Ich versuche mich an ein Werk, was sehr wahrscheinlich mehr als 15 Jahre dauern wird, es nieder zu schreiben, weil es ein Versroman werden soll, das meine ersten 30 Jahre meines Lebens beinhalten soll. Meine Vorbilder hierfür sind Wolfram von Eschenbach und Hartmann von Aue, die aber jenes auch in der Metrik perfekt beherrscht haben, ich kann es leider nicht. Sie brauchten für ihre großartigeren Werke auch solange.
An der Küste in der Gegend von Dagebüll in Schleswig-Holstein im Jetzt
Ich sitze an einem Strand
und bin leider außerstand,
diesen schönen Augenblick zu genießen,
ich will meine Seele nur noch verschließen.
5 Ich sehe, wie die Wellen auf mich zu kommen,
ich fühle mich seit geraumer Zeit benommen,
meine Seele kennt für mich kein Erbarmen,
keiner ist hier, um mich einmal zu umarmen.
Man sieht in die Ferne,
10 dort sein würde ich gerne.
Vielleicht hätte ich dort keine Sorgen
und ich würde meine Last entsorgen.
Ich sehe eine wunderschöne Insel vor mir liegen,
kann ich doch noch einmal irgendwo abbiegen.
15 Sie ist so nah und doch so fern,
hätte ich doch das Leben gern.
Für mich ist sie unerreichbar,
die unruhige See ist unpassierbar.
Wie die Insel ist meine Menschenseele mir nah,
20 doch in Wirklichkeit ist sie mir so fremd wie Ra.
Immer wenn ich im Leben entscheiden musste,
kam es leider unbewusst immer zum Verluste.
Es gibt für mich auf keinen Fall einen Weg zurück,
ich bückte mich immer vergebens nach dem Glück.
25 Doch mein Kummer ist groß,
in meiner Kehle steckt ein Kloß,
diesen werd ich nie mehr los.
Mein Inneres ist rastlos,
ich bin stets nur noch ratlos
30 und werde selten die Zweifel los.
Scheint für mich doch nur die Helios,
hätte ich doch nur einen sicheren Schoß.
Ich scheine zurzeit seelenlos,
deswegen bin ich tränenlos.
35 Ich möchte so gerne anfangen zu weinen,
doch im Inneren fange ich an zu Ersteinen.
Ich habe leider schon viel zu viele Tränen verloren,
meine Tränendrüse hatte sie für mich gerne geboren,
nun will sie nicht mehr,
40 das finde ich nicht fair.
Mir hilft die Klarheit im Kopf nach dem Ausweinen,
das ist meine einzige Abhängigkeit im Geheimen.
Dafür liebe und brauche ich die Monotonie,
es ist für meinen Geist die schönste Harmonie.
45 Ohne Weinen bin ich verloren,
meine Seele ist steif gefroren.
Ich bin so gefühlskalt
und so was von uralt,
obwohl ich noch jung bin,
50 wo soll mein Gemüt nur hin.
So viel Zeit ist leider verloren gegangen,
meine Seele scheint nichts mehr zu empfangen.
Warum quält mich mein ganzes Leben,
ich werde mir wohl nie vergeben.
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Meine einzige Liebe in der Vergangenheit
55 Ich war so was von verfallen in der wahren Minne,
doch es war zu früh, das wird mir jetzt inne.
Ich liebte in jugendlicher Zeit ein Mädchen,
ich nannte sie gar mein reizendes Käthchen.
Sie war nicht nur für mich etwas ganz Besonnenes,
60 in jungen Jahren war ihre Klugheit etwas Seltenes.
Diese war verbunden mit wahrhaftiger Bescheidenheit,
sie war niemals empfänglich für belanglose Eitelkeit.
Sie reichte jedem die Hand,
sie vergaß dabei niemand,
65 auch die Menschen am äußersten Rand
wurden von ihr nie und nimmer verbannt.
Sie war immerwährend hilfsbereit
und ein Mensch voller Offenheit.
Sie liebte es sehr, über ernste Themen sich zu unterhalten,
70 dabei war sie denjenigen mit weniger Wissen nie ungehalten.
Es war nicht ihr Wesen,
einem anderen Lebewesen
mit Worten und Taten zu verletzen
beziehungsweise herabzusetzen.
75 In jeder denkbaren Lage, sich hineinzuversetzen
und mit dem gegenüber und sich auseinandersetzen,
das war ihr eigener aufgelegter Toleranzedikt
nicht so zu handeln, wäre für sie ein Delikt.
Aber nicht nur ihr Innerliches war beachtenswert,
80 sondern auch ihr Äußerliches war liebenswert.
Sie war so formvollendet wie Aphrodite,
ich war ihr zugeneigt wie Erec der Enite.
Sie kam mir vor wie ein episches Gedicht,
in jeder Dunkelheit brachte sie helles Licht.
85 Sie funkelte mehr wie irgendein Edelstein,
sie war viel heller wie jeder Sonnenschein.
Ihre Schritte waren voller Anmut
und trotzdem lebte sie in Demut.
Ich mochte ihr natürliches Erscheinungsbild,
90 es war für ihre inneren Werte ein getreues Abbild.
Sie hatte nie Schminke im Gesicht aufgetragen,
wie sollte diese auch zu ihrer Schönheit beitragen.
Schmuck kannte ihre schöne Haut nicht,
sie liebte es halt einfach und schlicht.
95 Dieses Mädchen traf ich in einer Zeit,
in der wir beide das ertragende Leid
mithilfe von Psychotherapeuten verarbeiteten,
in dem wir auch die Vergangenheit aufarbeiteten.
Sie hatte viele sexuelle Misshandlungen vom Vater erdulden müssen,
100 auch auf meiner winzigen Kinderseele wurde getreten mit Füssen.
Ich hatte Misshandlungen erlebt durch gleichaltrige Kinder,
diese waren leider viele Jahre meine gewalttätigen Schinder.
Unter Ängste und Zwangshandlungen litt ich,
das war eigentlich auch nicht verwunderlich.
105 Ich hatte zu viel Schmerz erduldet
und hatte dieses nicht verschuldet.
Wir konnten unsern Schmerz gegenseitig lindern,
sie gab mir die Kraft, um den Waschzwang zu mildern.
Sie erkrankte an die Magersucht,
110 diese bekam sie mit voller Wucht.
Sie war früher als ich in therapeutische Behandlung,
ihr Körper war bereits auf den Weg der Besserung.
Am ersten Tag unserer Bekanntschaft
war ich noch ziemlich stümperhaft.
115 Ich wagte nicht jemand anzusprechen,
das war schon immer mein Gebrechen.
Ich saß in einer Ecke,
als ob ich mich verstecke.
Sie war zuerst am anderen Ort
120 und kam auf mich zu von dort.
Sie sprach mich einfach an,
das zog mich in ihr Bann.
Zuerst sprach ich kein einziges Wort,
doch sie ging keinesfalls von mir fort.
125 Sie gab mir ausgiebig Zeit,
ich war noch nicht bereit.
Ich verließ den schönen Ort
und ging zur Schlafstätte fort.
Ich drehte mich dabei zu ihr um,
130 desgleichen sah sie zu mir herum.
Sie hatte hierbei ein liebliches Wesen,
sie war wohl nicht enttäuscht gewesen.
Dieses spielte sich ein paarmal so ab,
meine Gefühle gingen dabei auf und ab.
135 Bis ich das erste Mal es wagte
und zu ihr etwas Banales sagte.
Dabei schenkte sie mir ein freudvolles Gesicht
und wir sahen uns von Angesicht zu Angesicht.
Ich verstand die ganze Welt nicht mehr,
140 der gefüllte Raum wurde menschenleer.
Ich sah niemanden mehr an dieser Stelle,
ich dachte, wann bekomme ich eine Schelle.
Hingegen kam diese nicht,
dafür kam die Zuversicht.
145 Es war kein böser Albtraum,
auch kein schöner Liebestraum.
Nein, es war die Wirklichkeit
in edelster Vollkommenheit.
Warum war sie mir immer noch so zugeneigt
150 durch mein Nichtstun habe ich es doch vergeigt.
Was erkannte dieses Engelwesen bloß in mir,
mein Herz war kaum erreichbar wie das Pamir.
Ich war nicht so schön wie ein Saphir,
meine Seele war ähnlich einem Menhir.
155 Ich würde nie so mächtig sein wie ein Großwesir,
man verbrühte sich bei mir schneller als beim Geysir.
Ich lebte mutterseelenallein wie der Tapir
und war gefühlskalt ähnlich einem Vampir.
Ich hatte keinen Mut wie ein Pionier
160 und war für niemanden eine Zier.
Was wollte sie bloß von mir,
warum war sie so nett zu mir.
Ich wartete auf irgendeine Bosheit,
doch sie war von der Heimtücke gefeit.
165 Wir führten eine sehr intensive Unterhaltung,
ich freute mich auf eine baldige Fortsetzung.
Unsere Wege trennten uns wegen der Nachtruhe,
in dieser Nacht schlief ich ein in himmlischer Ruhe.
Ich wachte am nächsten Morgen auf,
170 der Tag nahm einen guten Verlauf.
Ich bekam mein Lächeln nicht aus meinem Gesicht,
weil abends die holde Maid mit ihrem inneren Licht
mich ziemlich unattraktiven Jungen beabsichtigte, wieder zu sehen,
dadurch konnte ich auch die Therapie am Tage leichter überstehen.
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175 Am Anfang konnte ich nichts gegen den Wasch- und Zählzwang ausrichten,
hierdurch gab es in der ersten Phase der Behandlung keine Erfolgsaussichten.
Die beiden Zwänge hatten sich zusammen getan,
ich wurde deswegen deren ungewollter Untertan.
Dieser hinterlistige, gemeine Zählzwang
180 nistete sich ein als Wiederholungszwang.
Das abnormale Waschen quälte mich schon sehr,
aber infolge der Wiederholungen umso mehr.
Meine Hände hatten dauernd geblutet,
der Schmerz dabei hat mich überflutet.
185 Die Seife fraß sich durch die Hautschichten,
warum tat ich meine Greifarme so zurichten.
Wir hatten in der Jugendpsychiatrie
nicht nur Freizeit und Therapie.
Wir hatten auch Unterricht,
190 dieser war recht schlicht,
aber ich lernte dort eine Sprachlehrerin kennen,
die würde ich am liebsten mit Namen benennen.
Sie setzte sich eines Tages zu mir gegenüber
und sah zu mir besonders traurig herüber.
195 Ihr Blick richtete sich auf meine Hände,
diese sprachen allein schon Bände,
wie oft schon mussten sie Leid ertragen
und das sie sicher nichts mehr vertragen.
Sie sagte zu mir im ernsten Ton,
200 aber ohne weitere Provokation.
Deine Hände sehen Tag für Tag schlimmer aus,
dies einfach länger anzusehen ist mir ein Graus.
Sie haben so viele offene Wunden,
du hast schon oft Schmerz empfunden.
205 Du blutest bei jeder Waschung,
sie erfahren keine Linderung.
Wenn dies so weiter geht,
ich bin zwar kein Prophet,
dann wirst Du daran sterben können,
210 ich möchte Dir aber eine Zukunft gönnen.
Keime, Pilze und Bakterien können mühelos in Dir eindringen,
und diese können Deinen Körper problemlos nieder zwingen.
Bedenke diese Art zu versterben,
ist ein sehr schmerzliches sterben.
215 Sie nisten sich bei Dir ein
und sind nicht lange allein.
Sie breiten sich im ganzen Körper aus,
für sie bist Du ein Gaumenschmaus.
Zuerst werden sie Dir Deine Hände amputieren
220 und danach wirst Du hundeelend krepieren.
Ich bitte für Dich, die Seife nur noch einmal pro Waschung zu verwenden,
oder versuche bei diesem Ritual den Zählzwang nicht mehr anzuwenden.
Folgend war ich die ganze Zeit am überlegen,
wie kann ich den Zählzwang rasch reinlegen,
225 damit er trotzdem mit mir zufrieden ist
und sich nicht mit meinem Geist misst.
Wieso reinigte ich meine Hände mindestens 3-mal
und maximal immer wieder bis zu 81-mal
dauernd die gleiche Prozedur,
230 warum vollzog ich dies nur.
Ich wollte die ganze Zeit durch Selbstmord dahinscheiden,
um einen schnelleren und schmerzlosen Tod zu erleiden.
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Abschied
Käthchen war deutlich früher, als ich genesen,
unsere Beziehung war damit vorbei gewesen.
Bei einem Besuchstag sahen wir uns das allerletzte Mal,
danach verlor sich meine Seele in ein tiefes, dunkles Tal.
Natürlich freute ich mich sehr für sie,
trotzdem erlitt mein Geist eine Havarie,
genauso wie damals bei der Titanic,
sorgte dieses in mir zu einer Panik.
Mein Herz sagte zu dir zärtlich Ade,
der innerliche Schmerz tat derart weh.
Mein Herz brannte lichterloh,
ich ward keinesfalls mehr froh.
Ich fühlte mich in dieser Welt nie geborgen,
sie bereitete mir stets Kummer und Sorgen.
Ich war hier nirgends zu Haus,
dies spürte ich tagein, tagaus.
In mir herrschte eine große Leere
und das war keine geringe Misere.
Es schien, als ob überall die Dunkelheit lauert,
meine Seele fühlte sich an wie eingemauert.
Ab da an war ich selten frei von quälenden Gedanken,
diese brachten mich leider vollkommen ins Wanken.
Die Kümmernis wurde eine Sorgenlast,
ich steckte allzu fest im tiefsten Morast.
Ich fing damals an, bitterlich zu weinen,
oftmals war es ein stundenlanges Greinen.
Ich hörte dazu ein immer wiederholend traurigen Gesang,
es wurde die einzige Sucht, vielleicht sogar ein Zwang.
Wenn meine Tränendrüse keine Träne mehr zuließ,
verließ ich für kurze Zeit mein eigenes dunkles Verlies.
Ich war für diesen Augenblick frei vom Grübeln,
meine Psyche konnte dieses Vorgehen nie verübeln.
Jene Zeiten wurden die schönsten meines Lebens,
die Suche nach etwas Schönerem war vergebens.
Für die bewusste Befreiung von der Grübelei
war mir vieles recht, auch die eigene Quälerei.
Es war natürlich nicht angenehm, solange traurig zu sein,
aber ich fühlte mich dadurch im Kopf so gelöst und rein.
Die Psyche wurde befreit von der erdrückenden Last,
das gab ihr für ein Weilchen die Möglichkeit der Rast,
bevor sie wieder die Schwermut befiel,
es war eigentlich ein labiles Trauerspiel.
Wenn ich für meine Seele keine Erholung hinbekam,
waren nicht nur die Selbstmordgedanken einprägsam,
sondern auch der Widersinn an allem Leben
und die Sinnlosigkeit nach etwas zu streben.
Ich dachte nach über Gott und die Welt
hatte an mir selbst viele Fragen gestellt.
Ich suchte Lösungen in Theologie, Physik, Chemie,
allerdings auch in Historie, Politik und Philosophie.
Ich bekam nur äußerst selten befriedigende Antworten,
bedauerlicherweise konnte ich dafür neue Fragen horten.
x.
An der Küste in der Gegend von Dagebüll in Schleswig-Holstein im Jetzt
Ich sitze unentspannt am Strand
in meinem Elend außerstand,
den schönen Ausblick wahrzunehmen,
ich kann mich hierfür einzig schämen.
5 Ich will verschließen, meine Seele,
der Kummer drückt an meiner Kehle.
Die ersten Wellen nähern sich
Perplexität erfühle ich.
Die Seele will nicht mitempfinden,
10 durch dieses gibts kein Wohlbefinden
Umarmung wirds nicht geben können,
denn Liebe wird man nie mir gönnen.
Ich nehme wahr in weiter Fern,
ich würde dort sein äußerst gern.
15 die Insel Föhr vorm Festland liegend,
Verzweiflung lähmt mich überwiegend.
Sie ist so nah und trotzdem fern,
ich lebe keinesfalls stets gern.
Ich könne dort herüberfahren,
20 Probleme leben fort in Scharen,
sie gehen dadurch nimmer weg
bedeutungslos, auf welchen Fleck
mein karges Leben vegetiert
Gedanken schwirren unbeirrt
25 Zurzeit ist diese unerreichbar,
die See ist tosend unpassierbar.
Für kurze Zeit gedankenlos sein
bedeutet einen Moment frei sein.
Ich kenne keine Gegenwart
Gesagtes ist Vergangenheit,
es gibt nur einen Gegenpart
die Zukunft, eine ferne Zeit.
Die Menschenseele ist mir nah
und trotzdem fremd wie Gottheit Ra
oft unbewusst gab es Verluste,
wenn ich entscheiden musste.
10.07.2022 16:50 •
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