Hallo Herzc,
danke für die Rückmeldung.
Zitat von Herzc: Meine Eltern waren nie so richtig für mich da. Alles in einem war meine Kindheit überwiegend durch Unsicherheit gekennzeichnet. Konnte mich auf meine Eltern nicht verlassen, es gab viel Ablehnung wenig Liebe etc.
Ich bin immer erschüttert, wenn ich sowas lese/höre aber leider ist das gar nicht so selten. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass Du trotz Deiner Einsichten nicht den Kontakt zu Deiner Mutter abbrichst, obwohl es anscheinend hin und wieder zu Streitigkeiten kommt.
Zitat von Herzc: Fühle mich immer furchtbar danach. Weil ich echt gemein bin wenn wir streiten.
Darf ich fragen, weshalb Du gemein hier hervorhebst? Was genau empfindest Du selber (?) als gemein/boshaft? Meinst Du, Du hast ungerecht gehandelt, hast Deine Mutter gedemütigt etc.?
Ich finde, es ist schon angebracht, trotz gutem Stil den Eltern gegenüber eine gewisse erwachsene Offenheit an den Tag zu legen und völlig unabhängig seine Meinung zu vertreten. Was sie dann damit machen, ist deren Sache. Diese Art von Kommunikation zu kultivieren, kann auch in fortgeschrittenem Alter für alle Beteiligten eine langfristig heilsame Veränderung bewirken.
Bedenke: was Du für Dich tust, tust Du idealerweise letztlich auch für Deine Eltern - auch wenn es bei denen oft nicht wirklich so ankommt. Schlechtes Gewissen oder Reue gegenüber den erwachsenen Kindern ist nicht selten die Ursache für familiären Streit.
Es könnte z. B. für Deine Mutter sehr entlastend sein, ihr mal zu sagen, dass ihre Erziehung Dir seinerzeit gar nicht gut getan hat, aber Du ihr sozusagen vergibst und auch ihre damalige Lage irgendwie nachvollziehen kannst.
Letztlich geht es nicht um Schuld, sondern um Heilung alter Wunden - bei
allen Beteiligten.
Zitat von Herzc: Ich glaube dass ich insgeheim oft diese Nestwärme suche.
Offenbar nicht so ganz geheim, denn sonst kämst Du selber ja nicht auf diese Einsicht - was ja gut ist!
Zitat von Herzc: Ich glaub manchmal dass ich mir das zu schön rede, nur weil die Person mir die Aufmerksamkeit gibt nach der ich mich zu sehnen scheine. Aber naja, Einsicht ist der 1. Schritt, oder ?
(Fettdruck von mir) Klar, die Einsicht ist da. Verstehe ich es richtig - Du
traust Deinen Gefühlen diesen Männern gegenüber nicht? Hast Du deswegen eventuell Angst vor einer gewissen Beziehungsunfähigheit o.ä.?
Eine - zugegeben gewagte - Hypothese als Alternative: Nutzt Du (unbewusst!) diese Einsicht eventuell als Ausrede, keine dauerhafte Bindung zuzulassen?
Zitat von Herzc: Also habe zb eine Arbeitskollegin die für mich schon definitiv Bezugsperson ist. Die neigt auch arg dazu Acht auf mich zu geben etc. Da verstehe ich ja dann noch mein Bindungsverhalten, weil sie mir indem ja etwas gibt was mir fehlt bzw was mir vor allem in der Kindheit viel gefehlt hat.
Klar, gut erkannt. Interessant ist es aber auch, darauf zu achten, ob und wenn ja, welchen Benefit diese
Arbeitskollegin u. U. daraus zieht!
Ich will natürlich dieser Frau überhaupt keine eigennützige
Absicht unterstellen, denn unser Sozialverhalten ist idR ja eh unbewusst. Mir geht es lediglich darum, dass Du insgesamt die sozialen Bedürfnisse der
Anderen, die
Du für sie erfüllst (durch Dein Wesen/Verhalten) mit erkennst.
Das gilt für die Arbeitskollegin ebenso für potentielle Lebenspartner. Es ist nicht unmoralisch, von einem Partner etwas zu bekommen, was man braucht - solange es kein Deal ist und man sich dessen - so wie Du - auch bewusst ist. Denn unsere Grundveranlagung ist nicht so einfach zu verändern, wenn überhaupt. Doch der
bewusste Umgang damit macht den (erwachsenen) Unterschied.
Ein für Dich vielleicht interessanter Praxistest könnte z. B. sein, bei Deinem Partner mal ganz im Ernst nachzufragen, was ihn genau zu Dir
hinzieht. Vielleicht findet Ihr da Aspekte, die weder er noch Du je bewusst auf´m Schirm hattet.
Ein ähnliches Gespräch könntest Du - bei günstiger Gelegenheit - auch mit Deiner Kollegin auf den Weg bringen. Es könnte auch diese Beziehung etwas mehr vereinfachen.