Dieser tragische Jagdunfall in Nauen macht mich sehr betroffen.
Der Mann ist tot, die Frau ist verletzt. Wie die verletzte Frau jemals mit diesem Erlebnis fertig werden soll....... ich mag gar nicht daran denken.
Ich muss auch an den Unglücksschützen denken, er wird wohl nie wieder glücklich werden.
Den bisherigen Veröffentlichungen der Polizei zufolge, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Unfall und nicht um ein beabsichtigtes Tötungsdelikt. Der Unglücksschütze hat das Pärchen wohl für ein Wildtier gehalten. Die Ermittlungen laufen ja noch.
Die erste Frage, die ich mir nach dem lesen der Meldung gestellt habe, war : Könnte dir das auch passieren?
Meine Antwort war: Eigentlich nicht!
Mein Großvater, Jg. 1896, hat viele Jahre als Berufsjäger gearbeitet, mein Vater war lange als bestätigter Jagdaufseher tätig, und beide, vor allem mein Großvater, hat immer wieder einen Spruch zitiert, der heute noch jedem angehenden Jäger während der Jägerschulung wirklich eingehämmert wird und an den ich mich strikt halte:
Es ist des Jägers höchst Gebot, was du nicht kennst, das schieß nicht tot
Das heißt, bevor ich einen Schuß abgebe, habe ich bestimmte Regeln zu beachten.
Ich muß ein Tier ansprechen, das heißt: ich muß
die Tierart,
das Geschlecht,
das Alter ( bei bestimmten Tierarten ),
den sozialen Status ( z.B. Leittier eines Rudels ; führende Bache - Wildschweinmutter mit Jungen - Schuß grundsätzl. verboten, ...... ),
den augenscheinlichen Gesundheitszustand
erkennen können.
Ist dieses Tier nach dem Jagdgesetz zu diesem Zeitpunkt frei gegeben?
Weiter muß ich beachten:
sind die Sicht und Lichtverhältnisse ausreichend,
passt die Entfernung für einen gezielten Schuß,
ist die Position des Tieres so, dass ich einen tötlichen Schuß anbringen kann,
habe ich einen ausreichenden Kugelfang, so das ein durchschlagendes Geschoß niemand gefährden kann,
befinden sich Menschen, Tiere, Häuser, Autos........ in einem Gefahrenbereich?
Erst wenn ich all die Punkte abgeklärt, kann ich einen Schuß abgeben.
Eigentlich nicht - Für mich bleibt ein ganz kleiner Unsicherheitsfaktor bestehen, dass ein durchschlagendes Geschoß oder Geschoßteile, Abpraller, jemanden treffen könnten.
Der DJV ( Deutsche Jagd Verband ) hat Statistiken zu Jagdunfällen mit Schußwaffen zw. 2008 und 2014 anhand der gemeldeten Unfälle bei der SLFG ( Sozialvers. für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau ) ausgewertet. Die Wahrscheinlichkeit als Jäger durch eine Jagdwaffe zu verunglücken, lag in den Jahren immer unter o,oo1%. Hier sind auch die selbst verschuldeten Unfälle eingerechnet.
Als nicht beteiligter an einer Jagd ( wie jetzt in Nauen ) durch den jagdlichen Gebrauch einer Schußwaffe zu verunglücken, ist nochmal um ein vielfaches geringer.
Trotzdem, jeder Jagdunfall ist einer zu viel!
Anmerkung:
Zahl der Verkehrstoten ( Statistisches Bundesamt ) in Deutschland 2014: 3368
Zahl der Verletzten 389.000
5.09.10 - Rally in Spanien - 6 Tote Zuschauer - 20 Verletzte
2013: insgesamt 5 Tote und 98 Verletzte bei Kutschfahrten in Deutschland
jedes Jahr verunglücken Menschen tödlich durch Pistenraudis bei Skiiunfällen
und, und, und,
Was machen wir jetzt?
Die Jedermannswaffe Auto verbieten, Kutschfahrten verbieten, die Skipisten sperren....... ?
Wir können uns durch Schulungen - Jägerschulung - Führerscheinkurse - Reitunterricht und Kutschenführerschein, Skischule......noch so gut vorbereiten, Unfälle werden wir nie verhindern können, weil wir keine vollautomatischen Maschinen sind
, sondern Menschen, die nicht fehlerfrei sind.
12.09.2015 13:01 •
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