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Am Bahnhof

Ein Ärztehauskomplex
dort
wo einst Cattos Tanke war
10-Pfennig-Wasser-Tüten-Eis
Kirsche, Cola, Zitrone und manchmal Waldmeister
nur 10 Sorten Zig aretten
Benzin, Diesel
und seine kleine Hebebühne
waren unser tägliches Abenteuer.

Ein Pizza-Döner-Tempel
mit vier Stockwerken Zeitarbeitbüros und Nagelstudio darüber
dort
wo es nichts gab als saftige Wiesen
paarmal gemäht vom alten Schabenberger
für seine Viecher im Stall
unweit.

Versicherungen, Bankfilialen, Apotheke
und sogar
ein Meeresaquaristikspezialist
wo einst die alten Kastanien vorm
Gasthaus Ullmann dem ganzen Viertel
Schatten spendeten
bei dunklem B. und heller Aufregung
über den vernichtenden Schachzug
den verlorenen Wenz
die schlechte Predigt
vorher
im Hochamt.

Ein Mega-Edeka mit Wahlplakaten
Parkplätze, LED-Beleuchtung, Infrastruktur
wo ich früher aus der Kneipe nach Hause schlich
vorbei an Meiers Schrottplatz
immer proppenvoll
mit zwielichtigen Jaguars, Cadillacs und Benz-Coupés
den Geruch der feuchten Polstersitze noch in der Nase
das alte Öl, rostendes Metall
das Kläffen des Dobermanns noch im Ohr
die feuchten Träume noch im Sinn
über die vagen Geschichten
aus dem Moulin Rouge daneben
wo nie ein Auto davor stand.

Allein der Löwnzahn
aus den Ritzen zwischen dem Asphalt der Straße
und dem alten Trottoir
halbjährliche Begleiter
meines Schulwegs
meiner ersten Verliebtheit
meiner ersten Radfahrversuche
gehalten an den Schultern
vom Bruder.

Anonym wollte er verscharrt werden
vergessen
als wäre er nie da gewesen
denke ich manchmal noch an ihn
die Eltern
die Firma
das Haus

und an das alte Ich
das längst
vergangen.

Erinnerungen sind manchmal Bittersüß,
die Musik trift die Stimmung. Schön!

A


Offenes Visier

x 3




Zurück

kehrt der Regen
um die Menschen zu schützen
vor jeglicher Weitsicht

Zurück
lässt die Stille
das Geplapper
der Klugen
wie der Dummen

Zurück
bekomme ich nichts
was ich nicht gab
einst
aus echter Liebe

Zurück
bleibt nichts als dies gelebte
lächerliche Leben
unter dem Grabstein der Zeit
im Ende so schmerzhaft
wie zu Beginn

Zurück
kann mich nichts mehr werfen
ich stehe schon lange

mit dem Rücken
zum Nichts.



Herbst


Wenn unsere Träume
nicht mehr verfangen

unser Leiden
keinen Namen mehr findet

die Schönheit des Seins
durchschaut

die Scherben des Glücks
hinfort gekehrt

sogar die Resignation
verloren -

wenn unsere persönlichen
Illusionen
nicht mehr funktionieren

ist es an der Zeit
jene Illusion zu erkennen
die wir erlernt haben

Realität
zu nennen.

Wieder eines deiner Gedichte die mich tief treffen.
Alles Liebe
Kara



Volkstrauertag

Vergessen
wie die Toten

übersehen
wie die Trauernden

überhört
wie die Mahnenden

spielen sie
den Trauermarsch

auf dem leeren Stadtplatz
vor blinden Fenstern
in taube Ohren

die Bläser achtsam
der Bürgermeister nicht
der Krieger- und Heimatbund ernst
die Feuerwehr noch nicht nüchtern

nur der Regen
erblickt mit mir

die Sinnlosigkeit
allen Tuns.



Ent-Scheidung

Der Schreibtisch
leer

dem Reden
ein Ende

der Zweifel
gelöst

offen
das Visier

merke ich

nicht war ich
das Gesicht

sondern
der Gegenwind.

moo, es ist heftig ...
ich muß darüber nachdenken



Gestolpert

über Deinen Blick

von Deiner Berührung
durchschaut

gestrauchelt
angesichts Deiner Zuversicht

klopfe ich mir
die Hoffnung von der Stirn

und übergebe Dir
das Steuer.



Aus der Zeit

Sie nicht mehr zu brauchen
die Worte
sich nicht mehr zu meinen
durch die Blicke
die Schmerzen erkannt
als einen Teil dieses Ichs.

Was hätte schon werden sollen
aus diesem Klumpen Fleisch
diesem Drängen
dieser Flucht -
dorthin -
fort von hier?

Kein Werden
kein Wollen -

was bliebe?



Flüchtig

die Nächte der Dunkelheit
in denen die Angst
so übermächtig

die Tage des Lichts
wo jeglicher Überschwang
rechtens erscheint

die Zeiten der Erinnerung
des Planens
des Bedauerns
und der Zwietracht.

Flüchtig ist es
dieses Versteck

das wir Ich nennen.



Ein neues Jahr

ist es doch nur
ein weiterer Schritt
auf Abwegen

alter Verfehlungen
in neuen Dingen
ungewohnt
und doch vertraut

der Geschmack
der Niederlage
das Säuseln
der längst fahren gelassenen Hoffnung

in allem erkennbar
die Abkehr
jeglichen Plans
von jeglichem Ziel

überkommt mich doch
die Freude
über den unausweichlichen
letztendlichen Verlust

bringt uns vielleicht doch alles
was wir nicht besitzen
nicht vermeinen

dem näher
was man Freiheit nennt.



Schottland

Schwach sind sie geworden
die Rufe
aus den Hügeln

auch über ihnen
weht er nun
der Wind des Strebens
des Fortschritts
des Mammon

verkommen zur Ware
was einst genannt
das Wasser des Lebens

mündet es letztlich doch
darin
zu vergessen

sie rufen nicht mehr
die Munros
die Bays
die Glens

still ist sie geworden
die Illusion
an die ich so gerne

geglaubt.



Ende der Weisheit

zu spät für einen neuen Weg
sprachlos -
endlich bereit
die Worte fahren zu lassen
zu vergessen
jegliche Bedeutung.

Mit dem Gesicht zur Wand
unbekanntes Land
verloren der Reiz
jeglicher Vielfalt.

Die Farben verblasst
der Geist gefasst
Zuversicht im Ende
ewiger Suche nach
ewiger Flucht vor

mir selbst.



so weit entfernt
bist du mir heute
seit längerem -
du

verschütt gegangen
im wust der sinne
der sinnlosigkeit
dem geschrei der lauten
und der leisen

nichts sprießt mehr aus dir
nichts kehrt mehr zurück
in dich
als wärst du nie gewesen
fegt das leben hinweg
durch mich

werde ich dich
je wieder finden
dann
wenn alles zu ende gehen muss

es heißt
man könne dich
weder suchen noch finden
du wärst immer da -
jenseits von sein und nichtsein
jenseits von ich und welt
von leid und freud
und doch inmitten all dessen

doch wo ist es
dieses jenseits

ach ja
wieder eine unzutreffende frage

wie könntest du auch
auf eine frage
antworten

jetzt
in der tiefen resignation
im absoluten scheitern
im fehlgang jeglicher worte

ahne ich dich



Daneben

Wohl fühle ich mich
in den hinteren Gassen
im Dämmerlicht der dritten Reihe

Jenseits
der stolzen Höfe
der falschen Höflichkeit

Im Schatten
der Nebensache
der Nebensächlichkeit
selbst ein Nebensächlicher

bekommt
mir das Leben
besser.



Dual

Das erste Mal
Die letzte Chance

Unbändige Freude
Unfassbares Leid

Endlose Möglichkeiten
Ewiger Stillstand

Alles auf eine Karte
Alles verloren

Lebendig und
Lebendig begraben

den Unterschied

machst Du.
Sponsor-Mitgliedschaft



15 Jahre

ist es nun her
dass wir uns kennen

keiner von uns
ist noch der
der er mal war

und doch
sehe ich
meine Entwicklung
in Deinen Augen

und Deine
in meinem Erleben

So mag es sich anfühlen
Illusionen zu verstehen
und mit ihrem Verlust

Frieden zu schließen.



Nie 2

Nie glaubte ich an die Liebe
bis Hass mich umgab.

Nie glaubte ich an den Tag
bis die Nacht herein brach.

Nie sah ich den Morgen
bis ich ihn verschlief.

Nie sah ich die Wahrheit
bis man mich belog.

Nie sah ich Deine Hilfe
bis Du sie mir nicht mehr gabst.

Nie gab ich jemandem Halt
bis ich erkannte
dass dies

mein Halt
gewesen wäre.



Würde mir jemand
das Ende dieser Daseinsrunde schildern
wäre ich bereit
ihm zu glauben?

Würde mir jemand
die Ursache meiner Geburt erklären
wäre ich bereit
neue Ursachen zu wirken?

Würde mir jemand
die Möglichkeit bieten
ohne jegliche Wartezeit zu leben
würde ich
das Angebot annehmen?

Würde mein Leben
lediglich aus Warten bestehen
würde ich es beenden?

Vielleicht aber auch
ist das Leben
an sich

wartungsfrei.

A


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