In einem alten Märchen namens Schneekind aus dem Mittelalter ist einem vielerlei bekannt, vom Inhalt erzählt sie, dass eine gut betuchte Herrin ihrem Gemahl angab, nach dem er von einer dreijährigen Kaufmannsreise zurückkam und an ihrer Seite ein Kind erblickte, dass es sie weidlich nach seiner Liebe dürstete und somit nicht anders konnte als dieses heiße Verlangen, mit einer Handvoll Schnee zu sättigen. Durch diese Mahlzeit wurde sie sofort schwanger und gebar dieses Kind, was dadurch auch sein eigenes sei, so hat es Gott gewollt.
Er tat so, als ob er ihr all das glaubte, und erzog somit das Kind in allem wie ein liebender Vater. Eines Tages, als sein Sohn schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte und sehr gelehrig war, sprach er zu seiner Gemahlin, er möchte nochmals auf Reisen gehen und seinen Sohn mitnehmen, damit er noch mehr von der Welt erlernen kann. Die Herrin gewahr keinen Argwohn daran und gewährte es ihrem Gemahl, daraufhin verabschiedete sie sich von beiden liebevoll.
Sie kamen in einem Land an, wo Menschenhandel üblich war, dort verkaufte er mit Gewinn seinen angeblichen Sohn, weil die Verpflegung und Ausbildung vom Sohnemann weniger kostete als die jetzige Einnahme, hieraufhin segelte er per Schiff allein nach Hause zurück.
Seine Gemahlin kam zu ihm angelaufen und umarmte ihn hingebungsvoll zur gleichen Zeit fragte sie nach ihrem Sohn. Er sagte zu ihr mein Liebes, die See hat das Schiff hin und her gewogen, wobei unser Sohn von Board ging. Ich habe mir aber keine Angst um ihn gemacht, weil er ja aus Schnee besteht und man weiß, dass Wasser stets im Umlauf ist, somit wird er bestimmt wieder zurück zur ursprünglichen Quelle finden, wir müssen nur auf ihn gemeinsam warten.
Hiermit endet das eigentliche Märchen, es gibt noch Lobeshymnen über sein kluges Handeln usw. worauf meinesgleichen nicht eingehen möchte, weil ich es als absurd heute ansehen würde, jenes zu tun. Ich kann niemals so denken, genauso wenig mich hineinversetzen wie jemand in jener Zeit, auch wenn manche meinen, es zu können, bin ich der Auffassung, dass es unmöglich sei, trotzdem berührt mich die Geschichte heute noch.
Nach meinem Empfinden ist der Gemahl so tief verletzt worden, hauptsächlich von der Lüge und nicht durch ihr Fremdgehen, weil ansonsten würde er nicht mit ihr weiterleben wollen, was ja den Anschein hat, dass er die Lüge zwischen den beiden ausräumen möchte und bestraft damit zum einen eine unschuldige Person nämlich ihr Sohn zum anderen fügt er ihr tiefes Leid zu, was ihrer Beziehung bestimmt nicht zugutekommt, somit bestraft er im Nachhinein sich wiederum und erzielt hat er nur eins eine weitere Tragödie, ob sie tödlich endet und wenn für wen das ist und bleibt eine offene Frage, die man nicht beantworten kann.
Für mich zeigt jenes auf, dass zwar Rache am Anfang süß sein kann, aber sie zermürbt andere und schließlich einen oft selbst, man sollte stattdessen lieber über seinen eigenen Schatten springen und verzeihen lernen im Gesamten und nicht im Halben, damit kommt man viel weiter als mit der törichten Rache, die man ja wohl kaum umsonst bitter zu nennen vermag, weil sie so viel Verderbnis auf die Welt brachte und leider noch bringen wird. Verzeihen bedeutet nicht unbedingt vergeben, man hätte sich trennen können von ihr oder tatsächlich zusammen eine Familie bilden, sich aussprechen, sich selbst klar werden, was man eigentlich wirklich möchte und was man noch für die Gemahlin fühlt sowie umgekehrt usw., aber er entschied sich anders.
Sie hätte zu ihren Seitensprung stehen müssen, aber sie hatte zu große Angst vor den Konsequenzen, so entschied sie sich für eine Märe. Auch Lügen haben auf dieser Welt in den allermeisten Fällen für weidlich Kummer gesorgt und werden es in der Zukunft wohl leider zu Genüge weiter tun. Ob weiße oder normale Lügen, sie stehlen ein Stück Wahrheit, dieses sollte einem dabei stets bewusst sein. In den meisten Fällen wäre es wohl immerwährend im Nachhinein besser gewesen, die Wahrheit kundzugeben als irgendeine Märe, die anderen schmerzt und schließlich einem selbst, weil sie einem vor den Füßen geschmissen wird.
So gesehen mein Fazit aus diesem Märchen ist Folgendes, beides die Lüge genauso wie die Rache hat ähnliche Konsequenzen, man sollte lieber die Finger von dieselben lassen wegen Verbrennungsgefahr, auch wenn man die weiße Lüge mit viel Bedacht anwenden kann, sollte man sie nur im äußersten Fall gebrauchen, denn in der Tat sind sie zwar stets gut gemeint, können aber grauenhafte Folgen nach sich ziehen.
Ich werde in Zukunft weitere Märchen mit eigenen Worten inhaltlich wiedergeben oder selber welche schreiben, erkennen kann man jene daran, dass ich die eigenen Mären nicht interpretieren werde, außer es wird danach gefragt.
06.03.2023 06:20 •
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