Zitat von Flame: Es ist, als ob ich bei der Arbeit vor der Realität flüchten möchte, deswegen haste ich so (glaube ich).
Realität im
absoluten Sinne gibt es m. E. nicht. Realitäten
schafft der Geist durch Abgleichung mit vorherigem Erlebten.
Hinzu kommt, dass das Ego sich stets dazu
in Bezug setzt und so das bildet, was er als Bewusstsein (hier: bewusstes Sein) erlebt. Dieses Bewusstsein ist folglich die Instanz, die bestimmt, was (vermeintlich) real ist und was nicht.
Ich glaube, das leuchtet ein. Aber: Wir
fühlen uns zwar weitgehend als autonome, Selbst-ständige (im wahrsten Wortsinn!) Wesen, übersehen dabei aber (gerne?), dass die o. g. Bezüge sich
ständig ändern, ständig im Fluss sind.
Je länger wir leben, umso dominanter
wirken jene Bezüge, die ihrerseits über eine lange Zeitspanne hinweg unsere Realität gewirkt haben. Neue, aktuellere Bezüge treten dabei in den Hintergrund. Wir müssen uns sprichwörtlich daran gewöhnen (uns darin einwohnen, uns mit ihnen arrangieren).
Um aus dieser trockenen Theorie wirksame Praxis werden zu lassen:
Zitat von Flame: Je weniger leistungsfähiger ich werde, desto eher will ich mir selbst beweisen, dass ich es immer noch kann.
Welchen Sinn macht es, die
aktuelle Leistungsfähigkeit mit diesem
alten Bezug (hier: die
frühere Leistungsfähgkeit) zu vergleichen?
Gewöhne Dich an die aktuelle
Fähigkeit (und lass bei dieser Gelegenheit vielleicht auch gleich das Attribut Leistung weg... )!
Zitat von Flame: Angst vor Versagen, Angst vor Ablehnung, Angst davor, weniger leistungsfähig zu sein (was längst eingetreten ist).
Deine aktuelle Auftraggeberin möchte Dich offenbar genau so, wie Du aktuell arbeitest.
Gewöhne Dich an diesen
neuen Bezug!
Zitat von Flame: Schliesslich Angst, dass ich nicht genug Geld erwirtschafte und ich wenn ich es mal nicht mehr schaffe, als was soll ich dann arbeiten?
Zitat von Flame: Ich versuche, im Moment zu bleiben, kriege es ja (noch) hin aber bis zur Rente putzen gehen ist, glaube ich, mit oder ohne Übergewicht eine Illusion.
Was soll ich machen, wenn ich das nicht mehr kann?
Welchen Sinn macht es, hier einen - (vermeintlich!)
zukünftigen Bezug zu kreieren, der gar nicht vorhanden ist?
Im Moment bleiben fasst man gerne so ein bisserl meditativ auf und meint, es bedeutet stets im Hier und Jetzt zu bleiben - sozusagen das Morgen (oder gar die nächste Stunde) zu ignorieren. Das ist völlig falsch und wird oft missverstanden.
Ein Bekannter von mir war mal auf einem Meditationskurs. Alles lief im Schweigen ab und die hochpräsente Frau vor ihm war so im Hier und Jetzt, dass sie gar nicht mitbekam, dass sie durch ihr Zeitlupen-Tee-Zubereiten dafür sorgte, dass die anderen gar nicht an den Teekocher rankamen...
Gewöhne Dich daran, Deine Erlebensperspektive
weiter als auf diesen Augenblick aber gleichzeitig
enger als auf Dein restliches Leben zu justieren. Weil: Die große Zukunft hat mit
Dir überhaupt nichts zu tun. Der jetztige Augenblick genauso wenig.
Schaffe realistische Bezüge - dann fühlst auch
Du Dich verhältnismäßig.