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Ich schreibe nur am Wochenende. Hab wenig Zeit beim Arbeiten
Muss mir auch wieder ne völlig gestörrte Geschichte ausdenken

Erster Satz:

Zitat von Maha:
Der Wecker schrillte los: um exakt 4:13 Uhr morgens...

Frühdienst?
Nein, heute ist der Tag wo ich in den Urlaub ans Meer fahre!
Raus aus dem Bett, ich spüre genau, diesmal gelingts, ich werde weder Angst noch Depri haben und ich werde mir nicht wünschen wieder zu Hause zu sein. Ich werde genießen! Was ist noch zu tun?

A


Schreibspiel Erster Satz und andere

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Zitat von Mahala:
Hallo Susanne du meinst den von mir? Den hab ich auf Seite 2 schon geschrieben, er lautet: Als sie an diesem Sommermorgen erwachte, spürte sie ...

(Oh Sorry, hab deine Nachricht jetzt erst gesehen.)
(Passt aber eigentlich auch zu meiner Fortsetzung.)

Ist doch ok, dann nehmen wir den Satz von Maha

Zitat von Susanne05:
Erster Satz: Frühdienst? Nein, heute ist der Tag wo ich in den Urlaub ans Meer fahre! Raus aus dem Bett, ich spüre genau, diesmal gelingts, ich werde weder Angst noch Depri haben und ich werde mir nicht wünschen wieder zu Hause zu sein. Ich werde genießen! Was ist noch zu ...

Sonst hab ich mir immer eine Liste für den Koffer gemacht, diesmal bin ich einfach frei und
spontan in meinen Entscheidungen. Guter Dinge räume ich zwei meiner Lieblingsbikinis
in den Koffer .

Gut, hab meine Lieblingsklamotten. Was ich vergessen hab kann ich dort kaufen - was solls.
Frisch geduscht, Kaffee und Pausenbrot fürs Auto und meine Lieblingsmusik für unterwegs. Auf geht's!

Laut mitsingend sitze ich im Auto und lass die Landschaft an mir vorbeifliegen.
Zwischendurch nehme ich immer wieder Tramper wahr, die an den Auffahrten
ihre Schilder hochhalten…

Ich würde auch welche mitnehmen wenn die Angst nicht wäre an den falschen zu geraten.
Die Zeitungen sind ja voll von solchen schrecklichen Geschichten.
Ich nippe am Kaffee und fahre Richtung Autobahn…

Ich bin schon fast vorbei, da reißt es mich und ich drehe mich wie von der Tarantel gestochen noch einmal um. Der Mann, der Typ, der Schrank von einem Kerl, der da am Rand steht, den kenne ich. Oh, mein Gott. Und noch einmal lautlos bewegen sich meine Lippen zu Oh mein Gott. Mir wird ganz anders. Fahrig hole ich mein Mobiltelefon aus der Tasche und wähle...

(Den Satz von Mahala hatte ich leider gar nicht mehr auf dem Schirm... Ich behalte ihn auf jeden Fall im Hinterkopf. Kann erst gegen Wochenende mit Muße etwas Längeres schreiben.)

…. die Nummer meiner besten Freundin. Kaum geht sie ran, schreie ich " er steht hier, ich hab ihn genau erkannt, oh mein Gott, ich glaube meinen Augen nicht zu trauen, aber er ist es!" Meine Freundin schreit zurück, " he bleib doch mal ruhig, von wem redest du überhaupt und wo bist du?"

"Ich bin auf dem Weg in den Urlaub", sage ich immer noch atemlos, obwohl ich zur Beruhigung zweimal tief eingeatmet hatte. "Weißt du doch. Aber jetzt hat sich das Ziel verändert. Jetzt kann ich richtig groß verreisen, verstehst du?!" rufe ich begeistert. "Oh mein…"
"Wie kommt’s?" fragt sie erstaunt.
"Muss sofort zurück. Da steht das Maskottchen von Radio Weltreise! Als Tramper. Das große Gewinnspiel! Wer ihn erkennt und mitnimmt…"

Als sie an diesem Sommermorgen erwachte, spürte sie bereits, dass irgendetwas in der Luft lag, sie konnte aber noch nicht genau ausmachen was es war.

Das Klingeln an der Haustür unterbrach ihren Gedankenstrom. "Gehst du mal?" rief sie laut durch das Treppenhaus nach unten, damit ihr Mann nachsah, wer da so verdammt früh an der Tür schellte. Briefträger oder Paketdienst kamen hier nie vor 11 Uhr.
"Hallooooooo?" Sie schrie jetzt richtig laut. Keine Antwort. War er überhaupt da? Oder schon unterwegs mit dem Rad, um dann mit frischen Vollkornbrötchen von seiner samstäglichen 100-Kilometer-Tour zurückzukommen? Er hasste Joggen. Daher hatte er das Marathon-Biken, wie er es nannte, für sich entdeckt. Ihr sollte es recht sein. Es war ziemlich herausfordernd, mit ihr zu leben und Stressreduzierung durch Sport war ja etwas Gesundes. Auch für die Angehörigen.
Es schellte jetzt mehrmals hintereinander und auch länger als vorher. "Mann!" entfuhr es ihr und ihr Puls ging schneller. Das passierte regelmäßig, wenn sie der Meinung war, dass andere Menschen sich gefälligst respektvoller verhalten sollten, müssten…
"Ich komme", rief sie und ging langsam die Treppe hinunter. Ihr Morgenmantel war fest zugeknotet. Manchmal brauchte sie Enge, um sich selbst zusammenzuhalten. So, als würde der Morgenrock sie davor bewahren, in Tausende kleiner Splitter auseinanderzufallen.
Sie öffnete langsam die Haustür. Da stand eine gedrungene, vollkommen schwarz gekleidete Gestalt und sah sie an, während sie immer noch weiter klingelte.
"Wer sind Sie?" fragte die Hausherrin und lief rot an. "Was zur Hölle…?!"
"Wollen Sie mich nicht erst einmal hereinbitten", fragte die schwarze Gestalt. Und dann verzog sie ihre schmalen Lippen zu etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte.
"Was denken Sie denn… Ich lasse doch keine Wildfremden in unser Haus!"
Da kicherte die Schwarze belustigt.
"Was ist so witzig?", fauchte die Hausherrin.
"Ach nichts. Ich stelle mich Ihnen nun also offiziell vor, auch wenn ich schon lange Ihr ungebetener Gast bin." Das "ungebeten" betonte sie merkwürdig. "Mein Name ist Deborah Pression. Abgekürzt De. Und wenn Sie einen Blick in Ihren Kalender werfen, sehen Sie, dass Sie mich für heute eingeladen haben. 7:13 Uhr. Zu einem ernsten Gespräch unter vier Augen… Sie wollten mich interviewen, ganz offen und schonungslos, schon vergessen?" Dann hob sie ihre schwarzen Kleider hoch und stülpte sie etwas um. "Wendekleidung. Außen schwarz, innen feuerrot. Ich kann auch Wut. Dann sehe ich so aus wie Ihr Gesicht…"
Die Hausherrin trat einen Schritt zur Seite, um De einzulassen. Es war ihr wieder eingefallen. Sie hatte tatsächlich diesen Termin ausgemacht. Weil sie wusste, dass ihr Mann dann eine ganze Weile weg wäre.
"Wir können auch du sagen", sagte De.
"Gut, komm rein, ich heiße Zoe", antwortete die Hausherrin.
"Zoe, von Leben abgeleitet, wie schön und wie passend…", antwortete De.
"Ha, ja, Zoe und das Leben mit De."
"Willst du etwas trinken, einen Kaffee?" bot Zoe an.
"Nein, danke, mir schmeckt doch nichts."
Jetzt setzte Zoe ein schiefes Grinsen auf. Kaffee schmeckte ihr inzwischen wieder. Meistens jedenfalls.
"Also, Zoe, was verschafft mir die Ehre?"
"Ich will, dass du aus meinem Leben verschwindest. Falls es dir schon aufgefallen ist, hasse ich dich und deine Begleiter. Wundert mich, dass du allein gekommen bist. Eigentlich hatte ich auch die Angst kontaktiert und herbestellt."
"Nicht gleich übernehmen…"
"Du zerstörst mein Leben. Du bist sche iße. Du raubst mir den Schlaf. Du…"
"Hast du dich schon einmal gefragt, ob ich auch etwas für dich tun kann? Etwas Wertvolles, Gesundes…" sagte De.
"Pah!"
"Ich stelle mir sehr gerne vor, dass Menschen, die schon lange oder Zeit ihres Lebens unter enormem Druck stehen, diesen durch mein Erscheinen dann endlich ablassen. Gepresste, unterdrückte, seit langer Zeit weggesperrte Emotionen und Gefühle brechen sich Bahn und zeigen sich. Und durch mein Auftauchen kommt ein lebenswichtiger Lernprozess in Gang." De lächelte diesmal aufrichtig. "Ich finde, ich habe einen Ehrendoktor-Titel verdient, oder?"
"…"
"Gut, vielleicht ein wenig dick aufgetragen. Verstehst du, was ich meine?"
"Wenn ich dich in meinem Leben habe", sagte Zoe, "und dann die ganze Zeit darüber grübele und es hasse, dass ich dich habe, sind es schon zwei unüberwindlich scheinende Probleme? So etwa?"
"Genau", antwortete De. "Wie wäre es, wenn du mal deinen so fest zugezurrten Bademantelgürtel lockerst, damit du wieder besser atmen kannst? Nur mal so als Idee."
"Hm…" murmelte Zoe und lockerte ihn dann tatsächlich.
"Ich will jetzt natürlich noch nicht alle meine Tricks verraten, wie du wieder ohne mich leben kannst. Mir gefällt es ja bei dir. Und es gibt einiges zu erkennen und zu tun… Das Monster, das andere in mir sehen, bin ich jedenfalls nicht. Und die Menschen, bei denen ich mich einniste, bedeuten mir etwas."
"Siehst du dich als…" Zoe verstummte.
"Weckruf... Jaaaaaaa."

Sanft ertönte der Song Ja von Silbermond aus ihrem Mobiltelefon, den sie als Wecker eingestellt hatte. Als sie an diesem Sommermorgen erwachte, spürte sie bereits, dass irgendetwas in der Luft lag... eine verhasste alte Feindin hatte sie im Traum besucht und ihr Freundschaft angeboten.

@Maha Klasse geschrieben, mega

@Mahala danke für die Blumen, freu mich sehr

Wer neues Satz-Futter beisteuern mag… oder eine Fortsetzung zur Gemeinschaftsstory bitte gerne und schon mal allen frohe Feiertage

Hallo Zusammen
Für meinen eingesetzten Satz, hatte ich ja, wie berichtet schon angefangen eine
Geschichte zu schreiben.
Aber gestern Abend, während ich weiter schrieb, kam mir die Idee, dass ich mal versuche,
das Ende offen zu lassen um verschiedene Ausgänge der Geschichte von mehreren
Personen und ihrer Phantasie zu erreichen.
Also nicht nur ein oder zwei Sätze schreiben, sondern einfach drauf los eine
Fortsetzung finden, um der Geschichte einen kompletten Ausgang zu geben.
Ich würde mich wirklich dolle freuen, wenn da einige von euch mitmachen würden.
Egal, in welche Richtung ihr eurer Phantasie Flügel verleihen möchtet.
––––––––

Als sie an diesem Sommermorgen erwachte, spürte sie bereits, dass irgend etwas in der
Luft lag, sie konnte aber noch nicht genau ausmachen, was es war.
Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln, streckte sich kurz auf der Bettkante sitzend und trat ans Fenster.
Ihr Blick fiel auf die wunderschöne Hochstammrose, welche direkt vor ihrem Fenster
ihren betörenden Duft verströmte.
Ein strahlender, blauer Himmel umrahmte kleine, vereinzelte Federwolken.
Der Rasen schickte sein frisches, junges Grün in den neuen Tag.
Dennoch, genießen konnte sie alles Schöne, was sie umgab, gerade nicht.
Was war nur heute mit ihr los, sie spürte eine schreckliche innere Unruhe, dabei sah der
Tag so harmlos und fast perfekt aus.
Sie ging ins angrenzende Badezimmer und betrachtete sich prüfend im Spiegel.
Ihr langes, dunkles Haar legte sich in leichten Wellen um ihr apartes Gesicht.
Ihre mandelförmigen warmbraunen Augen hatten einen melancholischen Ausdruck.
Das dominanteste in ihrem Gesicht, war ihr Mund .
Fast herzförmig und mit vollen Lippen, die keinen Lippenstift brauchten um zu
beeindrucken.
Aber sie selbst sah sich ganz anders, ihr war nicht im geringsten bewusst was für
eine unglaubliche Wirkung sie auf Menschen hatte.
Seufzend sah sie zur Uhr und stellte fest, dass sie wohl heute zu spät zum Dienst
kommen würde. Sie musste sich beeilen.
Kurze Zeit später, klickten ihre Absätze laut auf dem gepflasterten Weg, der zur Garage
führte.
Eine Hälfte der Garagentür stand halb offen.
Sie erschrak und überlegte, ob sie gestern Abend vielleicht vergessen hatte diese
abzuschließen ?
Das wäre nicht das erste Mal.
Leise schlich sie sich zur Tür und machte sie vorsichtig und fast geräuschlos weit auf.
Ihr Auto stand wie immer am gewohnten Platz und alles schien völlig normal.
Sie hielt den Kopf schräg und lauschte. Ihr war als höre sie jemanden atmen, gleichmäßig,
als wenn jemand in der Garage schlief.
Aber wo?
Und warum? Und vor allem wer?
In ihrem Kopf rauschten die Gedanken wild und kräftig wie Meereswellen im Sturm.
Gleichzeitig vermochte sie sich kaum zu bewegen.
Schließlich schüttelte sie die Starre ab und beschloss, diesem Geräusch auf den Grund
zu gehen.
Leise schlich sie um ihr Auto herum und musste nicht lange suchen.
In der hintersten Ecke ihrer Garage lag ein Mensch !
Er war in eine ihrer Decken gehüllt, die sie immer benutzte, wenn sie Blumen
transportierte.
Es schien auf jeden Fall ein Mann zu sein, seine Haare sahen sehr ungepflegt aus und
er hatte stark eingefallene Wangen.
Er hatte sicher schon bessere Zeiten erlebt.
An der Wand neben ihm lag ein verschlissener, großer Rucksack. Daneben stand eine
Flasche Wasser und eine Tüte, aus der ein Croissant herausragte.
Der Mann dort am Boden, schien sehr tief zu schlafen.
Ihr erster Impuls war: ich muss sofort die Polizei rufen!
Aber irgendwie schien, zumindest momentan, keine Gefahr von ihm auszugehen.
Was sollte sie nur tun? …………..


Danke, wenn ihr es bis hier her gelesen habt und euch an dieser Stelle entscheiden
würdet, der Geschichte, ein wie auch immer geartetes Ende zu schenken.

[Habe es gelesen , vielen lieben Dank @Mahala Warte jetzt auch mit Dir ab und freue mich aufs Lesen der Fortsetzung oder vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt aufs Weiter-Schreiben.]

Zitat:
An der Wand neben ihm lag ein verschlissener, großer Rucksack. Daneben stand eine
Flasche Wasser und eine Tüte, aus der ein Croissant herausragte.
Der Mann dort am Boden, schien sehr tief zu schlafen.
Ihr erster Impuls war: ich muss sofort die Polizei rufen!
Aber irgendwie schien, zumindest momentan, keine Gefahr von ihm auszugehen.
Was sollte sie nur tun? …………..



Der Mann grunzte leise im Schlaf. Sie überlegte nun fieberhaft. Durfte sie einfach an seinen Rucksack gehen und einen Blick hineinwerfen? Das war ja schon sehr übergriffig. Auch eine Art Einbruch oder Hausfriedensbruch, dachte sie. Der Rucksack beherbergte ja sein Leben, also das, was davon übrig geblieben schien. Ein kleines bisschen ekelte sie sich auch vor dem schmutzigen, olivgrünen Teil an der Wand. Es sah aus wie ein Armee-Rucksack. Ob darin ein Personaldokument war? Oder eine Waffe?
Ach, was soll's, murmelte sie und sprach sich selbst Mut zu, während sie ihre Gartenhandschuhe überstreifte, die in der Garage auf dem Riesensack mit Erde lagen. Sie griff tief in den Rucksack und holte ein Heft hervor. Abi-Zeitung 1982 stand auf dem zerfledderten Magazin. Und darunter Goethe-Gymnasium. Ihr entfuhr ein leises Stöhnen. Goethe-Gymnasium 1982? Oh mein Gott... Das war ihre alte Schule. Sie hatte dieses Heft auch aufgehoben und wie alle ihre Erinnerungsstücke in einem Koffer von ihrem Uropi aufbewahrt. Oben auf dem Speicher. War das ein früherer Mitschüler von ihr? Sie sah noch einmal das Gesicht des Mannes an. Bekannt kam er ihr nicht vor. Doch es war ja schon Jahrzehnte her, dass sie das Gymnasium verlassen hatte.
Der Mann grunzte erneut, diesmal lauter. Sie fuhr zusammen. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass sie nun mindestens eine halbe Stunde zu spät käme. Und dabei hatte sie immer noch nicht entschieden, was sie wegen des Mannes unternehmen sollte. Es war jetzt allerhöchste Zeit, in die Gänge zu kommen.
Du, Miri, ich habe hier zu Hause einen Notfall, sagte sie fast flüsternd zu ihrer Kollegin. Muss heute den Tag frei nehmen. Sorry, geht wirklich nicht anders! Sie sprach etwas lauter in ihr Mobiltelefon. Nein, natürlich nicht. Es war nicht abzusehen. Nein, ich bin nicht krank. Erzähle ich dir alles morgen. Sie legte auf. Miri würde sie beim Abteilungsleiter entschuldigen. Das war kein Problem, sie war so oft in Engpässen spontan eingesprungen. Und sie hatte irrwitzig viele Überstunden, die sie auch irgendwann einmal abbummeln musste, damit sie nicht verfielen. Das hätten wir, murmelte sie.
Der Mann fuhr hoch. Sie erschrak und ließ vor Schreck fast ihr Telefon fallen.
Wer sind Sie? fragte sie ihn und entfernte sich sicherheitshalber um einen halben Meter. Was machen Sie in meiner Garage? Ihr Stimme zitterte ganz leicht. Obwohl die Situation sehr schwer einzuschätzen war, hatte sie verhältnismäßig wenig Angst.
Bist du es wirklich? fragte der Mann. Ich habe so lange nach dir gesucht.
Nach mir? Ich verstehe nicht... Das nennt sich Einbruch, dass Sie sich einfach nachts Zugang zu meiner Garage verschaffen. Was denken Sie sich denn? Ich war schon nahe dran, die Polizei zu rufen.
Bitte keine Polizei, bitte nicht! flehte der Mann und wirkte den Tränen nahe.
Schon gut, ich habe ja noch nicht angerufen.
Du erkennst mich wirklich nicht mehr... sagte er mit einer tieftraurigen Stimme.
Nein, ich habe absolut keinen Schimmer, wer Sie sind.
Er griff nach dem Abi-Magazin, das sie vor Schreck fallen gelassen hatte, als er so hochfuhr. Mit zitternden Fingern öffnete er die Seite mit den Fotos und streckte sie ihr entgegegen.
Tobias Feldmann? rief sie ungläubig. Du bist Tobias?
Er nickte traurig. Sie sah ihn immer noch fassungslos an. Dieses ausgezehrte Gesicht brachte sie nicht mit dem ihrer ersten großen Liebe zusammen. Das sollte Tobi sein? Ihr Tobi? Der nach dem Abi in die USA gegangen war, um an einer Ivy-League-Universität zu studieren? Die Trennung war damals herzzerreißend gewesen. Ihre Pläne, ihm in die USA zu folgen, waren am Geld gescheitert. Sie konnte sich nicht vorstellen, so jung zu heiraten. Und das Geld seiner Familie war auch keine Option für sie.
Wie war aus diesem Jungen ein Tramp geworden, der auf der Straße lebt? Bei seinem Hintergrund? Den Chancen, die er allein durch seine Herkunft hatte. Was war ihm zugestoßen?
Komm erst einmal mit ins Haus, sagte sie. Was sie denken, fühlen, glauben sollte, wusste sie nicht. Ich mache dir erst einmal etwas zu essen. Und dann kannst du baden, wenn du magst. Ich habe auch saubere Kleidung für dich. Erst der Körper, dann folgt der Rest... Nach diesem Motto lebte sie selbst, seit ihr Mann im vergangenen Jahr gestorben war. Auch wenn Tobias viel dünner war, würden ihm einige seiner Kleidungsstücke schon irgendwie passen. Mit Gürtel. Sie hatte Angst, die Lebensgeschichte ihres Freundes aus Schulzeiten zu hören. Gleichzeitig war sie sehr interessiert daran, wie es ihm ergangen war. Und irgendetwas in ihr sagte leise: Es gibt keine Zufälle. Das war auch dieselbe Stimme, die sie abgehalten hatte, die Polizei zu rufen.
Auf das, was beim Aufwachen in der Luft gelegen hatte, wäre sie in einer Million Jahren nicht gekommen. Weil es einfach zu abgefahren war, seinen Ex aus einem anderen, längst vergangenen Leben morgens in der Garage vorzufinden...
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Der Wecker schrillte los: um exakt 4:13 Uhr morgens...

Neben ihr verschwand ein dunkler Haarschopf unter der Bettdecke. Und das leise Gezeter über "bekloppte Uhrzeit" und "Jedes Mal machst du das" verebbte schlagartig wieder.
Sie stand so verboten früh auf, weil die Königin Mutter - seine - sich für heute angekündigt hatte. Die 13 stellte sie bei diesen Gelegenheiten immer ein, um sich auf die drohenden Widrigkeiten des Besuchstages einzustellen. Ihre Schwiegermutter war einfach eine wandelnde Zumutung!
Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, weil sie sich doch glatt wieder einmal dabei erwischt hatte, wie sie über einen anderen Menschen urteilte. Über die Person. Das wollte sie sich doch abgewöhnen. "Das Verhalten deiner Mutter ist eine Zumutung", sagte sie leise unter die Bettdecke. Keine Reaktion. Dafür meldete sich eine andere Stimme zu Wort:
"Achtung Achtung, hier spricht deine innere Sprachpolizei! Das hast du schon mal besser gekonnt!"
Ha ha, ja. Trotz ihrer schlechten Laune wegen des nahenden Besuchs - Kopfschmerzen kündigten sich auch schon wieder an - grinste sie breit in sich hinein. "Nochmal das Ganze als Ich-Botschaft", tönte es in ihrem Kopf.
"Das Verhalten deiner Mutter erlebe ich als sehr belastend. Ihre Besuche sind wegen ihrer ständigen kritischen Kommentare und Abwertungen sehr, sehr anstrengend für mich.‘
Eigentlich hatte sie sich den Wecker ja gestellt, um noch das Haus zu putzen, bevor sie zur Arbeit fuhr. Sie legte sich wieder hin. 4:13 Uhr?! "Hey, schon jemand wach in der Fürsorge-Stelle?"
"Schlaf weiter, Schätzchen", kam die prompte Antwort. Eine warme, liebevolle und beruhigende Stimme. So, wie eine zugewandte Mutter mit ihrem Kind spräche. "So früh aufzustehen und zu putzen, stresst dich zusätzlich."
"Ich will einfach ihrer Kritik entgehen."
"Hat das jemals funktioniert?"
Sie schüttelte betrübt den Kopf. Nein, hatte es nicht. Sie konnte sich ein Bein ausreißen… Dem gnadenlosen Blick ihrer überkritischen Schwiegermutter hielt nichts stand. Sie hatte zu allem und jedem eine Meinung, die sie bei jeder Gelegenheit lauthals kundtat.
Die Fürsorgerin aus ihrem Inneren sprach tröstend weiter: "Kennst du das Geheimnis der Referenzpunkte schon?"
"Refer…?"
"Du denkst, du seiest gemeint. Du fühlst dich kritisiert. Du beziehst etwas auf dich, was aber in Wirklichkeit nichts mit dir, der Sauberkeit deines Haushaltes, der Qualität deines Essens, deinem Kleidungsstil zu tun hat… Du als Mensch wirst gar nicht gesehen."
"Hm…. Wie kann ich denn nicht gemeint sein?"
"Du kennst deinen inneren Kritiker inzwischen doch schon sehr gut, nicht wahr?"
"Ja, seit ich bei dir Verständnis und Trost finde… konnte ich diesen Teil besser kennenlernen, annehmen und für mich nutzen."
"Wer sich seinem eigenen inneren Kritiker vollkommen entzieht, lässt ihn auf andere los. Leider…"
"Meinst du Projektionen?" fragte sie die mütterliche Leiterin ihrer Fürsorgestelle.
"Ja. Auch. Überkritische Menschen sind nie zufrieden, weil sie ihre inneren Kämpfe einfach nach außen verlagern. Sich verwickeln zu lassen, führt zu Schmerz oder Wut. Es ist ihr Schmerz, den sie einfach übertragen."
"Ganz schön egoistisch, oder?! Und ich bin dann bloß eine Marionette im Kasperltheater!" Sie kicherte. "Mir kommt seine Mutter ja meistens vor wie eine Fernsehkommentatorin. Ohne Ausknopf."
Die Fürsorgerin aus ihrem Inneren war erheitert. Trotz des ernsten Themas.
"Verhält sie sich in deinem Erleben auch wie eine Crazymakerin?"
"Huch?! Was ist das denn?"
"Eine Mutter schenkt ihrem Sohn ein rotes und ein grünes Hemd. Egal, welches er dann trägt, kommt der Kommentar: "Ach, das rote/grüne hat dir wohl nicht gefallen."
"Oh meine Güte, genau so etwas hat sie auch drauf."
"Crazymaking - das Konstruieren von Zwickmühlen. Jeder Move verliert…"
"Ist denn eigentlich jede Kritik so?"
"Nein. Feedback - so nenne ich es lieber - ist sogar sehr wertvoll. Wenn es gewünscht ist vom Empfänger und konstruktiv. Wenn es respektvoll verpackt ist. Dann geht es auch tatsächlich um dich. Dann bist du gemeint und nicht nur ein Ventil."

Sie sah auf ihren Wecker. 4:35 Uhr. Noch 3 Stunden Schlaf. Und ausgeruhter würde sie sich später in Ruhe überlegen, wie sie mit ihrem Besuch umging. Dann wickelte sie sich in ihre Gewichtsdecke, die sich wie eine Umarmung anfühlte, und schlief sofort wieder ein.

@Mahala
Liebe Mahala, darf ich fragen, ob das Thema Mann in der Garage einen realen Hintergrund hat?

@Maha na klar darfst du das fragen, nur im weitesten Sinne hat es einen realen Hintergrund.
So wie in jeder Geschichte oder Gedicht oder so, ja immer ein Stück von einem selbst steckt.

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