Zitat von Flame:Von dem ganzen angeblichen Müssen hab ich auch genug. Wie gerne würde man einmal hören,dass man o.k.ist,wie man ist
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Das ist in meinen Augen eine Beziehung, die man selbst konstruiert.
Dinge tun zu müssen, damit andere Dinge funktionieren, steht erst mal in keinerlei Zusammenhang mit Bewertung. Wenn man abnehmen will, muss man Kalorien reduzieren und auf ungesunde Verhaltensweisen verzichten. Das hat aber doch nichts damit zu tun, dass man als Dicker ein schlechterer Mensch wäre.
Das Problem liegt zum einen darin, dass man selbst seine Person nicht von ihren Verhaltensweisen trennen kann. Wenn ich mein Enkelkind dafür rüge, dass es mit Dreckstiefeln durchs Haus läuft, habe ich es nicht weniger lieb.
Zum anderen gibt es das aber auch als erlernte Verhaltensstrategie, die vor Tätigkeiten schützt, auf die man keinen Bock hat, weil sie anstrengend sind oder keinen Spaß machen. Indem man postuliert, dass man ein guter Mensch ist, auch wenn man dieses oder jenes nicht tut, hält man sich erfolgreich unliebsame Aufgaben vom Hals.
Typisch ist dieses Verhalten für Teenager, die trotzig und bockig sofort Liebesentzug unterstellen, nur weil man darauf besteht, dass sie ihre Pflichten zu erfüllen haben. Ich erinnere mich an derartige Ausbrüche meiner Tochter, die angesichts des Auftrags, die Spülmaschine auszuräumen in Tränen ausbrach und brüllte, dass sie in diesem Haus nur geliebt würde, wenn sie wie ein Dienstmädchen schufte.
Dahinter steckt die Erfahrung, dass man andere manipulieren kann, wenn man ihnen vorwirft, von ihnen nicht geliebt zu werden. Hat man damit öfter Erfolg, behält man dieses eigentlich pubertäre Verhalten bei.
Unterm Strich ist der einzig Leidtragende dabei man selbst, weil man damit verhindert, sich unliebsamen Aufgaben zu stellen. Und so wenig Abnehmen ohne Einschränkungen funktioniert, so wenig kriegt man eine wirklich kritische Selbstreflexion hin, ohne dahin zu schauen, wo es unangenehm wird.