In meinem Kopf spielen sich viele Dinge ab. Meine Vergangenheit und wie mich diese verändert hat und heute beeinflusst. Wie ich mich vor allen verstelle und die Frage, wer ich überhaupt wirklich bin, was ich bin. Es stellt sich mir die Frage ob ich sowas wie ein notorischer Lügner bin, ohne diesen Begriff für zu voll zu nehmen. Schließlich habe ich nie eine derartige Diagnose bekommen und versuche auch nicht mich selbst zu diagnositizieren. Wenn ich solche Begriffe verwende, dann lediglich um einen vergleich zu schaffen, den ich in Worten fassen kann. Denn ich weiß mitlerweile nichts mehr über mich. Mir bleibt lediglich die Ahnung oder Vermutung, oder wie auch immer man es nennen könnte.
Ich denke es begann alles mit ca. 15 Jahren. Wobei wenn ich zurück blicke, ich auch damals schon nicht ganz richtig gewesen sein muss. Damals hatte ich meine erste große Liebe gefunden. Es war eine Fernbeziehung die einige Monate hielt und mir gezeigt hat, wie schön Gefühle sein können. Vermutlich hänge ich noch heute an ihr, oder an das, was sie für mich war. Jedenfalls ging alles damit zuende, dass sie versuchte sich das Leben zu nehmen. Sie dachte, wenn sie den Kontakt zu mir abbreche, dass es für mich einfacher wäre, damit umzugehen. Ungefähr 10 Tage später meldete sie sich wieder bei mir. Erzählte, was bei ihr los war und sie sich das Leben nehmen wollte. In diesem Moment muss etwas in mir zerbrochen sein, von dem ich heute nicht weiß, was es war. Ich glaube seit diesem Tag ging bei mir alles nur noch bergab. Seit dem habe ich mich nie wieder verliebt. Zwar gab es die ein oder andere Romanze, oder Verhältnise mit einem derartigen Bezug, aber nichts daran war echt. Damals redete ich mir ein, ich sei kein guter Fang. Was wolle man schon mit mir anfangen, ich wusste ja selbst nichts mit mir anzufangen. Seitdem hat sich mein Bezug zu Frauen deutlich geändert. Ich bin genau die Art von junger Mann geworden, die ich immer verabscheute. Jemand der Frauen manipuliert und alles erdenkliche erzählt, nur um die süße Lust zu erfahren. Eine Zeit lang habe ich sogar eine Liste über meine Erfolge geführt. Wenn ich daran denke zu was ich geworden bin, dreht sich mir der Kopf. Auf der einen Seite ekel ich mich vor mir selbst, auf der anderen Seite fühle ich mich wie ein junger Gott, oder vergleichbares. In mir herrscht diesen extrem gegenseitigen Pole. Die eine Seite ist Ehrbar, eindeutig gut, freundlich, fürsorglich, ein absoluter Menschenfreund. Etwas, oder jemand, der von allen gemocht wird und dem man nichts negatives zuschreiben würde. Der perfekte Mensch. Zumindest perfekt sozialtauglich. Und auf der anderen Seite, da liegt mein Schatten. Alles was man als böse oder nicht gut definieren könnte. Sozial inkompatibel, ein empathischer Krüppel. Selbstbezogen und egoistisch. Ein wahrer Maniac, der vor nichts zurückschreckt, um sich selbst zu bereichern. Menschliche Werte und so genannte Verhaltens Kodexe sind mir Fremd.
Zwischen all dem befinde ich mich. Und die Seiten verschwimmen mittlerweile. Ich kann nicht mehr darin unterscheiden ob ich gut oder böse bin. Und an diesem Punkt fühle ich Gleichgültigkeit. Ich finde es nicht mal schlimm, aber irgendwas in mir sagt, dass es falsch ist. Und diese Stimme verabscheue ich. Ich bin getrieben von Moral, zumindest in momenten, wo vermutlich der gute Pol die überhand hat. Ich weiß nicht ob ich in dieser hinsicht nicht ganz richtig ticke, aber wenn ich selbstlos oder fast schon altruistisch agiere, bin am Ende ich der jenige, der verliert. Und das verstehe ich nicht. Ich verstehe diese ganze Welt nicht mehr. Es stellen sich mir so viele Fragen, verschiedenster Arten. Ich könnte bei weitem nicht alle Arten von Fragen und Gedanken aufschreiben, selbst wenn ich es versuchen würde. Denn diese Dinge die mich beschäftigen sind mir einerseits sehr nah, und dann wieder extrem fern. Schaue ich auf mich, sehe ich da nur eine Leere. Eine Leere die ich weder beschreiben, noch ganz kenntlich machen kann. Immanuel Kant sagte einmal: Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Und ich befinde mich in genau diesem Spannungsfeld. Ohne Aussicht auf die Zukunft. Manchmal Frage ich mich ob mein Interesse für die physikalischen Grundsätze unserer Existenz mir keine andere Chance lassen, als alles und jeden zu verurteilen. Das Leben selbst zu verurteilen, da es banaler ist, als alles andere mir erdenkliche. Zwar würde ich gerne noch mehr erzählen, aber ich weiß nicht wo ich weiter machen soll. Vermutlich habe ich mich ein weiteres mal in meinen Gedanken verloren. Irgendwie irnoisch.
17.10.2022 16:31 • • 18.10.2022 x 3 #1