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Einer meiner besten Freunde starb als wir 23 Jahre alt waren.
Damals hab ich meinen Glauben verloren, weil ich erstmals ernsthaft darüber nachgedacht habe. Für mich macht Gott und die Bibel einfach keinen logischen Sinn.

Seitdem hab ich auch eine inhärente Depression, weil mich der Gedanke traurig macht, dass wir aufhören zu existieren.

Ich hab es mit Psychotherapie versucht, aber mein Therapeut (ebenfalls Agnostiker/Atheist) hat überhaupt kein Problem mit dem Sterben und der Nichtexistenz. Gehört halt zum Leben dazu.

Kann man mir überhaupt irgendwie helfen?

P.S.: Mir macht der Prozess des Sterbens überhaupt keine Angst. Ich bin traurig, weil wir die kognitive Fähigkeit besitzen zu erkennen, dass einfach nix von uns übrig bleibt.

08.06.2022 23:47 • 09.06.2022 x 1 #1


Edit (weil ich nicht finden kann wie man seinen Beitrag ändern kann):

Offensichtlich haben viele Leute kein Problem mit der Nichtexistenz... Mein Therapeut und ich kamen auf keinen grünen Nenner, für ihn ist das halt alles normal und no Problemo, gehört dazu. Warum kann ich das nicht haben?

A


An alle AgnostikerInnen

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Zitat von Doc:
Offensichtlich haben viele Leute kein Problem mit der Nichtexistenz... Mein Therapeut und ich kamen auf keinen grünen Nenner, für ihn ist das halt alles normal und no Problemo, gehört dazu. Warum kann ich das nicht haben?

Weil Du Dir offenbar mehr Gedanken darüber machst als Dein Thera. Ein Therapeut ist nicht dazu da, Dir den Sinn des Lebens (oder Todes) zu erklären. Er ist nur dafür zuständig, dass Du funktionierst.

Zitat von Doc:
Damals hab ich meinen Glauben verloren, weil ich erstmals ernsthaft darüber nachgedacht habe. Für mich macht Gott und die Bibel einfach keinen logischen Sinn.

Ein gutes Beispiel dafür, wie Praxis und Theorie oft auseinanderklaffen.

Zitat von Doc:
Gehört halt zum Leben dazu.

Wer an das Leben glaubt, glaubt auch an den Tod.

Mach es wie seinerzeit beim Tod Deines Freundes: gehe von der Theorie (Glauben) zur Praxis (Ergründen) über. Untersuche das Ich.

Lieber @Doc ja es ist nicht immer einfach und eine Herausforderung das Leben zu leben, und zuweilen auszuhalten, im Wissen, dass es eines Tages zu Ende ist, und wir nicht mehr Anteil nehmen können am Weltgeschehen. Andererseits kann diese Erkenntnis auch erleichternd sein, grad wenn es einem nicht so prima geht.

Da ich mich immer schon mit diesem Thema beschäftigte, viel dazu las, und auch drei Nahestehende beim Prozess des Sterbens begleiten durfte, habe ich ein paar tröstende Infos, die ich gern mit Dir teile und die Dir ev. irgendwie helfen:

-die Idee, dass es uns ja auch nicht kratzt, dass wir vor unserer Geburt abwesend waren, nicht existierten.

-die Idee, dass wir zwar mit unserer weltlich begrenzten Denkfähigkeit nicht erfassen können, was nach dem Leben passiert, wir jedoch nicht destotrotz ein Teil des ganzen sein müssen. Wir sind sozusagen in einem Grösseren aufgehoben.

-die Aussagen vieler Sterbenden vor ihrem Tod, dass alles ganz anders sei. Anderes als wir uns das vorstellten.

In Büchern von Elisabeth Kübler-Ross ( Sterbepionierin schlechthin) liesst man immer wieder, dass viele Menschen am Ende ihres Lebens mit der Conditio Humana Frieden schliessen können.

Als meine Mutter an Krebs starb, erfuhr sie einige Tage vorher eine Erkenntnis. Auch sie sagte, es ist alles ganz anders. Ich fragte sie dann , ob sie mir beschreiben könne WIE anders. Ihre Antwort war, Das kann ich nicht beschreiben. Doch ihren zutiefst zufriedenen Ausdruck werde ich nie vergessen.

Zitat von Lina60:
Als meine Mutter an Krebs starb, erfuhr sie einige Tage vorher eine Erkenntnis. Auch sie sagte, es ist alles ganz anders. Ich fragte sie dann , ob sie mir beschreiben könne WIE anders. Ihre Antwort war, Das kann ich nicht beschreiben. Doch ihren zutiefst zufriedenen Ausdruck werde ich nie vergessen.


Das ist so schön zu lesen ... DANKE

Zitat von Doc:
Ich bin traurig, weil wir die kognitive Fähigkeit besitzen zu erkennen, dass einfach nix von uns übrig bleibt.


Zitat von Doc:
Seitdem hab ich auch eine inhärente Depression, weil mich der Gedanke traurig macht, dass wir aufhören zu existieren.


Ich glaube nicht, dass es förderlich ist so zu denken... vor allem dann nicht, wenn dadurch eine Depression gefördert wird.

Zitat von Doc:
zu erkennen, dass einfach nix von uns übrig bleibt.

Nur wer vergessen wird ist tot.
Es bleibt noch einiges von uns übrig, z.B. Fotos und jede Menge schöne Erinnerungen.
Und wenn du Kinder oder sogar Enkel hast, lebt in Ihnen ein Teil von Dir weiter.
Ich hoffe, das ist ein bißchen tröstlich.

Als ich in der Altenpflege tätig war, habe ich einige Menschen sterben sehen.
Eine Frau, die schon lange nicht mehr ansprechbar war, hat kurz vor Ihrem Tod gesungen, ein melodischer SingSang.
Da hatte ich Gänsehaut. Irgendwie war das schön.

Ein Mann rief in der Phase vor seinem Tod immer nach Mutti .

Einer anderen Frau wollte ich ihre Medikamente einflößen, was sie ablehnte und immer den Kopf wegdrehte.
Kurz darauf war sie für immer eingeschlafen. Ich habe sie beim sterben gestört.
Man merkt es nicht immer, ob jemand gehen will.

Man lebt in den Herzen seiner Familie o Freunde weiter.
Der Tod ist mMn nicht schlimm.
Aber das Sterben kann schlimm sein ,wenn mann nicht durch Patientenverfuegung vorgesorgt hat.

Mir macht der Gedanke ans sterben Angst.
Angst, schleichend, mit Schmerzen behaftet o.ä. zu sterben.

Angst, zu früh zu sterben um nicht mehr mitzubekommen wie meine Kinder heiraten, selbst Kinder bekommen etc.

Der Tod selbst ist dann ja nichts schlimmes mehr, weil man ist dann ja wirklich tot und kriegt nichts mehr mit, aber für die Angehörigen ist es schmerzhaft, insbesondere für meine Kinder dann.



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