Hallo,
in mir ist wieder etwas hochgekommen, was ich nicht so einfach loswerde. Ich bin in einem 1000-Einwohner-Dorf aufgewachsen, wo es in den 80er Jahren noch nicht normal war, Abitur zu machen. An Studium war kaum zu denken. Die, die ich über oder unter meinem Jahrgang kannte, die das wollten, denen wurde gleich geraten, sich lieber im Dorf nicht mehr blicken zu lassen und sich andere Freunde zu suchen. Einen kannte ich Mitte der 90er, der extrem darunter gelitten hat, obwohl er ein herzensguter Mensch war. Der engagierte sich in einem Musikverein (besser gesagt Spielmannszug), aber schon als er auf Gymnasium ging, wurde ihm geraten, lieber seinen Platz im Verein frei zu machen. Spätestens seit er an die Uni ging, war es dann endgültig aus. Das passt einfach nicht in den Kontext.
Ich war auch in einem Spielmannszug, irgendwann war ich auch der Kassierer im Verein, der nur noch passiv existierte. Aber als ich dann nach Frankfurt/M. ging, da platzte dem Vorsitzenden auch die Hutschnur, weil ich dann ja nicht mehr für die dreimonatlichen Sitzungen erreichbar wäre. In Wirklichkeit hat es ihm nicht gepasst, dass ich weggezogen bin, und nun was besseres sein wollte. Er hat mich abgesägt.
Ich kann gerade nicht die ganzen Gehässigkeiten widergeben, die ich seitdem zu spüren gekriegt habe. Aber am Wochenende ist es wieder hochgekommen. Da ich noch ein Haus in dem Dorf besitze, was ich verkaufen will, habe ich einen Interessenten gehabt, der bis zur 8. Klasse mit mir in der Gesamtschule war. Ich hatte ihn seit über 30 Jahren nicht gesehen. Er war ein besserer Schüler als ich, hätte locker den Sprung in die Oberstufe geschafft. Aber er zog es vor, kein Abitur zu machen. Ich habe ihn dann vorsichtig gefragt, was er denn so beruflich macht. Aber ich habe gleich gemerkt, dass er ziemlich gereizt war. Du weißt doch, dass ich Metzgermeister bin. Natürlich habe ich ihn nicht darauf angesprochen, dass er sich in der Zwischenzeit, irgendwann Anfang der Nullerjahre mit seinem Vater beim Bau einer Wurst- und Fleischfabrik verzockt und das ganze Familienvermögen verloren hat. Aber das ist doch längst passé. Warum kann man nicht einfach normal miteinander reden? Immer dieser Argwohn, jemand könnte sich lustig über einen machen. Man kennt das ja von Klassentreffen. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Neid oder Häme. Warum ist dieses Volk hier dermaßen materialistisch verdorben? Oder steckt da was anderes dahinter?
in mir ist wieder etwas hochgekommen, was ich nicht so einfach loswerde. Ich bin in einem 1000-Einwohner-Dorf aufgewachsen, wo es in den 80er Jahren noch nicht normal war, Abitur zu machen. An Studium war kaum zu denken. Die, die ich über oder unter meinem Jahrgang kannte, die das wollten, denen wurde gleich geraten, sich lieber im Dorf nicht mehr blicken zu lassen und sich andere Freunde zu suchen. Einen kannte ich Mitte der 90er, der extrem darunter gelitten hat, obwohl er ein herzensguter Mensch war. Der engagierte sich in einem Musikverein (besser gesagt Spielmannszug), aber schon als er auf Gymnasium ging, wurde ihm geraten, lieber seinen Platz im Verein frei zu machen. Spätestens seit er an die Uni ging, war es dann endgültig aus. Das passt einfach nicht in den Kontext.
Ich war auch in einem Spielmannszug, irgendwann war ich auch der Kassierer im Verein, der nur noch passiv existierte. Aber als ich dann nach Frankfurt/M. ging, da platzte dem Vorsitzenden auch die Hutschnur, weil ich dann ja nicht mehr für die dreimonatlichen Sitzungen erreichbar wäre. In Wirklichkeit hat es ihm nicht gepasst, dass ich weggezogen bin, und nun was besseres sein wollte. Er hat mich abgesägt.
Ich kann gerade nicht die ganzen Gehässigkeiten widergeben, die ich seitdem zu spüren gekriegt habe. Aber am Wochenende ist es wieder hochgekommen. Da ich noch ein Haus in dem Dorf besitze, was ich verkaufen will, habe ich einen Interessenten gehabt, der bis zur 8. Klasse mit mir in der Gesamtschule war. Ich hatte ihn seit über 30 Jahren nicht gesehen. Er war ein besserer Schüler als ich, hätte locker den Sprung in die Oberstufe geschafft. Aber er zog es vor, kein Abitur zu machen. Ich habe ihn dann vorsichtig gefragt, was er denn so beruflich macht. Aber ich habe gleich gemerkt, dass er ziemlich gereizt war. Du weißt doch, dass ich Metzgermeister bin. Natürlich habe ich ihn nicht darauf angesprochen, dass er sich in der Zwischenzeit, irgendwann Anfang der Nullerjahre mit seinem Vater beim Bau einer Wurst- und Fleischfabrik verzockt und das ganze Familienvermögen verloren hat. Aber das ist doch längst passé. Warum kann man nicht einfach normal miteinander reden? Immer dieser Argwohn, jemand könnte sich lustig über einen machen. Man kennt das ja von Klassentreffen. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Neid oder Häme. Warum ist dieses Volk hier dermaßen materialistisch verdorben? Oder steckt da was anderes dahinter?
26.09.2019 12:51 • • 26.09.2019 x 1 #1
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