Zitat von Ozeana:Ruhe finden
die anstrengende Zeit geht vorüber
Hallo @Ozeana :
Selten haben mich ein Titel und die danach folgenden Worte so stark berührt.
Beschützende Worte:
Auch wenn ich nie wirklich religiös war, erinnert mich dieser Begriff dennoch an Zeiten meiner Kindheit, in denen ich nach einem Gebet noch gut einschlafen konnte.
Ruhe finden.
Die anstrengende Zeit geht vorüber.
Das erste Bild, das mir bei diesem Satz in den Sinn gekommen ist:
Das Grab meiner Eltern, die es dort wohl endlich verdient haben, diese Ruhe zu finden, nach einem über 90-jährigen Leben.
Aber noch etwas fällt mir dazu ein, und ich kehre zurück in die (auch anderweitig schmerzhafte Realität):
Bertolt Brecht: Maßnahmen gegen die Gewalt
Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt.
„Was sagtest du?“, fragte ihn die Gewalt.
„Ich sprach mich für die Gewalt aus“, antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: „Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt.“
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten und auf dem stand, dass ihm gehören solle jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: „Wirst du mir dienen?“
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: Das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent. Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: „Nein.“
Liebe Grüße.
Tom