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Hallo zusammen,

ich bin chronisch depressiv und leide seit meiner Kindheit an Ängsten. Ich bin im 3. Semester and der Uni und mache gerade eine schlimme Phase durch. Ich weiß nicht genau, was los ist, aber ich hab das Gefühl komplett die Kontrolle zu verlieren.

Alles begann im letzten Semester mit extremer Prüfungsangst inkl. Panikattacken etc. Ich hab die Prüfungen trotzdem rumbekommen, aber irgendwie wird es seither immer schlimmer. Ich machte ein Praktikum in den Semesterferien und zu Beginn war auch alles super, aber als ich dann nach einer Urlaubspause wieder anfangen sollte, konnte ich nicht. Ich hatte ständig Probleme mit Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit etc. Daraus entwickelten sich natürlich wieder Ängste und es wurde von Tag zu Tag schwerer, sodass ich am Ende abbrach.

Parallel fing ich an Schilddrüsenhormone zu nehmen, weil es so aussah, als hätte ich eine leichte Unterfunktion. Diese verstärkten meine Panik extrem und ich war kurz davor mich selbst in eine Klinik einzuweisen. Dadurch verpasste ich auch die erste Woche der Uni. Ich ging zum Arzt und die Medikamente wurden wieder abgesetzt und die extreme Panik verschwand. Aber dennoch ist seither nichts mehr wie vorher.

Zunächst hatte ich eine Woche voller extremer Motivation. Ich war einfach total happy, dass mein Problem durch das Absetzen der Tabletten gelöst wurde. Dann fing es allerdings wieder an mit körperlichen Symptomen, wie Durchfall, Bauchschmerzen und ich hatte auch ständig Probleme mit juckenden Augen bis hin zur Bindehautentzündung. Ich fehlte also wieder öfter.
Hinzu kommt, dass ich durch dieses Hormon-Lotto Haarausfall habe, der mich sehr bedrückt. Es ist nicht so, dass man es sehen würde, da ich zum Glück sehr viele Haare habe, aber in mir wächst die Angst, dass es doch irgendwann sichtbar sein könnte oder es nie aufhört. Ich habe lange Haare und es hat ewig gedauert, sie zu züchten und es ist ein furchtbares Gefühl, wenn jedes Mal beim Kämmen oder durch die Haare streichen so viele Haare rauskommen.

Naja und heute war es so, dass ich meinen Kommilitoninnen Bescheid gesagt habe, was meine Prüfungsangst angeht. Ich war einfach zu oft krank und sie haben sich Sorgen gemacht und nachgehakt. Wir müssen während des Studiums viele Gruppenprojekte machen und da fällt es halt auf, wenn jemand oft fehlt. Ich war es leid immer irgendwelche Ausreden für meine körperlichen Symptome zu finden und irgendwie haben sie ja auch ein Recht darauf zu erfahren, was mit mir los ist, denn sie müssen ja auch Präsentationen mit mir machen.
Sie haben sehr verständnisvoll reagiert, aber ich habe dennoch wahnsinnige Angst verurteilt zu werden oder mit ihnen direkt darüber zu sprechen (ich hab es per WhatsApp geschrieben). Ich bin einfach sehr nah am Wasser gebaut und eine meiner größten Ängste ist öffentlich in Tränen auszubrechen, sodass alle Leute Fragen stellen und ich quasi mit meiner psychischen Erkrankung auffliege. Man muss dazu sagen, dass ich in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht habe und auch meine Familie nie Verständnis für meine Erkrankung hatte. In ihren Augen stelle ich mich nur an...

Und heute Nacht ist auch noch was passiert, was ich noch nie vorher erlebt habe: Ich hatte einen Albtraum, dass mich jemand angreifen möchte. Ich versuchte mich zu wehren, aber ich konnte nicht. Und wie es normalerweise üblich ist, wenn ich sowas träume, bin ich aufgewacht. Aber dieses Mal war es anders, denn ich war immer noch halb im Traum gefangen und konnte meinen Körper mehrere Minuten nicht bewegen. Ich hatte totale Panik, denn es fühlte sich so echt an und ich konnte auch die Augen nicht öffnen.
Nach ein paar Minuten war es zum Glück vorbei, aber ich bin deswegen total durch den Wind und habe jetzt Angst, dass das wieder passieren könnte. Ich war auch total müde und erschöpft heute morgen.
Ich habe danach gegoogelt und offensichtlich handelte es sich um sogenannte Schlafparalyse, die sehr häufig vorkommt. Man wacht auf, aber der Körper befindet sich noch in der REM-Phase und man kann sich nicht bewegen. Das ist ein Schutzmechanismus, damit man sich während lebhafter Träume nicht bewegt und hört normalerweise gleich auf, sobald man aufwacht. Aber wenn man besonders gestresst ist etc. kann es passieren, dass sowas wie bei mir passiert und der Körper braucht ein paar Minuten um wach zu werden.

Auch wenn ich weiß, dass das eigentlich nichts Schlimmes ist, befeuert es gerade alle meine Ängste. Ich hab das Gefühl, alles gerät gerade aus dem Ruder und ich hab keine Ahnung, wie ich wieder in meinen normalen Uni-Alltag zurückgehen soll. Werden die Anderen mich jetzt anders behandeln? Werden sie mich anstarren (ich weiß, das klingt lächerlich, aber solche Gedanken habe ich leider)? Werde ich das Studium so überhaupt schaffen? Wie soll ich mit dem Durchfall und der Übelkeit umgehen, die ich ständig habe (ich leide zudem an Emetophobie - Angst vorm Erbrechen)? Wie bekomme ich die Ängste wieder in den Griff?

Ich habe eine Therapie angefangen, aber die wird wahrscheinlich erst im Januar richtig losgehen, da der Therapeut vorher keinen Platz frei hat und ich habe auch erst in zwei Wochen wieder einen Termin. Außerdem führe ich parallel immer Übungen vor dem Schlafengehen durch um meine Gedanken positiver zu gestalten (Neuro-linguistische Programmierung) . Zu Beginn hat das auch ganz gut geklappt, aber seit zwei Wochen spüre ich nur eine Verschlechterung von Tag zu Tag. Ich befinde mich in einer Abwärtsspirale und sitze hier und heule. Kann mir bitte irgendjemand irgendeinen Rat geben, wie ich das wieder stoppe?

Vielen Dank!
white_cat

08.11.2016 17:03 • 14.11.2016 #1


26 Antworten ↓


Hallo white_cat,

ja ja studium und psychische Störung sind nicht einfach. Ich hab ein ähnliches Problem. Ich habe seit Jahren Depressionen und KDS aber es wurde erst diesen Sommer diagnostiziert nachdem ich mich mehrmals umbringen wollte. Ich hab leider auch noch keinen festen Therapeuten. Ich bin momentan bei einem Therapeuten in einer Klinik der Leute übergangsweise unterstützt.

Ich kenne das Problem mit dem STudium. Ich habe es bei mir jedoch zwei meiner engsten Freunde erzählt das ich psychisch Krank bin.

Leider können wir dir nur sehr schlecht helfen. Ich zumindest kann dir nur damit helfen dir zu sagen das du nicht allein bist. Mir geht es ähnlich. Vielleicht kann dich jemand anders mehr aufheitern oder dir gute Tipps geben. Ich kann es nicht da ich ja auch in einer solchen Situation bin und auch nicht raus weiß.
Ein Tipp noch: Mach dir nicht so viel Stress wegen dem Studium. Ich weiß das ist leichter gesagt als getan aber zumindest wenn du an einer Universität studierst kannst du dir ja selber aussuchen wie viel du in einem Semester machst und Notfalls studierst du 1-2 Semester länger - das Studium ist nämlich nebensächlich das wichtig ist deine Gesundheit.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen Mitgefühl dalassen und vielleicht sogar etwas trost.

Liebe Grüße und gute besserung

p.s. mich regen die Leute auf die denken psychische Probleme wären ausgedacht! ein Tag im Kopf einer psychisch kranken Person und die würde nie wieder das Maul aufmachen!

A


Angst vor der Uni - wie komme ich da wieder raus?

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Hallo white_cat,

es tut mir leid für dich, dass es die so schlecht geht.

Es gibt psychische wie physische Ursachen für solche Symptome. Wurde bei dir per Bluttest eine Unterfunktion festgestellt? Eine Einstellung diesbezüglich geht nur mit regelmäßiger Überprüfung durch einen Arzt - idealerweise durch einen Endokrinologen. Eine falsche Dosierung kann schon sehr deutliche Auswirkungen haben.

Bei dir sehe ich drei grundlegendes Dinge. Einmal deine allgemeine Grundbelastung seit der Kindheit, die gefühlte Belastung in der Uni und der Druck den Du dir selber erzeugst in Bezug auf auffliegen oder stell dich nicht so an und dem Erbrechen.
Deine Emotionsregelung ist im Ungleichgewicht, es fällt es dir schwerer mit Situationen richtig und bewusst einzuschätzen. Die gefühlte Ungewissheit über die bewertete Situation und führt dazu, dass Du dich negativ programmierst. Den körperliches Stresslevel steigt und es folgen die Reaktionen die Du bewusst wahrnimmst. Der KReis beginnt von vorne.

Theoretisch solltest du die Handbremse ziehen. Das ist aber nicht ganz so trivial. Einfach alles hinzuwerfen ist auch nicht unbedingt die Lösung.
Du bist mit dem kompletten Stress überfordert scheinbar überfordert. Also solltest Du so viele Stressfaktoren wie möglich beseitigen.
Ruhezonen und Zeiten einrichten. Schlafhygiene, Gemäßigt Bewegung oder Sport an der frischen Luft. Tagesstruktur - Thema Ressourcen.
Innere Achtsamkeit - Eigene Grenzen erkennen und setzen.

Die Hosen imaginär herunter zulassen ist nicht unbedingt sinnvoll. Aber sich immer wieder zu sagen ich bin wer ich bin. Wem das nicht passt soll bitte lautlos weitergehen.
Denn diese Angst ist mit Sicherheit, gedanklich so wie emotional, mit dem Moment in der Vergangenheit verknüpft, wo dir deine Mutter das gesagt hat.
Keinesfalls ist jeder so wie deine Mutter, aber deswegen würde ich es auch nicht allen erzählen. Es war aber eine gute Entscheidung es deinen Kommilitoninnen zu sagen.
Wie du siehst haben sie verständnisvoll reagiert. Du hast eine Fähigkeiten und Talente, aber auch eine schwächere Seite. Wenn sie es kennen, können sie besser damit umgehen. Und der Druck Leistung zu bringen wird reduziert.
Selbst wenn Du mal in Tränen ausbrichst. Wem ist das nicht schon einmal in seinem Leben passiert? Da solltest Du sagen Bums nun ist es passiert, wat soll's.

Das andere sind halt Dinge die Du in einer Therapie erst lernen wirst.

Gruß
Cube

@Libertyfree

Ich danke dir für dein Mitgefühl! Das hilft mir schon etwas! Manchmal fühle ich mich wie ein Alien, weil ich nicht einfach so sein kann, wie die Anderen. Normal oder zumindest funktionsfähig. Der Gedanke, dass jemand gerade so ziemlich dasselbe durchmacht, hilft mir da tatsächlich.

Ich habe es auch nur 4 Mädels erzählt, mit denen ich seit dem 1. Semester immer zusammenarbeite. Der Rest braucht es nicht wissen. Irgendwann ist halt leider meist ein Punkt erreicht, wo man es nicht mehr verheimlichen kann, ohne dass es merkwürdig wird. Und mir ist es dann lieber, die Leute wissen Bescheid, als dass sie hinter meinem Rücken über mich reden oder so.

Ich versuche wirklich mich nicht so sehr zu stressen, aber ich bin halt schon 30 und kann es mir eigentlich nicht leisten Zeit zu verschwenden - auch nicht finanziell. Aber naja, wenn der Körper so verrückt spielt, kann ich auch nichts mehr machen. Ich kann nur hoffen, dass mein Therapeut vielleicht doch schon früher Zeit hat...

@cube_melon

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Das mit der Schilddrüse wird bei mir regelmäßig getestet. Allerdings nur vom Hausarzt, nicht vom Spezialisten. Und meine krasse Reaktion auf die Hormone hat gezeigt, dass ich eigentlich keine Unterfunktion habe, denn ich habe die niedrigste Dosis bekommen und hatte dann Symptome einer Überfunktion (Zittern, innere Unruhe etc.). Irgendwann werde ich aber sicher nochmal zum Spezialisten gehen. Ich bin halt erblich vorbelastet, da meine Eltern BEIDE ihre Schilddrüse entfernen lassen mussten, weil sie verändert waren (bei meinem Vater war es sogar Krebs). Das ist auch der Grund, weshalb mein Hausarzt das alle 3-6 Monate checkt.

Du hast meine Situation gut erkannt, mit dem Druck, denn ich mir selber mache. Das Problem ist halt, dass ich es nicht anders gelernt habe. Meine Eltern waren nie zufrieden mit mir und gute Noten waren das Einzige, womit ich jemals etwas Aufmerksamkeit von ihnen bekommen habe. Vor dem Studium hatte ich einen sehr gut bezahlten, sicheren Job. Ich habe ihn für meinen Traum vom Studium nach 5 Jahren gekündigt, mit 29. Du kannst dir vorstellen, was ich mir von meinen Eltern deswegen anhören durfte... Ich fürchte, deswegen ist der Druck für mich doppelt so groß. Ich darf das Studium nicht verbocken und meinen Eltern die Genugtuung geben, dass es eine falsche Entscheidung war. Das kommt halt zu meinem grundlegenden Perfektionismus noch dazu.

Aber wie meinst du das mit der Emotionsregelung und der gefühlten Ungewissheit? Kannst du das bitte genauer erklären?

Stressfaktoren habe ich schon so gut es geht reduziert. Ich arbeite neben dem Studium nicht wirklich (nur ein kleiner Gelegenheitsjob, bei dem ich von Zuhause arbeite), da ich weiß, dass ich das einfach vom Stress her nicht packe. Zum Glück bekomme ich BaföG und zusammen mit meinem Ersparten, komme ich damit rum. Beim Rest unterstützt mich zur Not mein Partner.

Allerdings ist das mit der Schlafhygiene tatsächlich ein Punkt. Das fällt mir schwer, da ich durch die Uni keinen wirklichen geregelten Tagesablauf habe. Die Vorlesungen beginnen jeden Tag zu anderen Zeiten, was einen ziemlich durcheinander bringen kann. Und da ich absolut inkonsequent bin, was einen Tagesrhythmus angeht, geh ich zu den unterschiedlichsten Zeiten ins Bett. Am Wochenende bleibe ich dann auch gerne mal bis 2 Uhr morgens wach... Da sollte ich wohl tatsächlich was dran ändern.

Sport versuche ich auch immer wieder zu machen, fällt mir aber zur Zeit schwer, da mein Magen und Darm so verrückt spielen. Aber heute habe ich mich z.B. gezwungen trotzdem einen kleinen Spaziergang zu machen.
Und das mit den Grenzen ist natürlich auch so ein leidiges Thema... Ich hab immer das Gefühl über alles die Kontrolle haben zu müssen, z.B. in Gruppenarbeiten. Oder wenn mich jemand um etwas bittet, kann ich so gut wie nie Nein sagen. Es hat sich schon etwas gebessert, sodass ich zumindest die Bremse ziehe, wenn ich so wie jetzt, körperlich einfach nicht mehr kann. Aber ich verpasse immer noch den Moment davor, wenn es eigentlich schon anfängt. Kennst du da vielleicht irgendwelche Methoden, wie man das übt? Muss ich über sowas Buch führen oder wie merke ich das?

Naja und wie oben schon erwähnt, habe ich es nicht allen erzählt, sondern nur meinen direkten Teampartnern. Natürlich muss ich das nicht jedem auf die Nase binden, aber ich habe halt immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich Dinge absagen muss und Leute hängen lasse. Wenn ich dann von meiner Krankheit erzähle, hab ich das Gefühl, dass es etwas weniger schlimm und eher akzeptabel ist.

Wie schaffe ich es denn meinen Selbstwert so zu stärken, dass ich über diesen Dingen stehen kann? Dass ich dazu stehen kann, wie ich bin - mit all meinen Schwächen? Momentan ist das halt auch alles was ich sehe: Schwächen. Meine Stärken zählen irgendwie nichts, weil meine Schwächen so heftig sind, dass ich oft monatelang nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft agieren kann. Und das ist in meinem Kopf irgendwie unverzeihlich. Absolut bescheuert, aber wie stellt man sowas ab?

Ich hoffe wirklich, dass die Therapie mir das beibringen kann, sonst seh ich auf Dauer schwarz für mich...

Danke nochmal für eure offenen Ohren/Augen!

LG
white_cat

Hallo white_cat,

uiuiui - das sind aber viele Fragen.

Um das zu beantworten brauche ich ein wenig Zeit. Wenn ich nicht die richtigen Worte finde schreibe ich das immer in Anführungszeichen.
Habe gerade nur wenig Zeit und werde später die anderen Fragen beantworten. Es ist mehr als Erfahrung ausgedrückt, wie als wissenschaftlich.

Zitat:
Aber wie meinst du das mit der Emotionsregelung und der gefühlten Ungewissheit? Kannst du das bitte genauer erklären?

Dein Körper und dein Unterbewusstsein haben lange vor deinem Bewusstsein (also vor dir) die Situation bewertet. Er hat beispielsweise entschieden Angst auszulösen um dich vor einer, in dem Fall vor einer noch nicht stattgefundenen, Verletzung zu schützen. Dem entgegen zu steuern stellt eine Herausforderung dar. Also Du hast ein Gefühl als Reaktion und warst in dem Moment nicht in der Lage das anders zu beurteilen und hast dem Gefühl nachgegeben. So in der Art ich habe dennoch wahnsinnige Angst verurteilt zu werden. Erst nach dem Du dich ein wenig mitgeteilt/geöffnet hast und die Reaktion der anderen positiv war, ist der Stress in deinem Körper etwas gesunken.

Deine Situationsbewertung hat folgendes gelernt - Andere können auch nett und verständnisvoll sein. Nicht alles ist peinlich *katsching* +1.

Dieses Katsching +1 ist wichtig. Bei dir sind vermutlich die Katsching +1 Katsching -1, auf diese eine Angst bezogen, im Ungleichgewicht. Also Fiktiv +1 und -1.000.

Schlüssel wir das mal etwas weiter auf. Es ist wirklich sehr sehr vereinfacht erklärt.
Die Situationsbewertung ist ein eine Funktion ohne die wir nicht leben können. Wir haben auch einen Informationsfilter der ebenfalls so wichtig ist.
Die Programmierung dieser beiden wird durch sehr viele Faktoren bestimmt. Ein paar davon sind Genetik, Wahrnehmungsfilter, Erfahrung, Umgebung, Nahrung, zwischenmenschliche Bindungen.
Durch ungünstige Konstellationen kann die Emotionsregelung in das Ungleichgewicht geraten. Kanäle zu früheren Gefühlen, die an unangenehme Ereignisse gekoppelt sind, werden zu schnell und zu weit geöffnet. Unangenehme Ereignisse aus der Vergagnenheit dringen in das Bewusstein.

Wir begegnen tagtäglich Millionen von Sinnesreizen. Diese werden gefiltert - grob gesagt in wichtig und unwichtig. Die unwichtigen werden verworfen. Ein Autist hat da beispielsweise eine Fehlfunktion dieser Filter.
Die Situationsbewertung nimmt die als wichtig getagten Informationen und hilft dir dabei dein persönliches Bild der Realität zu erstellen. Sie versucht dich beispielsweise vor physischen oder emotionalem Schaden zu bewahren.

Die Angst den anderen zu sagen, dass Du ein Handicap hast, besteht nicht nur aus einem Faktor, sondern aus unzähligen. Einige können wir zeitnah ändern, andere bedürfen einer ständigen Umprogrammierung, bis ein Automatismus einsetzt der uns „im Hintergrund gut zuredet“.

Da aber stoppe ich besser, denn ich kann dich nicht weit genug einschätzen. Es gibt Methoden da heran zu kommen, aber das sollte in einem geschütztem Rahmen in einer Therapie geschehen.

Was Du aber tun kannst ist dich positiv umzuprogrammieren. Das mag nach hui-buh klingen und sich im ersten Moment seltsam anfühlen, aber es hilft mit der Zeit.
Deine Eltern haben versäumt dich als Kind gut zu programmieren. Also liegt es nun an dir dieses kleine Kind in dir umzuprogrammieren.
Jedes einzelne mal, wenn Du etwas richtig oder gut geschafft hast, solltest Du dir laut oder im Kopf Sätze zu dir sagen. Gerade am Morgen vor dem Spiegel sich bewusst sich ansehen und das positive hervorheben.

Beispiele:
Ich mag mich und will für mich für mich schön richten.
Ich habe es geschafft mich mitzuteilen, ich bin stolz auf mich.
Es ist eine positive Erfahrung +1.
Es gibt auch Leute die verständnisvoll sind.
Ich werde lernen die Leute zu unterscheiden und meinem Gefühl zu vertrauen.
Ich darf weinen. Es ist ein wichtiges Ventil meiner Seele. Ich bin stolz dies zu können.
Ich bin gut so wie ich bin, wem das nicht passt der soll bitte einfach still weiter gehen.
Ich darf auch mal schwach sein, denn ich bin stark.

Hallo @cube_melon !

Schon mal vielen Dank für diese ausführliche Erklärung! Jetzt verstehe ich, was du meinst, denn etwas Ähnliches habe ich erst kürzlich in einem Selbsthilfebuch gegen Angst und Panikattacken gelesen (Methoden daraus werden auch in einem anderen Beitrag hier im Forum vorgestellt, ich glaube, da warst du auch in der Diskussion beteiligt, bin mir aber nicht sicher). Also von dem her kenne ich das Prinzip mit der Einschätzung meines Unterbewusstseins. Aber du hast das echt nochmal super verständlich erklärt!

Ich spüre meist nur das Ungleichgewicht, wie du es beschrieben hast, indem ich plötzlich Angst vor etwas habe, was eigentlich nicht Angst machen sollte. Aber ich kenne auch andere Erfahrungen, in denen z.B. Verletzungen aus der Kindheit getriggert werden und ich sofort persönlich angegriffen bin, obwohl mein Gegenüber es eigentlich nicht so gemeint hat. Da merke ich dann tatsächlich explizit diesen Schutzmechanismus, da ich sofort auf Abwehr gehe und mein Gegenüber verbal angreife. Das sind einige wenige Situationen in denen ich nicht mit Angst reagiere, sondern mit Wut. Ich wünschte, das wäre öfter so, denn Wut ist wenigstens etwas, dass einen antreibt, während Angst einen eher bremst. Bei der Angst kommt es mir auch nie wie Schutz, sondern nur wie unnötige Quälerei vor, aber ich weiß schon wie du es meinst. Rein evolutionär ist Angst nunmal Schutz und Mittel zum Überleben.

Diese Gedanken mit dem Ungleichgewicht hatte ich auch schon selbst, denn gerade wenn es um meinen Selbstwert geht, suche ich immer wieder verzweifelt bei anderen (bevorzugt Männern) Bestätigung. Ich habe das Gefühl, dass ich damit versuche das Konto der Demütigungen, die ich erleben musste wieder auszugleichen. Ich weiß, dass das natürlich der falsche Weg ist, aber ich finde es so schwer mir selbst Mut und Stärke zuzusprechen, da ich mir das einfach nicht abkaufe...

Das mit der Neuro-linguistischen Programmierung kenne ich auch aus besagtem Buch und versuche ich täglich anzuwenden. Darin wird eine Methode beschrieben, bei der man sich vor dem Schlafengehen konkrete Situationen aus seinem Wunsch-Leben (ohne Ängste) ausmalt und nacheinander alle Sinne durchgeht. Zu Beginn hat mir das ganz gut geholfen, aber in letzter Zeit irgendwie nicht mehr. Hast du vielleicht eine Idee, woran das liegen könnte?
Ich werde versuchen nun in positiven Situationen diese auch explizit in meinem Kopf zu formulieren. Ich fürchte nur, dass mir das wahrscheinlich in dem Moment nicht auffallen wird. Aber das erinnert mich an etwas, dass ich in der Tagesklinik machen sollte: Da sollte ich auch jeden Abend aufschreiben, was ich heute alles GUT gemacht habe - selbst wenn es nur Kleinigkeiten waren. Denke, das wird in dieselbe Richtung gehen. Am besten, ich besorge mir einen Kalender oder ein kleines Notizbuch, wo ich das immer eintragen kann. Leider hapert es bei mir an der Konsequenz, aber ich muss das endlich mal in den Griff bekommen. Ich mache jetzt schon so viele Jahre mit diesen Ängsten rum und das ist einfach kein Leben...

Ich freue mich auf weitere Antworten von dir, denn dann kann ich hoffentlich noch was lernen!

LG
white_cat

*smile* ich hoffe ich komme noch mit den Antworten nach

Frage #2
Zitat:
Und das mit den Grenzen ist natürlich auch so ein leidiges Thema... Ich hab immer das Gefühl über alles die Kontrolle haben zu müssen, z.B. in Gruppenarbeiten. Oder wenn mich jemand um etwas bittet, kann ich so gut wie nie Nein sagen. Es hat sich schon etwas gebessert, sodass ich zumindest die Bremse ziehe, wenn ich so wie jetzt, körperlich einfach nicht mehr kann. Aber ich verpasse immer noch den Moment davor, wenn es eigentlich schon anfängt. Kennst du da vielleicht irgendwelche Methoden, wie man das übt? Muss ich über sowas Buch führen oder wie merke ich das?

Grenzen zu setzen ist ein mehrschichtiges Paket - wie eine Zwiebel. Weißt ja Ogas haben Schichten.

Nur wenn du weißt wo deine Grenzen sind, kannst Du auch diese bewahren. Stell dir vor ein Grenzbeamter soll eine Grenze bewachen. Und Du sagst zu ihm Irgendwo dort im Tal.
Du bestimmst deine Grenzen durch hineinhören in dich.

Aus der Trauma-Therapie heraus gibt es einen Ansatz. Er kommt aus der Thematik innere Achtsamkeit.
Beginnend mit dem wahrnehmen und bewusst werden der eigenen Körperregionen, das die Haut die äußere Grenze darstellt und wie uns in diesem Körper befinden.
Das bewusst werde dieser Grenzen ist sehr wichtig und hilft ungemein im Umgang mit Angst. Gerade bei Traumata oder einem beschädigtem Urvertrauen.

Danach erfolgt das erfahren der persönlichen Komfortzone. Beispielsweise in wie weit darf ein Fremder an mich herantreten, bevor es mir unangenehm wird.
Hier gilt es sich zu beobachten ob ich es zulasse, dass andere diese Grenze überschreiten. Dann folgt das abgrenzen bis ich mich wieder wohl fühle.

Emotionale Grenzen:
Hier gilt es überprüfen, was ich eigentlich an Dingen an mich heranlassen kann, bevor ich mich unwohl fühle.
Dazu können Dinge gehören wie z.B.:

- blöde Sprüche
- Beleidigungen
- Zwang
- Erpressung
- Erzählungen anderer über traumatisierende Geschichten aus deren Vergangenheit.
- Fäkalhumor
- Einen erschrecken

Deine Grenzen sind erst einmal so wie sie sind. Dessen solltest Du dir bewusst sein.
Je mehr Du über diese Grenzen gehst, desto mehr steigt der Stresslevel in deinem Körper. Mit all den Dingen die Du als Reaktion wahrnimmst. In schlimmsten Fall zieht deine Psyche die Handbremse, in dem sie deinen Körper schlicht und ergreifend lahmlegt. Das bedeutet aber nicht völlig in starre zu verfallen, denn Stillstand ist der Tod.

Die Kernaussage ist: Lerne deine Grenzen kennen, gehe achtsam mit dir um, vermeide Paranoia in dem Du im Hier und Jetzt bleibst.

Es ist das Ziel eine homogene Einstellung zu entwickeln. Ein Gleichgewicht aus sich fordern, erholen und versorgen. Erkennen der Leistungs-/Widerstandsfähigkeit gegenüber Ereignissen und dem Bemessen des Einstiegslevels mit denen wir versuchen Bereiche zu befrieden, die vorher eine Angstzone waren.
Im Klartext - Sorge gut für dich, schaffe Ausgleich, fordere dich in dem Maße wie es dich nicht emotional überfordert.
Dazu kann man unterstützend Imaginationsübungen tun - falls man sie erlernt hat. Jedoch gibt es Dinge die man selber entwickeln kann. Traumreise, sicherer Ort sind ok.

Aber ohne Therapeut - Finger Weg von Traumata aus der Vergangenheit(!). Das ist absolut nur im Rahmen einer Therapie zu bewältigen.

Imaginationsübungen gibt es auch teilweise als Hörbücher. Da gibt es niederschwellige und anspruchsvollere. Auch hier gilt - ist mir die Stimme unsympathisch - eine andere nehmen.

Luise Reddemann - ist tendenziell niederschwellig
Günter Bayer Phantasiereisen - mittelschwellig
Günter Bayer + Deuter - In Trance und Transformation - niederschwellig
Heike Owusu - niederschwellig
Jon Kabat Zinn Ulrike Kesper Grossman - Die heilende Kraft der Achtsamkeit 1 - niederschwellig
Susanne Hühn - Traumreisen - sehr niederschwellig
Werner Eberwein - Selbstheilungskräfte in der Seele entfalten - niederschwellig
Habe auch noch eine ZEN-Übungsreihe hier.

Ich habe jetzt nur deinen ersten Beitrag und nicht den ganzen Thread gelesen.

Mir ging es so wie dir im Studium, deshalb kann ich da sehr gut mitreden.

Ich kann mir vorstellen, dass du schon vorher anfällig für Stress warst und bestimmt schon belastende Situationen durch gemacht. Das hat dich vermutlich hypersensibel gemacht. Manche Menschen sind dazu veranlagt, dünnhäutig zu sein. Wenn sich dann die Angst meldet, kommt sie meistens nicht allein.

Du setzt dich mit dem Studium unter Druck, hast dadurch eine übermäßige Ausschüttung von Stresshormonen, bist innerlich angespannt. Dein Körper sucht sich unterschiedliche Wege, um zu zeigen, dass etwas nicht stimmt.

Ich hatte das genauso. Hatte Angst mein Studium nicht zu schaffen, also schlimme Versagensängste. Auch bekam ich soziale Phobien. Hatte immer Angst, mein Gegenüber merkt wie schwach ich bin und nutzt das aus. Ich hab etliche Beschwerden bekommen und auch andere Angststörungen, wie die Emetophobie.

Momentan geht es mir leider wieder so, aber ich habe auch schwere Phasen hinter mir und habe sie noch und ich habe keine richtige Therapie gehabt bisher und bemühe mich gerade darum.

Wichtig ist deine Angst zu hinterfragen und die Gedanken fertig zu denken. Was soll passieren, wenn du einmal weinst? Im Studium hat auch mal jemand geweint und ich hatte keine Vorurteile. Ich dachte mir nur gut zu wissen, dass es nicht nur für mich belastend ist.

Sport ist gut, um Adrenalin abbauen zu können. Ich habe die beste Erfahrung mit einer Mischung aus Kraft- und Ausdauersport. Aber auch Übungen, um runter zu kommen und sich zu erden sind (ergänzend) gut. Zum Beispiel Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung. Du musst probieren, was dir gut tut, aber gib nicht gleich auf. Es kann schon mal ein paar Wochen dauern, bis sich eine Besserung zeigt.

Mach Dinge, die dich entspannen, dir Freude bereiten. Treff dich mit Freunden, schalte ab.

Bei einer Panikattacke hilft es meistens am besten sich zu bewegen. Steh auf, räum etwas, oder geh ne Runde stramm spazieren.

Ich bin damals auch zur psychotherapeutischen Beratungsstelle vom Studentenwerk. Schau mal, ob es sowas auch bei dir gibt. Die sind extra darauf spezialisiert einen in Krisen beim Studium zu helfen.

Hallo @Nataraja ,

vielen Dank für deine Antwort!
Du hast absolut recht und ich habe schon viele stressige Zeiten hinter mir. Ich bin seit ich 11 war mega empfindlich für jede Form von Druck. Und das Schlimmste: Den meisten Druck mache ich mir selber! Und alles nur, weil ich unbedingt möchte, dass meine Eltern stolz auf mich sind... Mittlerweile versuche ich immerhin auch meine eigenen Wünsche zu beachten, denn früher hab ich mein Leben fast ausschließlich von meinen Eltern bestimmen lassen, damit sie ja nicht wütend auf mich werden. Aber ich habe sie immer noch im Nacken sitzen und kann nicht aufhören alles, was ich denke oder tue auf seine Korrektheit zu hinterfragen. Korrektheit natürlich nur in dem Sinne: Wäre das jetzt für meine Eltern akzeptabel? Und das ist sooo anstrengend... Ich steh quasi 24h im Konflikt mit mir selbst und daher auch unter Dauerstrom. Und irgendwann meldet sich dann natürlich auch mein Körper, was mich nur noch mehr stresst und weitere Ängste verursacht... Es ist ein Teufelskreis...

Das Schlimme ist: Ich hatte erst vor 3 Jahren komplett die Notbremse gezogen. Ich hatte einen Zusammenbruch und hab mir zwei Jahre für Therapie und Neufindung genommen. Aber was hat es gebracht? Nicht viel, denn die Therapie war die Falsche und zu wenig. Und jetzt sitz ich wieder hier und bin nervlich am Ende, obwohl das Studium eigentlich das war, was ich wirklich wollte. Das Lernen an sich bereitet mir ja auch Freude, aber alles drumherum ist halt sooo anstrengend.

Das mit den Gedanken fertig denken habe ich in einem Buch gelesen. Da gibt es so eine zwei Spalten Methode bei der man auf der einen Seite immer seinen Gedanken schreibt und auf der anderen Seite versucht rational dagegen zu argumentieren. Eine andere Methode besteht darin sich immer zu fragen: Und was ist dann? Was wäre das Schlimmste was passieren könnte? So kann man seine wirklichen Ur-Ängste herausfinden, denn alle Ängste gehen wohl auf bestimmte existenzielle Ängste zurück wie z.B. die Angst nicht geliebt zu werden. Das soll dabei helfen besser damit umzugehen. Allerdings muss man besonders die Zwei-Spalten-Technik jedes Mal durchführen, wenn ein negativer Gedanke kommt und ich bin da leider zu inkonsequent...
Geduld ist leider überhaupt nicht meine Stärke und wenn etwas nicht schnell Erfolge zeigt, schmeiß ich es meist gleich wieder hin... Autogenes Training etc. hab ich auch schon versucht, aber ich schlaf dabei nur ein und das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Sport versuche ich immer wieder, aber ist schwierig. Es gibt einfach nichts, dass mir auch nur annähernd Spaß macht und dank meinem Reflux hab ich schnell das Gefühl mich übergeben zu müssen. Naja, aber ich bleib trotzdem dran. Ich mache mind. 1 mal die Woche Kraftübungen. Aber ich sollte definitiv mehr Ausdauer machen, da das ja wohl das Einzige ist, was effektiv Stress abbaut.

Wirklich entspannen fällt mir halt schwer, denn sobald ich zur Ruhe komme, schlafe ich entweder ein oder die Gedankenspirale geht wieder los und ich denke mich in Teufels Küche. Deswegen versuche ich meist mich abzulenken. Wahrscheinlich fehlen mir richtige Hobbys oder so. Es gibt halt nichts, wofür ich mich wirklich begeistern kann, dank chronischer Depression. Motivation ist meine Achillesferse... Aber ich schätze, dass geht allen Depressiven so.

Argh, sorry, ich heule dir die Ohren voll... Das mit der Beratungsstelle werde ich vielleicht mal überlegen. Ich meine, ich hab ja einen Therapeuten, aber den sehe ich halt leider noch nicht wöchentlich. Ich will das Studium halt nicht unterbrechen, denn 1. kann ich es mir nicht wirklich leisten und 2. will ich auch nicht in einem neuen Jahrgang von vorne anfangen müssen. Ich will mit den Leuten zusammen bleibe, die ich kenne. Ich HASSE Veränderungen und es hat mich schon Jahre gekostet um mich überhaupt zum Studium durchzuringen (gegen die Meinung meiner Eltern)...

Nochmal danke für deine Worte! Das bedeutet mir wirklich viel!

LG
white_cat

@cube_melon Hmm, das mit dem Gleichgewicht ist echt schwer... Die Grenze zwischen Unter- und Überforderung ist bei mir sehr schmal. Und beides führt auf Dauer zum Zusammenbruch. Unterforderung hatte ich während der Ausbildung und Überforderung während der Arbeit. Und beides hat mich immer wieder zurück in die Angstfalle gebracht.

Puh, wird echt schwierig meine Grenzen zu erkennen lernen. Wahrscheinlich sollte ich mich weniger berieseln und ablenken, wenn ich daheim bin, sondern mir bewusst Zeit nehmen um in mich hineinzufühlen und den Tag Revue passieren zu lassen. Ich hab halt immer Angst, dass das wieder Ängste triggert, denn das war halt bisher immer so, wenn ich zu viel Zeit zum Nachdenken hatte und ich zu sehr in meine Gefühlswelt abgetaucht bin... Daher war meine bewährte Methode immer Ablenkung. Sind das vielleicht die Traumata, die dann zum Vorschein kommen, wenn ich mich mit mir selbst auseinandersetze?

Phantasiereisen finde ich schwierig... Ich hab das in der Tagesklinik versucht, aber mir hat sich der Sinn nicht wirklich erschlossen. Meist bin ich auch nur eingeschlafen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir das wirklich was gebracht hat. Trotzdem danke für die Liste!

Woher weißt du eigentlich so viel über das alles? Ich hab ja auch schon Einiges gelesen, aber ich kann mir das nicht so gut merken, wie du. Man könnte fast meinen, du hast Psychologie studiert.

LG
white_cat

Ich kann dich so gut verstehen. Ich war eigentlich schon eigenständig im Studium und hab mich trotzdem von der Meinung meiner Eltern beeinflussen lassen. Sogar bei Kleinigkeit. Ich hab zum Beispiel, wenn ich mir mal was neues kaufen wollte immer hinterfragt, ob ich mir das wirklich leisten darf und was wohl meine Eltern darüber denken, obwohl es mein Geld und mein Leben war.

Mir geht es so, dass ich oft viele Interessen habe und sie meist nicht in die Tiefe verfolge.

Ich kenne das gut mit der Unter oder Überforderung und habe leider auch noch nicht den richtigen Weg gefunden. Ich bin entweder auf 200 wie im Studium und bekomme ein Burnout, oder ich schaffe gar nichts und versinke depressiv in ein Loch.

Aber aufgeben ist nicht. Nur weil du noch nicht den richtigen Weg gefunden hast, heißt das nicht, dass nichts etwas bringt.

Ich persönlich weiß, dass ich auch gute Phasen in meinem Leben habe, also kann es immer auch Berg auf gehen.

Leider merken wir uns nur einfacher, wenn es uns schlecht geht, weil wir aus schlechten Erfahrungen lernen.

Hallo white_cat,

in welcher Weise stellt eine Unterforderung deinerseits ein Trigger für Ängste dar?

Zitat:
Wahrscheinlich sollte ich mich weniger berieseln und ablenken, wenn ich daheim bin, sondern mir bewusst Zeit nehmen um in mich hineinzufühlen und den Tag Revue passieren zu lassen.

Also, zu Hause angekommen solltest Du erst einmal wirklich mental auch zu Hause ankommen. Ausruhen und sammeln. Mindestens 15 Minuten, besser 30. Entspannungsübungen, Yoga, Musik hören. Kein TV.
Dadurch lernt dein Körper über mit der Zeit das allgemeine Spannungslevel nach großem Stress wieder auf ein normales Level zu senken. Dies scheint dein Körper nur schlecht zu beherrschen.
Durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung findet der Körper wieder langsam zur normalen Regelung zurück.

Danach kannst Du dich dir den Tag reflektieren. Aber bitte OHNE dich mental wieder völlig aufzureiben. Nimmst du starke Anspannung war, ist wieder Entspannung wichig.

Entspannung hat auch was mit dem loslassen der Kontrolle zu tun. Wobei Kontrolle auch nur eine Illusion ist.
Damit Traumreisen und andere solcher Übungen Wirkung zeigen, bedarf es sehr viel Zeit und Geduld. Zudem ist ein ruhiger und ungestörter Ort dafür notwendig.
Er muss sich so anfühlen, dass man da wirklich absolut ungestört ist.
In einer Tagesklinik sind solche Kurse oft nur in der Gruppe. Das sehe ich eher nur als Anleitung, wie als Hilfe. Die Chancen sich da tief darauf einzulassen halte ich für sehr gering.
In seinen eigenen vier Wänden kann man auch seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wo man in der Gruppe oft Hemmungen davor hat.

Zitat:
Sind das vielleicht die Traumata, die dann zum Vorschein kommen, wenn ich mich mit mir selbst auseinandersetze?

Ich glaube ich sollte das mal alles in einem Blog sammeln xD
Also - eine weitere Theorie eines Traumaforschers. Vereinfacht dargestellt.

Es geschieht ein negatives Ereignis in dem wir emotionalen oder physischen Schmerz erleiden. Dieses Ereignis wird in unserem Gedächtnis gespeichert. Ob es in einem Bereich liegt in dem wir es abrufen können oder ob die Psyche den Schutzmechanismus der Verdrängung anwendet mag dahin gestellt sein.
An dieses Ereignis ist das Gefühl was wir damals hatten nahezu 1 zu 1 mit abgespeichert. Wie ein Videofilm mit Ton. Es ist eine kurze Momentaufnahme.
Wenn man sich nun bewusst an diese Dinge erinnert, kommt einem oft die gleiche Gefühlssuppe wie damals entgegen geschwappt. Das ist das was Du wahrnimmst.

Ein Trauma entsteht durch eine sog. emotionale Überforderung. Eine Situation wo so viele unangenehme Gefühle entstehen, dass wir damit nicht fertig werden. Beispielsweise ein Unfall, wenn man Gewalt durch andere Erfährt, zu sehen wie jemand stirbt. Da haben die Erinnerungen eine ganz andere Qualität und da ist es ratsam sich Hilfe zu suchen.
Jeder geht anders damit um. Die einen Konfrontieren sich damit, andere erleiden bei der Konfrontation ein weiteres Trauma. Es ist also mit bedacht damit umzugehen.

Das alles weiß ich, weil ich mich seit der Kindheit mit Psychologie befasse. Wobei erst seit dem 1994 gezielt. In meinem Leben sind mir sehr viele verschiedene Menschen begegnet, mit verschiedensten Diagnosen. Ein paar davon habe ich sehr lange begleitet. Da bekommt man so manches mit. Wie gesagt, es ist Erfahrung. Kein Studium. Bei Wikipedia könnte ich es nicht einstellen.

Mann, ich bin echt am Ende... Heute war einer der schlimmsten Tage seit langem!
Ich konnte wieder nicht schlafen, hatte aber zumindest keine Panikattacken. Ich bin einfach nur immer wieder aufgewacht und war unruhig. Als ich dann heute morgen aufstand war ich eigentlich noch entschlossen zur Uni zu gehen, aber dann wurde mir wieder alles zu viel... Ich brachte kaum mein Frühstück runter, weil mein ganzer Körper total angespannt war. Alles in mir schrie nur noch: Du schaffst das nicht! Du schaffst das nicht! Ich hab noch verzweifelt versucht mir einzureden, dass ich es DOCH schaffe, aber dann war es schon vorbei... Ich brach in Tränen aus und nix ging mehr...

Schweren Herzens sagte ich meinen Teampartnern ab, denn wir hatten eigentlich Teammeetings heute. Sie waren noch nett und meinten, ich solle mich ausruhen und mir meine Zeit nehmen, sie würden sich um alles kümmern, aber ich fühlte mich nur noch schlecht... Ich war den ganzen Tag so krass angespannt und voll innerer Unruhe. Ich hab stundenlang geheult und lag zitternd im Bett. Irgendwann war ich so verzweifelt, dass ich eine 50mg Tablette Opipramol eingeworfen habe, die ich noch von einem Testlauf daheim hatte. Sie hatten mich damals zu müde gemacht (und das bei 25mg!) und ich erhoffte mir so wenigstens schlafen zu können. Funktionierte aber leider nicht wirklich... Müde wurde ich ohne Ende, ich konnte aber gerade mal zwei Stunden schlafen, dann wachte ich wieder mit derselben Angst und Anspannung auf. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, meine Haut würde brennen oder kribbeln. Ist schwer zu beschreiben. Hatte auch willkürliche Muskelzuckungen in Armen und Beinen.

Ich heulte wieder und hatte die schlimmsten Gedanken... Ich war so verzweifelt, dass ich sogar Gott anflehte, es möge doch endlich aufhören. Es war wie damals mit 16, zu meinen schlimmsten Zeiten. Ich textete mit einer Freundin und meinem Partner. Letzterer riet mir aktiv zu werden und mich mit irgendwas zu beschäftigen oder spazieren zu gehen. Ich legte dann Wäsche zusammen, aber mir war so schwindelig, weil ich den ganzen Tag nur eine Scheibe Brot gegessen hatte. Also zwang ich mich ein isotonisches Getränk zu trinken, was auch half. Dann ging ich 20 min spazieren und zwang mich noch ein Stück Brot zu essen. Ich sprach meinem Therapeuten zum zweiten Mal diese Woche auf den AB und bat um einen Notfalltermin. Dann versuchte ich mich mit fernsehen abzulenken, was mir halbwegs gelang.

Als mein Partner heimkam, heulte ich wieder und wir redeten lange. Zum Glück rief dann auch noch mein Therapeut endlich an. Einen Termin konnte er mir leider nicht geben, da er komplett voll ist, aber er riet mir morgen früh zu meinem Psychiater zu gehen und mir Beruhigungsmittel verschreiben zu lassen. Welche, die nicht abhängig machen. Anscheinend gibt's da ein paar ganz gute. Ich versuche eigentlich immer Tabletten zu vermeiden, aber ich bin gerade echt an nem Punkt, wo ich einfach nicht mehr kann... Ich hoffe, mein Psychiater kann mir etwas geben, das hilft. Mein Therapeut meinte, dadurch dass ich nicht schlafen könne, würde sich das alles nur weiter hochschaukeln. In solchen Fällen ist es sinnvoll doch mal solche Beruhigungsmittel zu nutzen um wieder runterzukommen.

Naja, ich werde es jetzt mal so versuchen und auch ein paar Entspannungstechniken, die er mir empfohlen hat, anwenden. Ich solle versuchen im Hier und Jetzt zu bleiben, aber das ist leichter gesagt, als getan... Ich kann die ganze Zeit nur denken: Ich muss das bis Montag wieder hinbekommen! Aber ich fürchte, das wird kaum möglich sein... Für den Fall der Fälle hab ich mir schon die Notfallnummer einer Psychiatrischen Klinik rausgesucht. Aber ich will das eigentlich nicht und ich habe Angst davor. Ich will mir nicht mein ganzes Studium verbauen...

white_cat

Weisses Kätzchen, es tut mir echt leid, dass es dir so schlecht geht. Da nützen auch schöne Worte nix. Was ich denke, wenn du mal richtig ausschlafen kannst, fühlst du dich auch wieder ein bisschen besser.

Dieser Mist ist eben ein Mist, und das ist die ganze Wahrheit. Was ich dir auf diesem Weg sagen möchte, verzweifle nicht, hilft alles nix, wenn man da drin steckt, ist alles schei.. Aber es werden auch wieder gute Tage kommen. Drum, mach dir jetzt nicht noch mehr Stress, funktionieren kann man leider nicht erzwingen.

Wünsche dir gute Besserung.

Frag deinen Hausarzt, ob er ne Beruhigungsspritze hat. Die hab ich mir auch Montag geben lassen. Die hält ne Woche an und lässt einen etwas runter kommen. Ne Panikattake hab ich die Woche noch nicht gehabt.

Hast du mal geschaut, ob bei dir die psychotherapeutische Beratung angeboten wird?

Wenn ich dir einen Rat geben darf:

Fange jetzt nicht an, dein Leben in so einer Phase runterzufahren. Sei es dass du gar nicht mehr zur Uni gehst oder dies und jenes nicht mehr machst.

Du wirkst ein wenig so dass dir momentan alles zu viel ist. Nur es wäre meiner Meinung nach falsch das zu viel in deiner Lebenssituation zu finden, da du - so lese ich das - ja eig. nur Student bist und keine weiteren größeren Themen in deinem Leben hast (die da wären bspw. Unglücke in der Familie, oder aktuell schon Kinder oder Pflege von Angehörigen, oder oder oder). In diesem Fall hast du als Student ja recht viele Freiheiten - es steht dir frei ob du hingehst oder nicht. Und im schlimmsten Fall setzt du halt mal ein Semester aus - ganz ehrlich das bockt niemanden und fällt auch nicht weiter auf später im CV.


Es könnte aber natürlich auch sein, dass du einfach kein Mensch für ein Studium bist. Hast du gute Noten bisher oder eher knapp am Durchfallen? Mach dir mal Gedanken drüber - vlt machst du auch einfach eine Reise mit einem Freund für ein paar Wochen oder Monaten woanders hin um den Kopf frei zu bekommen

Ein Thema möchte ich unbedingt loswerden: Immer wieder höre ich Ratschläge hier die Entspannungstechniken in solchen Phasen empfehlen. Das kann mit Sicherheit gut helfen. Jedoch ist das eher eine Passive Form der Verarbeitung deiner momentanen Ängste. Die bessere Form ist Sport. Durch keine andere Aktivität wird überschüssiges Adrenalin (mehr ist es nicht) so stark und nachhaltig abgebaut und solche Glücksgesfühle freigesetzt. Kauf dir ein Ergometer für EUR 100 (ich hab eins von amazon) steige da drauf täglich und mach deine 30 Min hierauf und power dich aus. Du kannst dann immer noch deine Entspannungsübungen machen aber wirst sehen, dass du danach so oder so total entspannt sein wirst. Also nochmal ein wichtiger Tip: Täglich Sport. Bestenfalls 30 Min, bzw. soviel wie du eben kannst. Am Anfang gerne etwas weniger. Und noch etwas: Ein Spaziergang ist kein Sport. Schau das dein Puls auch in einen Bereich kommt der über die Alltagsbelastung hinaus geht (bei dir bestenfalls 130-140), nur so wird auch das Adrenalin wirklich abgebaut. Damit klärt sich auch dein Schlafrhythmus da die Erschöpfung nach einem Training ganz automatisch einsetzt.

Mach dir klar, dass die Symptome die du spürst (sofern nicht organisch begründet) wie bspw. Zittern etc. reine Stresssymptome sind. Und Stresssymptome meint Adrenalinsymptome. Du bist voll mit Adrenalin und es versucht Wege sich abzubauen. Zittern ist ein Weg wie das abgebaut wird. Panikattacken bauen auch Adrenalin ab - in sehr schneller und dafür sehr unangenehmer Form. Unterstütze den Abbau von Adrenalin durch Sport! Dann muss es sich nicht anders zeigen und abbauen.

So kriegst du die Symptome relativ schnell los. Das Thema Therapie wird dann daran ansetzen, warum es überhaupt zu so viel Adrenalin - d.h. zu so einer Stresssituation kommt. Das wird mit Sicherheit mit falsch, negativen Bewertungen deiner momentanen Lebenssituation zusammen hängen. Aber für den Moment ist Priorität deinen Körper das Stressniveau abbauen zu lassen und zwar aktiv über Sport.

Viel Erfolg damit

PS: Ich habe eben deine Argumentation warum du wenig Sport machst gelesen. Wegen einem Reflux kein Sport zu machen klingt so, als dass du dich ein wenig künstlich einengst. Reflux habe ich auch, sogar noch eine Entzündung dazu. Dafür nehme ich Medikamente und damit ist das auch kein Thema mehr. Mach das auch !

Huhu white cat,
ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen. Ich bin jetzt 23 und studiere zur Zeit auch und für mich ist das auch alles ander als leicht.
Meine Panikattacken haben zu meinem Abi angefangen und halten bis heute. Zwar hat sich die Situation etwas verändert, aber trotzdem kämpfe ich jeden Tag damit.
Das Problem ist einfach, dass wir unser Gehirn sehr lange auf negativ trainiert haben und wir jetzt quasi eine Autobahn zwischen unseren Neuronen, die so negativ denken, geschaffen haben. Strom nimmt immer den Weg des geringsten Widerstands, also die Autobahn für das negative Denken. Wir müssen die Synapsen zwischen den guten Neuronen wieder ausbauen
Ich finde den Druck im Studium manchmal auch unerträglich. Bei uns an der Fakultät schaffen das Studium gerade mal 5-7% in Regelstudienzeit. Das hat bei mir lange gedauert, bis ich mich was das betrifft nicht mehr so unter Druck gesetzt habe und trotzdem passiert das jedes Semester aufs neue. Überleg einfach mal ob der Studiengang der richtige für dich ist oder ob du wo anders dran mehr Spaß hättest. Und tritt mal ein bisschen auf die Bremse und komm zur Ruhe. Daran arbeite ich auch noch
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Vielen vielen Dank für all eure lieben Worte! Das berührt mich wirklich sehr (mir kullern gerade die Tränen runter)!

Ich bin immer noch total geladen und voll mit Adrenalin - wie es so schön von @life beschrieben wurde. Auch der heutige Tag war wieder eine Qual, da ich morgens schon unter Vollstrom aufgestanden bin. Nach dem Telefonat mit meinem Psychiater habe ich über meinen Hausarzt jetzt Tavor 0,5 mg bekommen. Eigentlich wollte ich etwas, das nicht abhängig macht, aber offensichtlich gibt es da nichts, was in solchen Situationen wirklich hilft. Ich habe mir parallel in der Apotheke noch ein pflanzliches Mittel namens Neurexan besorgt. Ich habe gestern Abend noch recherchiert und nach pflanzlichen Alternativen gesucht und das schien das Mittel mit den meisten positiven Erfahrungen. Da ich Angst vor Tavor habe, habe ich es jetzt erst nochmal mit dem pflanzlichen Mittel versucht. Es scheint ein kleinwenig zu helfen, aber das Zittern etc. sind immer noch da. Wahrscheinlich muss man es erst über einen längeren Zeitraum nehmen, bis man wirklich was merkt, so wie es bei den meisten homöopathischen Mitteln ist.
Nach einer guten Stunde Schlaf am Vormittag bin ich dann mittags spazieren gegangen. Und auch wenn es manche nicht wirklich als Sport ansehen, aber ich bin eine Strecke gelaufen, die teilweise sehr steil ist und mein Puls ist ordentlich hochgegangen, da ich eh kaum Kondition habe. Weil ich gerade auch kaum was essen kann, war es auch anstrengender als sonst. Hinterher habe ich mich tatsächlich für zwei Stunden halbwegs normal gefühlt und ich konnte zumindest eine Suppe essen. Aber sobald mir irgendwie die Gedanken abdriften, kommt wieder die Angst hoch und die Enge und das Kribbeln ist wieder da.

Ich überlege jetzt eine halbe Tavor zur Nacht zu nehmen um endlich mal wieder durchschlafen zu können. Für viele wäre diese Dosis (0,25 mg) wahrscheinlich ein Witz, aber ich reagiere schon immer sehr extrem auf jede Form von Psychopharmaka. Bei Seroquel reicht bei mir auch schon die niedrigste Dosis und ich schlafe nach 30 min im Sitzen ein. Daher denke ich, dass es bei Tavor ähnlich sein wird und ich will mich nicht komplett ausknocken. Ich hab einfach mega Respekt vor dem Medikament, weil ich auf keinen Fall abhängig werden möchte.

Was die Uni angeht: Klar muss ich nicht hin, aber wir haben viele Gruppenprojekte und ich fühle mich jetzt schon so schlecht, weil ich meine Teampartner nächste Woche wahrscheinlich auch wieder hängen lassen muss. Aber es hilft ja nix und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das so schnell wieder in den Griff bekomme.

Ich meine, was ist wenn die Wirkung der Tablette wieder abgeklungen ist? Ich werde dann nicht einfach wieder die Ruhe selbst sein, oder? Kann mir da jemand vielleicht von seinen Erfahrungen berichten? Wie ist es nach Tavor? Ist das wie ein Re-Boot und das Adrenalin wird neutralisiert?

Und mein Studiengang ist an sich nicht sooo schwer denke ich, gibt auch keine riesige Durchfall-/Abbrecherquote. Also ich habe das Grundstudium mit einem Schnitt von 1,5 abgeschlossen. Es ist also nicht so, dass es mir nicht liegen würde, aber mir fiel lernen an sich schon immer leicht. Von vielen wird über meine Hochschule (ist nämlich eigentlich keine Universität, aber man nennt es halt so) auch behauptet, man würde den Bachelor geschenkt bekommen. Naja, ich empfinde das definitiv nicht so, denn man hat viele zeitintensive Projekte parallel.
Ich weiß, dass ein Semester mehr oder weniger eigentlich keine Rolle spielt im Lebenslauf, aber ich bin halt nunmal schon 30. Und was mich noch viel mehr ängstigt ist der Gedanke mit einem neuen Semester wieder von vorne anfangen zu müssen. Also natürlich nicht, was das Studium betrifft, aber was die sozialen Kontakte usw. angeht. Das wäre nur noch mehr Stress und würde meine Ängste nur noch mehr triggern.

Das mit dem Ausdauersport werde ich wohl nochmal ins Auge fassen müssen. Bei Kraftübungen habe ich wegen des Reflux halt schnell Sodbrennen. Und ich nehme auch Omeprazol, aber das macht es nicht besser. Ich HASSE halt Ausdauersport, aber das mit dem Ergometer ist schon ein guter Punkt. Das bekomme ich vielleicht eher mal hin, denn rausgehen kostet mich gerade so viel Überwindung. Ich fürchte halt nur, dass das Adrenalin genauso schnell wieder da ist, denn die Ängste sind deswegen ja auch nicht plötzlich weg. Ich habe am Mittwoch ja sogar aus Verzweiflung Sport gemacht, weil mein Puls schon wieder auf 180 war. Aber irgendwie hatte ich denn Eindruck, dass es das teilweise nur verschlimmert hat. Und schlafen konnte ich deswegen trotzdem nicht besser.

Ich hab das Gefühl, ich sitze in einer Zwickmühle: Versuchen irgendwie das Semester durchzuziehen und den Stress des ganzen Nacharbeitens und des ständigen schlechten Gewissens auf mich nehmen? Oder pausieren, Zuhause sitzen und die Ängste bis zum Beginn des neuen Semesters weiter füttern?
Ich denke nämlich auch, dass es kontraproduktiv ist zu lange wegzubleiben. In meiner Vergangenheit war es schon immer so, dass die strukturlosen Zeiten mich jedes Mal in die schei. geritten haben. Seien es die Ferien in der Schulzeit oder der Urlaub bei der Arbeit gewesen. Teilweise reichte schon das Wochenende um mich aus der Bahn zu werfen. Und im Prinzip hat jetzt auch wieder eine Woche den kleinen Ängsten nachgeben, dazu geführt, dass ich jetzt so fertig bin. Und mal ehrlich: Eine wirklich intensive Therapie bekommt man kaum. Und sowieso nicht in der kurzen Zeit. Die Wartelisten für Kliniken sind lang. Und selbst in der Klinik bekommt man viel Zeug, dass einen nicht wirklich weiterbringt. Ich war ja schon mal für 10 Wochen in einer Tagesklinik und es hat ein bisschen was gebracht, aber insgesamt immer noch zu wenig. Sonst wäre ich ja jetzt auch nicht schon wieder so kaputt...

Ich fühle mich halt so schwach und kraftlos. Durch den Schlaf- und Nahrungsmangel fehlt mir die Konzentration und die Kraft. Es war sonst natürlich auch nie einfach mit den Ängsten umzugehen, aber so fühle ich mich komplett ausgeliefert und das ist ein beschissenes Gefühl... Einfach nicht mehr Herr seines Körpers und seines Geistes zu sein...

Sorry, ich heule euch die Ohren voll, aber ich weiß einfach nicht wo ich sonst damit hin soll. Mein Freund gibt echt alles und ist so gut er kann für mich da, aber tagsüber bin ich mit meinen Gedanken weitestgehend alleine und da sammelt sich dann ganz schön was an...

LG
white_cat


Ach ja, noch eine Frage:
Mein Freund soll nächste Woche für 3 Tage (Di-Do) auf eine Messe. Er meinte, er könnte das zur Not auch absagen, wenn es sein müsste.
Soll ich ihn bitten da zu bleiben? Er wäre dann natürlich trotzdem arbeiten, aber zumindest abends und nachts da. Und so wie es gerade ist, komme ich immer erst zur Ruhe, wenn er daheim ist. Dann fühle ich mich einfach sicherer. Außerdem müsste ich, während er weg ist, auch unsere zwei Katzen alleine versorgen. Und so lächerlich das vielleicht gerade klingt, aber ich traue mir das gerade nicht wirklich zu. Ich schaffe es kaum für mich selbst zu sorgen.

Weiß eigentlich irgendwer, warum das so ist, dass es erst abends besser wird? Ist das bei euch auch so?

Hast du denn nun geschaut, ob es eine psychotherapeutische Beratungsstelle für studierende gibt?

Ich kenne Leute, die ne halbe Tavor nehmen, weil ihnen das ausreicht. Also find ich nicht verkehrt, wenn du damit anfängst.
Das Zeug lässt dich ruhiger werden..du solltest damit gut schlafen können, aber es ist kein Therapieersatz.
Es macht schnell stark abhängig, also bitte nur kurzzeitig nehmen!

Ich kenne Leute, denen Neurexan sehr gut hilft.

Dass dein Puls von Sport noch höher wird, ist normal und wenn du nicht an einer Angststörung leiden würdest, wäre dir das auch bewusst.
Aber die Angst führt dazu, dass es unnormal und bedrohlich wirkt.

Es braucht eine Zeit, bis das Adrenalin und deine Angst abflachen können...dein Körper ist jetzt erst mal in Alarmbereitschaft.
Also du musst schon mal ein paar Wochen Sport machen, bis du richtige Erfolge damit erzielst.
Es muss sich ja auch erst mal wieder Kondition aufbauen.

Hast du mit einem Arzt abgesprochen, dass du Omeprazol dauerhaft nimmst? Das ist keine Lösung..
Wie ernährst du dich? Isst du vielleicht zu schnell, weil du ich stresst?
Viel viel Wasser trinken ist ganz ganz wichtig!

@Nataraja Es gibt eine Beratungsstelle, aber ich wohne sehr weit weg von der Uni (1 Stunde). Ich pendle normalerweise mit Auto und Bahn. Ich hab ja einen Therapeuten, nur leider ist der so voll, dass es schwer ist einen Notfalltermin zu bekommen. Aber ich habe nächsten Freitag einen regulären Termin. Bis dahin wollte ich versuchen alles zu tun, dass es besser wird. In meinem momentanen Zustand schaffe ich es eh nicht zur Beratungsstelle. Ich könnte höchstens mal anfragen, ob die auch telefonische Beratung machen. Bisher hab ich halt nur was von persönlicher Beratung gelesen, aber fragen kostet ja nix.

Wegen der Abhängigkeit vermeide ich ja gerade Tavor zu nehmen. Deswegen will ich ja wissen, wie es einem nach dem Abklingen der Wirkung geht. Wenn es mir danach exakt wie vorher geht, sehe ich keinen allzu großen Nutzen bis auf kurzzeitige Ruhe.

Dass der Puls durch Sport nochmal hoch geht, ist mir schon klar. Aber es war halt nicht so, wie ich es bei Sport gewohnt war, sondern wie bei einer heftigen Panikattacke: unangenehmes Herzrasen.

Ja, das mit dem Omeprazol ist abgesprochen. Ich weiß, dass es keine Dauerlösung ist, aber so lange ich so unter Stress stehe, wird auch mein Magen nicht besser. Und der Reflux wird ja immer da sein, außer ich lass mich operieren (der Schliessmuskel am Mageneingang ist defekt).
Ich habe meine Ernährung schon entsprechend angepasst. Ich rauche nicht, trinke nicht und ernähre mich möglichst gesund. Größtenteils vegetarisch, nicht fett, nicht sauer, nicht scharf. Ich schlafe sogar mit dem Oberkörper leicht erhöht. Aber wenn ich mich bücke oder die Bauchmuskeln zu lange anspanne, fühlt es sich an, als müsste ich mich übergeben.
Gut, trinken tu ich zu wenig. Vor dem Schlafen darf ich nicht mehr viel trinken, weil sonst auch wieder Magensäure zurückläuft.

A


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