Hi,
ich finde nicht, dass du egoistisch bist. Aber was du von ihm erwartest oder erhoffst, ist nicht realistisch. Das wäre es vielleicht, wenn deine Krise wirklich nur eine kurzfristige (!) Krise wäre, nicht eine jahrelange, schwere Angsterkrankung. So, wie es jetzt ist, soll er dir immer Sicherheit geben, dich immer begleiten, dich möglichst nie allein lassen - sich letzten Endes intensiver um dich kümmern, als es für ein Grundschulkind z.B. nötig wäre. Das zehrt, das überfordert und das nervt wohl auch. Ich glaube, die wenigsten erwachsenen Menschen mögen es, ständig - wodurch auch immer - an einen anderen Menschen gefesselt zu sein. Das schürt u.a. Aggressionen, pflegende Angehörige können davon ein Lied singen. Und auch Mütter von Kleinkindern sind heilfroh, wenn sie ihre Lieblinge mal stundenweise bei der Oma abliefern können... Aus deiner Not heraus verlangst du m.E. zu viel von deinem Mann.
Andererseits soll er dich als erwachsenen Menschen respektieren, weil du zu Hause deine Rolle als Partnerin, Hausfrau und Mutter ja ausfüllen kannst. Und er soll dich für Leistungen und Fortschritte loben. Damit machst du dich sogar in Bereichen, in denen du klar kommst, von ihm abhängig und begibst dich in die Rolle eines Kindes. Wenn dir das ausreicht für dein Leben - okay. Niemand hat dir vorzuschreiben, ob und wie du gegen deine Angsterkrankung vorzugehen hast. Du musst aber damit rechnen und es m.E. auch akzeptieren, dass die Menschen in deiner Umgebung es anders sehen, ihr Leben leben wollen, an dich Anforderungen stellen und letzten Endes aufhören, dich (in der Aufrechterhaltung der Angst) zu unterstützen. Es gibt Angstpatienten, die erst dann einen ernsthaften Therapieversuch unternehmen, wenn ihre Angehörigen glaubhaft androhen, sie gar nicht mehr zu unterstützen, oder wenn sie tatsächlich fallengelassen/verlassen/rausgeschmissen werden. Vor vielen Jahren ist es mir mit meinen Eltern so gegangen. Es hatte den Erfolg, dass ich nach vier Jahren des Rumhängens zu Hause in eine Klinik gegangen bin und danach jahrelang symptomfrei war... Meine Angst vor der Klinik war gigantisch, trotzdem war diese Maßnahme unvermeidlich.
Liebe Grüße
Christina
12.11.2009 12:00 •
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