ich bin 27 Jahre alt und neu hier und gerade wirklich froh, einige Dinge niederschreiben zu können. Ich war bisher noch nie in Behandlung, konnte bei mir allerdings schon einige Male feststellen, dass ich mich in gewisse Dinge unendlich tief reinsteigern kann. Das fing in jungem Alter an, als ich dachte, dass ich irgendwann aufhöre zu atmen bzw. mich andauernd auf das Atmen an sich konzentriert habe. Das hat mir damals sicherlich einige Tage verdorben, ich konnte diesen Zwang sehr gut überwinden. Ein zweites Mal passierte es mir im Jahr 2017, als ich ständig über den Tod nachdenken musste und nicht akzeptieren wollte, dass er zum Leben dazu gehört. Ich hatte Angst vor Verlust und wie sich der Tod anfühlen könnte. Nach zwei Monaten hatte ich das Thema aufgearbeitet und auch dies ist heute kein Problem mehr für mich. Ich habe damit abgeschlossen. Zwischendurch hatte ich immer mal Angst vor Krankheiten oder habe Symptome überbewertet, was ich jedoch nicht als allzu belastend empfand.
Nun zum eigentlichen Thema. Vor ungefähr drei Wochen stand eine Reise nach München an. Diese sollte 8 Tage dauern. Kurz vor der Abreise trat ich fast auf meinen Hund und sofort kam die Frage auf: Was wäre passiert, wenn ich auf ihn drauf getreten wäre? Ich malte mir Bilder aus und diese waren sehr verstörend für mich. Ich stellte mir quasi vor was mit ihr passierte und konnte mich den Abend nicht mehr von dem Gedanken lösen. Was ist, wenn ich das extra gemacht hätte? Dieser Gedanke schoss mir sofort durch den Kopf. Gott sei Dank hatte ich nicht mehr viel Zeit über alles nachzudenken, da die Reise anstand. Diese war sehr stressig, jeden Tag waren wir um die 15 Stunden unterwegs. Da war kein Platz mehr für solche Gedanken. Ich freute mich auf Zuhause, auf meine Freundin, meine Eltern und auch meinen Hund. Am Tag meiner Rückkehr war alles in Ordnung und ich konnte es Zuhause richtig genießen. Einen Tag später jedoch, kam der Gedanke plötzlich zurück und das in einer Intensität, die mich bis zu diesem Moment an den Rand der Verzweiflung treibt. Ich stellte mir vor, durch was der Hund noch verletzt werden könnte und teilweise war ich der Ausführende. Diesen Gedanken habe ich ebenfalls auf meine Freundin übertragen, musste mir vorstellen, wie ich sie verletze. Die Gedanken waren schlimm, aber noch irgendwie zu bewältigen. Seit den letzten Tagen ist es für mich nur noch die Hölle. Ich habe kaum noch andere Gedanken und befürchte immer, dass es mir irgendwann passieren könnte, auch etwas schlimmes zu machen. Ich will es nicht und das stürzt mich in heftige Panikattacken, wie ich befürchte. Ich habe dann einen Zwang so nach dem Motto: Behalt deine Hände und alles bei dir, dann kann auch nichts passieren. Der Anblick von Messern oder ähnlichem löst in mir pure Angst aus. Ich musste nachts weinen, zittern, hatte Schweißausbrüche und konnte nicht schlafen (wenn dann nur schlecht und wenig). Immer wieder versuche ich in meinem Kopf zu bestätigen, dass ich so nicht bin. Aber meine Gedanken sagen mir was anderes. Ich habe Angst, plötzlich auf den Hund zu treten, ohne das ich es kontrollieren kann. Genauso bei meiner Freundin. Ich habe mit ihr drüber geredet und sie war sehr einfühlsam, da sie weiß, wie sehr ich ein Kopfmensch bin. Ich habe mich im Internet informiert und Zwangsgedanken passen tatsächlich sehr gut zu dem Beschriebenen.
Das Alles ist so intensiv und raubt mir die letzte Kraft. Ich will sowas nicht tun, aber der Gedanke suggeriert mir, dass es passieren könnte und wie es abläuft. Ich habe immer das Gefühl, mich gegen einen plötzlichen, schlimmen Impuls wehren zu müssen. Mein Leben läuft plötzlich an mir vorbei, ich nehme wenig bewusst wahr und bin gefangen in meinen Gedanken. Dieses Gefühl kannte ich bisher nicht und es fühlt sich wie eine Ohnmacht an. Ich bin durchgehend unruhig und habe kaum Hunger, was das alles noch schlimmer macht. Rausgehen will ich noch und kann mich teilweise auch ablenken. Trotzdem verlässt mich der Gedanke nicht so richtig und er ist immer in irgendeiner Ecke. Ich habe mir heute das Buch Tyrannen in meinem Kopf: Zwangsgedanken überwinden - ein Selbsthilfeprogramm durchgelesen, was ich als durchweg positiv und logisch empfand. Das schaffte Abhilfe. Jetzt gegen Abend ist es wieder schlimm und ich will einfach das es aufhört. Geht es jemandem ähnlich oder hat einen Rat für mich?
Beste Grüße,
Prahli
22.04.2019 20:04 • • 26.01.2023 #1