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Sie war eine der besten Dichterinnen des letzten Jahrhunderts. Mir war sie die Liebste von allen, neben Juan Ramon Jimenez.

Ich habe zu fast allen, die mir wichtig sind und waren, eine wichtige Begegnung oder Anekdote im Leben gefunden.

Als ich Mitte der 90er nach Frankfurt zog, entwickelte sich sehr schnell ein Lokal in der Nähe der Friedberger Landstraße als meine Stammkneipe, wo man einfach nur entspannt sitzen, B. trinken und plaudern konnte. Und wer rauchen wollte, der rauchte.

Eines Tages sagte ich zum Wirt, als er uns gerade wieder Getränke brachte: Du, Alex, wie heißt Du eigentlich mit Nachnamen?

Er sagte: Ausländer.
Ich: Na, Du wirst doch am Ende nicht ein Nachfahre der berühmten Dichterin sein?


Es war tatsächlich so und schien ihm ein wenig unangenehm zu werden, weil dadurch die Gäste erfuhren, dass er Jude ist. Selbst in Frankfurt ist so was zuweilen nicht ungefährlich.

Bei der Tauerfeier für meine Mutter hatte ich kurz nach ihrem Tod noch eine längere Abschiedsrede vorbereitet, die ich in der Kirche vortrug.

Für meinen Vater hatte ich das Gedicht von Rose Ausländer, das am besten passte:

Noch bist Du da

Wirf Deine Angst in die Luft
bald ist Deine Zeit um
bald wächst der Himmel unter dem Gras
fallen deine Träume ins Nirgends

Noch duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst Du lieben
Worte verschenken

Noch bist du da

Sei was du bist
gib was Du hast



https://de.wikipedia.org/wiki/Rose_Ausl%C3%A4nder

12.04.2024 12:34 • 12.04.2024 x 8 #1




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