Ich beantworte natürlich gern jede Frage, andere sollen gern an meinem Glück teilhaben. Hier der komplette OP-Bericht:
1. Anruf bei Dr. Heller bei der Hautklinik Minden (0571/801-4546)und Termin für Vorgespräch vereinbaren (Überweisung von niedergelassenem Arzt erforderlich)
2. Vorgespräch, Diagnose, Aufklärung über die verschiedenen Möglichkeiten. Dr. Heller hat echt Ahnung, konnte zu jeder Behandlung (Botospritzen, Sormodren, Leitungswasserio, Belladonna, Aluchlorid...) die Vor- und Nachteile aufzeigen.
3. Krankenhauseinweisung vom Hausarzt holen
4. Termin für OP machen (bei mir als Privatversicherte Wartezeit 3 Wochen, Kassenpatienten wahrscheinlich länger)
5. Anreise ein Tag vor OP wegen Voruntersuchungen, Tests usw.
6. Am Morgen vor der OP gut frühstücken, duschen und dann zum Schwitztest, wo die betroffenen Stellen mit Jod und anderem ekligen Zeug eingeschmiert werden, die Stellen mit den überaktiven Drüsen verfärben sich dann.
7. Jod abwaschen und auf zum OP. Örtliche Betäubung. Dann ein Schnitt von ca. 2 cm. Durch diesen Schnitt wird eine Art scharfer Löffel eingeschoben, mit dem dann im Inneren herumgekrazt wird. Eigentlich hätte es nicht wehtun dürfen bei der Betäubung, vielleicht habe ich mir den Schmerz eingebildet, weil das Geräusch des Kratzens so furchtbar war. (Das Geräusch war das Schlimmste an der OP, das hat mich noch ein paar Tage in meinen Träumen verfolgt.) Dann wird auch schon nach ca. 10 Minuten genäht, dann die andere Seite, gleiche Prozedur. Auf die Schnitte kommen Pflaster, dann ein Rucksackverband. Der war extrem fest, was mich sehr in der Bewegungsfreiheit behindert hat. Ich sollte den Rest des Tages möglichst liegenbleiben und die Arme in eine halbwegs bequeme Stellung bringen, am besten weit weg vom Körper wegen des Verbands.
8. Am Tag nach der OP Kontrolle der Wunden, neuer Verband, Entlassung. Ich wurde noch den Rest der Woche krankgeschrieben, damit ich die Arme ruhig halten kann.
9. Zu Hause meistens ruhig liegen, zumindest bis der Rucksachverband weg ist, sich vom Partner von hinten bis vorne bedienen lassen (das war das schönste an der OP) und gelegentlich zum Hausarzt zum Verbandwechsel und Reinigen der Wunde. Duschen eine Woche lang verboten.
10. Sobald der Verband ab ist ins Einkaufszentrum fahren und alle die Klamotten kaufen, die man wegen der Schweißflecken nie tragen konnte (übernimmt leider nicht die Krankenkasse, schade!)
11. Nach ca. 8 - 10 Tagen Fäden ziehen lassen bei Hausarzt.
Fazit: Die ersten Tage tut jede Bewegung der Arme weh und man kann nur auf dem Rücken mit den Armen über dem Kopf schlafen, später mehr Bewegungsfreiheit, nur als Frau hat man das BH-Problem, die kann man nicht ohne fremde Hilfe anziehen (ca. 1 Woche lang). Bei mir ist der Eingriff 9 Tage her, jetzt brennt es noch ein wenig und zieht, wenn ich falsche Bewegungen mache. Heute kommen die Fäden raus. Waschen ist noch etwas schwierig, am besten nur mit klarem Wasser, Seife brennt, aber da ich fast nicht mehr schwitze, stört das Fehlen von Seife und Deo nicht. Die ersten Tage habe ich überhaupt nicht geschwitzt, als ich wieder angefangen habe zu arbeiten und auch gleich wieder totalen Straß hatte, war mein neues knallrotes T-Shirt ein wenig wässrig, aber kein Vergleich zu vorher! Herr Dr. Heller sagte, daß bei 20% der Operierten die OP nicht beim ersten Mal 100%ig klappt und man dann evtl. ein zweites Mal operiert werden muß, ich bin mir nicht sicher, ob ich zu den 20% gehöre, denn der Schweiß wurde ja gewaltig reduziert, das bißchen war vielleicht nur streßbedingt. In Ruhesituationen schwitze ich jetzt im Gegensatz zu vorher gar nicht mehr.
Ich kann den Eingriff jedem Betroffenen von HH an den Achselhöhlen nur empfehlen, denn für mich hat schon jetzt ein neues Leben begonnen. Ich konnte heute im Büro meinen Blazer ausziehen, etwas, was ich sonst bei 40 Grad nicht getan hätte, damit die Kollegen und Kunden nichts merken. Es ist unglaublich! Ich werde mein Schwitzen in Streßsituationen weiter beobachen, vielleicht gibt es sich noch, ansonsten werfe ich mir halt eine Belladonnatablette ein, wenn ich vorher weiß, daß ich Streß habe. Vielleicht hilft dann auch Ansudor, an den Händen hilft es bei mir auch.
So, liebe Leute, ich hoffe, ich konnte Euch viele Fragen beantworten, ich stehe auch für weitere Fragen gern zur Verfügung. Ich will mein Glück mit jedem teilen!
E-Mails beantworte ich meistens erst sehr spät, weil ich nur im Büro Internetzugang und E-Mail habe (und bald drei Wochen Urlaub, jippieh), wenn irgendwem was unter den Nägeln brennt einfach sms oder Anruf an 0179/6356968.
Ich bin übrigens 22 Jahre alt und erblich mit HH bedacht worden, meine Mutter hat es auch an den Achseln und mein Vater an Händen und Gesicht. Mein Mann hat es nicht, deshalb haben unsere (geplanten) Kinder vielleicht noch Hoffnung. Ich bin Angestellte im kaufmännischen Bereich und immer in Hektik, habe aber schon während der schönen ruhigen Schulzeit in der 9. Klasse geschwitzt. Eigentlich kann ich mich nicht erinnern, daß es je eine Zeit gegeben hat, wo ich nicht geschwitzt habe, und seit meinem 14. Lebensjahr wurde das Schwitzen zur Hölle, weil ich nichts Hübsches anziehen konnte, nur schwarze und weiße Labber-Sweat-Shirts. (Sweat-Shirt, dieser Name sollte verboten werden!) Jetzt, mit 22, habe ich meinen allerersten richtigen Einkaufsbummel gemacht, bei dem ich das Kriterium "Wasserfestigkeit" nicht berücksichtigen mußte. Ich habe zum ersten Mal keinen Deoroller in der Handtasche. Ich habe zum ersten Mal eine rote Bluse im Büro an. Ich bin der mit Abstand glücklichste Mensch auf der Welt!!!
Mit trockenen Grüßen aus Hannover
Anna
13.07.2000 08:20 •
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