Hey Plumbum
Danke für deine Antwort.
Ja, dieser Beitrag ist schon ernst gemeint. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mich schwer damit tue, einen differenzierten Beitrag zu dem Thema zu schreiben, da ich auch nicht wollte, dass er zu lang wird. Ich wollte eher Werbung für diese offenbar unbeliebten Tugenden machen und den interessierten Leser zum Denken anregen. Vielleicht hätte ich das dazu schreiben sollen.
Von daher bin ich auch froh, dass du meinen Beitrag kritisch hinterfragst und so vielleicht dem ein oder anderen Missverständnis vorbeugst.
Als Erstes möchte ich nochmal ergänzen, was Selbstbeherrschung meiner Auffassung nach überhaupt ist. Habe die Wörter Selbstbeherrschung und Disziplin übrigens auch so ziemlich synonym verwendet (mal passt das eine besser, mal das andere).
Ich sehe Selbstbeherrschung als eine Art mentale Kraft. Eine Fähigkeit, die es mir ermöglicht, automatisch ablaufende Denk- und Verhaltensweisen, sowie natürliche Triebe und spontane Impulse bewusst zu kontrollieren und bei Bedarf anzupassen. Wie aus dem Zeitungsartikel schon hervorgeht, ist Selbstbeherrschung eine begrenzte Ressource, die allerdings in ihrer Verfügbarkeit trainiert werden kann.
Selbstbeherrschung fängt erst dann an, ihren Zweck zu erfüllen, wenn ich sie gezielt dazu einsetze, eine hilfreiche Denk- und Verhaltensweise an den Tag zu legen (wie du es z.B. bei deinem unverschämten Chef tust). Deshalb sollte man sie sich gut einteilen und den Selbstbeherrschungstank immer wieder auffüllen, indem man sich ein Umfeld sucht, in dem man sich nicht sonderlich zu beherrschen braucht (z.B. zuhause vor dem Fernseher, falls man mag).
Allerdings, um die Fähigkeit Selbstbeherrschung nicht verkümmern zu lassen, halte ich es für Sinnvoll, immer mal wieder nach Herausforderungen zu suchen, an denen man seine Selbstbeherrschung trainieren kann. Und am besten sind dafür meiner Meinung nach Dinge geeignet, die man eigentlich eh schon gern tun würde. Z.B. könnte man sich angewöhnen 3x die Woche zu joggen und dann, wenn man das getan hat, auch noch an seiner Ernährung arbeiten, ein Haus bauen usw. Halt je nach dem, was einem wichtig ist. Alternativ kann man auch immer wieder nach schädlichen Einstellungen suchen und diese durch angemessene, Hilfreiche einstellungen ersetzen. Um eine neue Einstellung zu etablieren, braucht es auch Selbstbeherrschung, weil man die neue Denkweise ja noch nicht gewohnt ist.
Wenn man so vorgeht, dann etabliert man neben dem Training der Selbstbeherrschung auch noch immer weitere gesunde und erfolgreich machende Angewohnheiten und Einstellungen (bis einem nichts mehr einfällt).
Zitat:Zitat:1. Disziplin macht frei
Viele Menschen fühlen sich unfrei, wenn sie an Disziplin denken. Dabei sind Selbstbeherrschung Disziplin das einzige, was du deinen spontanen Impulsen entgegenzusetzen hast. Wenn du z.B. morgens die Lust verspürst, lieber im Bett liegen zu bleiben anstatt zur Arbeit zu fahren (gleichzeitig aber weißt, dass dies unerquickliche Konsequenzen zur Folge haben würde), dann bleibt dir immer noch die möglichkeit, dich dazu zu disziplinieren.
In dem Sinne wäre es eigentlich nur Sinnvoll, ein Gefühl von Freiheit zu verspüren, wenn wir an unsere Fähigkeiten denken, selbstbeherrscht diszipliniert zu sein.
öhm und inwiefern macht mich das frei? Frei vom schlechten Gewissen, weil ich doch länger liegen geblieben bin und somit z.b. meinen Bus verpasse und zu spät zur Arbeit komme und dicke Luft auf mich wartet?
Was ich hier mit Freiheit meine, ist, dass mich die Selbstbeherrschung von dem Zwang befreit, einem Impuls nachzugehen, der mir ganz offensichtlich schadet. Nun, wie du den Impuls (und die Konsequenzen davon), im Bett liegenzubleiben einstufst, ist natürlich die Frage. Ich halte es für sinvoller, die Abmachung, auf der Arbeit zu erscheinen, einzuhalten, anstatt einfach zuhause zu bleiben. Aber wenn du Gleitzeit hast, lieber noch ein Paar Minuten döst und dann etwas später kommst (was ich auch sehr gerne tue), dir es außerdem auch wurscht ist, falls dein Chef dich mal ankeift, dann gibt es hier m.E. keine Probleme
Zitat:Zitat:3. Disziplin ist cool
Die Zeit in der Schule, als man noch als Streber verschrien war, wenn man gute Leistungen erbrachte, sollten eigentlich vorbei sein. Ein Erwachsener, der sich diszipliniert verhält und sein Ding durchzieht, wird von den Anderen eher bewundert und beneidet. Er würde wegen des besagten Neids allenfalls mal beschuldigt, ein sche*ß Spießer zu sein. Aber wenn man ihn dabei beobachten würde, wie er sein Herzblut in seine Träume investiert, dann wäre man ganz schnell still. Zumindest dann, wenn man ein wenig Grips hat
Naja a) bekommt man von seinem Herzblut nichts mit weil er sich so toll beherrschen kann und b) sind das meistens Leute die den Eindruck vermitteln, zum Lachen in den Keller zu gehen.
Aber nicht unbedingt Er muss seine Fähigkeit zur Selbstbeherrschung ja nur dann einsetzen, wenn er merkt, dass er anfängt, sich selbst zu sabotieren (soll ja mal vorkommen, wenn man Ziele verfolgt).
Zitat:Zitat:4. Selbstbeherrschung ist ein Genuss
Wenn ich mir über eine längere Zeit immer den gleichn Reiz zuführe, dann wird sich die Reizschwelle irgendwann so weit erhöht haben, dass ein Genuss durch diesen Reiz kaum noch möglich ist. Ich sollte dann lieber die Reize wechseln, um weiter genießen zu können.
Beispiel: wenn ihr die Hälfte von der Chipstüte schon weggefuttert habt und sie euch eigentlich anfangen zu langweilen, dann legt sie lieber weg. Auch wenn es schwer fällt, solltet ihr lieber mal die Eiscreme rausholen, denn dann geht der Spaß weiter
hmm aber wenn ich erst drüber nachdenken muss, wo bleibt denn dann der Genuss?
Keine Ahnung, sag du es mir
Den Absatz sollte man allerdings in der Tat nicht allzuernst nehmen. Wollte damit eig. nur sagen, dass man öfter mal etwas dafür tun muss, wenn man genießen will und somit die Selbstbeherrschung, die man dabei aufbringt, schon als eine Art Vorbote für den Genuss sehen kann
Z.B. wenn man ein Picknick machen möchte, hat man davor ja auch einiges an Arbeit zu erledigen. Aber es lohnt sich im Hinblick auf den Genuss, sofern man Picknicks mag.
Zitat:Zitat:Nun, dass Selbstbeherrschung Disziplin gesund und erfolgreich machen, will ich hier mal nicht erläutern.
Sagt wer?
Ich
Gut, der Vollständigheit halber: Selbstbeherrschung Disziplin machen gesund und erfolgreich, wenn man weiß, was man tun muss und besagte Fähigkeiten nutzt, dies auch umsetzen. Wenn man nicht weiß, was man tut, dann kann man mit Selbstbeherrschung Disziplin auch großen schaden anrichten. Z.B. dann, wenn man sich mit großer Selbstbeherrschung jeden Tag 5 Bigmacs und zwei Schachteln Zig. reinzwängt
Ich hoffe, es ist mir jetzt gelungen, mich klarer auszudrücken, worauf ich hinaus wollte. Vielleicht kannst du meinem Beitrag ja jetzt mehr abgewinnen?
Lieben Gruß,
easy-dev