Zitat von Nikieagle:Ich find es immer wieder interessant, dass Männer über Frauenprobleme schreiben und diese zu lösen versuchen bzw sich über die Meinung vieler Frauen einfach stellen und sich anmaßen das Problem durchschaut zu haben.
Vollste Zustimmung. Das ist vergleichbar damit, dass Weiße darüber diskutieren, ob Neger ein diskriminierendes Wort ist oder sie People of colour albern finden. Ja, zugegeben: Es liest sich holprig. Ich könnte auch gut damit leben, die Genderisierung zu unterlassen und dafür überall die weibliche Form zu verwenden, wo bislang ganz selbstverständlich die männliche steht. Möglicherweise würde dem einen oder anderen dabei auffallen, dass es sich merkwürdig anfühlt, wenn ein Rundschreiben der Firma mit der ausschließlichen Anrede Liebe Kolleginnen oder ein Vortrag im Hörsaal mit Sehr geehrte Studentinnen beginnt, mann (sic!) aber keine in ist. Ich erinnere mich, dass ich mit 14 die Formulierung in der Gebrauchsanweisung von ob-Tampons ziemlich schräg fand, die da lautete Wenn man seine Tage hat....
Es ist kein Zufall, dass eine Gesellschaft, die Jahrtausende männerdominiert war, auch eine männliche Sprache besitzt. Ebenso wenig, wie es verwundert, dass man diese nicht aufgeben will. Warum auch? Sie hat doch die letzten 100000 Jahre prima funktioniert. Vor allem sind wir alle aber wunderbar daran gewöhnt.
In den 1970-er Jahren erschien ein Buch mit dem Titel Die Töchter Egalias, in dem nicht nur eine fiktive Gesellschaft mit umgekehrten Rollenbildern beschrieben sondern auch die Sprache im weiblichen Äquivalent zur normalen Sprache verwendet wird. Es kostete richtig Mühe, einigermaßen flüssig zu lesen, bis sich das Gehirn darauf eingelassen hatte. Wenn Jungs nicht Seefrau werden können, weil das halt nun mal ein klassischer Frauenberuf ist, muss frau sich als Junge bedamschen, um nicht zu weinen, weil frau ein Mann wird. Na? Knoten im Hirn? Da liest sich Wenn Mädchen kein Seemann werden können....muss man sich als Mädchen beherrschen um nicht zu weinen, weil man eine Frau wird doch entschieden komfortabler.
Tut es aber nur, weil wir es so gewohnt sind. Und die Wehen, die die Genderisierung der Sprache auslöst, sind wenig mehr als der Abschied von Gewohnheiten. Was hat die Nation geheult, als daß zu dass wurde und Schifffahrt endlich so geschrieben werden sollte, wie es logisch war!
Unsere Sprache formt unser Denken. Das tut sie um so mehr, je weniger wir über sie nachdenken, weil wir sie einfach benutzen. Dazu gehört die Verwendung diskriminierender Wörter ebenso, wie der selbstverständliche Gebrauch der männlichen Form.
In spätestens der übernächsten Generation wird kein Hahn mehr danach krähen - keine Henne danach gackern - worüber sich jetzt so viele mokieren. Lohnt sich also nicht, sich darüber aufzuregen - wir sind ja nur vorübergehend für die Dauer unseres kleinen Lebens damit konfrontiert .