@Tilly92
weißt du was? Das Schlimmste an deinem Text ist nicht mal das, was dir passiert ist – sondern dass du dir immer noch die Schuld dafür gibst, dass andere nicht in der Lage sind, zwischen damals und heute zu unterscheiden. Du schreibst: „Ich versuche im Hier und Jetzt zu bleiben“ – ja, genau. Und das ist auch dein Job. Aber weißt du, was nicht dein Job ist? Dich bis in alle Ewigkeit für Dinge zu entschuldigen, die du als Kind in einem emotionalen Kriegsgebiet gemacht hast.
Du warst ein Kind. Kein Täter. Und ganz sicher kein Schwerverbrecher. Dass du heute noch mit diesem Label behandelt wirst, ist einfach nur traurig – aber es sagt mehr über die emotionale Reife der anderen aus als über dich. Wenn erwachsene Menschen es nicht schaffen, zu differenzieren, zu vergeben oder zumindest mal hinzuhören, was heute Sache ist, dann ist das ihr Thema. Nicht deins.
Und ja, es tut weh, wenn man merkt, dass man sich noch so sehr bemühen kann – und trotzdem nicht gewollt wird. Das reißt rein. Aber du kannst dich zerreißen, auf den Kopf stellen, der liebste Mensch der Welt sein – wenn das Gegenüber nur noch das Kind von früher sieht, dann redest du gegen ne Wand. Und irgendwann muss man sich ehrlich fragen: Was genau tue ich mir da gerade an?
Dass du deine Mutter und deine Geschwister vermisst, zeigt nur, wie groß dein Herz ist. Aber manchmal ist das größte Zeichen von Liebe zu sich selbst, diese Sehnsucht nicht weiter über die eigenen Grenzen walzen zu lassen. Du bist kein schlechter Mensch, weil du loslässt – du bist ein Mensch, der nicht mehr weiter bluten will für etwas, das längst passiert ist.
Und was den letzten Satz angeht: „Ich habe niemanden. Keine Familie, keine Freunde.“ – das kann gerade verdammt wahr sein. Und das darf auch weh tun. Aber du bist nicht weniger wert, nur weil andere ihren Film fahren. Fang klein an. Eine Verbindung. Ein Mensch. Und vielleicht nicht gleich mit dem Wunsch nach „Zugehörigkeit“, sondern erstmal mit Respekt.
Heute 17:27 •
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