L
LilliMarlen
Ich bin 27 Jahre alt, habe keinen einzigen echten Freund, keine Beziehung und schaffe nun mein Studium auch nicht mehr. Meine mittlerweile übergroße Sehnsucht nach einem Leben mit Freunden und vor allem nach einer liebevollen Beziehung lähmt mich. Ich schaffe mein Lernpensum für das Studium nicht mehr, habe massive Schlafstörungen und depressive Phasen. Ich verbringe viel zu viel Zeit damit auf der Suche nach einer Beziehung im Internet zu sein, weil ich es einfach nicht mehr ertrage nie in den Arm genommen zu werden und mit niemandem darüber sprechen zu können was in mir wirklich vorgeht. Da ich mit meinem Studium nun derart unter Druck stehe, dass ich einfach keine Zeit und keine Kraft mehr habe nebenbei einen halbwegs lukrativen Nebenjob zu machen und auch kein Bafög mehr bekomme, habe ich nun auch große Geldprobleme und musste daher wieder bei meinen Eltern einziehen, was mich weiter isoliert hat. Nun fallen auch ganz banale Alltagsbegegnungen weg, da ich fast kein Geld mehr zum ausgehen habe. Mein Leben besteht momentan nur darin zu lernen, halb zusammenzubrechen und dann wieder alle Kraft zusammenzureißen um mich wieder halbwegs emotional und körperlich zu stabilisieren damit ich weiter lernen kann. Das Schlimme für mich ist, dass ich so viel Liebe in mir habe, die keiner haben will. Und jetzt sehe ich auch noch sozial und beruflich in meinem Leben keine Perspektive. Am liebsten wäre mir, ich könnte diesen quälenden Wunsch nach Nähe, nach einer Beziehung einfach „abstellen“ und diese ganze Energie lieber für mich, für den Aufbau meines Lebens nützen. Doch ich schaffe es einfach nicht und ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll.
Diese Einsamkeit erdrückt mich. Rational betrachtet weiß ich, dass der Sinn eines Lebens nicht davon abhängt, ob man eine glückliche Beziehung hat oder nicht. Aber ich spüre, dass sich da etwas in mir verselbständigt hat. Ich habe diese Sehnsucht nicht mehr unter Kontrolle. Sie ist das größte Thema in meinem Leben geworden. Ich habe in letzter Zeit mehrere Therapeuten aufgesucht, aber leider niemanden gefunden bei dem ich das Gefühl hatte hier gut aufgehoben zu sein. Ich habe mich immer mit Standartsätzen abgespeist gefühlt, die ich in den letzten Jahren nun bestimmt tausendmal gehört habe, und konnte daher kein Vertrauen mehr entwickeln.
Ich hatte bisher noch keine Beziehung, nur eine handvoll kurzer Affären, die von meiner Seite immer als Anfang einer Beziehung gedacht waren, aber leider von Seiten der Männer nie in ein Stadium mit gegenseitiger Verantwortung übergegangen sind. Dann gab es immer wieder Phasen von 1-2 Jahren, in denen überhaupt kein Mann in meinem Leben vorkam. Neben der seelischen Einsamkeit wurde dann auch das körperliche Bedürfnis nach Nähe irgendwann so bedrückend, dass ich es doch immer wieder mit Männern versucht habe, bei denen ich eigentlich schon gespürt habe, dass da kein echtes Interesse an meiner Person vorhanden ist. Man hatte dann auch kurzfristig eine schöne Zeit, aber Verantwortung oder Verpflichtungen wollten die Männer nie eingehen. Und auch an menschlicher Nähe waren sie nicht interessiert, alles schön oberflächlich und möglichst unkompliziert sollte es sein. Wenn ich einmal versucht habe, ein aus meiner Sicht wirklich „gutes Gespräch“ zu führen oder etwas über mich, meine Ängste oder meine Vergangenheit zu erzählen, haben sie sofort abgeblockt. Ich habe diese Beziehungsversuche letztlich nur als eine Art private Theateraufführung empfunden: es funktionierte so lange ich mich bemüht habe, mich in eine Rolle zu quetschen und seinen Erwartungen zu entsprechen. So lange ich die starke, humorvolle, attraktive junge Frau gemimt habe. Aber sobald ich mich einmal so gezeigt habe wie ich wirklich bin, nämlich auch schwach, traurig, müde, hoffnungslos oder verheult, war es ganz schnell aus. Zu anstrengend! Nicht attraktiv! Nicht funktionstüchtig! Ich dachte eigentlich immer, ich müsste mich nur so geben wie ich bin, authentisch sein und auch etwas von mir preisgeben damit Nähe entstehen kann und dann klappt das schon, dann finde ich über kurz oder lang auch jemanden der zu mir passt und der mich so wie ich bin liebt. Aber meine Erfahrungen sprechen eine ganz andere Sprache.
Das Thema Einsamkeit beschäftigt mich schon seit mehr als 10 Jahren. Damals hatte ich eine Depression die auch behandelt wurde und mich ein Jahr meiner Schulzeit gekostet hat. Durch diesen Klassenwechsel habe ich mein damaliges soziales Netz verloren: meine „Freunde“ hatten plötzlich kein Interesse mehr an mir, ich wurde gemieden und wie ein Versager behandelt. Ich selbst sehe mich nicht so. Ich fühle mich als Überlebende – ich dachte damals, ich überlebe diese Depression nicht, aber irgendwie habe ich gekämpft und immerhin bin ich heute noch am Leben und es gibt manchmal schöne Augenblick z.B. in der Natur oder wenn ich ein gutes Buch lese oder schöne Musik höre. Dann denke ich: Ja, es ist schön am Leben zu sein.
Aber ich habe nie wieder Freunde gefunden. Um diese Isolation zu durchbrechen war ich in Vereinen sehr aktiv, habe diverse Hobbys (Sprachkurse, Musizieren, Sport) an der Uni und an der vhs verfolgt. Ich bin eine zeitlang auch alleine abends ausgegangen, habe aber keine erfreulichen Begegnungen gemacht (sexuelle Übergriffe waren nicht das, was ich gesucht habe). Über das schwarze Brett in der Uni und via Internet habe ich andere Frauen zum ausgehen oder für gemeinsame Hobbys gesucht, es hat sich aber niemand gemeldet. Ich habe mir in den letzten 5 Jahren angewöhnt bewusst auf Leute zuzugehen (beim Warten im Hörsaal, an der Bushaltestelle, beim Einkaufen etc.), um offener zu werden. Per se schüchtern bin ich wirklich nicht. Das waren dann manchmal auch nette „Momentbegegnungen“ aus denen sich aber nichts entwickelt hat. Es blieben Smalltalks oder man ist ein paar mal miteinander ausgegangen und dann ist der Kontakt wieder eingeschlafen. Einigen schreibe ich ab und an noch eine Geburtstagskarte etc. ,schlage vor man könnte mal wieder was zusammen unternehmen, was auch immer als gute Idee angenommen wird und dann wird doch nichts daraus. Oder man sagt sich mal hallo und fragt dieses obligate „ wie geht’s?“. Alles sehr oberflächlich. Ich denke einige mochten und mögen mich auch ganz gern, aber irgendwie hatten sie dann doch kein tieferes Interesse oder einfach keinen Platz mehr für mich, da sie schon so mit anderem beschäftigt waren. Somit habe ich letztlich mein Studium fast nur damit verbracht Möglichkeiten zu suchen um Leute kennenzulernen und irgendwie meine Isolation zu durchbrechen und Geld durch jobben zu verdienen, damit ich mir diese Aktivitäten neben meinem Lebensunterhalt leisten konnte.
Vor zwei Jahren habe ich wieder eine Verhaltenstherapie gemacht. Diese Erfahrung war auch sicher hilfreich und hat mich mir selbst näher gebracht. Aber an meiner Lebenssituation hat sich absolut nichts geändert. Die Jahre gingen dahin mit Phasen in denen ich intensiv aktiv war mit Jobben, Vereinsaktivitäten und sozialem Engagement an der Uni und depressiven Phasen in denen es mir einfach nur schlecht ging, weil es alles nichts genützt hat. Nun stehe ich vor einem Berg nachzulernenden Studienstoffes und habe trotzdem niemanden. Der einzige Mensch mit dem ich längere Gespräche führen kann und der mich überhaupt wahrnimmt ist meine Mutter. Wir haben ein gutes Verhältnis, aber sie leidet auch darunter, dass ich irgendwie einfach keinen Weg für mich in diesem Leben finde. All die Menschen für die ich mich in den letzten Jahren an der Uni in diesen Vereinen engagiert habe sind ihren Weg gegangen, aber es ist niemand übrig geblieben, der sich für mich als Mensch interessieren würde. Ich empfinde die letzten 10 Jahre als eine einzige vergebliche Suche. Ich bin auf ganzer Linie gescheitert. Ich will nicht aufgeben, nicht mein Studium und auch nicht mich selbst. Aber ich spüre dass meine Kraft nachlässt. Ich bemühe mich gut zu mir zu sein, mich um mich selbst zu kümmern, an meiner Zukunft zu arbeiten. Es wird von Jahr zu Jahr quälender. Deutlich spüre ich nun auch, wie sehr einen Erfolglosigkeit in beruflicher/universitärer Hinsicht und Geldmangel isoliert. Ich kenne keinen, dem es ähnlich geht. Meiner Meinung nach gibt es bestimmt auch irgendwo noch andere Menschen mit ähnlichen Problemen, aber das versteckt man, man zeigt es nicht nach außen – ich versuche ja auch wenigstens einigermaßen die Haltung zu bewahren auch wenn mir nicht danach ist.
Was stimmt mit mir nicht? Ist das eine Depression? Oder bin ich einfach so? Ist das einfach mein Leben und basta – keine Krankheit, keine „schwere Phase“ sondern einfach mein Leben? Meinem Hausarzt habe ich gesagt, dass ich nicht mehr schlafen kann, dass es mir nicht gut geht, dass ich solche Angstzustände habe und manchmal nicht mehr aus dem Haus gehen möchte. Aber er meinte schwere Phasen würden zu jedem Studium dazugehören und ich sollte mal wieder ausschlafen und es vielleicht mit Baldrian probieren. Ich nehme seit Jahren diverse homöopathische Mittel, habe auch lange Citalopram genommen, aber ich habe nie eine Wirkung gespürt. Die Ärzte nehmen mich nicht ernst, denn ich wirke wirklich nicht depressiv, ganz im Gegenteil: Ich wirke eloquent, selbstbewusst, ich kann auch witzig sein. Was soll ich denn sagen? „Bitte, bitte helft mir doch, ich weiß wirklich nicht mehr wie ich weiterleben soll?“. Das ist doch lächerlich und mir würde sowieso niemand glauben. Es geht mir ja auch an sich nicht schlecht, es gibt Menschen denen es objektiv viel schlechter geht. Deshalb versuche ich ja auch seit Jahren mich zusammenzureißen. Aber ich kann mich doch nicht ein ganzes Leben lang zusammenreißen. Oder kann man? Mein Trost war immer: es kommen auch wieder bessere Phasen, das ist jetzt zwar vielleicht keine gute Phase, aber das musst du durchstehen und dann wird irgendwann alles besser. Das geht so seit 10 Jahren. Wenn ich morgens aufwache denke ich mir: ich will meine Ruhe, ich will endlich meine Ruhe, ich halte das alles nicht mehr aus. Was soll das eigentlich alles? Wenn ich in mich hineinhöre, wie ich es in meiner Verhaltenstherapie gelernt habe, sagt mein inneres Kind ganz deutlich: lass mich schlafen, lass mich endlich schlafen, vielleicht ein wenig träumen, aber bitte, bitte nie wieder aufwachen!
Diese Einsamkeit erdrückt mich. Rational betrachtet weiß ich, dass der Sinn eines Lebens nicht davon abhängt, ob man eine glückliche Beziehung hat oder nicht. Aber ich spüre, dass sich da etwas in mir verselbständigt hat. Ich habe diese Sehnsucht nicht mehr unter Kontrolle. Sie ist das größte Thema in meinem Leben geworden. Ich habe in letzter Zeit mehrere Therapeuten aufgesucht, aber leider niemanden gefunden bei dem ich das Gefühl hatte hier gut aufgehoben zu sein. Ich habe mich immer mit Standartsätzen abgespeist gefühlt, die ich in den letzten Jahren nun bestimmt tausendmal gehört habe, und konnte daher kein Vertrauen mehr entwickeln.
Ich hatte bisher noch keine Beziehung, nur eine handvoll kurzer Affären, die von meiner Seite immer als Anfang einer Beziehung gedacht waren, aber leider von Seiten der Männer nie in ein Stadium mit gegenseitiger Verantwortung übergegangen sind. Dann gab es immer wieder Phasen von 1-2 Jahren, in denen überhaupt kein Mann in meinem Leben vorkam. Neben der seelischen Einsamkeit wurde dann auch das körperliche Bedürfnis nach Nähe irgendwann so bedrückend, dass ich es doch immer wieder mit Männern versucht habe, bei denen ich eigentlich schon gespürt habe, dass da kein echtes Interesse an meiner Person vorhanden ist. Man hatte dann auch kurzfristig eine schöne Zeit, aber Verantwortung oder Verpflichtungen wollten die Männer nie eingehen. Und auch an menschlicher Nähe waren sie nicht interessiert, alles schön oberflächlich und möglichst unkompliziert sollte es sein. Wenn ich einmal versucht habe, ein aus meiner Sicht wirklich „gutes Gespräch“ zu führen oder etwas über mich, meine Ängste oder meine Vergangenheit zu erzählen, haben sie sofort abgeblockt. Ich habe diese Beziehungsversuche letztlich nur als eine Art private Theateraufführung empfunden: es funktionierte so lange ich mich bemüht habe, mich in eine Rolle zu quetschen und seinen Erwartungen zu entsprechen. So lange ich die starke, humorvolle, attraktive junge Frau gemimt habe. Aber sobald ich mich einmal so gezeigt habe wie ich wirklich bin, nämlich auch schwach, traurig, müde, hoffnungslos oder verheult, war es ganz schnell aus. Zu anstrengend! Nicht attraktiv! Nicht funktionstüchtig! Ich dachte eigentlich immer, ich müsste mich nur so geben wie ich bin, authentisch sein und auch etwas von mir preisgeben damit Nähe entstehen kann und dann klappt das schon, dann finde ich über kurz oder lang auch jemanden der zu mir passt und der mich so wie ich bin liebt. Aber meine Erfahrungen sprechen eine ganz andere Sprache.
Das Thema Einsamkeit beschäftigt mich schon seit mehr als 10 Jahren. Damals hatte ich eine Depression die auch behandelt wurde und mich ein Jahr meiner Schulzeit gekostet hat. Durch diesen Klassenwechsel habe ich mein damaliges soziales Netz verloren: meine „Freunde“ hatten plötzlich kein Interesse mehr an mir, ich wurde gemieden und wie ein Versager behandelt. Ich selbst sehe mich nicht so. Ich fühle mich als Überlebende – ich dachte damals, ich überlebe diese Depression nicht, aber irgendwie habe ich gekämpft und immerhin bin ich heute noch am Leben und es gibt manchmal schöne Augenblick z.B. in der Natur oder wenn ich ein gutes Buch lese oder schöne Musik höre. Dann denke ich: Ja, es ist schön am Leben zu sein.
Aber ich habe nie wieder Freunde gefunden. Um diese Isolation zu durchbrechen war ich in Vereinen sehr aktiv, habe diverse Hobbys (Sprachkurse, Musizieren, Sport) an der Uni und an der vhs verfolgt. Ich bin eine zeitlang auch alleine abends ausgegangen, habe aber keine erfreulichen Begegnungen gemacht (sexuelle Übergriffe waren nicht das, was ich gesucht habe). Über das schwarze Brett in der Uni und via Internet habe ich andere Frauen zum ausgehen oder für gemeinsame Hobbys gesucht, es hat sich aber niemand gemeldet. Ich habe mir in den letzten 5 Jahren angewöhnt bewusst auf Leute zuzugehen (beim Warten im Hörsaal, an der Bushaltestelle, beim Einkaufen etc.), um offener zu werden. Per se schüchtern bin ich wirklich nicht. Das waren dann manchmal auch nette „Momentbegegnungen“ aus denen sich aber nichts entwickelt hat. Es blieben Smalltalks oder man ist ein paar mal miteinander ausgegangen und dann ist der Kontakt wieder eingeschlafen. Einigen schreibe ich ab und an noch eine Geburtstagskarte etc. ,schlage vor man könnte mal wieder was zusammen unternehmen, was auch immer als gute Idee angenommen wird und dann wird doch nichts daraus. Oder man sagt sich mal hallo und fragt dieses obligate „ wie geht’s?“. Alles sehr oberflächlich. Ich denke einige mochten und mögen mich auch ganz gern, aber irgendwie hatten sie dann doch kein tieferes Interesse oder einfach keinen Platz mehr für mich, da sie schon so mit anderem beschäftigt waren. Somit habe ich letztlich mein Studium fast nur damit verbracht Möglichkeiten zu suchen um Leute kennenzulernen und irgendwie meine Isolation zu durchbrechen und Geld durch jobben zu verdienen, damit ich mir diese Aktivitäten neben meinem Lebensunterhalt leisten konnte.
Vor zwei Jahren habe ich wieder eine Verhaltenstherapie gemacht. Diese Erfahrung war auch sicher hilfreich und hat mich mir selbst näher gebracht. Aber an meiner Lebenssituation hat sich absolut nichts geändert. Die Jahre gingen dahin mit Phasen in denen ich intensiv aktiv war mit Jobben, Vereinsaktivitäten und sozialem Engagement an der Uni und depressiven Phasen in denen es mir einfach nur schlecht ging, weil es alles nichts genützt hat. Nun stehe ich vor einem Berg nachzulernenden Studienstoffes und habe trotzdem niemanden. Der einzige Mensch mit dem ich längere Gespräche führen kann und der mich überhaupt wahrnimmt ist meine Mutter. Wir haben ein gutes Verhältnis, aber sie leidet auch darunter, dass ich irgendwie einfach keinen Weg für mich in diesem Leben finde. All die Menschen für die ich mich in den letzten Jahren an der Uni in diesen Vereinen engagiert habe sind ihren Weg gegangen, aber es ist niemand übrig geblieben, der sich für mich als Mensch interessieren würde. Ich empfinde die letzten 10 Jahre als eine einzige vergebliche Suche. Ich bin auf ganzer Linie gescheitert. Ich will nicht aufgeben, nicht mein Studium und auch nicht mich selbst. Aber ich spüre dass meine Kraft nachlässt. Ich bemühe mich gut zu mir zu sein, mich um mich selbst zu kümmern, an meiner Zukunft zu arbeiten. Es wird von Jahr zu Jahr quälender. Deutlich spüre ich nun auch, wie sehr einen Erfolglosigkeit in beruflicher/universitärer Hinsicht und Geldmangel isoliert. Ich kenne keinen, dem es ähnlich geht. Meiner Meinung nach gibt es bestimmt auch irgendwo noch andere Menschen mit ähnlichen Problemen, aber das versteckt man, man zeigt es nicht nach außen – ich versuche ja auch wenigstens einigermaßen die Haltung zu bewahren auch wenn mir nicht danach ist.
Was stimmt mit mir nicht? Ist das eine Depression? Oder bin ich einfach so? Ist das einfach mein Leben und basta – keine Krankheit, keine „schwere Phase“ sondern einfach mein Leben? Meinem Hausarzt habe ich gesagt, dass ich nicht mehr schlafen kann, dass es mir nicht gut geht, dass ich solche Angstzustände habe und manchmal nicht mehr aus dem Haus gehen möchte. Aber er meinte schwere Phasen würden zu jedem Studium dazugehören und ich sollte mal wieder ausschlafen und es vielleicht mit Baldrian probieren. Ich nehme seit Jahren diverse homöopathische Mittel, habe auch lange Citalopram genommen, aber ich habe nie eine Wirkung gespürt. Die Ärzte nehmen mich nicht ernst, denn ich wirke wirklich nicht depressiv, ganz im Gegenteil: Ich wirke eloquent, selbstbewusst, ich kann auch witzig sein. Was soll ich denn sagen? „Bitte, bitte helft mir doch, ich weiß wirklich nicht mehr wie ich weiterleben soll?“. Das ist doch lächerlich und mir würde sowieso niemand glauben. Es geht mir ja auch an sich nicht schlecht, es gibt Menschen denen es objektiv viel schlechter geht. Deshalb versuche ich ja auch seit Jahren mich zusammenzureißen. Aber ich kann mich doch nicht ein ganzes Leben lang zusammenreißen. Oder kann man? Mein Trost war immer: es kommen auch wieder bessere Phasen, das ist jetzt zwar vielleicht keine gute Phase, aber das musst du durchstehen und dann wird irgendwann alles besser. Das geht so seit 10 Jahren. Wenn ich morgens aufwache denke ich mir: ich will meine Ruhe, ich will endlich meine Ruhe, ich halte das alles nicht mehr aus. Was soll das eigentlich alles? Wenn ich in mich hineinhöre, wie ich es in meiner Verhaltenstherapie gelernt habe, sagt mein inneres Kind ganz deutlich: lass mich schlafen, lass mich endlich schlafen, vielleicht ein wenig träumen, aber bitte, bitte nie wieder aufwachen!
13.02.2009 14:47 • • 17.07.2012 #1