Soll ich dir mal etwas verraten? Ich habe Einblutungen an den Füßen und Unterschenkeln, Schmerzen in den Hand- und Fingergelenken, fühle mich müde und schnell erschöpft, habe vergrößerte Lymphknoten und Mandeln, mir ist oft schwindelig, Leukos ebenfalls leicht erhöht. Für mich stand
immer fest, ich leide unter einem Lymphom. Google hat dies natürlich hervorragend bestätigt. Für mich stand nur die Frage im Raum, Hodgkin oder nicht? Woher weißt ich eigtl., dass es sowas wie Hodgkins gibt? Wann gehe ich zum Arzt? Will ich es eigentlich wissen? Mit der Zeit kamen immer mehr Beulen am Körper hinzu. Nunja, ich habe den Arzt ca. sieben Jahre lang gemieden und mich derart in meiner googlegestützten Diagnose geritten, dass dies meinen Alltag bestimmt hat. Vom ersten bis zum letzten Gedanken am Tag. Ich habe mich verkapselt, Situationen gemieden. Generell habe ich Alltag und Menschen gemieden. Für mich stand fest, ich werde sterben und keiner kann mir helfen. Insbesondere wenn ich dies schon so lange habe, muss es Non Hodgkin sein. Den Mut zum Arzt oder gar ins Krankenhaus zu fahren hatte ich nie. Ich könnte ewig negativ weiterschreiben...
... Jedenfalls. wegen einer anderen Sache (Furunkel) musste ich dann doch mal zum Arzt. Dort bin ich dann in Gefühlen ausgebrochen. Wenig verwunderlich in was für einer Gedankenwelt ich die letzten Jahre für mich alleine lebte. Lange Rede kurzer Sinn: Die Beulen sind allesamt Lipome, mein Blutbild ist perfekt, die vergrößerten Knoten sind nicht ungewöhnlich, gleiches gilt auch für die Rachenmandeln. Meine Unterschenkel sind ein Lymphödem von Bewegungsmangel und Übergewicht. Ich habe ungewollt alle ärztlichen Instanzen durch.
Was will ich damit sagen? Was für uns (unerklärliche) Veränderungen sind und für welche wir versuchen Antworten zu finden (Google) finden wir auch Antworten. Das Problem dabei ist meinst nicht die Antwort selbst, sondern die Interpretation dieser. Wenn es dann z. B. heißt wenn die Schwellung länger als xx Tage andauert, dann ... Das ist leider Futter für Angsterkrankte oder für zur Grübelei neigende Menschen.
Für mich standen bis vor Kurzem zwei komplett konträre Welten gegeneinander: Google und die absolute Souveränität meines Arztes. Google half mir dabei mich krank zu denken (und leider kann die Psyche das ganz gut). Beim Arzt bzw. bei den Ärzten stieß ich dann auf eine solche Abgeklärtheit und auf ein absolutes Verneinen einer bösartigen Erkrankung. Insbesondere beim Onkologen. Das hat mir dann nochmal einen Anstupser gegeben zu erkennen, dass ich an meiner Angsterkrankung und vll. auch mittlerweile einer Depression arbeiten muss. Ich muss vertrauen.
Sorry für soviel Ich-Story allerdings will ich damit sagen, für mich war alles eine kausale Kette mit deutlich mehr zusammenhänger Symptome als nur minimal erhöhte Leukos und vergrößte LK. Wer war bzw. ist Schuld? Google? Ich? Wir beide? Wer auch immer, Google werde ich nicht ändern, ich kann nur mich ändern. Und da bin ich aktuell bei und es tut gut.
28.06.2023 19:29 •
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