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Hallo liebes Forum,

Ich stell mich mal kurz vor:
Männlich, 41 Jahre alt, depressiv und gehörlos (kann Lautsprache, bevorzuge aber die Gebärdensprache).

Die Kindheit verlief nicht so toll. oft das fünfte Rad am Wagen in der Familie, da bei der Kommunikation wenig Rücksicht auf mich genommen wurde. Mobbing in der Schule und Leistungsdruck der Eltern. Ich erinner mich noch klar an den Satz Wenn du mehr gelernt hättest, wäre deine Abschlussnote besser - meine Abi-Note war eine 2,3 Dazu noch die ganzen Vergleiche von meiner Mutter mit anderen Kindern (z.b. Guck mal, der kann sich voll gut lautsprachlich ausdrücken!) und mein Vater war praktisch nie da. Für mich ist es eindeutig, dass ich emotional vernachlässigt wurde und ich weiß, dass man das jetzt nicht ändern kann. Daher bin ich gerade auch in Therapie und mir gehts nicht wirklich gut.

Nun ja, mein Vater ist kürzlich gestorben und mir ist das bis heute ziemlich egal. Er konnte nie Emotionen zeigen und heute habe ich eher Mitleid damit, dass er so ein Leben geführt hat.
Meine Mutter hingegen spielt meine Depressionen runter (wahrscheinlich nur geerbt oder werd endlich mal erwachsen) und flippt regelrecht aus, wenn ich bei dem Thema meine Kindheit erwähne. Das hat dazu geführt, dass ich den Kontakt abgebrochen und ich sie im Chat blockiert habe. Von ihr kamen anschließend per Mail dann noch Vorwürfe, dass ich nicht fair sei und dass ich das nur tue, damit es ihr schlechter gehe. Bei ihr bin ich mir ziemlich sicher, dass sie sich nicht ändern wird und ich mache mir da auch keine Illusionen. Ich habe ihr geschrieben, dass ich in Ruhe gelassen werden möchte und bisher kam zum Glück auch keine Antwort mehr.

Jetzt habe ich erfahren, dass sie weiter zu einem Gebärdensprachkurs geht (extra wegen mir) und für mich fühlt sich das an wie Krebsgeschwür, das ich nicht loswerde. Das Gefühl, dass sie meine Probleme nicht anerkennt, sich aber doch an mich klammert und hofft, dass ich wieder zurückkriechen werde, belastet mich irgendwie sehr.

Ich weiß im Moment echt nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich hatte gestern und heute wieder so richtige Hassgefühle, da sie trotz Kontaktabbruch immer noch sehr präsent in meinen Gedanken ist.

Habt ihr vielleicht Tipps?

08.05.2022 15:00 • 25.11.2023 #1


18 Antworten ↓


Hallöchen und willkommen,

ich kann das total nachvollziehen, wie Du Dich fühlst.
Bin etwas älter als Du und bei unseren Eltern gab es sowas wie psychische Probleme nicht (im Wortschatz).

Deine Mutter erpresst Dich emotional, schon alleine der Spruch, Du machst es nur, damit ich mich schlechter fühle” ist schlimm, Kindergartengetue.

Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, sie wird sich nicht ändern, folge dem, was Dir gut tut. Kein Kind wendet sich von den Eltern ohne Grund ab.

Gut ist, das Du es in der Therapie aufarbeitest.

A


Abnabelung von den Eltern wie?

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Wie bei mir. Eindeutig narzisstische Eltern und Missbrauch. Hol dir am besten mal ein oder zwei Bücher zum Thema Narzissmus. Da steht auch drin, warum es bei dir so war und ist wie es ist und was du tun kannst. Deine Eltern haben dich sonst für immer emotional gefangen. https://umgang-mit-narzissten.de/die-pe...arzissten/

Danke für eure Antworten!

Den Verdacht, dass meine Mutter narzisstisch ist, habe ich seit einiger Zeit auch schon. Dabei frage ich mich aber immer wieder, ob ich da nicht übertreibe und mir das nur einbilde. Wahrscheinlich wurde mir das in der Kindheit so eingetrichtert, dass ich mich nicht so anstellen soll - daher auch diese starken Selbstzweifel und die Unfähigkeit, sich zu wehren.

Man muss schon unterscheiden, ob es eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist, oder nur narzisstisches Verhaltensmuster. Auf Augenhöhe seid ihr jedenfalls momentan nicht, wie ich gelesen habe.

Das Problem liegt m.E. nach bei deiner Mutter. Sie vermeidet eine Aufarbeitung ihrer Themen und belastet gleichzeitig die Beziehung zu dir. Eine Abgrenzung von deiner Seite ist da schon ganz richtig. Belasse die Probleme bei ihr. Sie trägt die Verantwortung für ihre Gefühle. Erst wenn sie bereit ist, zu reflektieren und eure Beziehung (auch die Eltern-Kind-Beziehung deiner Kindheit) aufzuarbeiten, lohnt es, weitere Energie zu investieren. Ich vermute eine Überforderung in der Vergangenheit und daraus resultierendes Verdrängen und Nichtwahrhabenwollen und Ignorieren. Da du jedoch natürlicherweise verstrickt bist in der Beziehung zu deiner Mutter, ist sie dir nicht gleichgültig und du verspürst Wut ihr gegenüber, weil du ihr augenscheinlich auch nicht egal bist (Stichwort: Gebärdensprachkurs). Was sagt denn deine Therapeutin, wie du damit umgehen könntest?

Lieber SchwarzeKatze,

herzlich willkommen im Forum. Die Abnabelung von toxischen Familiensystemen dauert nach meiner eigenen Erfahrung und erfordert vor allem sehr viel (Selbst)Mitgefühl und Geduld. Für mich war auch Null-Kontakt der einzige Weg, mich aus der Verstrickung zu lösen, um sie dann anzuschauen und die Folgen (im Körper und in der Seele) langsam zu heilen. Ich habe es so erfahren und kenne es auch aus der Literatur, dass der nicht präsente Elternteil ebenso viel Verantwortung trägt (trug). Denn das Nicht-da-sein hat ja auch Auswirkungen. Es ist niemals einer alleine verantwortlich für die Dynamiken und Traumata in einem Verband von Familienmitgliedern. (Niemals bewusst geschrieben. Schreibe ich wie das Wort immer sehr selten und nur, wenn ich es so meine.) Vergleichbar dem: Keine Entscheidung zu treffen, ist auch eine Entscheidung. Unsichtbar und doch wirksam.

Das Thema Vergebung und Mitgefühl mit den Eltern/Vorfahren - unsere Eltern sind ja aus einem Grund so, wie sie sind/waren - ist dann erst irgendwann viel später dran. Ich finde es (für mich) auch wichtig, aber eben erst, wenn die anderen Emotionen alle gefühlt und verarbeitet sind. Wut. Tiefste Traurigkeit. Ja, auch Hass. Schön, dass Du Unterstützung hast und damit nicht alleine bist!

Ich bin auch das, was in Amerika ACON heißt - erwachsenes Kind narzisstischer Eltern. Das weiß ich erst seit zehn Jahren. Abgenabelt hatte ich mich schon lange davor, weil meine Mutter sich ein neues Opfer ausgespäht hatte - mein Kind. Das neue Wissen brachte mich dann endlich auf die richtigen Fährten, auch der Heilung. Bin zum ersten Mal in einem deutschen Forum dieser Art.

Da Du nach Tipps gefragt hast: Liest Du gerne/kannst Dich aktuell auf ein Buch konzentrieren? Dann empfehle ich Dir das beste Buch meines Lebens bisher: Verkörperter Schrecken von Bessel van der Kolk. Der deutsche Titel wird dem Buch leider nicht so gerecht, weil er potenziell abschreckend klingt. Es ist sehr gut geschrieben. Van der Kolk weiß auch, was es heißt in einem giftigen Familiensystem aufzuwachsen. Und er hat tiefes Mitgefühl für alle Betroffenen. Das Buch war wie eine Umarmung für mich. Endlich hatte ich einen Namen für mein Martyrium. Denn mit dem Weggehen aus dem Elternhaus ist es ja nicht getan. Die Spuren sind ja in uns. Auch die Stellvertreter-Energien unserer Eltern, die im Innern weiter ihr Unwesen treiben, wenn wir sie nicht davon abhalten. Ängste, Depressionen... die haben ja einen lebendigen Ursprung. Und rufen uns zur Heilarbeit (so wie ich es wahrnehme).

Auch sehr lesenswert/hörenswert finde ich: What happened to you? Von Dr. Bruce Perry und Oprah Winfrey. Habe ich schon mehrmals gehört, weil es mich auch immer wieder tröstet, wie viele Menschen es gibt, die solche Erfahrungen haben. Nicht im Sinne: Leid anderer tröstet mich, sondern die Verbundenheit der Seelen.

Ich wünsche Dir alles Liebe auf Deinem Weg und natürlich erst einmal einen schönen Tag

Zitat von Kornblumenblau:
Was sagt denn deine Therapeutin, wie du damit umgehen könntest?


Sie hat vorgeschlagen, das innere Kind zu heilen und mit mir damit angefangen. Am Anfang war es richtig schwierig, aber mittlerweile scheint es wohl zu funktionieren. Das innere Kind, das ich an einem vertrauten Ort treffe, war am Anfang ziemlich ängstlich und in sich gekehrt. Jetzt ist es aber sehr aggressiv und wütend. Ich hoffe das ist normal bei so einem Prozess...

An meinem Geburtstag hat sie einfach so einen vierstelligen(!) Betrag auf mein Konto überwiesen und per Mail nachgehakt, ob das Geld angekommen ist. Ich habe mich kurz und knapp für die Glückwünsche bedankt und bestätigt, dass das Geld angekommen ist...mehr nicht. Seitdem ist wieder Funkstille. Genau diese Masche hat mein Vater damals immer abgezogen, nur falle ich diesmal nicht mehr drauf rein.

Zitat von Maha:
Lieber SchwarzeKatze, herzlich willkommen im Forum. Die Abnabelung von toxischen Familiensystemen dauert nach meiner eigenen Erfahrung und erfordert vor allem sehr viel (Selbst)Mitgefühl und Geduld. Für mich war auch Null-Kontakt der einzige Weg, mich aus der Verstrickung zu lösen, um sie dann ...

Hey,

Danke für die ausführliche Antwort. Aktuell stecke ich so tief in der Wut auf sie fest und habe das Gefühl, da nicht so wirklich rauszukommen. Die Wut vergeht ja meist und kommt dann wieder mit voller Wucht zurück. Meinst du das dauert noch ne Weile, bis sich dann endgültig legt?

Und Danke für die Lesetipps...ich werde mich da mal schlau machen

Ich sehe, dass mein letzter Beitrag schon fast 1 Jahr her ist.

Ich fasse mal zusammen, was bisher passiert ist:
- Mutter schickt zu Weihnachten ein Paket (Geschenk war nicht verpackt ohne wirklichen Bezug - und es war auch keine Notiz oder so dabei)
- ich schreibe ihr, dass sie das bitte unterlassen soll
- kurz darauf macht mir Schwester Vorwürfe, dass ich ungerecht sei und Mutter ja nichts getan habe (dabei habe ich ihr schon mehrmals gesagt, dass ich Abstand brauche und es eine Sache zwischen mir und Mutter ist)
- Schwester wurde blockiert
- 1 Woche später kam ein Brief von Mutter mit der Aufforderung, ihr Infos zur Bürgschaft zu geben damit sie kündigen kann (weil die situation jetzt eine andere sei)
- Kurz vorm Muttertag kam ein Brief von Mutter - sie sei da zufällig in der Nähe von mir und ob ich nicht an Tag x. (zufälligerweise genau am Mutterag) treffen wolle und ich soll mich bei ihr melden
- ich habe nicht drauf reagiert
- am geburtstag kam ne nachricht von ihrem mann, neben dem üblichen bla bla kam so was in der richtung: ich würde mich freuen, wenn du mal wieder zu uns kommt. deine mutter mit sicherheit auch

Ich finde es wahnsinnig, wie man auf Biegen und Brechen alles verdrängen will und so tut, als ob nix geschehen wär. Ich versteh das einfach nicht? Und es macht mich richtig wütend, dass sie meine Grenzen nicht respektieren und mich so behandeln als wäre ich denen was schuldig.

Meine Therapeutin kann mir hier auch leider nicht mehr weiterhelfen, weswegen ich auch der Suche nach einer anderen bin.

Ich überlege jetzt, ob ich in der Form eines Briefes o.ä. nochmal klar deutlich mache, dass sie mich nicht mehr kontaktieren sollen. Habt ihr vielleicht Tipps? Danke

@SchwarzeKatze
Kenne die Situation auch selber (habe mit meiner Mutter ein ähnliches Problem - bis auf die Geschenke)
Habe Ende letzten Jahres auch vorerst den Kontakt abgebrochen, weil ihr Psychoterror (Vorwürfe, Beschuldigungen, Beleidigungen etc) einfach nurnoch unerträglich geworden sind. War auch ganz gut so weils mir irgendwo Frieden gebracht hatte und wieder mehr Ruhe in meinem Leben war
Habe dann vor kurzem mit meinem Lifecoach dann auch den Versuch gestartet, sie für ein klärendes Gespräch mit ihr zu führen und sie gefragt, ob sie dafür Terminvorschläge machen kann, wann sie dafür Zeit hat. Das Ende vom Lied war dann, dass sie die Anfrage per Whatsapp ignoriert hat, auf Anrufe erst nicht reagiert hat, dann selber angerufen hat um das abzusagen und mir dann wegen andewrem Müll noch Vorwürfe zu machen, an denen sie selber Schuld war.
Von daher mein Rat aus den Erfahrungen: Falls du wirklich einen klärenden Brief schreiben willst kannst du das durchaus gerne tun, aber erwarte da bitte ausser (wahrscheinlich) noch mehr Anfeidungen nichts von.

Falls sie es WIR;LICH ernst meint (re Gebärdensprache lernen) wird sie dann auf dich zurück kommen und sich auf dich einlassen - auch emotional. Nehm dir dann aber bitte Zeit und schaue genau drauf, ob sie es wirklich ernst meint, wenn nicht weisst du ja woran du bist.

Ihr Verhalten zeigt mir da auch (auch aus eigener Erfahrung mit meiner Mutter), dass sie mit sich und ihrem eigenen Leben nicht sonderlich klar kommt und selkbst unbearbeitete Probleme hat, die sie nicht bearbeitet (ob will oder kann sei erstmal dahin gestellt). Von daher braucht du dir da keine Vorwürfe machen und bewiusst sein, dass ihre Erwartungshaltung und Kritik wahrscheinlich nur die Unzufriedenheit mich sich und ihrem eigenen Leben wiederspiegelt
(Und ganz ehrlich, Abi mit 2,3 zu schaffen is ne Leistung auf die du wirklich stolz sein kannst und dir auch was drauf einbilden darfst. Musste mein eigenes Abi durch den Leistuingsdruck, Erwartungshaltung und zu viel Stress selber abbrechen, da es mich gesundheitlich komplett kaputt gemacht hat). Du scheinst kommst auch sehr reflektiert und intelligent rüber und scheinst um Grundsatz auch zu wissen, was du willst und (eigentlich) brauchst.
Kann dich da nur zu ermutigen konsequent zu bleiben, auch wenn es hart ist. Es gibt mehr als diese 2 Menschen auf dem Planeten und ich wette mit dir, dass da einige dabei sind, die dich wertschätzen wie du bist

(P.s.: Komische Frage, aber ist Gebärdensprache eigentlich schwer zu lernen? Hab das irgendwie schon immer interessant gefunden)

Ob die Gebärdensprache schwer zu lernen ist, kann man nicht pauschal so beantworten. Ist bei jedem individuell und ich denke taube Menschen lernen das schneller, da sie auch visuell aktiver sind. Es gibt eine ganz coole App, um das mal ein bisschen zu testen/lernen: https://www.yodgs.de

@SchwarzeKatze Danke dir

Zitat von SchwarzeKatze:
Habt ihr vielleicht Tipps?


Mach deinen Frieden und versuche so gut es eben geht, den Trigger aus den Weg zu gehen. Ich habe eben erfahren, dass meine Mutter verstorben ist und, obwohl ich eigentlich schon lange das Thema abgeschlossen habe, kann man Neuigkeiten aus der Unfamilie als Trigger bezeichnen.

Lässt auch wieder nach, aber mach es dir einfach klar, dass jede Kontaktaufnahme dich wieder ein wenig durcheinanderbringt . Das ist normal.

Warum Eltern bei manchen Kindern versagen? ich weiss es auch nicht, aber in pathologisch narzistischen Familien ist ein Kind oft der Prellbock.

Wenn wir wissen, dass unsere Eltern narzisstisch sind , müssen wir Abschied nehmen.

Nicht unbedingt von den Eltern, aber von dem Traum, dass unsere Eltern jemals auch nur ansatzweise die Eltern sein werden, wie sie für andere Menschen ganz normal sind.

Das ist ganz wichtig zu erkennen: Wir werden nie die Liebe kennenlernen, die zwischen Eltern und Kind normal ist. Ich kenne sie auch nicht.

Bild nur für Mitglieder .

Hallo, ich kam zufällig auf deinen Beitrag, da ich das Wort gehörlos gesucht hatte.

Ist schon eine Weile her seit deinem letzten Beitrag, vielleicht liest du es trotzdem.

Dein Geschichte klingt nicht gut und ich versuche noch zu verstehen, weshalb du keinen Kontakt möchtest? Weil du das Gefühl hast, dass deine Mutter deine Gefühle nie ernst genommen hat? Vielleicht verstehe ich es beim Schreiben. Ich kann natürlich nur von außen betrachtet und mit dem was hier steht, meine Meinung bilden. Was ich aber sehe ist, dass deine Mutter wohl eine andere Wahrnehmung von dieser Situation hat als du. Sie scheint ihrer Ansicht nach (?) sich viel Mühe zu geben, um dir das zu geben was du brauchst oder um den Kontakt aufrecht zu erhalten (DGS Kurs, Geld überweisen, Paket usw.). Ich glaube, das Problem ist einfach, dass du dir gewünscht hättest, dass sie deine Gefühle und Gedanken als du ein Kind (oder jetzt) warst, ernst genommen hat?

Und klar, dass du keinen Kontakt willst, muss man respektieren. Ich finde es schwierig, da Hörende eben diesen Punkt nicht verstehen, wie es ist hörgeschädigt zu sein und ausgeschlossen zu werden. Oft ist es keine böse Absicht, aber es hinterlässt Narben. Ich bin selbst schwerhörig und lautsprachlich aufgewachsen, hatte also auch immer einen gewissen Druck zu spüren gehabt, aber eher im Sinne von dass ich alles verstehen muss und musste mir ständig Sprüche anhören ob ich nicht zuhöre, ob meine Hörgeräte kaputt sind und und.. das hat mich damals sehr verletzt. Meine Umstände waren auch etwas komplizierter. Jedenfalls bin ich mit 20 dann weit weg gezogen um ein eigenes Leben zu haben und fahre jetzt nur noch einmal zweimal jährlich aus Pflichtgefühl dahin, sitze das paar Stunden aus und hab dann Monate meine Ruhe. Bei mir ist so zwiegespalten, denn es ist meine Familie, ich kann denen nicht den Rücken zukehren. Hab lange damit gekämpft, dass ich am liebsten gar keinen Kontakt will und ein neues Leben ohne sie anfangen will, aber andererseits denke ich dass es nicht ihre Schuld ist. Sie haben ihr Bestes gegeben. Für Hörende ist nicht nachvollziehbar, wie es ist hörgeschädigt zu sein. Ich kann nicht erwarten, dass sie das verstehen, wie es für mich ist und wie es mein Selbstwertgefühl kratzt, wenn ich da sitze und nix verstehe. Ich hatte es mal angesprochen aber die sehen das Problem sind bzw. sind sie überfordert und wissen keine Lösung, damit ich miteinbezogen werden kann im Familiengespräch. Ich fragte auch mal, wieso die nicht DGS gelernt haben, dann wäre mein Leben einfacher gewesen. Die Antwort war: Aber du konntest doch was hören Ähm ja. Es fehlt auch Aufklärung, der erste Ansprechpartner bei Diagnose ist der Arzt, der sagt: oh, wir müssen ein CI machen lassen und Logopädie! Die emotionale Aspekte werden völlig vernachlässigt. Nicht umsonst leiden viele Gehörlose später an Angststörungen oder Depressionen.

Entschuldige, ich schweife vom Thema ab. Mein Punkt ist, vielleicht hilft dir ein Perspektivenwechsel. Also, dass deine Familie eben aus diesem Grund so und so reagieren, aus Unwissenheit, Überforderung, vielleicht sogar Druck von außen usw..

Auf jedenfall würde ich es ihr nochmal ausführlich erklären, warum du keinen Kontakt willst. Offensichtlich ist es nicht angekommen bei ihr. Sie muss verstehen, dass du dich um dich kümmern musst und keine Menschen gebrauchen kannst, die negative Emotionen in dir wecken. Dann muss sie damit leben.. ich denke, es fällt ihr schwer dich loszulassen und sie braucht wohl selbst Therapie.

Um das mal vorsichtig zu fragen: Mein Gedanke war noch, ob du nicht etwas zu hart bist? Ich weiß nicht, was genau vorgefallen ist, klar.. aber ob du das schon reflektiert hast für dich? Wenn man wütend ist, ist man halt in diesem Gefühl drin und akezeptiert nichts anderes. Manchen soll ja verzeihen oder die Situation so zu akzeptieren helfen. Ich kann diesen Wut absolut nachvollziehen. Ich hatte jahrelang Wut auf meinem Bruder, weil er mich immer als behindert behandelte und respektlos war. Irgendwann habe ich mich zur Wehr gesetzt und gesagt, dass er so nicht mit mir reden braucht. Erst hat er sich darüber lustig gemacht aber nach einer Weile konnte ich merken, dass er anfing anders mit mir zu reden, respektvoller. Dann war die Wut verschwunden. Ich denke, ein Brief an deine Mutter hilft.. nur wäre eine Erklärung natürlich gut. Wenn sie es immer noch nicht versteht, dann ist es eben so. Hauptsache du findest deinen Frieden.

Wieso kann deine Therapeutin dir nicht helfen? Und wie ist die Situation mittlerweile?

Ich finde es schwierig, dass es immer heißt, es ist doch die Familie/es sind doch deine Eltern, die kann man doch nicht einfach links liegen lassen, das ist doch viel zu hart...
Doch, man kann es sehr wohl und wenn es einem damit besser geht, hat man jedes Recht dazu.
Denn, niemand hat es sich ausgesucht, geboren zu werden, die Eltern haben sich aber entschieden, ein Kind zu bekommen. Somit ist man den Eltern nichts schuldig.
Eltern sollten wollen, dass das Kind sich so entwickelt, dass es ein glückliches Leben führt und das muss nicht das Leben sein, wie es sich die Eltern vorgestellt haben.
Dieses die Eltern hatten es auch schwer, meinten es doch gar nicht so... Das sind Sätze, die lassen einen in diesen toxischen Strukturen verharren und Heilung kann so nicht stattfinden.
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Zitat von DgKater:
Ich finde es schwierig, dass es immer heißt, es ist doch die Familie/es sind doch deine Eltern, die kann man doch nicht einfach links liegen lassen, das ist doch viel zu hart... Doch, man kann es sehr wohl und wenn es einem damit besser geht, hat man jedes Recht dazu. Denn, niemand hat es sich ausgesucht, geboren zu ...

100%ige Zustimmung!

Menschen brechen oft berechtigterweise Kontakt zu anderen ab... ich sehe nicht, warum das bei Familie anders sein soll? Diese - wie du schon gemeint hast - toxischen Strukturen schaden uns noch mehr.

Zitat von unfinished:
Hallo, ich kam zufällig auf deinen Beitrag, da ich das Wort gehörlos gesucht hatte. Ist schon eine Weile her seit deinem letzten Beitrag, vielleicht liest du es trotzdem. Dein Geschichte klingt nicht gut und ich versuche noch zu verstehen, weshalb du keinen Kontakt möchtest? Weil du das Gefühl hast, ...

Danke für deinen langen Beitrag. Ich möchte - da im Moment recht müde - nicht so sehr drauf eingehen. Also grob zusammengefasst, warum ich keinen Kontakt mehr möchte:
- Emotionale Vernachlässigung
- teilweise hämisches Verhalten von ihr mir gegenüber (Beispiel: Guck mal der typ da drüben ist auch gehörlos, kann aber voll gut sprechen oder Wenn du nicht so faul wärst, hättest ne bessere Abinote bekommen - ich habe eine 2,3 bekommen)
- bei Konflikten in der Familie war ich immer der Sündenbock
- die letzten Male wo wir uns getroffen haben wurden immer unerträglicher für mich, da der seelische Schmerz zunahm
- obwohl ich mehrmals klargemacht habe, dass ich keinen Kontakt haben will, schickt sie mir dauernd Briefe , in denen es meist darum geht, was sie selber so in letzter Zeit gemacht hat und so tut als ob nix geschehen wär.
- ich finde sie als Person unerträglich

Dass ich gehörlos bin und sie damit nie so wirklich klar kam, ist nicht der Hauptgrund. Ich denke das hat eher die ohnehin schon vorhandenen Probleme nochmals vergrößert, da sie damit klar überfordert war. Eine gute Freundin meinte, dass sie an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet.... ich selber bin mir da nicht so sicher.

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