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Hallo,

ich bin 48 und meine Mutter wird bald 80. Sie war schon immer eine sehr schwierige Person. Das alles wird jetzt noch schlimmer und ist für mich nahezu unerträglich. Ich weiß nicht, woran das liegt. Sie erwartet, dass ich sie täglich mehrmals anrufe und wenn ich sie einmal besuche, dann reicht eine Stunde nicht aus. Nein, ich soll möglichst nicht nur zum Kaffee, sondern auch zum Abendbrot bleiben. Ich habe das Gefühl, dass sie sich insgeheim wünscht, dass ich wieder zu ihr ziehe. Das würde sie aber nie zugeben, denn dann wüsste sie ja, dass sie höchstwahrscheinlich eine Abfuhr erhält.

Ich habe das Gefühl, sie erdrückt mich regelrecht, versteht zwar heute vieles nicht mehr, weiß aber genau, was für mich richtig ist.
Gestern ist die Situation eskaliert. Das zwar zwar nicht das erste Mal, aber für mich wieder völlig überraschend.
Sie jammert nur rum und zeigt null Verständnis für meine Probleme (Einsamkeit, Geldsorgen, Jobprobleme). Was sie am wenigsten versteht ist, dass ich neben meiner Arbeit mein eigenes Leben führen möchte und nicht meine ganze Freizeit bei ihr verbringen möchte.
Gestern Abend wollte ich nur kurz zum Kaffee und mich dann verabschieden und zu einem Vortrag. Nichts aufregendes, nur einfach so...
Sie hat daraus aber ein regelrechtes Drama gemacht, so nach dem Motto, was ich denn dort so wichtiges zu erledigen hätte... Ich habe das nicht auf mir sitzen lassen und gesagt, dass ich nicht bereit bin, mich ständig von ihr runterputzen zu lassen, ich dürfe ja wohl noch einmal etwas unternehmen. Nähere Einzelheiten will ich hier gar nicht ausführen. Es endete jedenfalls so, dass ich geblieben bin, heulend nach Hause ging und die ganze Nacht nicht schlafen konnte. So wie immer.

Heute habe ich überlegt, was es ist, was mich daran so fertig macht.
Da ist das Gefühl, sie nimmt mir die Luft zum Atmen. Ich möchte mein Leben leben und habe das Gefühl, wenn ich es jetzt nicht tue, könnte es irgendwann zu spät sein.
Was mich am meisten verletzt ist, dass sie sich nicht für mein Leben interessiert, ich mir aber stundenlang das Gejammer und Details aus ihrem Leben anhören muss.

Ich weiß nicht, wer so etwas auch kennt. Manchmal denke ich, wenn ich nicht so viele eigene Probleme hätte, mit denen ich allein bin, würde ich alles lockerer nehmen können, aber vielleicht ist das auch ein Irrtum. Wenn ich wüsste, alles hat bald ein Ende, dann könnte ich es ertragen. Aber so macht die Aussicht, dass es vielleicht noch über 10 Jahre so weiter geht, völlig fertig.

Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber das solls fürs Erste gewesen sein.

06.11.2015 14:40 • 15.05.2023 #1


25 Antworten ↓


Hallo!

Ich würde mal sagen, setze dich durch und achte auf dein eigenes Wohl. Zuerst kommst du selbst, dann die Anderen. Das fände ich ganz normal. Ein gesunder Egoismus gehört auch zum Leben, oder?

Ich war früher auch für alle da. Habe beim Umzug geholfen, Geld her geborgt usw. Zurück kam ganz wenig oder gar nichts. De facto habe ich viel Geduld, Kraft und Zeit verloren. Mach nicht den gleichen Fehler.

lg

A


Alte Mutter klammert extrem

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Setze deutliche Grenzen und halte die durch.

Warum und weshalb deine Mutter so klammert, könnte man auch erklären.

Was aber wichtig ist, dass du dabei nicht leidest. Und das gleichzeitig wiederum für dich ein wichtiger Schritt wäre, für dein eigenes Wohl eintreten zu lernen.

Was ist mir wichtig und wie gehe ich damit um.

Um das geht es hier. Das ist ein Thema, das in Therapien behandelt wird und eine Grundessenz für uns alle darstellt..

Hallo,

ich glaube, sie ist extrem unzufrieden mit ihrem eigenen Leben. Als ich 12 Jahre alt war, hatte sie schwere Depressionen und wollte sich auch das Leben nehmen. Zwischenzeitlich war es zwar etwas besser, aber nun glaube ich, sie steckt wieder voll drin. Ihre Hausärztin wollte sie zur Therapie schicken, aber das hat sie abgelehnt.
Auch hat sie es nie verwunden, dass mein Vater vor 25 Jahren plötzlich gestorben ist.

Warum meine Mutter so bösartig und herrschsüchtig ist - ehrlich gesagt - ich weiß es nicht. Ich werde es wohl auch nie erfahren.

Hallo Mandelbaum,

ich kenne das auch, meine Mutter wird 79 j. lebt alleine und ich bin die einzige Tochter. Sie braucht immer mehr meine Hilfe.. es ist mir auch oft zu viel . Aber wenn ich nicht hingehe oder anrufe habe ich ein schlechtes Gewissen.

Das ist falsch, weiß ich ( ist auch bei mir ein Thema in der Therapie) aber ich kann schlecht gegen an. Sie hat sich dieses Leben ausgesucht..alleine zu leben , keine sozialen Kontakte. Das ist sehr schade, aber ich kann es nicht für sie ändern. Diese Erwartungshaltung , kann einen schon sehr unter Druck setzen...ich versuche mich abzugrenzen, aber es ist sehr schwer.

L.G. Waage

Hallo Mandelbaum,

es ist auch für Dich nicht wichtig, warum Deine Mutter so ist wie sie eben ist. Das ist ihr Leben und ob sie glücklich oder unglücklich ist liegt ganz allein in ihrer Verantwortung. Man hat immer die Wahl inwieweit man sich in sein Schicksal ergibt oder auch nicht.

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Grenze Dich konsequent ab. Das bedeutet nicht, dass Du Deine Mutter nicht mehr sprechen oder besuchen sollst. Und das hat auch nichts mit mangelnder Liebe zu ihr als Mutter zu tun.

Wichtig ist, dass Du Dein Leben selbst bestimmt lebst und nicht fremd bestimmt. Das muss man üben und es dauert eine Weile, bis man es ohne schlechtes Gewissen schafft. Ich kenne das nur zu gut.

LG, Martina

Meine Mutter ist auch 79, und wir leben schon immer zusammen in einem Haus. Mein Vater ist schon über 30 Jahren tot, meine Oma, die auch mit im Haus gelebt hat, ist vor 13 Jahren gestorben. Sonst gibt es niemanden. Wenn meine Mutter alleine wohnen würde, hätte ich kein ruhige Sekunde. Ich mache mir schon immer Sorgen, dass ihr etwas passieren könnte, wenn ich auf der Arbeit bin. Und sie macht sich genauso viele Sorgen um micht, wenn ich nicht zuhause bin. Wenn ich nur 5 Minuten später als üblich von der Arbeit nachhause komme (wenn z.B. der Zug Verspätung hat), steht sie schon an der Tür und hält nach mir Ausschau. Wir klammern aneneinander und das ist schön

Auch ich habe Sorgen mit meiner Mutter, zwei Jahre lang ging es und ich dachte schon, wir haben es geschafft, ein halbwegs funktionierendes Verhältnis hinzubekommen, vorgestern hat sie alles zunichte gemacht.

Wenn Eltern, in dem Fall die Mutter, so klammern, das finde ich furchtbar, sie bedienen sich dann an ihren Kindern wie in einem Selbstbedienungsladen. Ich denke, wenn Deine Mutter noch ihren Partner hätte oder Freunde, dann würde sie Dir auch mehr Freiraum geben. Dass sie eine angebotene Therapie ablehnt, würde ich zum Hebel machen. Ich würde ihr sagen, entweder sie macht diese Therapie oder Du ziehst Dich von ihr zurück. Ich glaube zwar nicht, dass eine Therapie in diesem Alter noch Wunder vollbringt, dafür sind alte Menschen viel zu eingefahren, aber vielleicht kann der Therapeut ja etwas von dem abfangen, was Du sonst abbekommst. Und wer weiß, vielleicht bekommt sie ja doch noch einen anderen Blickwinkel.

Zitat:
Was mich am meisten verletzt ist, dass sie sich nicht für mein Leben interessiert, ich mir aber stundenlang das Gejammer und Details aus ihrem Leben anhören muss.


Das kenne ich in ähnlicher Form, allerdings jammert meine Mutter nicht sondern schwallt mich mit allem möglichen Zeugs zu, ist selbst aber nicht in der Lage, mir Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken. Mich kränkt es am meisten, wenn sie ihren Willen und ihre Bedürfnisse und Ansprüche um jeden Preis durchsetzen will, sei es, dass sie versucht zu manipulieren, mich emotional zu erpressen oder mir verbal so viele Schläge zu versetzen um meinen Widerstand zu brechen. Ich spüre förmlich, wie sie, einem Einbrecher gleich, nacheinander diverse Schlüssel an mir ausprobiert, um mich zu knacken.

Zitat:
Wenn ich wüsste, alles hat bald ein Ende, dann könnte ich es ertragen. Aber so macht die Aussicht, dass es vielleicht noch über 10 Jahre so weiter geht, völlig fertig.


Dann musst Du etwas ändern - sie wird bleiben wie sie ist. Womit hat sie Dich in der Hand? Welche Schwachstellen triggert sie, um Dich zu steuern? Das musst Du herausfinden und dann dafür sorgen, dass die Knöpfe und Hebel, die sie bedient, für sie nicht mehr erreichbar sind. Das ist das Problem, Mütter kennen einen nicht nur sehr gut, sie haben einem mitunter auch kleine Programme eingebaut respektive anerzogen, die sie bei Bedarf auslösen können. Da musst Du einen Riegel vorschieben.

Ich vermute, dass sie Dir in Deiner Kindheit schon großen Schaden zugefügt hat, als sie depressiv war und suizidal. Das steckt kein Kind einfach so weg, das erträgt ja auch kaum ein Erwachsener unbeschadet. Vermutlich fühlst Du Dich für sie verantwortlich und hast Angst davor, dass ihr etwas passiert und Dein schlechtes Gewissen Dir das Leben zur Hölle macht. Beides solltest Du ablegen. Dafür braucht es Mut. Ich kenne das selbst. Als meine Mutter mal wieder Anwandlungen hatte und ganz zart etwas von Suizid andeutete, habe ich ihr knallhart gesagt, wenn du meinst, das tun zu müssen, dann ist das deine eigene Entscheidung. Sofort war das Thema vom Tisch. Und wenn sie mal auf die Idee kommen würde, in der momentan total eskalierten Situation mit Suizid zu drohen, dann habe ich mir vorgenommen, ihr auf der Stelle die Polizei ins Haus zu schicken. Sollen sie ihr ruhig die Tür eintreten, und die Nachbarn sollen es alle mitbekommen - das ist bestimmt heilsam und dürfte dazu beitragen, dass man nicht leichtfertig mit solchen Drohungen um sich wirft.

Du kannst nichts für ihre Einsamkeit, sie hat für sich entschieden, keinen Partner mehr ins Haus zu lassen, und wenn sie keine Freunde hat, dann ist das auch nicht Deine Schuld.

Setze ihr Grenzen und spiele ihr den Ball zurück, wenn sie Dir die Verantwortung für ihr Leben aufdrücken will. Du hast genug selbst am Hals und solltest deutliche Prioritäten setzen. Grenze Dich ab. Reduziere die Telefonate, besser noch, rufe gar nicht mehr an. Dann wird sie sich melden müssen, und auch da kannst Du einen AB vorschalten. Solange Du Dich dafür hergibst, sie mehrmals täglich anzurufen, bestätigt sie das, dass DU es so willst. Lass sie anrufen. Und gehe nur als Telefon, wenn Du magst. Sie wird wütend werden und drohen. Lass sie. Solche Mütter sind wie kleine trotzige Kinder, die alle Freiheiten eines kleinen Kindes wollen, keine Verantwortung für ihr Leben und ihre Probleme übernehmen möchte, weder Grenzen noch Konsequenzen akzeptieren, aber andererseits Befugnisse und Machtansprüche von erwachsenen Despoten einfordern. Lass das nicht zu. Es funktioniert ja nur, weil Du mitmachst. Wenn Du sie besuchst, gehe nach einer Stunde. Es ist egal, was sie möchte. Und wenn sie permanent nur über ihre Probleme und so spricht und jammert, dann würde ich sowohl Telefonat als auch Besuch abbrechen. Sie wird es nicht verstehen, aber sie wird es vielleicht begreifen, den Zusammenhang zwischen rumjaulen und dass Du verschwindest. Was kleine Kinder verstehen, verstehen auch diese alten Leute.

Es liegt an Dir....

Und wie gesagt, ich verstehe Dich. Ich habe meine Mutter, die vor zwei Tagen bei mir auf Besuch war, am zweiten Tag rausgeworfen. Du darfst mir glauben, dass das nicht einfach war. Aber nur über Konsequenzen lernen sie. Nicht durch Worte, nicht durch Deine Tränen. Nur durch Schmerz.

Ich danke Euch für Eure Rückmeldungen. Das hat mir sehr geholfen und so manchen wertvollen Tipp gegeben. Gestern war ich bei meiner Mutter. Es ging so.

Ich merke, dass unser Verhältnis immer dann einigermaßen erträglich ist, wenn ich ihr nicht sage, wie es mir wirklich geht und was mich wirklich interessiert, sondern was sie hören will. Das habe ich jahrelange so praktiziert. Hin und wieder habe ich dann Phase, wo ich mir unaufrichtig und wie eine Lügnerin vorkomme und nehme mir dann vor, die Wahrheit zu sagen - nur, das kommt überhaupt nicht gut an. Sie macht mich dann lächerlich, beschimpft mich übel und stellt mich als nicht richtig im Kopf hin. Das verletzt schon sehr. Immer wieder das Gleiche.

Gestern habe ich mich mit einer guten Bekannten getroffen. Sie hat gesagt, wie ich es mache, das wäre schon ok. Ich wäre erwachsene und bräuchte meiner Mutter nicht alles zu erzählen, das wäre auch eine Methode, um mein eigenes Leben zu leben. Sie hat dann noch einen Vergleich gezogen und gesagt, dass es mit alten Leuten wie mit kleinen Kindern wäre. Den könne man schließlich auch nicht alles erzählen. Das fand ich gut - so habe ich das noch gar nicht gesehen. Es tut halt immer wieder gut, sich einmal mit anderen auszutauschen. Das stärkt mich und ich glaube, das ist es, was mir letzten Endes fehlt. Es muss ja auch nicht meine Mutter sein, mit der ich meine Probleme besprechen kann. Wenn ich genug Freunde habe, dann rede ich mit denen und kann meine Mutter leichter so lassen wie sie ist.

Es sind verschiedene ungünstige Umstände, die im Laufe der Jahre in meine aktuelle Situation geführt haben. Ich mache Heimarbeit. Die Arbeit an sich ist ok, aber es besteht eben leider die Gefahr, dass man sich dabei total isoliert. Dem versuche ich nun zu entgehen, indem ich wieder mit Sport angefangen habe und auch wieder in meine alte Selbsthilfegruppe gehe. Das ist alles noch neu, aber ich denke, es ist der richtige Weg. Wenn ich das länger durchziehe, wird sich mein Leben sicher wieder zum Positiven verändern. Da kann ich von ein paar Wochen oder auch ein paar Monaten noch keine Wunder erwarten.

Außerdem hat mir meine Bekannte noch den Rat gegeben, wenn ich in meiner Freizeit lieber meinen Hobbys nachgehen und meine Mutter nicht besuchen möchte, eine Grund anzugeben, der für meine Mutter akzeptabel ist. Da haben wir auch etwas gefunden und uns am Ende sogar köstlich amüsiert. Ja, und es hat funktioniert. Ich gehe heute Abend zum Sport und habe heute früh meiner Mutter gesagt, dass ich sehr spät zurückkomme und sie auch nicht mehr anrufen kann, da ich ...... vorhabe. Und, siehe da, sie fand das sogar ganz toll. Ja, darauf muss man erst einmal kommen.
Mal sehen, ob ich das so durchhalte, ohne irgendwann wieder ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Zitat von Schlaflose:
Meine Mutter ist auch 79, und wir leben schon immer zusammen in einem Haus. Mein Vater ist schon über 30 Jahren tot, meine Oma, die auch mit im Haus gelebt hat, ist vor 13 Jahren gestorben. Sonst gibt es niemanden. Wenn meine Mutter alleine wohnen würde, hätte ich kein ruhige Sekunde. Ich mache mir schon immer Sorgen, dass ihr etwas passieren könnte, wenn ich auf der Arbeit bin. Und sie macht sich genauso viele Sorgen um micht, wenn ich nicht zuhause bin. Wenn ich nur 5 Minuten später als üblich von der Arbeit nachhause komme (wenn z.B. der Zug Verspätung hat), steht sie schon an der Tür und hält nach mir Ausschau. Wir klammern aneneinander und das ist schön


Ich finde das auch schön ....sowas hätte ich auch gerne gehabt Und in der heutigen Zeit ist das was besonderes-Mein bester Freund lebt mit 52 Jahren auch immer noch bei seinen Eltern-wieso auch nicht .Bei manchen funktioniert das richtig gut am besten 3 Generationen in einem Haus ( das finde ich ja so toll) und bei ganz vielen klappt das leider gar nicht .

@ Mandelbaum: Wenn es funktioniert für euch beide, dass Du Ausreden erfindest, dann mach das ruhig so. Ich muss ehrlich zugeben, für mich wäre das nichts, weil die Beziehung nicht wirklich auf Aufrichtigkeit aufbaut und der Friede gewissermaßen erkauft ist. Ganz zu schweigen davon, dass die kleinen Lügen auch mal aufliegen können. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass das auf Dauer auch nicht gutgehen wird, weil die Ursache ja ihre Klammerei und Herrschsucht ist und nicht, dass Du Deine Freizeit nach Deinen Wünschen gestaltest. Irgendwann, so denke ich, wird keine Ausrede mehr ziehen, weil sie sich einfach langweilt, einsam ist und Zugriff auf Dich möchte, und zwar so oft wie möglich.

Kann es eigentlich sein, dass auch Du selbst irgendwie an Deiner Mutter klammerst?

Was in der Beziehung zu meiner Mutter alles eine Rolle spielt, das muss ich noch herausfinden. Ich glaube, dafür auch die richtige Unterstützung in meiner Therapiegruppe gefunden zu haben. Das ist aber alles noch neu für mich - mal sehen.

Dass ich meine Freizeit nach meinen Wünschen gestalten möchte, ist ein ganz wesentlicher Punkt. Das sehe ich immer wieder daran, dass meine Mutter gerade so mies zu mir ist, wenn ich etwas tue oder tun möchte, was mir wirklich wichtig ist. Ich verstehe ja, dass sie meine Interessen nicht teilt, aber da müsste man auch so tolerant sein, den anderen wenigstens zu lassen. Ich vermiese ihr auch nicht ihren Chor, obwohl mir so etwas nichts geben würde, da ich gar nicht singen kann.
Naja, ich mache erst einmal weiter, wie geplant, vielleicht finde ich ja im Laufe der Zeit noch einen anderen Weg. Meine Mutter rauszuschmeißen oder wenn ich bei ihr bin einfach zu gehen - dazu fehlt mir momentan noch der Mut.

Zitat:
Dass ich meine Freizeit nach meinen Wünschen gestalten möchte, ist ein ganz wesentlicher Punkt. Das sehe ich immer wieder daran, dass meine Mutter gerade so mies zu mir ist, wenn ich etwas tue oder tun möchte, was mir wirklich wichtig ist. Ich verstehe ja, dass sie meine Interessen nicht teilt, aber da müsste man auch so tolerant sein, den anderen wenigstens zu lassen. Ich vermiese ihr auch nicht ihren Chor, obwohl mir so etwas nichts geben würde, da ich gar nicht singen kann. .


Wie gesagt, ich denke nicht, dass es primär um Deine Freizeitgestaltung geht sondern darum, dass Du Deine Freizeit nicht bei ihr verbringst. Selbst wenn Du in einem Chor singen würdest (vorausgesetzt, ihr würdet nicht zum selben Chor gehen), sie würde es nicht wollen, weil sie will, dass Du bei ihr bist. Hier geht es also gar nicht um Toleranz. Wenn Du woanders bist, bist Du nicht bei ihr. Wenn Du woanders Spaß hast, dann gefällt ihr das nicht und sie ist mies zu Dir. Meiner Meinung nach hilft nur klares Abgrenzen, nicht aber faule Kompromisse oder gar Ausreden oder Lügen.

Aber super, dass Du eine Therapiegruppe mit entsprechendem Schwerpunkt gefunden hast. Ich glaube, es hilft ungemein, wenn man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann.

Ich möchte noch mal fragen: Könntest Du Dir ein Leben ohne Deine Mutter regelmäßig zu sehen überhaupt vorstellen?

Natürlich könnte ich mir das vorstellen. Wenn sie einmal mehrere Wochen weg war, das war immer wie eine Erleichterung für mich.

Vielleicht hast Du Recht, es geht nicht um meine Hobbys, sondern darum, dass meine Mutter mich bei sich haben möchte. Vielleicht würde sie mir sogar etwas vermiesen, dass ihr Ideal wäre.

Da gibt es noch etwas.
In diesem Jahr wollte ich meine Mutter überreden, dass sie in eine Service-Wohneinrichtung für Senioren zieht. Das wäre meiner Meinung nach das Richtige für sie. Schließlich hat sie immer gejammert, dass sie so allein sei ...
Eine zeitlang hatte ich sogar Hoffnung, dass sie das macht, aber nun hat sie das kategorisch ausgeschlossen.
Nun begreife ich langsam, dass es ihr nicht darum geht, irgendwelche Leute um sich zu haben - sie will mich.

Hallo Mandebaum,

ist bei meiner Mutter genauso, sie möchte in ihrer Whg bleiben und auch keine fremde Hilfe außer mich...

Aufgrund, meiner Ängsten ist es mir aber nicht immer möglich ihr zur helfen oder zu ihr hinzugehen. Dann wird sie schon zickig und meint ich würde mich anstellen...Das sie auch an meinen Ängsten und Problemen nicht ganz unschuldig ist...hat sie verdrängt.

L.G. Waage

Zitat von Mandelbaum:
Da gibt es noch etwas.
In diesem Jahr wollte ich meine Mutter überreden, dass sie in eine Service-Wohneinrichtung für Senioren zieht. Das wäre meiner Meinung nach das Richtige für sie. Schließlich hat sie immer gejammert, dass sie so allein sei ...
Eine zeitlang hatte ich sogar Hoffnung, dass sie das macht, aber nun hat sie das kategorisch ausgeschlossen.
Nun begreife ich langsam, dass es ihr nicht darum geht, irgendwelche Leute um sich zu haben - sie will mich.


Das ist ein Paradoxon - alte Leute jammern fast immer über Einsamkeit und dass keiner sie besuchen kommt. Ich habe mal eine Zeit lang ehrenamtlich im Seniorenheim gearbeitet. Da fiel mir folgendes auf: Die ganzen alten Leute waren gar nicht sonderlich erpicht, in den Gemeinschaftsräumen mit anderen Zeit zu verbringen, sie hockten am liebsten auf ihren eigenen Zimmern und haben sich beschwert, dass sie keiner besuchen kommt.

Ja, Deine Mutter will Dich. Das Seniorenheim wird ihr nicht gefallen, weil sie zum einen Angst davor hat, dass sie sich dort bestimmten Regeln unterwerfen muss, zum anderen denkt sie vielleicht, dass sie dann dort ja gewissermaßen festsitzt und Du selbst entscheidest, wann Du sie sehen willst und wann nicht.

Die Sache ist die: Es nützt letztenendes nicht allzuviel, wenn Du Deine Mutter analysierst (höchstens, was ihre Ambitionen angeht, aber die kennst Du ja eigentlich). Es wird sich nur etwas ändern, wenn Du etwas änderst. Sie will den Status Quo beibehalten. Aber zu diesem Verhältnis, so wie es ist, gehören immer mindestens zwei. Sie will Dich besitzen und beherrschen. Du leidest darunter. Und für mein Gefühl hat sie Dich noch richtig gut in der Hand. Es ist für mich unvorstellbar, seine Eltern mehrfach täglich anzurufen und sie täglich zu sehen. Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber irgendwann hat man eine eigene Familie oder zumindest einen Partner, und spätestens dann wird das Ganze so sehr zur Belastung, dass man eine Lösung suchen muss, und das geht nie ohne Veränderungen.
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Ich hatte mal eine eigene Familie, aber jetzt nicht mehr. Näheres dazu will ich hier nicht schreiben. Seitdem ist das mit meiner Mutter auch so schlimm geworden.
Ich habe eigentlich nicht gedacht, dass es die einzige Lösung ist, auf Biegen und Brechen wieder einen neuen Partner zu suchen. Eigentlich wollte ich frei sein. Aber, das ist ein anderes Thema.

Warum solltest Du auf Biegen und Brechen einen neuen Partner suchen? Damit Deine Mutter Dich mehr in Ruhe lässt? Das wäre aber nicht ganz fair. Solche Beziehungen gehen i.d.R. auch vor die Wand.

Natürlich meint Deine Mutter, dass Du bestimmt genauso gelangweilt und einsam bist wie sie und dass sich das gut trifft, dann habt ihr ja genug Zeit füreinander. Und vielleicht ist sie auch ein sehr konservativer Typ, der, sobald die Tochter einen Ehegatten hat, sich etwas zurückhält.

Nur sollte dieses Verhältnis zu Deiner Mutter nicht dazu führen, dass Du einen anderen Menschen da mit reinziehst (beispielsweise einen Partner), um selbst da rauszukommen.

Ich kann Dich ja verstehen, dass Du bei dieser Mutter nach Auswegen suchst, die nicht mit Konfrontation zu tun haben, so hat sie Dich offensichtlich ja auch erzogen. Aber ich sage mir immer, auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Wenn man Eltern hat, die nicht zimperlich sind, herrschsüchtig, egoistisch, egozentrisch etc., dann helfen Samthandschuhe in den seltensten Fällen, die werden einem auch noch als Schwäche ausgelegt.

Hoffentlich mißverstehst Du mich nicht und nimmst mir meine Offenheit nicht übel, ich knabbere ja an ähnlichen Problemen und verstehe Dich. Aber ich merke, dass Du versuchst, eine wahrscheinlich nötige Auseinandersetzung mit allen Konsequenzen, die dazugehören, zu vermeiden. Ich kann das ja auch verstehen, wenn die eigene Mutter so ein Drachen ist. Aber hier geht es nicht mehr um sie sondern um Dich. Du hast noch mindestens ein halbes Leben vor Dir, und ich würde Entscheidungen treffen und keine Zeit damit verschwenden klammheimlich zu hoffen, dass die Alte endlich ins Gras beißt.

Nein, ich nehme es dir nicht übel!
Du bist sehr offen und reflektiert und das gefällt mir.
Wenn ich deine Ausführungen lese, dann stelle ich fest, dass meine Mutter deiner Mutter sehr ähnlich ist.
Es stimmt auch, dass meine Mutter nicht nur sehr, sondern extrem konservativ ist. Küche, Kinder, Kirche -
das ist ihre Welt.

A


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