Hallo NieAufgeben,
deine Worte haben mich extrem berührt grade. Du hast mir auch eine neue Sichtweise auf meine Angst verschafft. Ich kam so nie auf die Idee, dass es daran liegen könnte dass man die Angst früher unterdrückt hat, aber auf mich trifft das auch zu. Ich bin in einer extrem kaputten Familie aufgewachsen. Meine Mutter ist psychisch krank und hat meine Schwester und mich für ihre narzisstischen Zwecke missbraucht, meine Schwester zur Leistungsschwimmerin gedrillt und mich dafür nur fertig gemacht, wir wurden geschlagen angeschrien gedroht etc, sie ist wegen Nichtigkeiten ausgerastet, auch ihre beiden Männer haben uns, vor allem mich geschlagen und genauso schlecht behandelt. Meine kleine Schwester hat alles getan um den Eltern zu gefallen, immer die liebe Mustertochter gewesen weil sie so große Angst hatte. Ich war die Starke von uns beiden hab mich der Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit der Eltern widersetzt, getrotzt, rebelliert. Mein Vater ist 1,94m groß, hat oft rumgeschrien ist ausgerastet auch mit körperlicher Gewalt, aber ich habe mich gegen ihn hingestellt und die Angst unterdrückt weil ich wusste ich darf es nicht zulassen mich ungerecht behandeln zu lassen. Ich habe die Angst schon gespürt aber ich habe sie unterdrückt und ihr gesagt dass sie jetzt nicht kommen darf. So war meine gesamte Kindheit. Schließlich hat meine Mutter schweren Darmkrebs bekommen als wir 8 und 6 Jahre alt waren und wär fast daran gestorben. Eine Kindheit mit einem ihrer Männer hätte meine Schwester und mich völlig zerstört weil keiner von beiden sich für uns interessiert hat, wir hatten keinen Platz außer ihr. Trotzdem erinnere ich mich auch aus dieser Zeit nicht an Angst, alle Erinnerungen sind weg.
Als sie geheilt war ging mit 10 Jahren meine Hypochondrie los, seitdem kämpfe ich dagegen. Meine Mutter hat das sogar noch gefüttert, hat mich nur beachtet und mit mir geredet und sich zeit für mich genommen wenn ich Ängste hatte und es mir schlecht ging, so habe ich gelernt dass ich nur dafür Aufmerksamkeit bekommen habe.
Ich kämpfe jetzt seit 16 Jahren gegen die Krankheitsangst und seit ich es endlich geschafft habe von zuhause auszubrechen und dieser ganzen Sch*** den rücken zu kehren ist die Angst explosionsartig ausgebrochen und ich bin in der Psychiatrie gelandet. Seitdem besteht mein Leben eigentlich nur aus dem Kampf gegen die Angst (bei mir bezieht sie sich aufs Schlafen aber ich hatte auch andere Zwangsstörungen seit dem letzten Jahr), und der Begegnung mit mir selbst.
Obwohl es die härteste Zeit meines Lebens ist vergeht kein Tag an dem ich nicht dankbar bin, endlich aus dieser Hölle raus zu sein und ich habe keinerlei Kontakt mehr zu meiner familie und das wird sich auch nicht mehr ändern.
Ich fühle zu 100% mit dir, auch ich durfte nie ein normales Verhältnis zu meiner Angst entwickeln und seitdem kämpfen sie und ich miteinander. Der Gedanke dass wir uns vielleicht irgendwie versöhnen könnten ist wunderschön und rührend.
Wir können uns gerne austauschen. Danke für deinen tollen Text.
24.03.2020 19:46 •
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