Zitat von Jana_:kurze Haare.. Vorsicht!
Neulich habe ich wegen Kampfsport gegoogelt, kam hier in der Stadt auf eine Website und habe mir das Team angesehen, also die Dozentinnen (mindestens 5) und dachte mich trifft der Schlag. Eine nach der anderen mit Kurzhaarfrisuren, aber nicht etwa modisch und gesträhnt. NEIN! Männerfrisuren (wie bei einer Kampflesbe), voll die Männerfrisuren, Katastrophe.
Also doch nicht jede Frau mit einem Herrenschnitt ist auch eine Kampflesbe?
Frauen bilden informelle Gruppen (= formlose, ohne schriftlich definierte Strukturen). Wenn die Königin kurz ist, wird die Vizekönigin auch kurz. Dann die erste Prinzessin, die zweite Prinzessin, auch die dritte Prinzessin. Und Melanie (Die Omega-Frau) wird dann extrakurz! Wer nicht mitmacht, wird aus der schützenden Gruppe ausgeschlossen.
Kurze Haare entstehen auch durch Druck, Gruppendruck oder Autoritätsdruck.
Kennt das ausser mir noch jemand aus der Schulzeit? Alle wollten lange Haare! Wer beim Friseur war und kurz, wurde ausgelacht! Das nennt man heutzutage wohl Bashing. Also gab es eine Absprache mit den Eltern. Zum Friseur geht man nur in den Ferien, um nicht zum Spottobjekt zu werden. Das machten alle so... Und dann traf man sich am ersten Ferientag ungeplant beim Friseur wieder. Der Salon war so voll, es gab nur noch Stehplätze. Man hätte sich ja die Zeit vertreiben können, geht zu den bekannten Mitschülern auf den Stühlen und unterhält sich mal nett mit denen... Na? Auch hier? Du wolltest doch noch wachsen lassen.... Hast es dir anders überlegt?
Aber das machte keiner. Man verharrte eher in Schockstarre. Und man stieg unbemerkt viel zu schnell in der Hierarchie auf. Vom Stehplatz zum Sitzplatz... Logenplatz! Beste Aussicht! Das Stück heisst: Vom Wildwuchs-Wischmopp zum schmalen Kopf! Ohren kommen wieder zum Vorschein. Nacken wurden sichtbar. Das Stück gefällt einem nicht. Was steht denn in meinem Programmheft? SO KURZ WIE MÖGLICH! Das lässt nichts Gutes ahnen... Ich mag das Elend nicht mehr sehen...
Wie kurz ist denn das nun? So kurz wie möglich? Das weiss ich nicht genau. Was ich weiss, wenn es zu lang bleibt, gibt es Dresche und gleich einen zweiten Friseurbesuch, aber dann kommt Mama mit.
Mein Blick geht auf den Boden. Alles voller Haare! Dazu Scherenklicken, Maschinenbrummen... Irgendjemand fegt den Boden sauber. Aber es bleibt nicht so. Wieder füllt sich der Boden mit Haaren... hört das denn nie auf? Dann höre ist Stimmen. Irgendwie fallen keine Haare mehr auf den Boden. Wieder höre ich Stimmen. Dann werde ich am Kragen zum Stuhl gezogen. Als ich mit Umhang dasitze, sage ich mein Gedicht auf. Dann höre ich vor meinem geistigen Ohr Udo Lindenberg: ...ein letzter Blick in den Spiegel, weil man auf Schönheit nicht gern verzichtet....
Jedenfalls habe ich gelernt zu verzichten, und mit wenig auszukommen. Mit sehr wenig! Und ich konnte sehen, wie effektiv der Einsatz von Maschinen ist, im Gegensatz zur Handarbeit. Die Aufzucht von (gefühlt) Monaten landete in wenigen Minuten auf dem Umhang. Aber trotz aller Bemühungen, konnte ich kein positives Verhältnis zur Maschine aufbauen. Wir waren uns sehr nah, sie war direkt auf meiner Haut, sie massierte mich mit ihrem Brummen ganz sanft, übertrug ihre Wärme auf mich, aber mir lief es dennoch eiskalt den Rücken herunter.
Mein Kopf war auf die ursprüngliche Form reduziert. Oben Bürste, Seiten und Hinterkopf wie Sandpapier. Ist das so kurz genug? fragte die Friseurin, als sie mir ihr Werk im zweiten Spiegel zeigte. Aus Angst, die Bürste auf dem Oberkopf auch noch zu verlieren, bejahe ich die Frage vorläufig, wohlwissend, dass Mama das letzte Wort hat. Zuhause ist es dann aber doch kurz genug. Ich rechne aus, wieviel in den Ferien nachwachsen kann. Die Hoffnung wächst ,wie hoffentlich auch die Haare. Fremdanfragen, wo denn meine Haare geblieben wären, werden auf mich kausalattributiert, ich war ja alleine beim Friseur. Von der angedrohten Prügelorgie bei Nichterfüllung der Vorgaben, sagt Mama natürlich nichts.
Die Ferien vergehen, die Haare wachsen langsam, aber stetig.
Drei Tage vor Schulbeginn wird die Einkaufstour mit Mama durch einen abrupten Richtungswechsel unterbrochen. Ein Dummstellen war aufgrund des vorherigen Klammergriffs um meinem Arm nicht möglich. Schon sind wir im Salon, ich sitze gleich auf dem Stuhl. Jetzt stellt Mama sich dumm. Ja... Nachschneiden... Wie lange das her ist? Ja... mindestens zwei Monate! (Noch nicht mal sechs Wochen!) Wie kurz das war? Ach er war alleine beim Friseur, der kann sich sich das ja nicht merken. Nehmen Sie den kürzesten Aufsatz, das wächst ja wieder!
Ein Bahn ist geschoren, Mama bezahlt an der Kasse, ich schaue mir meine Haare im Spiegel an. Ein Bahn wieder superkurz. Alles andere ist noch lang. Abhauen? Aber das sieht ja noch unmöglicher aus als ein kurzer Haarschnitt. Also warte ich auf den Rest des Haarschnitts. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Drei Tage vor Ferienende. Gutes Timing! Zwei Tage heulen, dann sehe ich zum Schulanfang wieder normal aus, wenn auch mit kurzen Haaren. Das ist echte Mutterliebe.
(Hat jetzt noch Jemand Fragen, wie Friseurtraumatas entstehen? )