Vielleicht haben wir alle recht. Es kommt auf die Situation an. Ein Selbstmord geschieht ja nicht von Null auf Hundert, sondern ist eine Entwicklung. Wenn mir jemand während dieser Entwicklung sagen würde, dass er/sie darüber nachdenkt, sich umzubingen, würde ich nie und nimmer die Polizei anrufen und eine Zwangseinweisung veranlassen.
Solche Äußerungen sind ja eben erstmal nur Hilferufe = Bitten um Zuwendung, Anteilnahme, Rat, evtl. auch konkrete Hilfe, auch wenn das nicht ausgesprochen wird. Dann ist Zuhören, Anteil nehmen usw. m.E. die richtige Verhaltensweise, nicht die Ab- und Einweisung.
Wenn jemand mir aber sagen würde: Morgen bringe ich mich um, dann hätte ich mit Sicherheit eine schlaflose Nacht, weil ich intensiv überlegen würde, ob ich jetzt jemanden zu Hilfe rufen soll oder nicht, also eigentlich, ob ich das glauben soll oder ob ich hoffen soll, dass er/sie sich das nochmal überlegt. Im Prinzip wäre ich da eher für eine Einweisung, sprich: In eine Aufnahme in eine Klinik. (Einweisung klingt für mich allein schon wie ein Verbrechen. )
Es kommt wohl auch auf darauf an, was für eine Anstalt das dann ist (aber leider hat man dann darauf keinen Einfluss!).
Deswegen sollte man m.E. sich auf jeden Fall auch nach einer solchen von einem selber veranlassten Einweisung weiter um die Person kümmern und ihr auch beim Herauskommen helfen.
Und dann hat aber wieder das Problem, dass man nicht weiß, ob die Person nicht nur deswegen herauskommen will, weil sie sich umbringen will.
Letztlich glaube ich, dass man einen Menschen nicht mit Gewalt davor bewahren wollen sollte, seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn er oder sie das unbedingt will. Aber ich glaube, dass die meisten sich aus Unverstandensein und Alleingelassenfühlen umbringen. Und dagegen kann man ja oft etwas tun.
05.05.2009 19:22 •
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