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Der erste Gedanke nachdem sie am späten Vormittag die Augen aufschlug und sich in ihrer unordentlichen kleinen Wohnung umsah war: schei.. Ihr ging der Vorabend mit viel Alk. und dem Ärger mit einem Freund durch den Kopf. Sie schloss noch einmal kurz die Augen um hoffte einfach weiter Schlafen zu können. Ihr Kopf schmerzte und war schwer. Dieses Gefühl ist ihr absolut vertraut. Zu oft schon, hat sie sich in den letzten Jahren mit Alk. betäubt um zu vergessen. Einige qualvolle Minuten in absoluter Stille und allein mit ihren Gedanken später, richtete sie sich mit Herzklopfen wieder auf. Diesmal sprach sie es laut aus: schei.!.

Eine Lawine von sozialen und rechtlichen Verpflichtungen kreisten in ihrem benommenen Kopf. Sie stand auf und lief einmal quer durch ihre kleine Wohnung als könnte sie ihren Gedanken entkommen. Sie schaltete den Fernseher an. Hauptsache diese unerträgliche Stille verschwindet endlich. Sie wirft nicht einen Blick auf den Fernseher, es ist unwichtig was läuft. Schließlich läuft sie noch einige Minuten mit der Hand vor der Stirn durch die Wohnung. Sie denkt an ihre Geldsorgen und all die Probleme die damit verbunden sind und versucht krampfhaft eine Lösung zu finden. Es muss eine schnelle Lösung sein, sie hat es immer weiter auf die lange Bank geschoben und nun bricht alles über sie herein. Also surft sie zum x-ten Mal im Internet auf einschlägigen Sofort-Kredit Seiten. Sie weiß, dass ihr niemals ein Kredit bewilligt würde. Aus purer Verzweiflung hinterlässt sie auf mind. 3 Seiten all ihre Daten und hofft auf ein positives Ende. Doch wird sie wissentlich vergebens hoffen.

Erschöpft gibt sie schließlich auf und sackt auf ihrem Bett zusammen. Am liebsten würde sie all ihre Sorgen weg weinen. Sie weiß dass es keinen einfachen Ausweg gibt. Sie weiß, dass sie ihre Sorgen zu einem großen Teil selbst verschuldet hat. Es nützt alles nichts. Und da ist er wieder, der Gedanke an den Freitod. Schon oft hat sie daran gedacht durch die eigene Hand zu sterben. Doch sie weiß nicht wie und sie hat Angst vor dem Scheitern des Versuchs. Sie gibt einige Schlagworte in die Internet-Suchmaschine ein und liest im Netz über die Probleme und Sorgen anderer. Sie hofft einen Vergleich zu ihrer Situation zu finden. Irgendwie hat sie die utopische Hoffnung endlich eine Antwort bzw. eine einfache Lösung für ihre Probleme zu entdecken.

Ihr Kopf schmerzt immer noch. Sie gibt die Suche auf und zwingt sich ein wenig schmackhaftes Mikrowellengericht zu essen. Ihr Magen Schmerzt bei jedem Bissen und sie wird müde. Sie ist angeekelt von dem unordentlichen und schmutzigen Zustand der Wohnung. Es sieht schon seit Tagen so bei ihr aus. Immer wieder sind da die Schuldgefühle sich selbst gegenüber. Aber auch die zahlreichen lächerlichen Ausflüchte, warum sie einfach nicht Aufräumen, Putzen, Waschen und Abspülen kann. Heute ist es wieder einmal ihr Kater, der ihr körperlich zu schaffen macht. In Wirklichkeit ist sie einfach überfordert. Sie weiß nicht wie sie es schaffen soll. Die alltäglichen Dinge sind für sie eine unerträgliche Last. Sie versucht alles zu verdrängen und die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. Es nützt nichts, es holt sie im Minutentakt wieder ein und die Gedanken scheinen sie schier wahnsinnig zu machen.

Am Nachmittag soll sie Besuch bekommen. Ein Gedanke der sie quält, denn sie kann den Kontakt zu einem anderen menschlichen Wesen heute nicht ertragen. Sie weiß, er wird wieder sehr sauer sein wenn sie schon wieder absagt. Sie vertröstet die Leute schon seit Tagen, einige seit Wochen und andere schon über Monate.

Trotz heftiger Magenschmerzen zündet sie sich eine Zig. an und geht durch die Wohnung. Sie hasst sich selber für ihr erbärmliches und selbst erniedrigendes Leben, doch eine Änderung ist nicht in Sicht. Sie hat sich aufgegeben und sie ahnt, dass es bald zum großen Knall kommen wird. Sie sehnt sich nach der wahren Liebe. Doch wer würde sie schon nehmen? Sie hat Übergewicht und ein verkorkstes Leben. Den Männern die ihr gefallen gefällt sie nicht. Es reicht höchstens für einen betrunkenen Kuss. In diesen Momenten ist sie glücklich. Doch am nächsten Morgen schmerzt ihr Herz. Sie hat es längst aufgegeben Kontakt zu diesen Männern aufzunehmen, denn sie weiß dass sie nur zurück gewiesen würde. Wahrscheinlich erinnern sich ihre Bekanntschaften nicht einmal daran. So verlief auch ihr gestriger Abend. Sie erträgt den Anblick der Fotos nicht. Wieder möchte sie ein Tränenmeer vergießen beim Gedanken daran.

Dieser Tag war wieder eine Qual. Sie weiß, dass sich der heutige Tag auch Morgen wiederholen wird und viele Tage darauf. Und sie wird wieder Trinken, sobald der Kater abgeklungen ist- um für ein paar Stunden zu vergessen.

Über eine vertraute DVD schläft sie schließlich ein und auch in ihrem Träumen, lassen ihre Sorgen sie nicht los.

© Ira

14.02.2010 15:49 • 14.02.2010 #1




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