30.08.22
Mama sollte nun wieder ins KH, um noch eine abschließende Untersuchung zu erhalten, damit endlich das endgültige Gespräch der Diagnose und dem Therapieverlauf geklärt werden kann.
Was soll ich sagen: Alles kam wieder anders als gedacht, wie so ziemlich alles in den letzten 9 Wochen? Dieses Warten und verschieden Untersuchungen sind so zermürbend. Sie muss zahlreiche Untersuchungen über sich ergehen lassen und weiß immer noch nicht genau, wo die Reise hinführen wird und was genau die ganzen Untersuchungen eigentlich ergeben haben. Schrecklich, einfach schrecklich.
Diese Untersuchung, die sie da noch machen musste, ist eine Radionuklidtherapie. Diese Untersuchung soll zeigen, ob der Krebs in andere Organe gestreut hat.
Bei der Radionuklidtherapie wird ein strahlendes Medikament in den Körper eingebracht, ein sogenanntes Radiopharmakon. Über das Blut gelangt es direkt zu den Tumorzellen. Die strahlende Substanz wird entweder von den Krebszellen aufgenommen oder dockt an diesen an. Dort zerfällt sie und dabei wird Strahlung frei.
31.08.2022
Mama hat die Untersuchung gut überstanden und nun den ersten Eindruck von einem Arzt bekomme. Leider war bei diesem ersten richtigen Gespräch, meine Mama ganz allein. Niemand war bei ihr, weil das Gespräch kurzfristig stattgefunden hat und niemand von uns so schnell da sein konnte. Das Gespräch muss furchtbar für sie gewesen sein, da sie im Anschluss, wo sie uns angerufen hat, so bitterlich geweint hat.
Es ist nun so, dass der Krebs ein Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom. Er ist 4,2 cm groß und ist nicht operabel, da er an einer sehr ungünstigen Stelle sitzt . Hinzukommt bedauerlicherweise noch, dass zwei Lymphknoten in der Lunge schon extrem geschwollen sind, was für diesen Krebs sehr üblich ist. Gott sei Dank hat er noch nicht gestreut.
Für gewöhnlich streut ein Krebs erst, wenn er eine gewisse Größe erreicht hat. Da er bei Mama noch sehr klein ist, hat er sie bisher verschont.
Der Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom ist ein bösartiger, sehr langsam wachsender, aber dafür aggressiver Tumor. Die Behandlungen sind bei diesen Tumoren sehr ähnlich. Da Mama eine sehr schwache Lunge hat und sie auch nicht in einer wirklich guten körperlichen Verfassung ist, macht es halt wenig Sinn, ihr einen Teil der Lunge wegzuschneiden.
Der Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom ist ein bösartiger, sehr langsam wachsender, aber dafür aggressiver Tumor. Die Behandlungen sind bei diesen Tumoren sehr ähnlich. Da Mama eine sehr schwache Lunge hat und sie auch nicht in einer wirklich guten körperlichen Verfassung ist, macht es halt wenig Sinn, ihr einen Teil der Lunge wegzuschneiden. Sie soll eine Radiochemotherapie bekommen, in der Hoffnung, diesen Tumor in Schach halten zu können.
Die Radiochemotherapie (RCT) ist eine Kombination aus Strahlentherapie (z. B. mit Gamma-Strahlung) und Chemotherapie (Gabe von Zytostatika) zur Behandlung von bösartigen Tumoren, die oft wirksamer ist als eine alleinige Strahlen- beziehungsweise Chemotherapie.
Leider ist das noch nicht alles. Der Arzt hat bei der letzten Untersuchung leider auch gesehen, dass scheinbar noch ein Herd in der Lunge sitzt und das erst nochmal gründlich abgeklärt werden muss.
Wieder warten, wieder Untersuchungen. Nach diesem Gespräch war sie fix und fertig und hat regelrecht mit ihrem Leben abgeschlossen. Verständlicherweise wollte sie sofort nach Hause. Der Arzt hat sie allerdings darum gebeten, bitte noch die Konferenz am nächsten Tag abzuwarten.
Die Konferenz, auch Tumorboard genannt, bietet einen Ansatz der Behandlungsplanung bei bösartigen Erkrankungen, bei dem eine Reihe von Ärzten, die Experten in verschiedenen medizinischen Fachrichtungen sind, den medizinischen Zustand und die Behandlungsmöglichkeiten eines Patienten prüfen und diskutieren, abzuwarten.
Am nächsten Tag war dann noch ein Gespräch, diesmal mit meiner Schwester wund, der Stand war dann so, dass die Ärzte nicht genau wissen, ob es sich um einen zweiten Tumor handelt oder vielleicht nur um Vernarbungen der COPD, was natürlich das Beste wäre.
Jetzt heißt es wieder warte, bis nächste Woche Dienstag. Viel zu viel Zeit, um sich besinnungslos zu betrinken.
Ich werde sie am Dienstag in eine der besten Kliniken Deutschland fahren, damit eine erneute Biopsie von der besagten Stelle genommen werden kann.
Diese Klinik ist absoluter Spitzenreiter bei der Diagnostik, was Lungenkrankheiten angeht. Da die Ärzte hier nicht die Möglichkeit wie dort haben, werden wir mal 250 Kilometer fahren.
Das ist der aktuelle Stand. Meine Schwestern und ich, denken irgendwie nicht darüber nach, dass es schnell zu Ende sein könnte. Wenn meine Mama die Chemo gut verkraftet, kann sie eigentlich noch viele schöne Jahre haben. Da diese Krankheit aber auch so unberechenbar ist, kann es auch genauso schnell vorbei sein.
Jetzt warten wir erstmal ab, was am Dienstag bei der Untersuchung herauskommt.
Wenn es "nur" dieser eine Tumor ist, hat sie wirklich noch Chancen leben zu können. Der Arzt nannte ihn "Baby Tumor" und man hat Chancen ihn im Wachstum etwas aufzuhalten. Wenn es sich allerdings bestätigt, dass sie noch einen Herd in der Lunge hat, dann ist es Stadium 4 und nur noch eine Frage der Zeit …
Für uns ist alles einfach nicht so wahr und wir wissen alle, um ehrlich zu sein auch nicht, wo unsere Gefühle gerade stehen. Klar, man lebt, aber irgendwie ganz anders. Sie redet schon davon, dass sie alle einen Tisch haben möchte, um zu klären, wer was bekommt. Wir alle wollen davon irgendwie nichts wissen.
Ich danke euch für alles.
02.09.2022 18:15 •
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