für mich eigentlich schon aufgegebenen Freundin unterhalten. Ein an sich mehr als klärendes Gespräch, da wir alle Karten offengelegt haben.
Sie hat mir geraten Hilfe zu suchen und das habe ich nach dem Zusammenbruch getan. Ich bin sofort zu meine Hausärztin gegangen und alles nahm sehr schnells einen lauf. Erst das Gespräch beim Psychologen, wobei ich Glück hatte noch am selben tag einen Termin zu bekommen und gleich 3 Wochen später der Termin zur Einweisung in eine psychosomatische Klinik. Hätte ich die starke Unterstützung der beiden Ärzte und den eigenen starken Willen nicht gehabt würde ich warscheinlich immernoch nicht in der Lage sein wieder den alltag zu bestreiten.
Am 13.10.2009 erfolgte die Einweisung in die Klinik auf meinen eigenen Wunsch. Die mehr als 6 Stündige fahrt habe ich mir in 2 Teile aufgeteilt und in der hälfte bei meinem Bruder übernachtet. Die fahrt war sehr anstrengend und ohne kleine Hilfsmittel für mich nur schwer zu bestreiten.
Aber ich habe sie überstanden und das Obwohl sich meine Ängste gerade auf solche Situationen beziehen. Mein erstes Erfolgserlebnis war also schon die Ankunft bei der Klinik. Ab da ging es Steil aufwärts.
In die Bewohnergruppe wurde ich zwangsintegriert. Ich nenne es so, weil mein übliches Verhalten einw eiter Schritt zurück war. Ausgrenzung, Isolation usw. so hätte ich normalerweise reagiert. Aber das war nicht möglich, weil ich so herzlich empfangen wurde. Es fühlte sich seit langem wieder gut an unter Menschen zu sein. Wir gaben uns gegenseitig Kraft und Unterstützung.
In der Therapie wurde zuersteinmal der große Problemrucksack ausgelehrt, den ich schon viel zu lange herumgetragen hatte.
Dadurch wurden die Depressionen schneller abgebaut, als ich es erwartet habe. Sicher, gab es auch viele Brennpunkte und Unsicherheiten im Therapiealltag weil doch viele Situationen sehr neu und für die bereits bestehende ausgeprägte Angst als gefährlich empfunden wurde. Aber ich habe durchgehalten und an allem teilgenommen. Am wichtigsten waren die Einzel- und Gruppentherapien sowie die sogennnanten Expo's.
Sich vor fremde Leute zu stellen und von seinen Problemen zu erzählen kostet eine Menge Mut... danach geht es einem allerdings bombig.
man bekommt Mut und wagt sich weiter nach vorne. Ganz nach dem Prinzip immer der Angst entgegen.
Nach ca. 4 Wochen Klinikaufenthalt ging es dann mit den Expo's los.
Expo's = Expositionstherapie = Verhaltenstherapie = Rein in die Situation und stell dich der Angst!
Meine erste Expo fand zusammen mit meiner Bezugstherapeutin statt und war alles andere als einfach.
Allein der Weg zur S-Bahn und das verlassen der Klinik fand unter großer Anspannung statt, sodass es viel Überwindung kostete in die Bahn einzusteigen. Ausgehalten habe ich 2 Stationen und die fahrt lief ca. 15 minuten bis ich einfach nicht mehr anders konnte als auszusteigen. Aber das war in Ordnung. Es ging nicht darum die Angst gleich beim ersten mal zu bewältigen sondern zu schauen wie ich mich und mein Verhalten verändern kann... eine sogennante diagnostische Expo.
Während wir dann auf den Zug zur Rückfahrt gewartet haben, gabs eine analyse der Situation und noch ein paar wichtige Übungen um die Angst zu akzeptieren und Aufmerksamkeit von den Angstsymptomen abzulenken. Auf der Rückfahrt folgte dann etwas merkwürdiges.
Ich war froh es geschafft zu haben und konnte mich mit dem Gedanken anfreuden wieder einzusteigen und es immer weiter zu probieren.
Die nächsten Expos habe ich dann alleine durchgeführt. Zuerst einmal ging es nur ums einsteigen und ich wurde mit jedem Tag sicherer.
Ich habe es soweit geschafft, das ich ohne jegliche Anspannung den Weg zur Klinik und ein paar Stationen ohne jegliche Anspannung, Befürchtungen oder Panikattacken bestreiten konnte. Wichtig war bei diesen Erfahrungen und Expos, sich auch bei einer Enttäuschung oder einen Schritt zurück zu belohnen. Das war sehr wichtig um aus jedem Erlebnis einen Erfolg zu machen, egal wieviel Angst und Unsicherheit man selbst gespürt hat.
Die Zeit in der Klinik ging rasend schnell vorbei und ich habe eine Menge neuer Leute kennengelernt und sogar Freunde gefunden.
Dazu kommt, das ich mit freude wieder nach draussen gehe und sich mein Aktionsradius stetig vergrößert. Meine Depression ist aufgelöst, aber meine Angst bleibt noch bestehen... doch ich bin zuversichtlich weiterzumachen, denn ich weiß das ich mich der Angst stellen kann.
Es gibt soviel schönes, was ich noch ausserhalb meiner Wohnung erleben kann... keine Angst der Welt ist es Wert das alles zu verpassen.
27.11.2009 23:50 • • 16.06.2010 #1