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Vor fast dreißig Jahren, da war ich etwa 11 bis 14 Jahre alt, habe ich mich mit meiner Mutter öfters körperlich auseinandergesetzt. Meist gab es einen Ringkampf, an dessen Ende ich sie am Boden hatte und sie vielleicht auch ein bisschen gewürgt habe. Der Grund dafür war, dass sie immer öfters aus nichtigem Grund mit mir geschimpft hat und verbal ausgerastet ist. Das hat mich manchmal so erschreckt, dass ich sie aus Angst körperlich angegangen bin. Ich musste damals zu einem Jugendpsychiater, der mich nicht verstanden hat. Schließlich bin ich zu meinem Vater, einem Alk., gezogen, mit dem ich nie gut klar gekommen bin. Während meines späteren Studiums hat er mich auch immer wieder herunter und mir Vorwürfe gemacht, so dass ich das Studium letztlich nicht mehr beenden konnte.

In der Schule musste ich mich auch häufig gegen Mitschüler körperlich wehren, die mich angegriffen haben. Ich habe mich nämlich während der Streitigkeiten mit meiner Mutter immer mehr zurück gezogen, konnte mit niemanden darüber sprechen, was mich zum Außenseiter und anfällig für Mobbingattacken gemacht hat.

Später, während des Studiums, habe ich viele Psychotherapeuten und Psychiater aufgesucht, mit denen ich über meine Erlebnisse sprechen wollte. Aber diese und auch mein Vater haben mir Vorwürfe gemacht und mir letztlich die Schuld gegeben. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich als gewalttätiger Mensch gesehen wurde, was ich gerade versuchte nicht zu sein. Und was man mir aberziehen wollte. Ich bin dann einmal in einer Fußgängerzone in eine Situation gekommen in der ich von hinten genötigt wurde. Beim Umdrehen habe ich den Angreifer im Gesicht erwischt. Es gab einen Strafbefehl, dem ich nicht widersprochen habe.

Einige Jahre später war ich längere Zeit in einer Psychiatrie, weil es mit den Nachbarn Streit gegeben hatte. Sie warfen mir vor, dass ich sie angegriffen hätte. Aber es war genau anders herum. Ich wurde von ihnen angegriffen. Als ich wieder entlassen wurde und mir beim Hausarzt Medikamente holen sollte bin ich diesen plötzlich angegangen und habe ihn in den Schwitzkasten genommen. Ich weiß bis heute nicht warum. Ich war praktisch nur Zuschauer im eigenen Körper. Konnte mich nicht steuern. Ich war dann mehrere Jahre in der forensischen Psychiatrie.

Seit etwa zehn Jahren bin ich wieder draußen. Aber ich habe nie wieder zu meinem Leben zurück gefunden. Ich bin wie erstarrt. Kann es nicht fassen was passiert ist. Ich frage mich nun, ob ich wirklich ein kranker Gewalttäter bin und ob das alles meine Schuld ist.

Heute habe ich kaum noch Kontakte zu anderen Menschen. Bin alleine, einsam und isoliert. Ich kann nicht aus meiner Haut. Kann mich nicht damit abfinden, was passiert ist. Was halten andere Menschen davon, wenn ich eine solche Geschichte erzähle? Was soll ich tun? Mich bei allen entschuldigen?

22.03.2020 13:13 • 22.03.2020 #1


4 Antworten ↓


Wirst aber schon erkannt haben, dass körperliche Gewalt dein einziges Mittel ist, um dich behaupten zu können. Wirst u.a. eine Impulskontrollstörung haben, und gleichzeitig auch der Meinung sein, dass andere daran schuldig sind.

Was mich erstaunt, dass du dich in all den Jahren damit noch nicht auseinandergesetzt hast und das Gegenteil erlernen konntest, die Vergangenheit abzuschliessen um vernünftig neu anzufangen.

A


Bin ich ein kranker Gewalttäter?

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Zitat von jewo:
Was halten andere Menschen davon, wenn ich eine solche Geschichte erzähle? Was soll ich tun? Mich bei allen entschuldigen?

Icefalki hat es schon aif den Punkt gebracht.

Es gibt neben der Impulsitivät auch noch ein andere Symptome welche u.a. bei Borderline und KPTBS auftreten können.
- Die Unfähigkeit der Erkennung von Mimiken anderer Menschen
- Mangel an Empathie
- Wahrnehmnungsstörungen der Realität.
Das mit der Mimik habe ich live bei einer Forschungsstudie erleben dürfen. Auch habe ich da jemanden kennengelernt der das nicht kann.

Bei dem was Du beschreibst frage ich micht was man in der forensischen Psychiatrie an Therapie durchgeführt hat und auch in wie weit Du nach Entlassung Begleitung und Unterstützung bekommen hast.
Auch ob Du entsprechend deiner Diagnose nun auch Therapieempfehlungen bekommen hast.

Du hast aus meiner Sicht keine andere sinnvolle wahl als eine radikale Akzeptanz deiner derzeitigen Situation und entsprechend deiner Symptome eine Therapie fortzuführen.
Dir selber zu verzeihen ist ein vermutlich langer Lernprozess. Ungeschehen machen kannst Du das alles nicht, was dir aber helfen kann ist das Du mit angepasstem Verhalten was Therapie angeht sicherstellst das so was nicht mehr passiert.

An KPTBS und / oder Borderline habe ich auch schon gedacht. Allerdings wurde mir die Diagnose Paranoide Schizophrenie gegeben, womit ich nichts anfangen kann. Die Therapie sind Antipsychotika. In einem Forum, in dem es um Schizophrenie geht, wurde mir gesagt, dass die Medikamente die Negativsymptomatik verschlimmern können, da sie gegen das Dopamin wirken, das in manchen Teilen des Gehirns gebraucht wird.

Diagnosen stellen kann nur ein Arzt. Und bei solch deutlichen Symptomen nur eine Klinik. Und das haben sie getan.
Das mit BL und KPTS habe ich nur erwähnt wegen der Dysfunktion bei der Mimikerkennung.

Um Medikamente wirst Du auch vermutlich nicht herumkommen. Gerade bei der paranioden Form.
Wie das mit Medikamenten aussieht, davon habe ich bei Schizophrenie absolut keine Ahnung.

Um deine Frage im Start-Post zu beantworten - Deine Geschichte ist mit Sicherheit durchzogen mit Dingen die andere Menschen überfordern können und auch abschreckend sein könnten.
Man sollte hier lernen die Dosis an Informationen bestimmen zu können die für Situatonen notwendig sind.
Wenn Du nur einen Kaffee mit jemandem trinken gehst musst Du nicht gleich alles beichten.

Je näher die Menschen kommen, desto eher sollten sie wissen mit Dir umzugehen. Damit erst keine Stresssituationen enstehen können.

So hast Du eher die Chance das Du dich im Kontakt mit anderen Menschen freier fühlen kannst.




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