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Für einen lieben Freund von mir und Euch alle.

Es interessiert mich nicht, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.
Ich will wissen, wonach du dich sehnst
und ob du es wagst, davon zu träumen, das Sehnen deines Herzens zu erfüllen.
Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.
Ich will wissen, ob du es riskieren willst, wie ein Verrückter nach Liebe zu
suchen, nach deinen Träumen, nach dem Abenteuer, lebendig zu sein.
Es interessiert mich nicht, welche Sterne deinen Mond kreuzen.
Ich will wissen, ob du das Zentrum deines eigenen Kummers berührt hast,
ob du geöffnet wurdest durch die Treuebrüche oder verwelkt und verschlossen
aus Angst vor weiterem Schmerz.
Ich will wissen, ob du in Schmerz sitzen kannst, deinem oder meinem, ohne dich
zu bewegen, um ihn zu verbergen, zu schmälern oder zu fixieren.
Ich will wissen, ob du in Freude sein kannst, deiner oder meiner;
ob du ausgelassen tanzen und die Ekstase dich füllen lassen kannst bis zu
deinen Finger- und Zehenspitzen, ohne dich in Vorsicht zurückzunehmen,
realistisch zu sein oder dich an die Schranken des Menschseins zu erinnern.
Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob du einen anderen enttäuschen kannst,
um dir selber treu zu bleiben,
ob du die Anklage eines Treuebruchs aushalten kannst,
ohne deine eigene Seele zu betrügen.
Ich will wissen, ob du vertrauen und deshalb auch vertrauenswürdig sein kannst.
Ich will wissen, ob du Schönheit sehen kannst,
selbst wenn es nicht jeden Tag schön ist,
und ob du die Quelle deines Lebens in Gottes Gegenwart finden kannst.
Ich will wissen, ob du mit Versagen leben kannst, deinem oder meinem und
immer noch am Ufer des Sees stehen
und dem silbernen Vollmond zurufen kannst: „Ja!“
Es interessiert mich nicht zu wissen, wo du lebst oder wie viel Geld du hast.
Ich will wissen, ob du, matt und zerschlagen nach einer Nacht in Kummer und
Verzweiflung, aufstehen kannst und tun, was für die Kinder nötig ist.
Es interessiert mich nicht, wer du bist, wie du herkamst.
Ich will wissen, ob du mit mir im Zentrum des Feuers stehen kannst
ohne zurückzuschrecken.
Es interessiert mich nicht, wo und was und mit wem du studiert hast.
Ich will wissen, was dich von innen stützt, wenn alles andere wegfällt.
Ich will wissen, ob du mit dir selber allein sein kannst und ob du wahrhaftig die
Gesellschaft deiner leeren Augenblicke liebst.

Oriah Mountain Dreamer Indian Elder

24.12.2009 20:37 • 30.12.2009 #1


5 Antworten ↓


Wie der Abendwind
Rainer Maria Rilke


Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter,

geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden.



Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter,

hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle.



Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen;

was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig,



daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen,

lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.

A


"Es interessiert mich nicht."

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An diesem Ort war ich noch niemals: anders geht der Atem, blendender als die Sonne strahlt neben ihr ein Stern.

Franz Kafka

Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.
(Kant)

O meine Brüder! Bei welchen liegt doch die größte Gefahr aller Menschen-Zukunft? Ist es nicht bei den Guten und Gerechten?
- als bei denen, die sprechen und im Herzen fühlen: wir wissen schon, was gut ist und gerecht, wir haben es auch; wehe denen, die hier noch suchen!
Und was für Schaden auch die Bösen tun mögen: der Schaden der Guten ist der schädlichste Schaden!
Und was für Schaden auch die Welt-Verleumder tun mögen: der Schaden der Guten ist der schädlichste Schaden.
O meine Brüder, den Guten und Gerechten sah einer einmal ins Herz, der da sprach: es sind die Pharisäer. Aber man verstand ihn nicht.
Die Guten und Gerechten selber durften ihn nicht verstehen: ihr Geist ist eingefangen in ihr gutes Gewissen. Die Dummheit der Guten ist unergründlich klug.
Das aber ist die Wahrheit: die Guten müssen Pharisäer sein, - sie haben keine Wahl!...


F. Nietzsche - Also sprach Zarathustra III. 26

Oh du einsame Kiefer!

Gern geb ich dir

Meinen Strohhut

Und Strohmantel

Um den Regen abzuwehren.


Ryokan




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