu bleiben.
Alles Gute für dich! Lass mal hören, wie's dir über die Zeit so geht!