schwierig, einen Anfang zu finden. Es ist viel zu viel, ich bin aufgewühlt und weiß, dass niemand gerne ewig lange Forentexte liest. Kurzfassung: Ich gehe auf die 40er zu, stehe vor dem Trümmerhaufen meines Lebens und weiß nicht mehr weiter.
Im Grunde ist mein Leben in ständiger Gang vom Regen in die Traufe, ein Problemberg mit kurzen Episoden der Besserung. Eigentlich hatte ich das relativ lieblose Elternhaus, einen nur fordernden und mitunter gewalttätigen Vater sowie das jahrelange Schulmobbing hinter mir gelassen. Sozusagen in Eigentherapie, ich kann heute damit umgehen.
Vor einigen Jahren bin ich aufgrund einer Befristung wieder mal quer durch die Republik umgezogen. Ein ehemaliger Mitbewohner und Freund, mein damals einziger Anschluss hier, hat mich gnadenlos sitzenlassen. Die Vorgesetzten: Toxisch, Dutzende KollegInnen sind freiwillig gegangen oder wurden gegangen. Mein Vertrag wurde unter fadenscheinigen Begründungen nicht verlängert. Ich hatte noch nie einen festen Arbeitsvertrag, aus heutiger Sicht war mein Studium ein Griff ins Klo. Der Arbeitsmarkt in meinem Bereich ist eine Katastrophe. Ich hause in einem überteuerten Wohnloch, die Umgebung ist nicht förderlich. Sozialleben? Quasi nicht vorhanden. Nun falle ich in HartzIV und lebe in einer Stadt, in die ich nie wirklich wollte.
Im Mai hatte ich eines der wenigen Bewerbungsgespräche. Es handelte sich sogar um einen Stellenvorschlag der Arbeitsagentur. In der Ausschreibung war ein Punkt aufgeführt, der mir aufgrund meiner Angstproblematik unmöglich schien. Ein anderer hätte fachlich nicht gepasst. Ich hatte mir dann noch zusätzlich eingeredet, was ich denn in dieser Stadt wollen würde. Ich war deshalb nicht wirklich vorbereitet und habe die Absage einkalkuliert, um auch keinen Ärger mit der Arbeitsagentur zu bekommen. Im Gespräch wurde klar, dass die angesprochenen Punkte gar nicht wirklich Teil der Stelle sind. Natürlich mündete das Verfahren in einer Absage.
Seit Wochen frage ich mich, was mir damals durch den Kopf gegangen ist. Die Stelle hätte abgesehen von den beiden vermeintlichen Ausschlusskriterien absolut gepasst. Es wäre geradezu die Nische gewesen, die ich immer gesucht habe. Dazu noch unbefristet. Mit ein bisschen mehr Vorbereitung bin ich mir relativ sicher, dass es eine Zusage hätte sein können. Die besagte Stadt ist sowieso deutlich attraktiver als die norddeutsche, in der ich gerade lebe. Es gibt dort auch noch eher Wohnraum und in der Nähe hätte ich Anschluss gehabt, weil dort mittlerweile einer der wenigen Freunde lebt.
Ich male mir nun ständig aus, wie ich diesen Albtraum hier hätte hinter mir lassen und in ein neues Leben starten können. Es hätte alles so schön sein können. Aber die Stelle ist weg. Diese Chance in dieser Stadt zu diesen Konditionen wird es nie mehr geben. Und selbst wenn, würde man mich zurecht aussortieren. Ich sehe es mittlerweile als *die* Lebenschance, die ich mir mutwillig zerstört habe. Warum, Warum, Warum?
Damit kann ich nicht umgehen. Es fühlt sich an, wie im Suff mehrere Menschen umgefahren oder eine andere Katastrophe ausgelöst zu haben. Eben vor allem auch deshalb, da ich ansonsten wenig bis keine anderen Optionen habe. Zwischendrin hagelte es auch schon wieder diverse Absagen.
Ich kann an nichts anderes mehr denken. Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Weinkrämpfe. Kürzlich war ich nach Monaten mal wieder beim Psychiater, den ich damals nach dem Befristungsende aufgesucht hatte. Er empfiehlt das Übliche: Medikamente, Klinik, Psychotherapie. Das Problem ist, dass all das nichts an meiner Lebenssituation ändert. Und ich kann eben nicht mehr damit umgehen. Insbesondere nicht mit der Tatsache, mir diese Stellen- bzw. Lebensperspektive absichtlich verbaut zu haben.
Danke fürs Lesen. Ich weiß, es ist viel zu lang. Aber vielleicht kennt jemand ähnliche Situationen und hat Tipps, wie man damit umgehen kann, soll, muss. ? Ich bin mit meinem Latein leider am Ende, obwohl ich schon viel Sch**** hinter mir habe.
15.08.2021 13:55 • • 02.09.2021 x 4 #1