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Zitat von Prekariat:
Im Mai hatte ich eines der wenigen Bewerbungsgespräche. Es handelte sich sogar um einen Stellenvorschlag der Arbeitsagentur. In der Ausschreibung war ein Punkt aufgeführt, der mir aufgrund meiner Angstproblematik unmöglich schien. Ein anderer hätte fachlich nicht gepasst. Ich hatte mir dann noch zusätzlich eingeredet, was ich denn in dieser Stadt wollen würde. Ich war deshalb nicht wirklich vorbereitet und habe die Absage einkalkuliert, um auch keinen Ärger mit der Arbeitsagentur zu bekommen. Im Gespräch wurde klar, dass die angesprochenen Punkte gar nicht wirklich Teil der Stelle sind. Natürlich mündete das Verfahren in einer Absage.

super ärgerlich

Zitat von Prekariat:
Ich male mir nun ständig aus, wie ich diesen Albtraum hier hätte hinter mir lassen und in ein neues Leben starten können.

mein bester Freund hat in solchen Situationen immer gesagt okay, das kannst Du jetzt nicht mehr ändern, das ist zwar manchmal nicht schön zu hören, aber es bringt nichts, der Vergangenheit nachzutrauern. Das weißt Du eh selbst. Das einzig Sinnvolle ist, sich am hier und jetzt und Deinen Möglichkeiten zu orientieren

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Chance mutwillig vertan - wie weiterleben?

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Zitat von Prekariat:
*die* Lebenschance

Entschuldigung, dass ich das jetzt so hart sage, aber es gibt nie nur DIE einzige Chance im Leben

Zitat von Prekariat:
Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Weinkrämpfe

Das hört sich wirklich super schlimm an! Vermutlich eine starke Depression?

Zitat von Prekariat:
Insbesondere nicht mit der Tatsache, mir diese Stellen- bzw. Lebensperspektive absichtlich verbaut zu haben.

Ach komm schon, das ist Unsinn, glaub das nicht

Zitat von cube_melon:
Radikale Akzeptanz

genau, das ist das Stichwort. Hat mir auch sehr sehr oft geholfen.

Zitat von Prekariat:
all das nichts an meiner Lebenssituation ändert

Welche Optionen siehst Du für Dich?

Zitat von portugal:
Ich nahm das, was mir letztendlich das Genick brach, zum Anlass, etwas zu unternehmen.

Herzlichen Glückwunsch!

Zitat von Prekariat:
Andererseits sehe ich die vertane Chance tatsächlich als die einzige Option

dann bliebe Dir nichts als aufgeben

Zitat von Prekariat:
deshalb bekomme ich auch die besagte Stelle nicht mehr aus dem Kopf

es werden neue Stellen kommen

Zitat von Prekariat:
Das ist das Problem. Ich weiß nicht, wie ich es aus meinem Kopf bekommen soll.

Ich glaube, genau an dem Punkt fängt die Arbeit an sich selber und der eigenen Psyche genau an, alle von uns standen da, viele stehen auch da, es sieht nur ein bisschen anders aus, als bei Dir, aber darum sind wir hier

Zitat von Icefalki:
Dadurch, dass du in der Vergangenheit hängen bleibst, verpasst du dein Leben.

Es gibt in jeder Woche zwei Tage, über die wir uns keine Sorgen machen sollten. Zwei Tage, die wir freihalten sollten von Angst und Bedrückung.
Einer dieser Tage ist das Gestern mit all seinen Fehlern und Sorgen, emotionalen und körperlichen Schmerzen. Das Gestern ist nicht mehr unter unserer Kontrolle. Alles Geld dieser Welt kann das Gestern nicht zurück bringen; wir können keine einzige Tat, die wir getan haben, ungeschehen machen. Wir können nicht ein Wort zurücknehmen, das wir gesagt haben. Das Gestern ist endgültig vorbei!
Der andere Tag, über den wir uns keine Sorgen machen sollten, ist das Morgen mit seinen möglichen Gefahren, Lasten, großen Versprechungen und weniger guten Leistungen. Auch das Morgen haben wir nicht unter unserer sofortigen Kontrolle.
Morgen wird die Sonne aufgehen, entweder in ihrem Glanz oder hinter einer Wolkenwand. Aber eines steht fest: Sie wird aufgehen! Bis sie aufgeht, sollten wir uns über das Morgen keine Sorgen machen, weil Morgen noch nicht geboren ist.
Somit bleibt nur ein einziger Tag übrig: Heute!
Jeder Mensch kann nur diesen einen Tag bewältigen. Dass wir zusammenbrechen, geschieht nur, wenn du und ich die Last dieser zwei fürchterlichen Ewigkeiten Gestern und Morgen zusammenfügen.
Es ist nicht die Erfahrung von Heute, welche die Menschen verrückt macht; es ist die Reue und Verbitterung über etwas, was im Gestern geschehen ist, oder die Furcht vor dem, was das Morgen wieder bringen wird. Heute ist das Morgen, worüber wir uns gestern Sorgen gemacht haben.

Zitat von Prekariat:
Umso schwerer fällt es mir allerdings, Dinge zu akzeptieren, für die ich selbst verantwortlich bin.

also, Dir zuzugestehen, dass Du, genau wie alle anderen Menschen auch, Fehler machen darfst? Weil man nur so lernt, weil das unsere einzige Chance ist, im Leben, uns weiter zu entwickeln?

Zitat von Nora5:
Entschuldigung, dass ich das jetzt so hart sage, aber es gibt nie nur DIE einzige Chance im Leben


Einverstanden.

Zitat von Nora5:
Das hört sich wirklich super schlimm an! Vermutlich eine starke Depression?


Ja, das dürfte schon passen. Die Symptome sind eindeutig und die Gedanken auch.Übrigens beeindruckend, wie sehr die Psyche auch den Körper beeinträchtigen kann. Man fühlt sich damit teils wirklich wie gelähmt und we Psychopharmaka habe ich zwar noch von dem Erstbesuch bei dem Arzt hier, möchte die aber eigentlich so lange wie möglich vermeiden. Zum Einschlafen habe ich aber schon etwas genommen.

Zitat von Nora5:
es werden neue Stellen kommen


Daran habe ich große Zweifel, zumal ich eben auch nicht mehr ständig kreuz und quer für ein- oder zweijährige Befristungen durch die Republik ziehen und immer wieder von vorne anfangen möchte.

Zitat von Prekariat:
Dass das nicht gesund ist, weiß ich.

aber offenbar noch nicht, wie Du zur Akzeptanz kommst, von der Situation und von Dir selbst

Zitat von Nora5:
aber offenbar noch nicht, wie Du zur Akzeptanz kommst, von der Situation und von Dir selbst


Das dürfte zutreffen.

Zitat von Prekariat:
Psychopharmaka habe ich zwar noch von dem Erstbesuch bei dem Arzt hier, möchte die aber eigentlich so lange wie möglich vermeiden

Psychopharmaka können Leben retten
Sponsor-Mitgliedschaft

Ich glaube, es hat etwas mit Demut zu tun, sich einzugestehen, dass man jetzt gerade Medikamente als Hilfsmittel braucht. Weil man nichts Besseres ist als all die Anderen, denen das auch schon geholfen hat

Zitat von Buschwindrose:
Okay, ich glaube dir, dass die Stelle vieles verspricht, aber durch ein Vorstellungsgespräch erfährst du immer nur das Oberflächliche...du lernst deine Kollegen nicht kennen und auch so manch andere Fallstricke ergeben sich erst, wenn man einen intensiveren Einblick hat.


Grundsätzlich richtig. In dem Fall weiß ich allerdings ziemlich sicher, wie das dort so zugeht. War nach dem Studium in so einer Einrichtung tätig und die Vorgänge und der Menschenschlag sind in dem Bereich überall recht ähnlich. Das ist auch ÖD, da gibt es weniger Ellenbogen oder das ständige Karriererennen und Feilschen um Gehälter, worauf ich sowieso keine Lust hätte. Die betreffende Unterabteilung ist momentan sogar noch im Aufbau, weshalb gleich zwei Stellen frei waren.

Zitat von Buschwindrose:
Fast 40 ist außerdem kein Alter, ich hab mit 42 erst einen völlig neuen Beruf begonnen. Wenn ich so gedacht hätte oder jetzt so denken würde (in meiner Branche ist es auch so, dass der Job mit den Konditionen, wie ich ihn jetzt habe, eine absolute Rarität ist), dann müsste ich spätestens jetzt aufgeben. Denn ich bin trotz der top Konditionen und obwohl es das ist, was ich immer machen wollte, sehr sehr unglücklich dort. Ich muss zugeben: Aufgeben ist manchmal ein Gedanke, den auch ich habe...aber dazu würdest du mir wahrscheinlich auch nicht raten, oder?


Interessanter Werdegang und Respekt, mit 42 nochmal neu angefangen zu haben! Nein, zum Aufgeben würde ich dir nicht raten. Denn dann wärst du wohl den Job und die guten Konditionen los... Aber vielleicht zu Teilzeit, Homeoffice etc., falls möglich. In meinem letzten Job war das insbesondere aufgrund der toxischen Teamleitung sehr angenehm, ansonsten hätte ich es dort nicht länger als ein Jahr ausgehalten.

Zitat von Buschwindrose:
Was würdest du denn zu dir selbst sagen, wenn du ein guter Freund oder eine gute Freundin wärst?


Eine schwierige Frage. Puhh, ehrlich gesagt weiß ich darauf keine Antwort. Aber ich hätte mir durchaus gewünscht, dass mich vor dem Gespräch jemand aufgerüttelt hätte. Habe nämlich bei zwei, drei Freunden und Bekannten verlauten lassen, dass ich diese Stelle sowieso nicht wolle. Unter anderem mit dem Verweis auf die fremde Stadt, den erneuten Umzug und die neue Wohnungssuche. Dabei war denen eigentlich klar, dass ich mich hier ebenso unwohl fühle und weg möchte, die Wohnungssuche dort einfacher wäre und ein gemeinsamer Freund ganz in der Nähe wohnt, womit ich schon Anschluss gehabt hätte.

Zitat von Nora5:
Ich glaube, es hat etwas mit Demut zu tun, sich einzugestehen, dass man jetzt gerade Medikamente als Hilfsmittel braucht. Weil man nichts Besseres ist als all die Anderen, denen das auch schon geholfen hat

Ich fühle mich nicht besser als andere, aber kenne die NWs von einigen gängigen Psychopharmaka aus der erstmaligen Behandlung damals im Studium. Das waren sogar die relativ sanften SSRI. Ich hätte auch Sorge, dass sie mir auf bestimmte Hauptkompetenzen schlagen, wie etwa eine gewisse Kreativität. Also zumindest während der Einnahme. Aber klar, in vielen Situationen sind Psychopharmaka sicher angebracht und retten Leben, das will ich nicht abstreiten.

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