Hallo Caro,
erstmal: Es tut mir total leid, dass es Dir gerade so besch*** geht!
Ich kann Deine Situation gut nachempfinden und verstehe den Konflikt, in dem steckst, sehr gut.
Was eine mögliche Lösung angeht, habe ich leider auch noch keine Lösung geholfen, die immer hilft.
Bei einigen Dingen bin ich ambivalent.
Ich bin pro Klinik, allerdings sehe ich reine Essstörung-Stationen manchmal zum Teil kritisch. Wenn man das Basis-Wissen hat, schon einmal auf einer solchen Station war und das Handwerkszeug und Wissen bekommen hat, ist es auch möglich, die Essstörung auf anderen Stationen mitbehandeln zu lassen, wo es aber nicht den ganzen Tag nur um dieses eine Thema geht, sondern die anderen/ ursächlichen Probleme im Vordergrund stehen.
Zunächst: Mir hat es geholfen, mein Verhältnis zum Fresubin zu verändern.
Es nicht als Strafe o.ä. für schlechtes Essverhalten zu sehen (was ja leider in Kliniken manchmal passiert: Du hast nicht aufgegessen: Jetzt musst Du Fresubin trinken!, passiert, ist leider nicht hilfreich. Auch wenn es anders gemeint ist, wird es ja leider manchmal so kommuniziert, ist mir auch schon passiert, und trotz all meiner Therapieerfahrung konnte ich auf solche Aussagen nicht anders als mit Aversion reagieren),
ich sehe es inzwischen als eine freundliche Unterstützung, ein Trostpflaster für den Körper.
Als ein Hilfsmittel, das mir Stress nehmen kann, wenn es mit dem Essen mal nicht so klappt.
Ich glaube, dass Du auf jeden Fall ambulante Therapie machen solltest. Ich glaube, dass es möglich ist, einen ambulanten Therapeuten zu finden, der einen auch mit stärkerem Untergewicht nimmt. Ich kenne Leute, die das geschafft haben, solange man dem Therapeuten klarmachen kann:
Ich bin in recovery, zwar untergewichtig, aber in recovery, trotz des Rückfalls.
Du hast ja durch die Klinik bereits ein Basis-Wissen zum Thema Essstörung.
Ohne therapeutische Unterstützung könnte das Thema meiner Meinung nach zu einer echten Zerreiß-Probe für die Beziehung werden, wenn es schlecht läuft. Bestimmte Dinge brauchen professionelle Unterstützung, das kann ein Partner nicht leisten.
Klinik ist meiner Meinung nach trotz aller problematischen Aspekte eine gute Idee.
Ich kann sehr gut verstehen, was Du mit den Mitpatienten meinst, das kann echt schwierig und symptomverstärkend sein, wenn man nicht aufpasst, aber: Mir hat es geholfen, auf Stationen zu sein, auf denen nicht vordringlich Essstörungen behandelt werden, sondern andere/ursächliche Erkrankungen im Vordergrund standen, die die Ursachen des Problems stärker in den Fokus gerückt haben als das Symptom. Gerade wenn die Esstötung schon einmal intensiv behandelt und das entsprechende Wissen bereits vermittelt wurde.
Es gibt ja viele Patienten, die mehrere Erkrankungen haben und je nach dem, was gerade im Vordergrund steht, zwischen den Stationen wechseln. Und die Stationen, auf denen die Essstörung mitbehandelt wird, auch wenn andere Erkrankungen im Vordergrund stehen, haben mir sehr geholfen. Da gab es dann trotzdem therapeutische Begleitung beim Essen, aber es drehte sich nicht alles darum, und dadurch, dass viele Patienten auch nicht nur auf dieses Thema fixiert waren, fiel es mir auch leichter, mich zu entspannen.
Und: Ich kenne viele, denen es hilft, Klinik eher in Intervallen zu machen. Kürzer, dafür wiederholt, das lässt sich leichter mit der Arbeit vereinbaren.
Zusammengefasst:
- Du solltest Dir ambulant Hilfe suchen, ansonsten belastet das Thema Deine Beziehung zu sehr. Ambulante Therapeuten nehmen auch untergewichtige Patienten auf.
- Die Einstellung zum Fresubin positiv verändern
- Klinik als Möglichkeit nicht ausschießen: Auf Stationen, die nicht allein Essstörungen behandeln, ist das Klima unter den Patienten anders, nicht so stressbeladen in Bezug auf das Thema Essen
Soweit erstmal. Ich drücke Dir alle Daumen, dass es bald besser wird!
LG Silver
15.05.2022 19:08 •
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